Kroatien 2024

Wappen von Kroatien Die Hauptmotivation für die Wahl des diesjährigen Fahrtzieles neben dem allgemeinen "da waren wir noch nicht, und es soll dort schön sein" war Ulrikes "ich will es warm haben". Denn es hätte durchaus andere Möglichkeiten gegeben (Baltikum, Irland, ...), aber eben mit nicht ganz so guten allgemeinen Wetteraussichten.

Zur Vorbereitung hatte ich wieder einmal so einen Sprachkurs aus der Reihe "für die Reise" absolviert, das hatte sich ja zuletzt bei der Fahrt nach Rumänien gut bewährt. Diesmal konnte ich so einen Kurs online bei der Volkshochschule Heilbronn machen, es ist ja nicht so, dass der ganze Corona-Trouble nicht auch positive Nachwirkungen haben würde. Das Lehrbuch [1] fand ich zwar ganz gut, der Stoff war jedoch nicht ganz so komprimiert, wie ich das in der Vergangenheit schon gesehen habe. Aber ich war auch einziger Schüler mit dieser speziellen Reisemotivation, die anderen wollten da durchaus tiefer einsteigen.

Und Ulrike hatte sich zur Vorbereitung im Winter die Sitzbank umbauen lassen in der Hoffnung auf (noch) mehr Bequemlichkeit. Nun, wir würden sehen...

Fr, 17.05.2024

Den Tag vor Pfingsten hatten wir schon mal Urlaub genommen, weil wir die Feiertage zunächst noch zusammen mit einer Gruppe in der Rhön verbringen wollen. So wurde der Wecker auf einen späteren Zeitpunkt gestellt, aber um 10:00 Uhr kamen wir dann auch los. Hamburg zu verlassen war zuerst gar nicht ganz einfach, weil am Berliner Tor eine Brücke abgerissen wurde und alle, die dort eigentlich hätten fahren wollen, sich nun zusammen mit uns durch die Seitenstraßen quälten. Aber nach einer Weile erreichten wir die Autobahn und kamen da dann gut voran. Auffällig war, dass sogar unser alter Bekannter, Begleiter ungezählter erster Reisetage, heute zu fehlen schien - der Stau von Soltau. Die Baustelle war da wie eh und je, jedoch konnten wir den Umständen entsprechend frei durchfahren. Erst gegen Ende zeigte sich, dass er heute offenbar beschlossen hatte, die Gegenrichtung mit seiner Gunst zu beglücken.

Getreu unserem Motto "Urlaub beginnt mit Überqueren der Elbe, spätestens jedoch südlich von Hannover, wo das Land aufhört, ganz und gar platt zu sein" wurde dort die Autobahn verlassen und die Fahrt auf Landstraßen fortgesetzt. Entlang der Werra durch schöne, wenn auch inzwischen sattsam bekannte Landschaft und weiter bis in die Nähe von Fulda. Langsam wurde zwar der Himmel immer grauer, für den Abend war in dieser Gegend Regen angesagt, aber wir schafften es beinahe trocken zum Hotel Rhön Residence, wo für die nächsten Tage für uns ein Zimmer gebucht war (die einzige Vorausbuchung der ganzen Fahrt bisher mit Ausnahme der Fährfahrten).

Dort mussten wir allerdings erfahren, dass von 14 Leuten ausgerechnet die beiden Organisatoren es heute nicht hierher schaffen würden, denn Angelika ist in Göttingen in einem Kreisverkehr trotz Vorfahrt von einem VW-Bus umgefahren worden. Viel ist dabei zum Glück wohl nicht passiert, und da jemand anderes aus der Gruppe aus Berlin mit seinem Motorrad auf dem PKW-Anhänger angereist war, gibt es zumindest einen Plan, wie wir die beiden morgen hierher nachholen können.

Tagesstrecke 430 km, km 142462. Los bei Km 142032.

Sa, 18.05.2024

Unser planmäßiger Tourguide weilte heute früh noch bei seiner Frau in Göttingen. Aber ein Teil von uns wollte trotzdem Motorradfahren. Also hatte sich Alessandro erboten, heute die Führung zu übernehmen. Start sollte um viertel nach zehn sein, wie immer mit vollem Tank und leerer Blase, wie er nicht müde wurde zu erwähnen. Auch wenn diese Regel eigentlich allen Motorradfahrern im ganzen Land bekannt sein sollte, finden sich doch immer wieder welche, die nicht noch am Vorabend ihre Tanks füllen - bei uns waren heute zwei davon mit dabei.

Es war ganz ungewohnt, hinter jemanden herzufahren, der nicht nach Navi, sondern noch nach alter Väter Sitte mit Karte und handschriftlichen Notizen im Tankrucksack fährt. Vor der Kreuzung nimmt er Gas weg, muss wohl erstmal gucken, geradeaus oder doch links ab hier? Zuerst ist er denn auch gleich in die falsche Richtung losgefahren. Aber das hatte er vorher auch angekündigt, wir sollten uns darauf einstellen oder jemand anderes müsse vorwegfahren, irgendwie auch gar nicht unberechtigt. Scherzhafterweise wurde die Tour sogar als Motorradhandlingtraining deklariert, und wir mussten auch tatsächlich mehrere Male wenden, was aber gut geklappt hat, es waren ja auch keine Neulinge dabei. Und wir wollten schließlich Motorradfahren, solange es durch schöne Landschaften geht (und das tat es!), ist zumindest mir das egal, wenn wir die gleiche Straße dreimal fahren.

Auf der Wasserkuppe Auf der Wasserkuppe war Pause, hier war ein ziemlicher Touristenrummel mit etlichen Andenkenläden, und die ersten von uns konnten nach gutem Frühstück im Hotel hier schon wieder eine Portion Pommes verdrücken.

Weil Alessandros Plan hier zu Ende war, habe ich es dann übernommen, mit Navihilfe weiter zum Kreuzberg zu führen. Den Ort kann ich nicht empfehlen, hier hätten wir schon für das Parken der Motorräder bezahlen müssen, und es hieß, von hier oben habe man auch gar keine besonders gute Aussicht in die Landschaft. So sind wir schnell wieder weitergefahren, mit noch einem Schlenker nach Süden zurück zum Hotel. Wir sind zwar nicht sehr viele Kilometer gefahren, doch immerhin dabei komplett trocken geblieben, das hätte auch anders werden können.

Dort sind inzwischen auch Angelika und Rüdiger angekommen. Mit einem angebrochenen Lendenwirbel war klar, dass Angelika erst einmal für ein paar Wochen nicht fahren konnte, was insbesondere insofern blöd war, da die beiden von hier aus auch direkt in Urlaub starten wollten, zwar nicht wie wir nach Kroatien, aber nach Bulgarien. Immerhin ging dank Ibuprofen alles andere.

So wurde der Abend wieder mit angeregten Gesprächen bei reichhaltiger fleischlicher Kost im Restaurant verbracht.

Tagesstrecke 196 km, km 142658

So, 19.05.2024

Schon gestern war der Himmel den ganzen Tag über nicht sehr freundlich, doch sind wir immerhin trocken geblieben. Heute beim Frühstück sahen die Chancen dafür schlechter aus. Also wurde schnell und übereinstimmend beschlossen, bis Mittag erst einmal abzuwarten. Aber auch dann schien es nicht besser geworden zu sein. 7 Leute fuhren trotzdem los, ich hingegen nutzte die Zeit, um mich noch einmal in die Sprachkursunterlagen zu vertiefen. Zwei Stunden später machte der Himmel tatsächlich einen etwas trockeneren Eindruck, jedoch jetzt war es zu spät, um noch hinterherzufahren. Die Gruppe hatte unterwegs zwar etwas Sonne gesehen, aber auch mehrere Schauer abbekommen. Und unmittelbar nach ihrer Rückkehr schüttete es auch schon wieder. Aber für morgen sah die Vorhersage besser aus, zumindest in der Richtung, in die wir weiterfahren wollten.

So war das heute also ein fauler Pfingstsonntag, und schon morgen sollte das wieder anders werden.

Tagesstrecke 0 km.

Mo, 20.05.2024

Die Verabschiedungsarie hielt sich heute zeitlich in ziemlich engen Grenzen, so dass wir schon um viertel nach zehn unterwegs waren. Zur Abfahrt war Sonne zu sehen, recht bald zog sich der Himmel zu, aber Wasser kam nicht vom Himmel, und gegen Mittag wurde es wieder heiter.

Liebliche Landschaft in Niederbayern Auf der Höhe von Nürnberg (diese Stadt haben wir natürlich nicht durch-, sondern umfahren) wurde an einer kleinen Tankstelle nicht nur der Zapfhahn, sondern auch die Toilette benutzt. In dem kleinen Raum hing über dem Spülkasten der stark verblichene Text "Bitte verlassen Sie diesen Ort so, wie Sie ihn auch gerne vorfinden möchten." Ich hatte große Lust, daneben zu schreiben: "Das geht leider nicht, dazu müsste ich Fliesen verlegen." Ungefähr die Hälfte der Fußbodenfliesen war nämlich gesprungen, und von der untersten Reihe an der Wand waren mehrere abgefallen und unter dem Waschbecken gestapelt.

Unsere Unterkunft in Altötting Als es Zeit wurde, nach einer Unterkunft zu suchen, fanden wir für 99€ ein Zimmer im Hotel Plankl in Altötting. Das war ein ziemlich alter Bau, das Parkett im Restaurant hat mir gut gefallen mit einem ungewöhnlichen Muster und einer Art Windrose in der Mitte. Gegessen haben wir aber draußen im Biergarten. Danach sind wir noch losgegangen und haben uns den Wallfahrtsort angesehen - so katholisch wie es nur geht, mehrere Kirchen, dazwischen eine Menge Läden mit allerlei Devotionalien - Marienfiguren, Heiligenbilder, geweihte Kerzen, Spezialitäten aus 60 Klöstern...

Tagesstrecke 450 km, km 143108

Di, 21.05.2024

Beim Frühstück lagen Bewertungsbögen aus, wo ich neben den üblichen Sternen für Freundlichkeit, Sauberkeit etc. auch vermerken konnte, dass beim Wasserkocher im Zimmer gerne verschiedene Sorten Teebeutel liegen dürfen und nicht nur 4 Beutel Earl Grey - die einzige Sorte, die ich nicht mag. Zum Dank für die Bewertungsabgabe wurde im Text ein Probierfläschchen Kräuterbitter versprochen. Ein Junge im Grundschulalter ging gerade mit so einem Zettel zur Rezeption, also ging ich gleich mit. Aber die Dame hinter dem Tresen schien auch mir erstmal nicht gleich ungefragt eines von diesen Fläschchen herausgeben zu wollen. Also sagte ich ihr, dass wir (Ulrike war inzwischen hinterhergekommen) uns gefragt haben, ob denn auch ein Kind eine solche Flasche bekäme, die Eltern säßen dort hinten noch, oder nur wir Erwachsenen. Nein, bei Kindern ginge das tatsächlich nicht, jedoch sie könne die zweite Flasche ja mir mitgeben. So habe ich also dafür gesorgt, dass die Flasche richtig bei den Eltern ankam. Das war so ähnlich wie die letzten Tage bei der Rhön Residence: Das Schwimmbad war wegen eines technischen Defektes geschlossen, und zum Ausgleich gab es für jeden Gast einen Getränkegutschein. Am ersten Tag gab es den gleich beim Einchecken, danach nur noch auf Nachfrage. Also haben wir vorzugsweise dann nachgefragt, wenn auch andere Menschen dabeistanden, damit auch diese in den Genuss von Freigetränken kamen.

In den Alpen wurde das Wetter fragwürdig Von der heutigen Fahrerei waren der Anfang und das Ende am unerfreulichsten. Der Anfang deswegen, weil heute wieder ein normaler Werktag war und somit neben mehr PKW als die letzten Tage auch sehr viele LKW. In Österreich wurde das etwas besser, und irgendwann bogen wir auf kleinere Straßen ab. Bei der Auffahrt nach Obertauern kamen wir an einem Unfall vorbei, wo sich drei PKW ordentlich zerlegt hatten. Ich vermute, der erste hatte das Pech, vor dem zweiten zu fahren, der zweite hatte zu wenig Geduld und der dritte das Pech, just in dem Moment auf der Gegenfahrbahn um die Ecke zu kommen. Eine Weile später kam uns ein Wagen entgegen mit vier Dixie-Toiletten auf der Pritsche und eingeschaltetem Blinklicht, als wolle er sagen: "Leute, wenn ihr mich in einen Unfall verwickelt, dann wird das eine Riesen-Sauerei!"

Unterkunftssuche im Regen Kurz vor der Passhöhe hielten wir an, um die Regensachen anzuziehen, es ließ sich aber noch eine ganze Weile lang gut fahren. Erst gegen 15:00 Uhr traf uns die Schüttung, die von der Wettervorhersage für die nächsten Stunden auch schon angesagt war, voll. Weil es Häuser gibt, die auf ihrer Webseite nichts davon schreiben, aber trotzdem ein Schild mit "Dienstag Ruhetag" vor ihre Tür stellen, dauerte es noch eine ganze Weile, bis wir im Hotel Diana am Wörtersee ein Zimmer bekamen. Unsere Klamotten durften wir jedoch in einem separaten Trockenraum aufhängen. Zum Abendessen gingen wir dann hinunter in den Ort zum Restaurant Sissi. Inzwischen war der Regen auch schon wieder weniger geworden.

Tagesstrecke 300 km, km 143408

Mi, 22.05.2024

Da wir hier unser Zimmer schon um 10:00 Uhr verlassen mussten, brachen wir heute mal richtig früh auf. Das war grundsätzlich auch nicht verkehrt, denn die Wettervorhersage versprach uns noch den Durchzug eines Regengebietes. Aber zunächst kamen wir noch trocken los, hatten eine Weile lang Blick auf den Wörthersee und fuhren weiter schön durch die Alpen. Kurz vor der nächsten Grenze hielten wir am "Deutschen Peter" für eine Pause. Neben dem Parkplatz weideten außer Hühnern, Schafen und Eseln auch ein paar Lamas (oder Vicuñas, Alpakas, da kenne ich mich nicht so aus). Ulrike zückte das Handy für ein Foto, und ich schlug ihr vor, das Bild in den WhatsApp-Status zu stellen zusammen mit einer Bemerkung, wir hätten uns wohl leicht verfahren, hier stünden so komische Wegweiser nach Lima mit lediglich dreistelligen Kilometerangaben.

Drüben in Slowenien wurde an der Kasse der Tankstelle meine kroatische Zapfsäulennummerangabe 12 auf Anhieb verstanden, und auch für "danke" benutzen sie hier dasselbe Wort, das stand immer unter den zahlreichen Geschwindigkeitsmesstafeln, sofern auf dem Panel eine Zahl unter 50 angezeigt wurde (wenn nicht, waren wir zu schnell, das passierte aber nicht oft).

Das angekündigte Regengebiet kam wie erwartet und war eigentlich schon wieder durch, als wir die nächste längere Pause machten. Allerdings hörten wir es hinter den nächsten Bergen mehrfach donnern, deshalb behielten wir die Regenklamotten noch an. Richtige Entscheidung, drüben in Postojna bekamen wir die volle Schüttung ab mit mehreren fingerbreit Wasser auf der Straße und Blitz und Donner unmittelbar aufeinanderfolgend. Ich rettete mich unter das schmale Vordach eines Supermarktes, Ulrike vor mir fuhr noch ein Grundstück weiter auf eine Tankstelle. Da dauerte es dann fast eine Stunde, bis wir wieder weiterfahren mochten.

Die Adria erreicht mit den letzten Regentropfen Der Rest von Regen hörte dann auch irgendwann auf, und Ulrikes Route bog von der Hauptstraße ab auf eine kleine einsame Straße in die Berge, auf deren Höhe eine verwaiste Grenzstation so schnell wieder verschwand, wie sie plötzlich aufgetaucht war. Kurz vor Rijeka sahen wir dann die Adria, und die Regensachen verschwanden wieder im Gepäck. Die Stadt selbst ließ sich auf einer Stadtautobahn zügig durchqueren. Danach ging es auf der Küstenstraße weiter nach Süden. Der Himmel wurde blau, und wir hatten nach rechts immer wieder schöne Sicht auf das Wasser, wenn es auch eigentlich nie freies Meer gab, sondern immer vorgelagerte Inseln.

Weiter als nach Senj wollten wir heute nicht. Ein Zimmer im "Art Hotel" war schnell bezogen (die Frau an der Rezeption sprach prima englisch), und zum alten Stadtkern war es nicht weit. Über diesen schrieb unser Reiseführer so etwas wie "dringend Arbeiten erforderlich, aber man hat kein Geld", und daran hat sich auch mehr als ein Jahrzehnt später nichts geändert. Aber es gab etliche Restaurants, da müsste doch eigentlich Geld hereinkommen, und man hatte sogar Geld genug, um überall jemanden zu bezahlen, der auf der Straße stand und jedem Touristen die Vorzüge der Speisekarte anpries. Wir setzten uns schließlich an die Hafenpromenade und genossen dort lokale Speisen mit Blick aufs Wasser.

Tagesstrecke 294 km, km 143702

Do, 23.05.2024

Blick auf die Adria bei Senj Zuerst fuhren wir kurz hoch zur Burg Nehaj über der Stadt. Von dort genossen wir einen weiten Blick auf das Meer, zu einer Besichtigung (Eintritt 5€) fehlte uns aber die Lust. Also begaben wir uns auf die Küstenstraße Richtung Süden. Und es war eine wahre Lust, darauf zu fahren! Okay, da stand ein Schild, welches auch auf Englisch vor einer "demanding road for motorcycles" warnte. Und das ist im Prinzip auch richtig, die Strecke dürfte für Anfänger und Leute auf Harley mit tiefliegenden Trittbrettern herausfordernd sein. Auch wir mussten natürlich gucken, rechtzeitig Pausen einzulegen. Aber welch ein Spaß! Schönstes Kurvenschwingen auf nahezu perfekt breiter, griffiger Straße ohne nennenswerte Beschädigungen, stets die Sicht nach rechts auf das Wasser, selten Ortschaften. Die gegenüberliegenden Inseln bestanden allerdings teilweise ganz aus nacktem Felsen, und auf unserer Seite standen die Bäume auch eher einzeln, durchsetzt von niedrigem Gebüsch. Nun, man kann eben nicht alles haben, und dies hier reichte voll und ganz für große Glücksgefühle.

Kaltgetränk mit Blick aufs Wasser Der Verkehr unterwegs war auch eher mäßig. Eine Weile lang fuhr ich hinter einem PKW mit englischem Kennzeichen hinterher und beömmelte mich darüber, dass es dem Fahrer nicht zu gelingen schien, sein Fahrzeug auf der rechten Seite zu halten, sowohl in Rechts- wie auch in Linkskurven fuhr er gerne mit dem linken Reifen auf oder sogar über die Mittellinie hinaus. Schließlich überholten wir dann doch, ich wollte ungern in der Nähe sein, wenn er diesen Kampf irgendwann einmal deutlich verlieren sollte.

Immer wieder schöne Ausblicke auf Meer und vorgelagerte Inseln In der Nähe von Zadar mussten wir für eine Weile auf Binnenstraßen ausweichen, aber wir fanden die Küste wieder. Der nun folgende Abschnitt war nun nicht mehr ganz so toll, weniger Kurven, mehr Ortschaften und auch mehr Verkehr, jedoch immer noch schön. Und es gelang uns, eine sehr schöne Strandbar ausfindig zumachen für ein Kaltgetränk am Schattenplatz mit Blick aufs Wasser.

Für die Übernachtung hatten wir uns eigentlich etwas auf der kleinen Stadtinsel von Trogir ausgesucht, es aber zum Glück noch nicht vorab gebucht, denn die Zufahrt wurde uns durch Bauarbeiten verwehrt. Und beim Versuch, diese zu umfahren, leitete uns das Navi auf abenteuerliche Wege, drum gab ich es auf. Jedoch stießen wir im Nachbarort Kaštela auf das Hotel Adria, wo wir nach wieder englischsprachigen Verhandlungen ein Zimmer bekamen.

Tagesstrecke 314 km, km 144016

Fr, 24.05.2024

Trotz der unmittelbaren Nähe zu einem relativ großen Flughafen (wir waren daran vorbeigekommen) schliefen wir recht gut. Zum Frühstück gab es hier wie schon gestern kein Büffet, sondern Weißbrot, einen Teller mit Wurst und Käse und einen mit portionsweise abgepackter Butter, Nutella und Marmeladen. Bei letzterer fiel mir eine Sorte auf, die wir nicht kannten, šipak, Google übersetzte das als Granatapfel. Hätte ich vielleicht mal probieren sollen.

In Pisak war noch nichts los Weiter ging es bei bestem Wetter (blauer Himmel und nicht zu warm) an der Küste entlang. In Pisak hatte Ulrike uns einen Abstecher hinunter in den Ort eingebaut. Das ging sehr steil in mehreren Kehren abwärts, aber im Gegensatz zu beispielsweise Italien auf vergleichsweise tadelloser Oberfläche; Nirgendwo lagen Krümel auf der Straße, und störende Risse etc. sind uns ebenfalls nicht aufgefallen. Unten im klitzekleinen Hafen gab es (noch) nicht viel zu sehen. Ganze zwei überdachte Restaurantterrassen waren hier, eine davon noch komplett zugestellt, die andere wurde gerade gekärchert, die Saison war offenbar noch in Vorbereitung.

In Makarska war der Hafen zwar größer, das sorgte jedoch auch für Stau auf der Straße beim Abstecher dorthin, denn wir hatten offenbar gerade den Moment erwischt, wo eine Fähre auf eine der vorgelagerten Inseln demnächst ablegen sollte. Aber wir fanden zunächst einen Platz für die Motorräder (auf dem Bürgersteig neben einer Menge Roller) und dann auch für uns (auf der überdachten Terrasse einer Bar).

Talkessel im Landesinneren Der nächste Abstecher sollte in die andere Richtung gehen, nämlich mal ein Stück nach oben in die Berge. Auch das fanden wir sehr schön, hier war der Verkehr nicht so stark wie an der Küste, doch Kurven gab es trotzdem jede Menge. Und in der Mitte durchquerten wir einen kleinen Talkessel, in dem auf fast ebenem Grund Weinanbau betrieben wurde, das sah recht ungewohnt aus. Dann wieder hoch und auf der Seeseite wieder runter, und wir waren wieder auf der Küstenstraße.

Heute sind mir wieder wie schon die Tage zuvor mehrere alte Renault R4 aufgefallen, die hier recht verbreitet gewesen zu sein schienen, manchmal nur als rostende Karosse in einem Garten, aber manchmal eben auch noch im Dienst zu beobachten. Andere richtig alte Autos habe ich bisher kaum gesehen bzw. nicht wahrgenommen.

Die Brücke zur Umgehung von Bosnien Eigentlich war ich der Meinung, wir hätten vereinbart, auf dem Weg nach Dubrovnik die Route durch Bosnien zu nehmen, deren Grenzübergänge keine besonderen Probleme machen sollte. Stattdessen fuhr Ulrike vor mir auf die große strahlend weiße Brücke, die auf unserer veralteten Karte als noch im Bau eingezeichnet war und an Bosnien vorbeiführen sollte. Es folgte eine autobahnähnlich ausgebaute Strecke, und an deren nächstem Parkplatz (dem trostlosesten Autobahnparkplatz, den ich je gesehen habe) klärte sich die Sache: Sie hat den richtigen Abzweig nicht gefunden.

Die Stadt Dubrovnik selbst wurde von der Route nur am Rande berührt, wir fuhren oberhalb davon am Bergkamm entlang und konnten gut sehen, dass unten ein riesiges Kreuzfahrtschiff lag. Der Farbgebung nach konnte es die Queen Mary 2 gewesen sein, aber vermutlich gibt es auch noch andere Kreuzfahrer mit klassisch schwarzem Rumpf.

Viel weiter sind wir dann nicht mehr gefahren, sondern haben uns im Country House in Zvekovica eingemietet. Zum Abendessen mussten wir ein Stück hinunter in den Ort gehen, und danach fühlte ich mich dann auch richtig wohlig müde.

Tagesstrecke 266 km, km 144282

Sa, 25.05.2024

Kurz vor der südlichsten Spitze des Landes Diese Unterkunft lag schon wieder dicht neben einem Flughafen, aber auch diesmal hielt sich der Lärm in erträglichen Grenzen. Unser erstes Ziel heute war das südlichste Ende von Kroatien, die Punta Oštro. Dazu mussten wir unmittelbar vor dem Grenzübergang nach Montenegro rechts abbiegen und noch eine Weile auf netten Kleinstraßen am Wasser entlangfahren. So kamen wir an eine Burgruine, die möglicherweise renoviert werden sollte, ganz sicher jedoch abgesperrt war und uns den Blick auf die Weite des Meeres verwehrte.

Abstecher ins Landesinnere Für den Rückweg nach Norden wollten wir hinter Dubrovnik nun wirklich auf der Landseite bleiben. Dazu hatte ich ab Strano eine kleine Straße ausgesucht, die nicht direkt an der Küste entlangführte und die uns schön durch eine Mischung aus Gebüsch und Pinienwäldern führte und auf der auf den Verkehrsschildern nicht mit einem springenden Hirsch, sondern mit einem Wildschwein gewarnt wurde. An der Grenze nach Bosnien wurde uns jedoch erklärt, hier durften nur Bewohner der umliegenden Dörfer passieren. Google Maps wusste das sogar, dort hatte ich jedoch im Vorwege nicht geguckt. Wenige Kilometer zurück konnten wir aber nach rechts schwenken und kamen an der Uvala Bistrina wieder an die Küste. Dort an der Grenze mussten wir beim ersten Mal noch Perso, Führerschein und KFZ-Schein vorzeigen, beim zweiten Mal reichte der Personalausweis. Die etwa zehn Kilometer Bosnien mit einer kleinen Stadt drin habe ich als recht trostlos empfunden, man könnte schließen, das Land müsse ärmer sein als Kroatien.

Eintrittskarte Biokovo Hoch zum Biokovo-Nationalpark Für den Nachmittag hatten wir aber noch ein echtes Highlight im Plan. Dazu fuhren wir in Podgora von der Magistralen wieder ab in die Berge. Nach einer Weile kam dann der Eingang zu einem Nationalpark. Wir mussten jeder 8€ bezahlen, durften dann an der Autowarteschlange vorbei auf ziemlich kleiner Straße hoch ins Biokovo-Gebirge. Und das war ein Erlebnis, was wir die Summe wert fanden. Ziemlich bald kam eine Stelle, an der viele Ginsterbüsche standen, die Blüten konnten wir im Vorbeifahren prima riechen (ich bezweifle, dass die Autofahrer das in gleicher Weise genießen konnten in ihren abgeschotteten "Dosen"). Weiter ging es in engen Serpentinen nach oben, zwischendurch durchquerten wir einen schönen Pinienwald. Als es oben flacher wurde, Pferdeherde im Biokovo-Nationalpark Oben im Biokovo-Nationalpark dominierte niedriges Gestrüpp zwischen fast weißen Felsen, was der Landschaft ein tolles Aussehen gab. Zwischendurch kam uns auch noch eine Pferdeherde entgegen. Etliche Fohlen wurden immer schön durch die erwachsenen Tiere abgeschirmt gegen die bösen Menschen, und die Herde schien ein Ziel zu haben, möglicherweise war in der Nähe bald eine Fütterung anberaumt. Weiter und immer höher konnten wir fahren, die Straße wurde dabei immer schmaler, die Kurven enger und unübersichtlicher. Im Geiste amüsierten wir uns über die "Demanding road" von neulich - das hier war wahrhaft anspruchsvoll! Bis ganz nach oben auf den Sveti Jure sind wir dann auch nicht gefahren, sondern ca. 3 km vorher wieder umgekehrt, denn Ulrike hatte für uns in Makarska ja heute früh noch ein Zimmer reserviert.

Am Eingang der Stadt fuhr ein Großroller neben mir, und der Fahrer fragte: "Brrauchen Uunterkuunft?" "Nein" sagte ich und fuhr weiter. Das Navi sagte "Biegen Sie links ab" an einer Stelle, wo das gar nicht ging. Ok, also dran vorbei und von der anderen Seite versuchen. Das Navi zeigte eine Route in großem Bogen am Hafen vorbei, wo wir neulich schon mal langgefahren sind. Am Ende landeten wir wieder auf der gleichen Straße wie zuvor, und ich hielt auf einem wegen Bauarbeiten abgesperrten Parkplatz direkt vor der fraglichen Abbiegestelle. Hinter mir folgte natürlich Ulrike, und dann - der Rollerfahrer, der Typ war uns die ganze Runde gefolgt. Ich erklärte ihm also noch einmal, dass wir schon etwas gebucht hatten, und er zog ab. Und Ulrike ging zu Fuß los, denn da, wo wir hätten abbiegen sollen, ging eine in Reparatur befindliche Treppe abwärts in kleine Gassen. Das dauerte eine ganze Weile. Währenddessen kam der Rollerfahrer wieder und sprach von 20€, was ich wieder ablehnte, sowohl seine Hartnäckigkeit wie auch dieser niedrige Preis kam mir jeder für sich suspekt genug vor, um mich darauf keinesfalls einzulassen.

Ulrike kam wieder und berichtete, sie habe beim Buchen ein falsches Datum angegeben, das Haus hatte noch gar nicht geöffnet. Ein zweites Hotel war zwar im Internet, aber dann in den Gassen gar nicht zu finden. So haben wir dann als drittes auf das Biokovo Hotel am Hafen zurückgegriffen, vor dem wir neulich schon während einer Pause unsere Motorräder abgestellt hatten. Während ich drinnen war und eingechecked habe, ist der Schlepper mit seinem Roller übrigens nochmal dagewesen und hat zuerst Ulrike und dann noch andere Motorradfahrer angequatscht. Also haben wir unsere Maschinen mal wieder mit einer dicken Kette aneinandergeschlossen.

Und die Altstadt von Makarska war schön mit ihren kleinen Gassen, wenn man nach einem ordentlichen Essen zu Fuß darin umherwandern konnte.

Tagesstrecke 303 km, km 144585

So, 26.05.2024

Vermutlich eine Hommage an den Fußballverein Hajduk Split Für den heutigen Tag war ein Regengebiet vorhergesagt, was schon gestern dafür gesorgt hatte, dass wir uns die Stadt Dubrovnik nicht genauer angesehen hatten. Bis zur Checkout-Time um 11 Uhr war der erste Schwung davon schon über uns hinweggezogen. Dann fuhren wir schnell ein Stück zurück nach Drvenik und nahmen dort die Fähre zur Insel Hvar.

Blick von Hvar aus Richtung Festland Dort machten wir allerdings den Fehler, als beinahe letzte an Land zu fahren, was zur Folge hatte, dass wir hinter der ganzen Kavalkade hertuckern mussten, denn es gab auf der östlichen Hälfte der Insel nur genau diese eine Straße, die Richtung Westen führte. Das gab nun genug Muße, nach rechts und links zu gucken, irgendwo stand wieder mal ein alter R4 vor einem Haus, aber besonders erbaulich war das nicht. Bald fing es auch wieder an, leicht zu regnen. Und eine ganze Weile später kam die ganze Kolonne zum Stillstand. Es schien da eine Totalblockade zu geben, auch der Gegenverkehr, den wir ganz weit hinten sehen konnten, kam nicht bei uns an. Also fuhren wir links vorbei nach vorne durch und sahen die Bescherung: Bei einem PKW in der Kolonne waren beide linken Reifen platt, und der Reisebus dahinter kam nicht daran vorbei. Ein paar Männer versuchten, den Wagen zur Seite zu ziehen, ich ging hin und wollte mit anfassen, jedoch es war zwecklos. Schließlich fuhr der Wagen auf den platten Reifen ein paar Meter rückwärts, und der Bus kam, nicht ohne links hinten leicht einen Felsen zu touchieren, daran vorbei, und wir direkt hinterher. Bei der Gelegenheit kamen wir nicht umhin, zu bemerken, dass der Straßenbelag durch den leichten Regen nach wahrscheinlich wochenlanger Trockenheit schweineglatt geworden war. Deshalb fuhren wir gar nicht noch lange umher, sondern gleich nach Jelsa, wo wir im Hotel Hvar gestern schon vorgebucht hatten. Das war ein großes Betongebäude, welches wohl zu sozialistischen Zeiten gebaut war und inzwischen eher Charme verloren als gewonnen hatte. Auch das Abendbuffet bot eher einfache Massenware, aber wir hatten ein Dach über dem Kopf, und morgen sollte das Wetter wieder besser werden.

Tagesstrecke 92 km, km 144677

Mo, 27.05.2024

Die Vorhersage bewahrheitete sich, heute hatten wir wieder weitgehend blauen Himmel. So drehten wir zunächst noch die eigentlich noch für gestern geplante Runde auf der Insel. Dabei fielen uns recht merkwürdige Feldeinfassungen auf, stellenweise waren die Berghänge fast schachbrettartig von Steinmauern überzogen. Ich bin aber nicht dazu gekommen, davon Fotos zu machen, denn der Rückweg vom Ort Hvar aus verlief weiter südlich und weiter in Meeresnähe. Dort war die Landschaft nicht so karg, und auf diesem Ende der Insel gab es tatsächlich zwei Straßen, was wir für diese Runde auch ausgenutzt hatten.

Der Fährterminal von Sucuraj (Hvar) Bei der Fähre für die Rückfahrt angekommen, stand da bereits ein junger Mensch neben einem Motorrad mit irischem Kennzeichen. Nach kurzer Begrüßung fragte er, ob ich etwa zufällig etwas Werkzeug dabeihätte. Geplanter Weise hatte ich welches dabei, und ich erkläre ja immer gerne, dass ich es eigentlich nur mitnehme, um anderen helfen zu können (leider stimmt das nicht ganz, manchmal brauche ich es auch tatsächlich selbst). Die südlichste Spitze der Insel Hvar Da bis zur Abfahrt noch eine Stunde Zeit war, konnte er in aller Ruhe seine Kette nachspannen, meine 27er Nuss passte nicht nur für Ulrikes Motorrad, sondern auch für die neue Africa Twin. Zum Dank bekamen wir "beruhigende" Geschichten erzählt über Motorradklau in Dublin: Besonders Yamaha-Maschinen seien gefährdet, denn man könne in China ein Gadget bestellen, mit dem sich alle Yamahas per Knopfdruck entriegeln lassen sollen. Und wenn der Dieb dabei keinen Helm trüge, so würde die Polizei ihn auch nicht verfolgen, denn er könne dann ja stürzen und dabei sterben.

Fahrkarte Fähre Hvar Zurück auf dem Festland ging es auf der Hauptstraße nordwärts. Kurz von Omiš meldete sich plötzlich mein Navi mit der Anweisung "scharf rechts!" Das ging jedoch in dem Moment schon nicht mehr. Wir kamen dann auf eine Strecke, von der ich zuerst ob blauer Schilder befürchtete, eine Autobahn zu sein, mit mehreren langen Tunneln. An deren Ende bei der nächsten möglichen Abfahrt waren wir auf der anderen Seite des Gebirges. Hier zeigte sich aber, dass man recht easy wieder zur Küste kommen konnte an einer Stelle, wo sich der Fluss Cetina einen ganz engen Durchbruch zur Adria durch eben dieses Gebirge gegraben hatte, in weniger als einer Viertelstunde waren wir schon wieder auf der Magistralen. Diese Kraftfahrstraße (keine Autobahn zum Glück, natürlich hatten wir keine Vignetten gekauft) kannte weder unser Navi, noch kennt sie Google Maps, ich konnte also nicht nachvollziehen, wo genau wir da gefahren sind.

Wandmalerei in Split Der Weg hinein nach Split war etwas zäh, und in Gegenrichtung sahen wir längere Autoschlangen, wie es an einem Montagnachmittag in einer Großstadt eben nicht anders zu erwarten war. Dann lag unsere heute früh vorgebuchte Unterkunft wieder in einem Viertel, deren Straßen zu schmal waren für Autos, aber schließlich erreichten wir doch die Nirvana Rooms, ein besseres Hostel, aber altstadtnah gelegen.

Ein erster Rundgang am Hafen zeigte, dass das Preisniveau für das Abendessen und insbesondere die Getränke hier doch recht hoch war.

Tagesstrecke 205 km, km 144882

Di, 28.05.2024

In unserer Unterkunft gab es gar kein Essen, weder morgens noch abends, stattdessen eine kleine Gemeinschaftsküche, es war eben eher ein Hostel. So gingen wir wieder los und setzten uns auf der anderen Seite des Diokletianpalastes auf die Terrasse eines Restaurants und orderten dort ein kontinentales Frühstück. Das erschien uns dann allerdings recht teuer, es gab ein größeres und zwei kleinere Brötchen mit Butter und zwei Sorten Marmelade, einer Packung Honig, einer Packung Frischkäse, Kaffee oder Tee für 13€. Für morgen wollten wir uns etwas anderes überlegen.

Die Mauer des antiken Palastes in Split Oft wird der Palast des spätrömischen Kaisers Diokletian als bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt genannt. Von diesem Palast standen allerdings mittlerweile nur noch Teile der Außenmauern, und darinnen haben die Menschen im Laufe vieler Jahrhunderte ein kleines eigenes Stadtviertel erbaut. Trotzdem fanden wir es hochinteressant, durch die teilweise nur zwei Meter breiten Gassen zu wandeln und zu sehen, wie in der alten Mauer Fenster zugemauert und manchmal gleich daneben neue Fenster wieder gesetzt worden sind.

Innerhalb dieses Bereiches steht auch noch eine Kathedrale samt Glockenturm, zu der wir ganz gegen unsere Gewohnheiten ein Eintrittsticket für 12€ gelöst haben. Die Kathedrale ist relativ klein und vergleichsweise schmucklos. Beeindruckt hat mich eine unglaublich kunstvoll geschnitzte Bank im Anbau. den Glockenturm konnte man besteigen, was zu Anfang aufgrund doppelt hoher Stufen in extrem engem Gemäuer bei Gegenverkehr anstrengend war, sich aber dank schöner Ausblicke über die Stadt gelohnt hat.

Touristenmassen in Split, darunter zwei Darsteller römischer Soldaten Eine ganze Weile lang haben wir uns auch einfach mit einem Kaltgetränk vom Kiosk irgendwo an den Straßenrand gesetzt und Touristen geguckt. Das fanden wir durchaus kurzweilig, und es kam die Idee auf, gleiches auch mal mit einer Thermoskanne an den Hamburger Landungsbrücken zu tun.

Ein ebenso merkwürdiges Boot fährt am Stadtstrand von Split vorbei Außerhalb der Altstadt sind wir auch ein Stück am Hafen entlang gegangen, am Ende gibt es einen kleinen Park und dahinter ein kleines Stück Strand, wo wir sogar Leute baden gesehen haben. Und die umliegende Altstadt außerhalb der Palastmauern war auch nett.

Zum Abend haben wir uns aus einem kleinen Laden eine Flasche Wein und Proviant für das morgige Frühstück besorgt.

Tagesstrecke 0 km

Mi, 29.05.2024

Unterschiedliche Bauzustände von Wohnhäusern im Binnenland Nach dem kargen Frühstück heute (Tee und je 3 in Plastikfolie verpackte Schokocroissants) sollte uns die heutige Fahrt zur Abwechslung mal ins Hinterland führen. Damit änderte sich nach vielen Tagen Küste zwar die Landschaft, ansonsten war der Tag aber recht ereignislos. Abgesehen von ein paar Baustellenampeln kamen wir ganz gut vorwärts. Vergleichsweise früh erreichten wir das Hotel Plitviče, wo wir zwar nur ein Standardzimmer gebucht hatten, aber ein großes mit extra Sofa bekamen.

In unserem geräumigen Badezimmer fanden wir einen Hinweis, welcher lautete: "For your safety, we kindly ask you to use the bathtub/shower unit". Nun ist es ja nicht so, dass wir das nicht tun wollten, allerdings stellte sich uns nun die Frage, welche gewaltigen Gefahren (Unfall, Erdbeben, Krieg, ...) wir uns denn heraufbeschwören würden, wenn wir die Körperpflege mal zwei Tage lang unterlassen würden? Es ist unter Umständen denkbar, dass sie die Anti-Rutschmatte meinten, welche man benutzen sollte, allerdings konnte ich das auch aus der kroatischen Fassung des Textes ("Zbog vaše sigurnosti, ljubazno molimo koristite kadu/tuš kabinu") nicht erkennen. Seitdem kann man von uns so komische Aussagen hören wie "Ich habe so viel geschwitzt, zuhause muss ich erstmal etwas für die Sicherheit tun!"

Der Ticketschalter für den unmittelbar angrenzenden Nationalpark hatte jedoch schon zu (schloss um 16:00 Uhr, der Park erst um 19:00 Uhr). Somit haben wir wieder mal etwas Zeit mit Faulenzen verbracht.

Tagesstrecke 240 km, km 145122

Do, 30.05.2024

Eintrittskarte Nationalpark Plitvičer Seen Nationalpark Plitvicer Seen: Viel Betrieb auf dem Bohlenweg Heute war Nationalfeiertag hier in Kroatien, wir mussten also mit viel Betrieb rechnen. Drum gingen wir noch vor 10 Uhr zur Kasse, um uns Tickets für 23€ pro Person zu besorgen. Der Preis beinhaltete auch Fahrten mit mehreren Transportmitteln unterwegs. Das erste davon war eine von einem Unimog gezogene Reihe von Kabinen auf Rädern, ein Ding irgendwo zwischen Zug und Bus. Dies brachte uns gleich zu Anfang auf einer kleinen engen Straße (schön zum Motorradfahren, aber dann möchte ich gerade diesem Fahrzeug unterwegs lieber nicht begegnen) hoch an die oberen Seen. Das war eine gute Methode, schon einmal die Hälfte unserer heutigen Strecke zurückzulegen und also nicht alles zweimal laufen zu müssen. Ab hier ging es fast immer nur noch abwärts.

Nationalpark Plitvicer Seen: Immer wieder Wasserfälle Der Weg war die meiste Zeit als ein Bohlenweg ausgebaut. Der führte oft über Sumpfgebiet und Wasserflächen hinweg und hatte dann ein Geländer, was automatisch dafür sorgte, dass die Leute wie gefordert die festgelegten Wege nicht verließen, weil das gar nicht ging. Dafür gab es jedoch auch gar keinen Grund, denn auch so war alles richtig toll! Wir gingen von einem See mit glasklarem Wasser zum nächsten. Dazwischen floss das Wasser über mehr oder weniger breite natürliche Wälle dazwischen. Manchmal führte der Bohlenweg darüber hinweg, so dass es zu unseren Füßen floss und rauschte. Und auf den Abschnitten dazwischen an den Seeufern entlang konnte man sich an den türkisgrünen Wasseroberflächen und tollen Aussichten erfreuen.

Nationalpark Plitvicer Seen: Glasklares Wasser Zwischendrin war noch eine Fahrt mit einem Boot über einen größeren See eingeplant, an deren Ende man einkehren und sich für den weiteren Weg stärken konnte. Lediglich der Zugang zum großen Wasserfall fast ganz unten war leider gesperrt, den konnten wir nur aus der Ferne betrachten. Hier merkte man dann auch deutlich, dass heute am freien Tag bei bestem Wetter doch eine Masse Menschen unterwegs waren. War es oben noch stellenweise möglich, Fotos ohne Menschen darauf zu machen, ging das gegen Ende des Tages eigentlich gar nicht mehr. Aber die Unternehmung hatte sich auf alle Fälle gelohnt.

Tagesstrecke 8,9 km (zu Fuß)

Fr, 31.05.2022

Die Wettervorhersage sprach von mehreren Regengebieten für heute. Das erste zog beim Frühstück über uns hinweg. Zum Glück mussten wir hier erst um 11 Uhr auschecken. Das zweite sollte gegen 14 Uhr bei Senj auf die Küste treffen. Zu dem Zeitpunkt wollten wir noch weiter südlich sein, wir haben dazu einen Schlenker geplant, der uns bei Karobag an die Küste führen würde. Das dritte sollte zwischen 17 und 18 Uhr eintreffen, bis dahin wollten wir Krk (auf der gleichnamigen Insel) erreicht haben. Und zwischendurch konnten auch immer mal wieder kleinere Schauer auftreten.

Wieder zurück zur Küste Wir fuhren gerade aus dem Ort Gospić heraus, als es voraus dunkel wurde, da kündigte sich wohl einer der Zwischenschauer an. "Schade," dachte ich, "jetzt wird wohl kaum noch eine Möglichkeit kommen, sich irgendwo unterzustellen." Doch manchmal muss man Glück haben, linker Hand tauchte das Restoran "Prašina" auf mit ein paar davor geparkten Motorrädern. Gerade als wir uns auf der Terrasse eingerichtet hatten, ging der Regen los, und eine Gruppe Ungarn stürzte zu ihren Moppeds, um ihre noch darauf liegenden Jacken ins Trockene zu retten.

Da sind wir gleich wieder Bei der Weiterfahrt war der Himmel zwar immer noch dunkel, aber es fielen kaum Tropfen. Zeitweise düster schienen auch die Aussichten für die hiesige Landbevölkerung zu sein. Aufgefallen ist mir das in Bunić - einem kleinen Dorf mit einer Kirche und ca. sieben Häusern, allesamt verlassen und verfallen.

Schließlich kamen wir wieder an die Küste, und schlagartig hatten wir nicht nur Sicht auf blaues Meer, sondern auch wieder auf blauen Himmel. In ein paar Serpentinen ging es herunter auf unsere altbekannte Magistrale, und prompt wurde es auch wieder wärmer.

Für die nächste Pause wählten wir das Restoran Garfield, das uns schon auf dem Hinweg aufgefallen war. Während wir auf der Terrasse saßen und auf unsere Getränke warteten, fuhr auf der Straße eine Kolonne alter Fiat 500 vorbei, offenbar auf dem Weg zu einem Oldtimertreffen. Einer davon zog einen kleinen Anhänger, der aus einer Frontpartie samt Kotflügeln sowie einer Heckklappe just desselben Autos stilvoll zusammenbaut war.

Vor Rijeka bogen wir wie geplant ab nach Krk. Eine hohe Brücke führte dort hinüber, die aus der Ferne durchaus imposant aussah, wenn auch nicht ganz so schön wie die Brücke Richtung Dubrovnik neulich. Vor der Brücke war eine große Mautstation gebaut, aber laut mehrerer Schilder sollte die Überfahrt frei sein, und so war es dann auch. Allerdings war die Überfahrt nicht frei von Wind, das schüttelte uns doch ziemlich.

In der Stadt Krk hatten wir uns das Hotel Bor ausgeguckt, wo wir auch ein Zimmer bekamen und freundlich empfangen wurden. Die Rezeptionistin bot Ulrike sogar Hilfe mit dem Gepäck an, was sie jedoch dankend ablehnte. Ulrike meinte oben zu mir, eine so hagere Person sollte überhaupt niemandem beim Tragen helfen müssen. Das schien jedoch nicht die allgemeine Meinung zu sein, denn als wir gerade die zweite Ladung Zeugs von den Moppeds holten, kam sie mit einem mittelalten Gästepaar vom Parkplatz, die Frau davon zog einen Rollkoffer, die Rezeptionistin den zweiten, und der hohe Herr ging mit leeren Händen hinterdrein!

Hier sind wir denn auch ziemlich rechtzeitig vor dem nächsten Unwetter angekommen, nach dem Auspacken reichte die Zeit nur noch für einen kurzen Blick aufs Meer, aber nicht mehr für einen kurzen Gang in den Ort.

Tagesstrecke 246 km, km 145368

Sa, 01.06.2024

In der Nacht hörten wir es draußen noch einmal donnern und schütten, aber am Morgen war der Himmel klar und blau, und es schien die Sonne. Da wir das gestern wegen des nahenden Regens nicht mehr geschafft hatten, wurde zunächst Ulrikes Kette gefettet und bei der Gelegenheit auch gleich kontrolliert und nachgespannt. Es folgte eine kleine Runde über die Insel, die wir jedoch nicht als besonders spektakulär empfanden. Danach ging es wieder zurück über die Brücke. Die Stadt Rijeka konnten wir auf großer Kraftfahrstraße ohne Probleme durchfahren.

Istrien: Einsame Wege Dann sollte es in großem Bogen durch die Berge von Istrien gehen. Dabei gerieten wir sehr schnell auf ganz klitzekleine Straßen. Das wurde irgendwann so eng, dass wir kurz davor waren, die Route abzubrechen und umzukehren. Letztlich muss es sich dabei aber wohl um eine Naviabkürzung gehandelt haben, im nächsten Ort wurden die Straßen dann wieder zweispurig.

Der einzige Zugang zur Altstadt von Mošcenice Und wir fanden es richtig schön dort in den Bergen, relativ einsam, wenig Ortschaften, viel Wald und Kurven. Zwischendrin gab es einen ziemlich merkwürdigen Abschnitt: Auf einer Höhe mit Grasland stand plötzlich ein mehr als mannshoher Zaun, die Straße führte durch ein großes Tor hindurch, der Zaun verlief fortan auf der rechten Seite entlang der Straße durch das Nichts, nach einer Weile kam wieder so ein Tor, und alles war zu Ende. Auf der Karte konnten wir später sehen, dass hier unsere Route einen kurzen Bogen durch Slowenien gemacht hat, jedoch der Sinn dieses Zaunes erschließt sich mir damit immer noch nicht so ganz.

Schließlich führte Ulrikes Route uns wieder zurück an die Küste, wo wir uns im Apartman Dejo in Mošćenice eine kleine Wohnung gebucht hat. In dieser Altstadt war es definitiv nicht möglich, mit dem Motorrad vor die Tür zu fahren, denn hier gab es mehrere Stufen unterwegs. Die Motorräder mussten also vor dem (einzigen) Stadttor bleiben und alles Gepäck plus die vorsorglich unterwegs getätigten Einkäufe geschleppt werden. Dafür war die Wohnung aber auch speziell: Ein Raum hinter fast meterdicken Mauern mit winzigen, sicherlich auf Maß gefertigten Fenstern, innen akkurat verputzt mit kleiner moderner Küche und Bad, jedoch der Fußboden kalt, offenbar ohne jede Isolierung. Und auch die umliegenden Gassen fanden wir absolut sehenswert.

Tagesstrecke 265 km, km 145633

So, 02.06.2024

Da unsere Unterkunft sehr dicht bei dem Glockenturm der Kirche lag, mussten wir keine Sorge haben, womöglich bis zu Mittag zu verschlafen, denn heute war Sonntag. Auf der anderen Seite hatten wir zwei Nächte gebucht und somit alle Zeit der Welt für ein geruhsames Frühstück. Aber irgendwann sind wir dann doch aufgebrochen zu einer kleinen Runde.

Istrien: Viele Kurven Einem Bericht der Zeitschrift "Der Tourenfahrer" [9] haben wir entnommen, dass der Osten von Istrien schöner sein soll als der Westen, sowie der Norden schöner als der Süden. Nun, Richtung Norden werden wir uns morgen automatisch wenden müssen, wenn langsam der Rückweg angetreten werden muss. Also sind wir heute erstmal noch einmal in die andere Richtung gefahren. Und wir mussten feststellen, dass dieser Bericht nicht ganz unrecht hatte, die Landschaft wurde im Laufe der Zeit immer flacher und unspektakulärer.

Der Ort Premantura schließlich stach hervor durch ein total touristisches Gepräge, und an seinem südlichen Ende befand sich eine Zahlstelle. 5€ hätte es gekostet, mit einem Motorrad hier weiterfahren zu dürfen. Bis an das südlichste Ende (Kamenjak) wären es zwar noch ein paar Kilometer gewesen, jedoch das Navi sagte schon bei der Planung etwas von "unbefestigt", also haben wir verzichtet. Irgendwie verspüren wir wenig Lust, dafür zu zahlen, auf schlechten Straßen zu fahren. Und die bisher gesehene Landschaft versprach nicht direkt noch tolle Ausblicke aus großer Höhe und dergleichen. Als Entschädigung gönnten wir uns am Hafen von Medulin ein Kaltgetränk mit Blick aufs Wasser.

Auf dem Rückweg hatte ich noch einen Abstecher an die Küste eingebaut. Dazu mussten wir da, wo die Berge schon wieder höher waren, das Tal der Raša durchqueren und dann dem Flusslauf folgen. Der mündete in einen Fjord, und darin fanden wir eine Art Freihafen, eine Anlegestelle für Küstenfrachter mit Zollstation. Weiter ging es mehr oder weniger am Fjord entlang erst hoch, dann wieder herunter, aber das Ende war auch nicht wirklich lohnend: Ein Industriebetrieb mit Schiffsanlegestelle, ein Ort mit vielleicht 20 Häusern, eine Badestelle.

Schön fanden wir die Straße, die weiter im Norden an der Küste entlangführt. So schön, dass ich spontan beschlossen habe, nicht nach Mošćenice abzubiegen, sondern weiterzufahren und später von Norden kommend zu unserer Unterkunft zurückzukehren.

Tagesstrecke 217 km, km 145850

Mo, 03.06.2024

Beginnender Verfall eines teuren Hauses in Opatija Heute galt es, der Adria und auch Kroatien adieu zu sagen. Aber zuerst machte Ulrike nochmal das gleiche wie ich gestern: Auf dem falschen Ende auf die Küstenstraße und noch einmal an Mošćenice vorbei. Der schon gestern erwähnte Bericht über Istrien lobte Opatija sehr. Schon vorher in Lovran fielen mir viele alte herrschaftliche Häuser auf, manche schön renoviert, manche jedoch auch ziemlich heruntergekommen. Und die Orte gingen ineinander über, getrennt lediglich durch ein Ortsschild. Dasjenige von Opatija wurde flankiert durch ein Schild mit Hupverbot. Noch während ich darüber sinnierte, wie selten solche Schilder doch zu sehen sind, grüßte ein entgegenkommender Lieferwagen jemand bekanntes mit seinem Horn. Soviel also dazu, wie oft solche Schilder hier befolgt werden.

Noch vor Rijeka bogen wir diesmal ab Richtung Norden. Es wurde noch einmal getankt, und bald darauf kamen wir wieder an die kleine Grenzstation oben im Wald, Ulrike hatte wieder denselben Streckenabschnitt ins Navi genommen wie auf der Hinfahrt.

Vielleicht war das ein Fehler, denn wie auf der Hinfahrt mussten wir sehr bald die Plastikklamotten hervorholen. Es waren zwar einzelne Regenschauer angesagt, aber das, was wir nun erlebten, war ein ausgedehntes Regengebiet mit einzelnen Gewittern darin. Da dauerte es gar nicht lange, bis wir beschlossen, heute nicht mehr allzu weit zu fahren, und im Gasthaus Barbara nach einem Zimmer fragten. Das bekamen wir auch, und sogar die Motorräder bekamen eines, wir durften sie in ein Café schieben, welches anscheinend gerade renoviert werden sollte.

Tagesstrecke 139 km, km 145989

Di, 04.06.2024

Beim Aufstehen sah der Himmel wieder etwas freundlicher aus. Aber Helme und Handschuhe waren immer noch sehr nass. Immerhin gab es hier im Zimmer einen Fön, der kam jetzt zum Einsatz, danach war das auch wieder erträglich. Allerdings roch mein Helm nach dieser Behandlung etwas komisch.

Das Frühstück, das wir bekamen, war grandios: Ein Korb voller kleiner Brötchen, noch ofenwarm, Butter Wurst, Käse, Marmelade, Müsli und Cornflakes, frische Obststücke im Glas, von alledem schon mehr als genug, dazu zwei Omelettes pro Nase und etliche gefüllte Croissants zum Nachtisch. Wir sagten uns, dass das bis zum Abend vorhalten würde, konnten jedoch nicht ahnen, dass das heute nicht reichen würde.

Slowenien Heute bei trockenen Verhältnissen machte Motorradfahren wieder richtig Spaß, und tolle Landschaften hatten wir außerdem um uns herum. Unsere Route führte beinahe am Partisanenkrankenhaus Franja vorbei, welches ich eigentlich schon auf dem Hinweg hatte besuchen wollen, aber auf der Webseite stand, es sei wegen Sturmschaden geschlossen. Das war jetzt auf dem Rückweg nicht anders, und sie hatten sogar auf etlichen der Wegweiser dorthin den Text durchgestrichen, der Schaden musste somit ernster Natur sein und nicht so schnell zu beheben.

Bei dieser Kirche am Bohinjsko Jezero waren wir schon einmal Weiterhin hatte Ulrike, die die heutige Strecke ausgesucht hatte, einen Abstecher zu einem Nationalpark mit einem See, dem Bohinjsko Jezero, eingebaut. Dort sind wir allerdings vor 8 Jahren schon einmal gewesen (das Bild der Kirche sollte sich dort wiederfinden). Ganz hinten am Ende des Talkessels war ein Wasserfall ausgeschildert. Um den zu besuchen, hätten wir jedoch vom Parkplatz aus noch einmal 20 Minuten gehen müssen, darauf haben wir dann verzichtet.

Später verlief unsere Route im Tal der Soa, des Traum-Flusses der Wildwasserfahrer aus unserem Verein. Und wir konnten sehr gut verstehen, warum das so war. Helltürkises Wasser floss über fast weiße Felsen in einem tiefen grünen Tal. Allerdings stören die Felsen den Fluss, ich habe einige Stellen gesehen, wo mein Können für eine Befahrung mit einem Kajak nicht ausreicht. Mit dem Motorrad auf der Straße daneben war das zwar auch noch nicht immer total easy, jedoch gut machbar.

Viele nette Kehren In Folge auf dem Mangart-Pass wurde unser Können diesbezüglich auch noch einmal mehr auf die Probe gestellt. Eng und steil, nach oben hin von immer schlechterer Belagqualität, hatte man ausgerechnet in den 24 Aufwärtskehren das originale Kopfsteinpflaster belassen.

Nach einem kurzen Stück durch Italien (hier floss das helltürkise Wasser über weiße und auch rote Felsen, das sah leicht anders aus als vorher an der Soa) kamen wir nach Österreich und mieteten uns in der Nähe des Faaker Sees im Waldschlössl ein. Hier zeigte sich leider, dass man dem Restauranthinweis auf Booking.com nicht trauen darf, denn es gab keines, weder im Haus selbst noch in annehmbarer Nähe. Nochmal die Kleidung wechseln und losfahren wollten wir nicht, also gab es eine karge Mahlzeit Pausenkekse mit Leitungswasser.

Tagesstrecke 263 km, km 146252

Mi, 05.06.2024

Beim Aufstehen wurden wir von heiterem Himmel und beim Frühstück von österreichischer Volksmusik begrüßt, für letzteres fand sich zum Glück ganz schnell der Ausschalter.

Der erste Stopp war schon in Villach eingeplant, denn das Kettenspray von Ulrike war alle geworden. Sie hatte sich eine Motorradwerkstatt herausgesucht, doch die hatten keines, zumindest nicht zu verkaufen. Aber in der Nähe fand sich eine Filiale von Louis, und dort bekam sie dann eine neue Spraydose.

Alpenpanorama Auf der weiteren Fahrt bekamen wir beide jede Menge toller Ausblicke auf die sonnenbeschienenen Alpen. Es ging an der Drau entlang, durch Gmünd, auf die Katschberghöhe und den Tauernpass. Die beiden letztgenannten Pässe hatten wir vor nicht ganz so langer Zeit schon einmal gesehen, aber vermutlich kann man einfach nicht öfters durch die Alpen fahren, ohne an manchen Stellen mehrfach vorbeizukommen.

Wegen Bergrutsch gesperrt Auf Salzburg zu war jedoch dann die Straße gesperrt, dort zumindest sollten wir dieses Mal nicht noch einmal vorbeikommen. Auf den Schildern war von einem Felssturz die Rede, wir hörten in der Ferne etliche Sprengungen, und uns passierten mehrere Fahrzeuge mit einschlägigen Firmenaufschriften. Da muss wohl etwas größeres von oben gekommen sein.

So mussten wir ein längeres Stück nach Westen ausweichen, am Hochkönig vorbei, da gab es eine "übergossene Alm". Dabei haben wir dann einiges an Zeit verloren. Ich hätte es eigentlich gut gefunden, wenn wir heute noch über die Donau gekommen wären, aber so wurde das nichts mehr. Wir sind dann wieder in Altötting gelandet, diesmal im Haus Valentin, dessen Flurwände mit Zitaten von Karl Valentin geschmückt waren und das uns ein großes Zimmer sowie im Restaurant nebenan eine große Pizza bot.

Tagesstrecke 370 km, km 146622

Do, 06.06.2024

Heute sind wir frühzeitig aufgebrochen in der Hoffnung, noch etwas von der gestern verlorenen Zeit aufzuholen. Auf der anderen Seite haben wir natürlich auch mitbekommen, dass es in Süddeutschland große Überschwemmungen gegeben hat (das wievielte "Jahrhunderthochwasser" eigentlich schon? Fast bin ich geneigt, die Bezeichnung "das jährliche Jahrhunderthochwasser" zu benutzen). Laut Internet sollte man jedenfalls bei Straubing die Donau passieren können. In Landau kamen wir zunächst über die Isar, hier war nicht abzuschätzen, inwieweit der Wasserstand höher gewesen sein mag als sonst. Bei der Donau jedoch war das deutlich zu sehen. Die Deiche standen hier ein ganzes Stück weit ab, und dazwischen massenweise Bäume und Hecken im Wasser.

Direkt danach kam eine Baustelle mit Umleitung, und dort machten sich die Massen an LKW, die heute die Straßen bevölkerten, doch störend bemerkbar. Ansonsten war das einigermaßen erträglich, weil auf den großen Bundesstraßen immer wieder wechselseitig zweispurige Abschnitte eingerichtet waren, auf denen man überholen konnte.

Mit diesen guten Verhältnissen war es natürlich prompt vorbei, nachdem wir hinter Furth am Wald die Grenze nach Tschechien passiert hatten. Drum habe ich sehr schnell die Naviroute um ein paar Punkte erweitert, um uns weg von den LKW-Routen und hin zu den grenznahen Gebirgen zu führen. Und das hat ganz gut geklappt, wir kamen auf kleinere Straßen mit weniger Verkehr durch immer noch ansprechende Landschaft. Oft sahen wir an der Seite Wiesen oder Felder, deren Grün nett mit roten Mohnblumen durchsetzt war. Zum Ende mehrte sich der Wald und die Steigungen, und dann waren wir wieder in Deutschland.

Schon gestern hatte Ulrike uns im Waldhotel Vogtland bei Klingenthal, wo wir 2015 auch schon einmal gewesen sind, ein Zimmer gebucht. Damals hatte ich von einem äußerst magenfüllenden Abendessen geschrieben, und ein solches bekamen wir auch heute wieder serviert.

Tagesstrecke 319 km, km 146941

Fr, 07.06.2024

Die heutige Fahrt war relativ ereignislos und bot auch landschaftlich nicht viel besonderes. Ausnahme war natürlich der erste Abschnitt im Vogtland, jedoch der war bald vorbei. Dann hat mir noch ein kurzes Stück südlich von Wittenberg ganz gut gefallen, da ging es durch ein großes Waldstück. Nicht gefallen hat uns der Stau in Potsdam, da haben wir mehr als eine halbe Stunde Zeit verloren, so dass wir schließlich doch noch die Autobahn genommen haben, um rechtzeitig im Kloster Birkenwerder anzukommen. Hier findet jetzt ein Seminar statt, von dem aus wir am Sonntag zurück nach Hamburg fahren werden. Diese Reise kann aber hiermit im Prinzip schon jetzt als abgeschlossen betrachtet werden.

Tagesstrecke 324 km, km 147283

Sa, 08.06.2024

Das Seminar zum Thema "Weisheit" wäre ein Thema für sich...

Tagesstrecke 0 km

So, 09.06.2024

Wieder zurück. Die letzten Kilometer waren etwas anstrengend, denn in Hamburg war an diesem Wochenende viel los, was das Vorankommen behinderte: Motorradgottesdienst mit Korso, Fahrradsternfahrt, ein Volkslauf entlang der Alster, Elbtunnelautobahn gesperrt und ein paar neue Baustellen. Aber wir haben es geschafft, und wie vorgestern schon auch heute wieder ohne einen Tropfen Regen.

Tagesstrecke 285 km, km 147568
Gesamtstrecke 5536 km

Literatur und Karten

[1] Ljusic, Saba, und Hubig, Achim: Kroatisch lernen? Nema problema! Hubig Verlag, 2. Auflage 2009, ISBN: 978-3981094008

(Die folgenden Unterlagen waren schon etwas älter, haben wir alle geliehen von Freunden, die dort schon gewesen sind):

[2] Kroatische Küste, Slowenien, 1:300.000, Marco Polo, ISBN 978-3-8297-3773-9

[3] Generalkarte Istrien, Dalmatinische Küste, 1:200.000, Marco Polo, ISBN 978-3-8952-5236-5

[4] Marr-Bieger, Lore: Slowenien, Individuell Reisen Michael Müller Verlag, ISBN 9-783956-547430

[5] Marr-Bieger, Lore: Nordkroatien, Individuell Reisen Michael Müller Verlag, ISBN 9-783956-549588

[6] Marr-Bieger, Lore: Kroatische Inseln und Küstenstädte, Individuell Reisen Michael Müller Verlag, ISBN 9-783899-531282

[7] Marr-Bieger, Lore: Dalmatien, Individuell Reisen Michael Müller Verlag, ISBN 978-3-89953-978-3

(Das nächste Buch habe ich aus einem Büchertauschschrank gezogen, auch nicht neuer, schreibt aber zum Beispiel auch über Trinkgeldsitten, was in den vorstehenden Büchern nicht der Fall ist):

[8] Lips, Werner: Süddalmatien Reise Know-How Verlag, 1. Auflage 2008, ISBN 978-3-8317-1678-4

[9] Böckmann, Ulf: Jede Sünde wert Artikel über Istrien in Ausgabe 8/2019 der Zeitschrift "Der Tourenfahrer"


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