Wie jedes Jahr wurde auch 2017 wieder ein Treffen des Motorrad-Reiseforums über Himmelfahrt organisiert. Diese Treffen finden immer in wechselnden Gegenden statt, auserkoren war diesmal der Bayerische Wald. Das nahmen wir zum Anlass, mal wieder einen Schwenk über ein paar Mittelgebirge (nicht nur in Deutschland) zu machen. Am Wochenende zuvor standen noch zwei Paddelveranstaltungen auf dem Programm, danach sollte es aber für zwei Wochen losgehen nach folgendem Plan: Zunächst zwei Übernachtungen im Spessart, dann zum anlassgebenden Treffen am Arber. Zum Ende des Treffens am Sonntag dann nach Český Krumlov, um dort am Montag mit geliehenem Paddelboot unserem Zweithobby auf der Moldau zu frönen. Anschließend weiter Richtung Osten durch die Tschechei und die Slowakei, möglicherweise bis in die Hohe Tatra, wo wir im letzten Jahr durchgekommen waren. Dann auf der Nordseite in Polen wieder zurück, gerne einmal an der Elbquelle vorbeigucken, bevor wir im Elbsandsteingebirge wieder nach Deutschland zurückkommen und die Pfingsttage im Thüringer Wald verbringen wollten.
Da Ulrikes Bandita inzwischen mehr als 135.000 Kilometer auf die Uhr bekommen hatte, hat sie sich zwischenzeitlich doch mal ein neues Motorrad gegönnt (eine XJ6 von Yamaha), welches nun seine Bewährungsprobe zu bestehen hatte.
Nachdem es am Freitagabend noch gegossen und gewittert hatte, als stünde der Weltuntergang unmittelbar bevor, besserte sich das Wetter am Wochenende signifikant, so dass dem Aufbruch am Montagmorgen nichts mehr im Wege stand. Zwei Straßen weiter haben wir eine der preiswertesten Tankstellen Hamburgs in der Nachbarschaft, und pünktlich um 1000 Uhr waren wir mit einer vollen Ladung Benzin und Optimismus unterwegs.
Immer, wenn ich zu solch besonderen Gelegenheiten mal werktags mit dem Motorrad durch die Stadt fahre, wird mir wieder neu bewusst, warum ich das so gut wie nie mache. Dabei war die Haupt-Berufsverkehrszeit jetzt bereits vorbei, und stadtauswärts ging das sowieso besser, aber voll war es trotzdem. Auch auf der Autobahn sahen wir den Stau glücklicherweise meist nur auf der Gegenseite. Nur an einer Stelle hatten sie die Bahn von drei Spuren auf eine Spur ganz links eingeengt. Da sich auch hier wie in solchen Fällen üblich fast alle immer schon kilometerweit vorher links einordneten, kamen wir rechts noch ganz brauchbar voran, fädelten uns vorne schulbuchmäßig im Reißverschlussverfahren ein und wurden so nicht allzu lange aufgehalten. Der Zweck dieser ganzen Aktion erschloss sich uns allerdings nicht so richtig. Hinter der Absperrung standen ein Mann und eine Frau in orangenen Bauarbeiterwesten und sprachen miteinander, ansonsten war auf den flüchtigen Blick, den wir uns hier nur erlauben konnten, nichts weiter zu sehen, und gleich danach ging es auch wieder ungehindert weiter.
Da Ulrikes neue Maschine noch eingefahren werden musste (max. 7000 1/min = ca. 130 km/h), fuhr sie heute vorweg bis zur Abfahrt Bockenem. Ab hier hatte ich das Internet-Tool kurviger.de die weitere Route über Landstraßen planen lassen. Auch hierbei führte Ulrike zunächst weiter, denn wir waren noch nicht dazu gekommen, ihr eine Stromversorgung für das Navi zu legen, weshalb es der Plan vorsah, dass sie zunächst mit vollgeladenem Gerät startete und das Navi später dann, wenn der Akku irgendwann Hunger anmeldet, an mich übergab.
Hinter Eschwege wurden wir dann mit einer Sperrung konfrontiert, und Ulrike musste aus der geplanten Route einen Wegpunkt herausnehmen, der nun für uns nicht erreichbar war. Das führte dazu, dass wir nun über eine größere Straße (Bundesstraße) geführt wurden. Ich dachte kurze Zeit später noch, das müsse nicht bedeuten, dass es jetzt schneller ginge, sondern es könne auch sein, dass wir lediglich weniger Spaß haben würden. Aber die LKW, deren Anblick diesen Gedanken provoziert hatten, hielten an der Ampel, an der wir darauf warteten, auf besagte große Straße einbiegen zu können, wir bekamen grün und konnten lange Zeit frei fahren. Und als wir schließlich doch hinter zwei Kieslastern hingen, war der umprogrammierte Abschnitt zu Ende, wir bogen ab und hatten wieder freie Fahrt. Insgesamt gefiel uns die von dem Tool ausgewählte Route durchaus, wir kamen dabei durch schöne Gegenden. Auffällig war unterwegs noch ein hohes Aufkommen von Schulbussen. Das schien zwar im ersten Augenblick lästig zu sein, aber stets kam recht bald die nächste Haltestelle, an der man dann daran vorbeikam, und die Notwendigkeit von Schülertransporten in ländlichen Gegenden ist ja sowieso unumstritten.
Schließlich erreichten wir unser erstes Ziel, den Landgasthof "Zum Jossgrund". Dieser Gasthof ist in Motorradfahrerkreisen weithin bekannt und bot auch einige speziell darauf zugeschnittene Möglichkeiten, beispielsweise eine große Garage für die Maschinen. Vor dem Haus stand aber auch eine große Tafel, welche den Ort als "Schnitzelhauptstadt" anpries. Mal abgesehen davon, dass wir den Begriff "Stadt" auf diese Ortschaft (mit unter 1.000 Einwohnern) nicht für anwendbar hielten, war hier die Rede von einem Guinnessbuch-Rekord mit einem Schnitzel von 96 Meter - eine so große Pfanne konnten wir uns als Sonderanfertigung ja noch vorstellen, aber ein so großes Schwein? Wie auch immer; Die Schnitzel, die wir zu Abend hier bekamen ("Südseetraum" mit Ananas und Kokos bzw. "griechisch" mit Schafskäse "gefüllt", nämlich eingeklappt wie eine Calzone) waren groß genug, dass zum Abschluss noch ein kleiner Spaziergang durch den kleinen Ort fällig war.
Tagesstrecke 492 km, km 65872 (Aufbruch bei km 64380)
Der Blick aus dem Fenster zeichnete sich aus durch fleckenloses Himmelblau, und das Frühstücksbuffet glänzte mit Obstsalat, der nicht aus der Dose stammte. Und um kurz nach zehn waren wir schon unterwegs zu einer Tagestour. Hier waren wir ja im Tal eines Flusses namens Sinn, da gab es nette Ortsnamen wie Burgsinn, Obersinn und Niedersinn. Ich wartete ja noch auf etwas wie Hintersinn, Ulrike kam hingegen eher auf Möglichkeiten wie Unsinn und Schwachsinn. Aber der Ortsname "Aura im Sinngrund" verdiente nach einhelliger Meinung mindestens 12 von 10 Esoterikpunkten.
Danach ging es eine ganze Weile lang über nicht allzu große Straßen im Zickzack durch den Spessart, was sehr schön war. Wir hatten das Gefühl, hier in der Region praktisch jede Straße wählen zu können, wir würden trotzdem immer durch liebliche Gegenden kommen. Irgendwann kamen wir dann in Lohr an den Main. Hier denke ich schon seit längerem, dass es sich lohnen könnte, einmal eine mehrtägige Gepäckfahrt mit dem Kajak darauf zu unternehmen. Auf diesem Abschnitt war der Bach allerdings schon recht groß und offenbar schon Schifffahrtsstraße, und wir sahen mehrere Staustufen, aber trotzdem schien die Gegend auch am Fluss reizvoll.
In Hafenlohr bogen wir wieder ab in den Wald, und hier begann nach meinem Geschmack der schönste Abschnitt des ganzen Tages. Die kaum befahrene Straße folgte einem kleinen Tal durch viel Wald, der zuweilen mit kleinen Wiesen durchsetzt war, und wand sich in schönen Kurven. Irgendwo war auf einer Tafel von einem Wildpark die Rede, und wir passierten unterwegs mehrere Viehgatter. Zwar mussten wir diesen Hochgenuss kurz unterbrechen, um zu tanken (in Weibersbrunn), jedoch fuhr ich dann das letzte Stück wieder zurück, um die Route dort wieder aufzunehmen, wo wir sie verlassen hatten.
Aber alles Schöne hat ein Ende, und wir kamen wieder in bewohntere Gegenden. Dafür wurden wir aber in einer Ortschaft entschädigt mit einem Eiscafé, wo wir uns in den Schatten setzten und uns jeder einen Amarenabecher gönnten. Der Eismann war ein echter Italiener, da konnte ich mit meinen in den letzten Jahren erworbenen Italienischkenntnissen glänzen, und ihn hat das auch sichtlich gefreut. Auf der Weiterfahrt wurde die heutige Sammlung noch um ein paar weitere lustige Ortsnamen ergänzt, es gab da "Freigericht" und "Linsengericht" dicht beieinander, und ein Stück weiter kam "Eidengesäß".
Zurück in unserer Unterkunft war heute Ruhetag, somit hielt sich der Betrieb in Grenzen. Zu Essen bekamen wir natürlich trotzdem, wenn auch diesmal nicht von der Karte. Aber Karottensuppe, Rinderbraten mit Rotkohl und Klößen sowie Obstsalat mit Sahne machten doch hinreichend satt.
Tagesstrecke 254 km, km 66126
Beim morgendlichen Zähneputzen konnten wir aus dem Fenster heraus schön die Spatzen beobachten, wie sie am Giebel dicht gegenüber ihr Nest bauten und ziemliche Mengen an Material heranschleppten. Und erschien das zwar jahreszeitlich etwas spät zu sein, aber sie werden wohl ihre Gründe gehabt haben. Da wir heute weiter in den Bayrischen Wald fuhren, musste alles Zeug wieder reisefertig gepackt werden, wir kamen somit erst um 1020 Uhr los. Auch unsere heutige Route hatte ich mir von kurviger.de vorschlagen lassen.
Die führte uns zunächst richtig schön durch den Steigerwald, dann allerdings weniger angenehm in ein Gewerbegebiet der Stadt Bamberg. Zur Entschädigung folgte mit der Fränkischen Schweiz wieder ein schöner Abschnitt. Unterwegs machten wir Pause auf einem Parkplatz neben der Straße am Waldrand. Da fiel uns ein Schild auf, das ziemlich alleine daneben im Wald stand und verkündete, dass sich hier ein Sammelpunkt befinden sollte, offenbar im Falle von einer Katastrophe. Nun stellte sich uns unweigerlich zwei Fragen, nämlich erstens: Wer soll es sein, der sich hier sammeln soll? Denn weit und breit waren keine Häuser oder gar Ortschaften zu sehen, und hier im Wald dürften sich allenfalls Pilzsammler aufhalten oder eben Leute wie wir. Und zweitens: Bei welcher Gelegenheit könnte dieser Sammelpunkt Anwendung finden? Bei Waldbrand wäre es bestimmt ratsamer, sich auf die Wiese auf der anderen Seite zu begeben, und Hochwasser schien extrem unwahrscheinlich. Aber immerhin waren wir hier auf einem kleinen Hügel.
In Neuhaus musste getankt werden. Die Burg Veldestein dort oben hätte man vielleicht bei der Gelegenheit besichtigen können, wenn man dafür etwas mehr Zeit eingeplant hätte, aber sie sah auch von unten sehr schön aus. In Nabburg war dann ein Stück der Stadt gesperrt, ohne dass eine Umleitung ausgeschildert war. Das führte dazu, dass wir uns den historischen Stadtkern gründlich anguckten, bevor wir wieder herausfanden, und somit unsere heutige Kulturquote beinahe schon übererfüllt wurde. Schließlich gelangten wir auf die Bundesstraße B22 Richtung Stotz, wo uns bald große Schilder auf eine erneute Sperrung hinwiesen, Anlieger frei bis Baustelle. Nachdem ich versucht hatte, eine Seitenroute zu nehmen, die uns aber nach wenigen Kilometern alternativlos wieder zurück auf die B22 brachte, beschloss ich, fortan keine solchen Experimente mehr zu machen und der Straße zu folgen, bis es wirklich nicht mehr weiterging. So bekamen wir auf den folgenden mehr als 10 Kilometern noch einige dieser Warnungen zu sehen, kamen aber unangefochten nach Stotz. Die Baustelle, deretwegen hier alle Welt verrückt gemacht wurde, befand sich im Stadtzentrum, aber unmittelbar davor bog unsere Route sowieso regulär nach rechts ab. Viel Getue um nichts also.
Unterwegs wurde das Wetter immer finsterer und unheildrohender, es blieb aber trocken, bis wir am Hotel Arberblick ankamen. Dort warteten mit Armin "the Garmin" aka "alter Heizer", Max und Klaus aus Österreich und Michael aus Schweinfurt schon die ersten Treffenteilnehmer. Ein weiterer mit dem Forums-Nick "Kaffeepause" kam später noch, bei dem Namen war natürlich klar, dass das unterwegs länger dauern musste. Offizieller Anreisetag war erst morgen, dann würde es richtig voll werden, auf der Liste standen ca. 40 Leute.
In dem Raum, in dem das Abendessen serviert wurde (draußen regnete es inzwischen), lief ganz schreckliche Musik: "Ich will 'nen Cowboy als Mann" und "Weiße Rosen aus Athen". Darum sagte Ulrike zur Bedienung, die die Biere brachte und fragte, ob wir sonst noch einen Wunsch hätten: "Niemand ist Ihnen böse, wenn Sie die Musik ausmachen." Jedenfalls hat niemand widersprochen, die Musik wurde abgestellt, und danach war alles gut, bis wir alle die richtige Bettschwere erreicht hatten.
Tagesstrecke 382 km, km 66508
Beim Aufstehen sah der Himmel ungefähr so aus wie gestern Nachmittag. Das muss die beiden Österreicher veranlasst haben, sich zu sputen, denn sie brummten gerade los, als wir hinunter gingen, um zu frühstücken. Danach galt es auch für uns, zu entscheiden, wo wir denn heute fahren wollten. Im Gastraum lag zwar auch ein Ordner mit Tourvorschlägen für Motorradfahrer aus, die hätten wir allerdings erst in das Navi eingeben müssen. Einige Treffenteilnehmer hatten auch schon im Vorwege Navitouren ausgearbeitet und die Dateien zur Verfügung gestellt. Da ich allerdings in Erinnerung hatte, dass die meisten davon sich in Deutschland bewegen würden (oder aber nach Český Krumlov führen sollten, wo wir aber ja später sowieso noch hinfahren wollten), habe ich für heute eine Tour in die Tschechei selbst geplant mit Anleihen aus dem bereitgestellten Ordner.
Zunächst wollten wir aber noch in Zwiesel vorbeigucken. Ulrikes Großmutter stammte von dort, gar nicht weit vom Arber entfernt. Jemand aus der weiteren Verwandtschaft hatte am Bau einer Glaskapelle im Ort mitgewirkt, und wir hatten Ulrikes Mutter versprochen, Fotos mitzubringen. Auch sonst stand diese Tour in leichter Beziehung zu dem Bayrischen Teil der Verwandtschaft, denn wir hatten als Reiselektüre einen von einem anderen Mitglied der hiesigen Sippe verfassten Krimi dabei [5].
Nachdem somit der "Pflichtteil" abgehakt war, folgte die Kür: Hinüber nach Tschechien. Am Grenzübergang noch das übliche Bild: Viel Verkehr, einige Shops mit Angeboten von Tinnef. Aber im nächsten Ort bogen wir links ab auf eine kleinere Straße, die uns zunächst parallel zur Grenze durch den Wald führen sollte. Das bot zwar den Vorteil von mehr Ruhe, aber hier auf der Nebenstrecke war auch der Straßenbelag nicht mehr ganz so toll. In einer Kurve jedenfalls fuhren wir beide nacheinander in ein ziemlich tiefes Loch im Asphalt. Davon abgesehen wurde es jedoch eine schöne Tour. Zwar wurde uns keine grandiose Gebirgslandschaft geboten, aber viel Wald auf verkehrsarmen Straßen. Und auch später, als wir weiter in die Ebene kamen, blieb die Gegend angenehm. So konnten wir also heute eine nette, unaufgeregte Tour ohne besondere Höhe-, aber eben auch ohne besondere Tiefpunkte genießen.
Bei der Rückkehr war es im Haus und auf dem Platz inzwischen richtig voll geworden, und natürlich galt es, alte Bekannte zu begrüßen und neue Leute kennenzulernen. Und viel zu erzählen und auch zu gucken an den diversen Maschinen auf dem Hof gab es selbstverständlich auch. Unter anderem stand da ein Seitenwagengespann auf der Basis einer Moto Guzzi Quota (die Dinger sind schon solo recht selten), und ein paar Leute durften damit eine kleine Runde auf dem Hof drehen. Ich hatte jedoch schon ein Bier intus und bin nur selten mal Gespann gefahren. Da das für einen Solofahrer so seine Tücken hat, habe ich es doch lieber gelassen. Höhepunkt des Abends war dann eine kleine Spendenaktion. Eine Sozia hatte eine ganze Reihe kleiner Stoffbären gestrickt (nein, nicht während der Fahrt!), und die wurden nun zugunsten italienischer Erdbebenopfer für (mindestens) 15 € verkauft. An diesen kleinen Passagieren wird man die Fahrzeuge der Teilnehmer dieses Treffens zukünftig erkennen können, und natürlich fahre auch ich jetzt nicht mehr ganz alleine auf meiner Tenni. Nach dem Abendessen wurde irgendwo angemerkt, dass zu einem zünftigen Motorradtreffen ja eigentlich auch ein Lagerfeuer gehört. Mangels anderer Möglichkeiten wurde dann ein Teelicht hergenommen und unsere Bärchen drumherum gesetzt, um wenigstens ansatzweise alte Traditionen zu wahren.
Tagesstrecke 298 km, km 66756
Heute sollten nun in Gruppen die zuvor bekanntgegebenen Touren abgefahren werden. Ich hatte im Vorwege signalisiert, dass auch ich bereit wäre, eine solche anzuführen, aber das schien gar nicht nötig zu sein. Es hatten sich seit gestern Abend allerhand Gruppen zusammengefunden, und die schienen allesamt recht klein zu sein. Der Forums-Chef Mimoto hatte nur drei Mitfahrer, auch der alte Heizer war nur zu viert, bei mir hatte keiner angefragt, also fuhren wir zwei alleine los.
Für diesmal hatten wir uns eine Tour geladen, die auf deutscher Seite bleiben sollte. In den Ländern des ehemaligen Ostblocks hatten wir schon öfters Verkehrsschilder gesehen, die das Fahren mit Pferdefuhrwerken verbieten, aber nie die Fahrzeuge dazu. Hier im "goldenen Westen" wurde unser Weg nun gleich zu Anfang von einem Bauern mit Tirolerhut gekreuzt, der ein ebensolches Pferdefuhrwerk steuerte. Bald mussten wir jedoch auch feststellen, dass unsere von einem Forumsmitglied ausgearbeitete Tour sich anscheinend nur auf große Straßen zu beschränken schien. Kurz vor Rötz beschlossen wir deshalb den Abbruch. Mein anschließender Versuch, irgendwie "nach Schnauze" zu fahren und dabei bevorzugt kleinere Routen zu wählen, endete zweimal auf unbefestigten Abschnitten, das war dann auch wieder zu viel. So hat sich Ulrike schließlich hingesetzt und mit Karte und Navi die weitere Route geplant, die dann auch alle unsere Bedürfnisse befriedigt hatte.
Nachdem wir bei der ersten großen Pause ein Paket Kekse gefuttert hatten (wir waren ja alleine, und dann machen wir das gerne so), gönnten wir uns am Nachmittag noch einen feisten Eisbecher. Die Eisdiele lag etwas abseits der Straße an einer Fahrradstrecke und wurde hauptsächlich von Radlern frequentiert. In die Bäume hatte man ein paar alte Drahtesel gehängt, die ein schönes Fotomotiv abgaben. Witzig fand ich aber auch das Schild daneben mit Werbung für Rasenmäherroboter direkt vor einer naturbelassenen Wiese, auf der das Kraut fast kniehoch stand.
Der Abend stand natürlich wieder ganz im Zeichen des Austausches unter den Treffenteilnehmern, verbunden mit der Verkostung von Gerstenkaltschale, und so dauerte es recht lange, bis auch dieser Tag sein Ende nahm.
Tagesstrecke 294 km, km 67050
Ulrikes Statusmeldung beim Aufstehen lautete: "klarer Himmel!", da hielt es natürlich auch mich nicht lange in den Federn. Allerdings verlief der Start in den Tag heute nicht völlig problemlos. Eine Teilnehmerin war darauf hingewiesen worden, dass ihre Kette zu stramm eingestellt sei. Nun wartete sie auf jemanden von der nächstgelegenen Werkstatt, weil einerseits dafür bei ihrer Maschine spezielles Werkzeug benötigt wurde und sie das dann auch von einem ausgewiesenen Fachmann erledigen lassen wollte. Und ich habe kurz nach unserem Aufbruch gemerkt, dass ich meine Kamera oben im Zimmer vergessen hatte. Da Ulrike sich weigert, selbst eine Kamera mitzunehmen und zu benutzen, wurde das eine Bild der heutigen Runde mit ihrem Handy aufgenommen.
Auch heute hatte sich uns niemand weiter angeschlossen, und wieder haben wir eine der vorbereiteten Touren (aber von einer anderen Person erstellt) geladen, diese allerdings zuvor kontrolliert und um einen Abstecher an die Donau erweitert. In der Region hier schien heute eine Art Feuerwehrtag zu sein, es waren allenthalben Feuerwehrwagen unterwegs. Das wäre ja gar nicht weiter schlimm, würden nicht manche Wehren noch uralte und schwache Fahrzeuge benutzen, die sich asthmatisch den Berg hochquälen und unsereinen zu großen Sicherheitsabständen zwingen, wenn wir keine Rauchvergiftung erleiden wollen. An ihren Zielpunkten angekommen, sind sie dann auch noch dazu übergegangen, Straßen zu sperren, so dass wir uns mehrfach einen alternativen Weg suchen mussten. Aber wir fanden dabei einen tollen Aussichtspunkt an einem Ort, der auch noch "Schön" hieß, mit einer Bank im Schatten, wo wir lange sitzen, gucken und Kekse futtern konnten. Und später konnten wir unsere Füße in die Donau stellen und die Wasserdichtigkeit unserer Stiefel prüfen.
Wieder bei unserer Unterkunft angekommen, guckte Ulrike beim Umziehen aus dem Zimmerfenster auf den Vorplatz und fing plötzlich an, zu schimpfen. Es war da nämlich noch ein Schweizer angekommen und mit seinem Motorrad in eine enge Lücke neben ihrer Maschine gefahren. Dort konnte er jedoch nur schlecht absteigen. Er versuchte dies, indem er sich erst auf der einen, dann auf der anderen Seite an den Nachbarmotorrädern festhielt, hätte damit aber beinahe einiges umgeworfen. Schließlich schaffte er es irgendwie, machte dabei aber keineswegs eine gute Figur.
Nachdem es sich herumgesprochen hatte, dass es da am Morgen dieses Issue mit der Kettenspannung gab, wurden vor dem Abendessen noch an allerhand Motorrädern Kettenprüfungen vorgenommen und dabei, wie das halt immer so ist, viel diskutiert. Wie gut, dass ich eine Maschine mit Kardan fahre und solche Probleme nicht habe.
Tagesstrecke 282 km, km 67332
Noch vor dem Weckerklingeln um acht fuhr das erste Motorrad vom Hof. Als wir zum Frühstücken gingen, waren die meisten damit schon fertig. Ulrike sagte später zu dem Thema, je weiter weg die Treffen, umso früher sei der Aufbruch. Das kann man allerdings wohl nicht generell so sagen, denn die Location war zwar für uns verdammt weit weg, für andere aber eher dichter bei. Wie auch immer, wir hatten ja noch über eine Woche Zeit für den Rückweg, mussten uns darum also jetzt keineswegs beeilen.
Trotzdem kamen wir nach den üblichen Verabschiedungen (aber viele Leute waren ja schon weg, wir waren unter den letzten) ungewöhnlich früh los und waren um 1000 Uhr schon in Tschechien und hatten getankt. Danach bogen wir ab von der Hauptstraße auf kleinere Routen, was sich zu Anfang als nur teilweise vorteilhaft erwies. Denn zuerst kamen wir auf einen Abschnitt, der aus einer alten Kopfsteinstraße bestand, später wurde gebaut, und wir mussten ein Stück weit über eine Kombination aus Rollsplit und abgefrästem Asphalt eiern. Aber die Landschaft war durchgängig traumhaft schön, selbst als wir die höheren Gebirgszüge langsam verließen. Unter dem Helm sang ich Hohelieder auf Ulrikes Planungskunst, aber bei der Pause eröffnete sie mir, dass es meine Route war, die sie in das Navi geladen hatte (es gab für heute mehrere Varianten, und sie hatte sich für die kürzeste entschieden).
So kamen wir in Hochstimmung am späten Mittag nach Český Krumlov und bezogen unser schon im Voraus in der Villa Beatika gebuchtes Zimmer. Das war zwar nicht direkt günstig, aber in dieser sehr touristischen Stadt musste man wohl mit einem höheren Preisniveau rechnen. Und das alte, aber schön zurechtgemachte Haus gefiel uns auch richtig gut. Neben Nummern hatten die Zimmer hier auch noch Namen von berühmten Musikern, in unserem Fall war das Mark Knopfler, das fand ich in Ordnung. Wichtiger war natürlich noch, dass wir die Motorräder hier kostenfrei abstellen und zu Fuß in die Stadt gehen konnten, was wir auch sofort taten.
Ein Besuch dieser schönen Altstadt lohnt sich auf alle Fälle, nicht umsonst steht sie auf der Liste des UNESCO-Welterbes. Neben dem generellen Aspekt "alte Häuser in engen Gassen" gefiel mir besonders eine hier recht oft angewandte Technik, mit Farbkontrasten an den Mustern der Häuserfassaden dreidimensionale Effekte zu erzielen. Kurzweilig war der Aufenthalt auch wegen der vielen Japaner, welche die Stadt bevölkerten. Diese Menschen waren in ihrer ganz eigenen Mode gekleidet, die Frauen trugen gerne mal schwarze Kniestrümpfe, komische Hüte, wallende fast durchsichtige Tücher. Man konnte Stunden damit zubringen, sich irgendwo hinzusetzen und einfach die vorbeiflanierenden Menschen zu betrachten. Aber auch die Örtlichkeit wollte gebührend gewürdigt werden, weswegen wir vor dem Abendessen noch auf den Turm des Schlosses stiegen und die schöne Aussicht genossen.
Auf dem Rückweg gab es noch eine kurze Ablenkung dadurch, dass wir von einem Parkgelände komische Klänge hörten. Da saß ein junger Mensch auf einer Bank und machte Musik auf einem Instrument, das fast so aussah wie der Ausgleichsbehälter unserer alten Heizungsanlage, nachdem man eine Weile mit ihm Fußball gespielt hatte. Aber die Spieler konnte damit umgehen und entlockte dem Ding schöne sphärische Klänge, die uns gut gefielen, auch wenn das überhaupt nicht mit der Mucke von unserem Mark Knopfler vergleichbar war.
Tagesstrecke 162 km, km 67494
Für den heutigen Tag hatten wir geplant, uns dieses Land zur Abwechslung einmal von der Wasserseite aus anzugucken. Dafür hatte ich bei dem Anbieter Ingetour einen Zweiercanadier (konkret ein Indianerkanu Gatz Yoho, Kostenpunkt 390 CZK) vorbestellt. Trotzdem mussten wir zunächst die Motorräder besteigen, um nämlich nach Zlatá Koruna zu kommen, wo die Tour starten sollte. Dort fanden wir einen Mann vor, der sagte, er spräche nur ein ganz schlechtes Englisch. Auf meinen Einwand, man könnte es ja auch mit Deutsch oder Französisch versuchen, meinte er, nein, er würde eigentlich nur Tschechisch sprechen, das aber ganz gut. Nun, ich kann kein Tschechisch, nahm das aber zum Anlass, die wenigen Worte anzuwenden, die ich bei [4] als Vorbereitung gelernt hatte: "Nemluvím česky" = "Ich spreche kein Tschechisch". Das ermunterte ihn wiederum, seinerseits auf Tschechisch weiterzusprechen, vermutlich so etwas wie: "Na, das ist aber ja nicht richtig, das war doch schon mal etwas Tschechisch, da geht doch bestimmt auch noch etwas mehr, oder?" Schon oft haben in Gesprächen über Fremdsprachen andere Leute gesagt, dass sie vor genau dieser Situation Angst hätten. Aber ich frage mich, warum eigentlich? Mein Gegenüber musste schließlich sehr bald einsehen, dass meine Aussage im Prinzip doch richtig war, denn von mir kam nur Kopfschütteln, Schulterzucken, "ne!" So mussten wir uns also mit Englisch behelfen, aber das hat funktioniert.
Bevor wir uns jedoch auf das kühle Wasser begeben konnten, mussten wir zunächst noch mit den Motorrädern nach Boršov fahren, wo der Endpunkt der Tour sein sollte. Dort konnten wir uns umziehen und die Ledersachen in den Koffern verstauen, bevor wir wieder zurück zum Startpunkt gebracht wurden. Hier bekamen wir einen Yoho von Gatz, zwei Paddel und zwei Schwimmwesten, die wir allerdings nicht benutzten, uns war ohne schon warm genug, und die Moldau schien auch weder übermäßig wild noch übermäßig tief zu sein.
Aber einsam und schön war er, unser "Bach". Kaum waren wir um die erste Ecke gebogen, hatten wir nur noch Waldesgrün um uns herum. Mit flotter Strömung führte uns der Wasserlauf durch waldreiche Gegend, die nur selten von ein paar Häusern unterbrochen wurde. Immer wieder gab es leichte Stromschnellen, wo man ein bisschen gucken musste, wo sich die passende Durchfahrt befand. Aber es fand sich immer eine solche, man hätte die Fahrt auch gut mit einem Faltboot unternehmen können. An einer Stelle sahen wir einen Hinweis darauf, dass es hier auch mal einen ganz anderen Wasserstand gegeben haben musste. Da hing nämlich auf der Kopfseite einer kleinen Insel ein Fahrrad oben im Gebüsch, und zwar etwa zwei Meter über dem derzeitigen Pegelstand.
An einer Imbissbude mit schönem Blick über Wiese und Fluss machten wir Mittagspause. Es war allerdings außer uns niemand da und die Bude geschlossen. Doch wir konnten davor auf einer Holzbank an einem Tisch sitzen, die Aussicht genießen, und natürlich hatten wir vorgesorgt und etwas zu trinken sowie eine Schachtel Kekse dabei. Auch eine Toilette schien es hier nicht zu geben. Es gab zwar ein Schild in Pfeilform mit der Aufschrift "WC", das zeigte jedoch quer über die Wiese hinweg in eine Richtung, in der wir weithin lediglich Buschwerk sahen, jedoch kein weiteres Gebäude.
Schließlich erreichten wir Boršov und hatten den Eindruck, dass ab hier die Landschaft flacher und offener und die Flussfahrt somit weniger schön werden würde. Aber uns war das letztlich egal, wir tauschten das Boot gegen unsere Motorräder und fuhren (zugegeben über ein paar Schlenker auf kleinsten Straßen) wieder zurück zu unserer Unterkunft. Dann war natürlich erneutes Umziehen angesagt und ein neuer Gang in die schöne Stadt. Bei der Hitze hatten wir allerdings wenig Lust auf ein opulentes tschechisches Mahl mit feisten Knödeln und so. Deswegen begaben wir uns zu einem Italiener (einem echten!) auf dem Platz und genossen Pizza, Bier und am Ende auch noch ein Eis.
Tagesstrecke 45 km (mit dem Motorrad), 20 km (mit dem Canadier), km 67539
Kurz nach der Abfahrt, noch im Stadtgebiet mischten wir uns einen Moment lang mit einer Gruppe BMW-Motorräder mit Segeberger Kennzeichen, aber nach zwei Ampeln trennten sich unsere Wege schon wieder. Der unsere führte uns zunächst durch die Třeboňská pánev, ein schönes, mit Seen und Teichen durchsetztes Gebiet. Das viele Wasser hatte allerdings nicht nur uns, sondern offenbar auch einige Tiere angelockt, ein Reh lief vor mir auf die Straße und zwang mich zum Griff nach der Bremse.
Als wir eine Weile später an einer Tankstelle hielten, tauchte plötzlich ein Polizist auf und sprach zunächst auf Ulrike ein. Für mich völlig überraschend, ich hatte davon gar nichts gesehen. Ulrike hatte die Polizisten nicht gesehen, jedoch immerhin das Schild "Verbot der Einfahrt" (auch "Breites Grinsen" genannt), welches da vor der Tankstellenauffahrt stand. Aber sie ist mir trotzdem hinterhergefahren und nicht hinten um das Gebäude herum, wie das eigentlich gedacht war. Und als sie dann auch den Polizeiwagen gesehen hatte, dachte sie: "Na, mal gucken!" Das kostete uns 200 CZK = 8 € pro Person, da haben die Uniformträger gar nicht lange gefackelt. Bei der Gelegenheit haben sie uns auch noch gleich in ein Gerät hauchen lassen, das allerdings hatte nicht noch weitere unangenehme Folgen.
Auf der Weiterfahrt kamen wir nicht umhin, voraus dunkle Regenwolken zu registrieren. Irgendwann wurde auch die Straße nass, und an einer Stelle war ein großer Ast vom Baum gefallen und lag im Weg. Aber ansonsten ist der Kelch gerade noch einmal an uns vorübergegangen, bzw. wir haben ihn umfahren, denn wir blieben trocken. Warm blieb es auch, weshalb wir in einem Dorf an einer kleinen Eisdiele anhielten. Hier sprach man zwar überhaupt keine Fremdsprachen, und es gab auch nur Eis aus der Truhe, aber wir konnten immerhin darauf zeigen und bekamen so unsere Erfrischung.
Insgesamt empfanden wir die ganze Gegend südlich von Brno als eher langweilig, und so suchten wir uns gleich hinter der Grenze zur Slowakei im Hotel San in Holič ein Zimmer, das für 49 € günstig erschien. Lecker zu essen gab es hier auch, das mussten wir aber natürlich extra bezahlen.
Tagesstrecke 339 km, km 67878
In der Nacht muss es wohl doch noch geregnet haben, denn beim Einschlagen meines Lenkers bei der Abfahrt lief ein Schluck Wasser aus meinem Handprotektor. Da wir nun nur noch zwei Tage zur Verfügung hatten, um bis Freitagabend den Thüringer Wald zu erreichen, fuhren wir nun nicht mehr weiter nach Osten, sondern wandten uns Richtung Nordnordwest, um so langsam die Rückfahrt anzutreten. Das führte uns sehr schnell wieder zurück nach Tschechien, ansonsten war die Landschaft zunächst ziemlich unspektakulär. Aufgefallen sind mir etliche nette Kirchen und Kapellen in den Ortschaften. Allerdings scheint Tschechien auch dafür bekannt zu sein, als Kartonmodellbauer habe ich schon einige Seiten im Netz gefunden, wo man sich solche Modelle herunterladen kann, zum Beispiel hier. Mehrmals mussten wir auch Fahrzeuge von Traktorenfahrschulen überholen. Als ich als Jugendlicher den entsprechenden Führerschein gemacht hatte, war das noch mit einem Dutzend Theoriestunden getan, das scheint heutzutage und vor allem in diesem Land definitiv anders zu sein.
Im Norden wurde die Landschaft wieder schöner, weil gebirgiger. Und schön bewaldet war es hier auch. Auf dem Parkplatz eines verwunschen im Forst gelegenen Gasthauses machten wir Halt für eine Kekspause. Ein PKW kam dazu, und eine Familie mit einem Kind, das gerade mal laufen konnte, stieg aus. Der Junge sah unsere Motorräder und rief lauthals: "Brumm!" Wir mussten laut lachen, manche Dinge scheinen wirklich international zu sein. So kamen wir mit den Eltern ins "Gespräch" (mit Händen und Füßen, denn sie schienen nur tschechisch zu sprechen), und der Knabe durfte zu seiner großen Freude einmal auf unseren Maschinen sitzen.
Prinzipiell hatten wir festgelegt, auch hier auf der tschechischen Seite zu bleiben, weil die Karte hier die schöneren Landschaften zu versprechen schien. Aber ein kurzes Stück durch Polen fuhren wir dennoch. Der Landkreis von Kłodzko nämlich ragt ein ganzes Ende nach Tschechien hinein, und wir wollten durchaus eine einigermaßen gerade Linie verfolgen. Das war allerdings ab der Grenze mit vielen Schlaglöchern verbunden, und es lagen plötzlich auch überall massenweise Krümel auf den Straßen. Darum wechselten wir bei nächster Gelegenheit auf etwas größere Straßen. Das hatte den Vorteil, dass wir auch tanken konnten, hier war das Benzin günstiger als drüben. Bei der Gelegenheit erstand ich hier auch gleich noch eine Flasche Soplica als Mitbringsel für die häusliche Bar. Und direkt gegenüber gab es ein Hotel, so beschlossen wir, es für heute gut sein zu lassen.
Für einen Abendspaziergang gab der Ort, wenn man ihn überhaupt so nennen konnte, wenig her. Aber auf dem Parkplatz vor dem Hotel konnten wir einen richtig alten russischen Wolga mit ukrainischem Kennzeichen in Top-Zustand bewundern, dicht daneben parkte ein weiteres Auto, das ähnlich alt, aber um Einiges heruntergekommener aussah. Weniger schön war der Anblick, der sich Ulrikes bei der turnusmäßigen Kettenpflege bot, es steckte nämlich ein kleines Stück Blech in ihrem Reifen. Beim Herausziehen mit dem Leatherman folgte jedoch Erleichterung: Das Metallstück war nur kurz und ging nicht bis in die Luftkammer durch.
Tagesstrecke 294 km, km 68172
Im Frühstücksraum lief ein Fernseher und zeigte gefühlte zehn Minuten lang eine Frau, die nur weinerlich über irgendetwas lamentierte. Offenbar irgendeine Trivialserie, das gibt es bestimmt genau so auch in Deutschland, nur wir gucken uns so etwas auch dort nie an. Da fahren wir doch lieber Motorrad.
Das führte uns zunächst erst einmal weiter auf der großen Straße nach Náchod, erst in CZ haben wir das Navi wieder umgeschaltet auf kurvig. Das war auch sehr schön, wir kamen durch viele kleine Ortschaften mit netten Holzhäusern. Und das Gebirge wurde mit der Zeit auch immer höher und imposanter. Hier wollten wir uns jetzt die Elbquelle angucken. Dazu mussten wir eine Stichstraße hochfahren, die jedoch am Eingang des letzten Ortes gesperrt war. Hier gab es einen riesigen Bezahlparkplatz, auf dem aber absolut nichts los war, Leben zeigte sich lediglich im Kassenhäuschen. Da wir von hier aus noch mehrere Kilometer hätten zu Fuß gehen müssen, sind wir wieder umgekehrt.
Ein ganzes Stück weiter westlich, das Gebirge ist hier schon wieder deutlich flacher geworden, stand noch der Besuch der Bikerhöhle Pekelné Doly auf meinem Programm. Hier sollte man in einer Art Kneipe in einer Höhle einkehren und dabei mit dem Motorrad direkt an den Tresen fahren können. Im Zielgebiet angekommen fanden wir auch gleich die erste schöne Höhle direkt an der Straße. Aber diese spezielle Bikerhöhle konnten wir nicht finden. Ich fuhr ein Stück weit in den Wald hinein, während Ulrike wegen unbefestigter Route auf mich wartete. Dabei fand ich auch weitere Höhlen, und in eine davon konnte man auch hineinfahren, aber schließlich musste ich erfolglos umkehren. Wieder bei Ulrike angekommen, mussten wir uns zur Pause mit unseren eigenen Vorräten begnügen.
In Hrensko hielten wir an der Elbe noch einmal kurz an mit dem Gedanken, bei den hier in Grenznähe offenbar unvermeidlichen Verkaufsbuden unsere letzten Tschechenkronen noch umzusetzen. Aber das Händlervolk erschien mir hier echt so unsympathisch (sie reagierten auf meine Frage nach einem Aufkleber für meinen Koffer äußerst kurz angebunden, wurden aber dann nicht müde, mir irgendeinen Tinnef aufschwatzen zu wollen), dass wir schnell wieder weitergefahren sind. In Königsstein gab es dann noch ein paar nicht unbedingt sympathischere Straßensperrungen, aber dann konnten wir den Fluss überqueren und uns auf der anderen Seite in die Berge schlagen.
Schließlich betteten wir unsere Häupter im netten Gasthof Grüner Wald in einem Ort mit dem ungewöhnlichen Namen Berggießhübel.
Tagesstrecke 312 km, km 68484
Das Wetter war auch heute wieder unverändert trocken, so viel Glück konnten wir ja eigentlich kaum verdient haben. Zum Ausgleich bekam ich diesmal zum Frühstück auf meine Bestellung "schwarzen Tee" mal wieder Earl Grey serviert. Den mag ich allerdings nicht, und auch auf unserer Runde letztes Jahr durch diese Länder ist mir das mehrfach passiert. Ich werde mir also wohl angewöhnen müssen, in Zukunft explizit eine Sorte zu bestellen, "Darjeeling" etwa, und wenn es die nicht gibt, das dann auszudiskutieren, notfalls auch mit Tschechisch bzw. Händen und Füßen.
Die Sächsische Schweiz ist ja sehr schön, allerdings fiel mir bald auf, dass wir die erste halbe Stunde lang immer wieder Wegweisern folgten, die mit einer niedrigen zweistelligen Kilometerangabe auf die Stadt Pirna zeigten, von der wir uns doch eigentlich einigermaßen zügig entfernen sollten. Zu der Zeit, zu der Ulrike das Navi wegen leerem Akku an mich abgab, schimpfte sie dann auch über mehr als sechs Umleitungen, die sie daran gehindert hatten, die richtige Richtung einzuschlagen. Aber bislang war die Gegend schön, und wir waren ja schließlich zum Motorradfahren in genau solcher Umgebung hier.
Es ging jedoch damit weiter, dass langsam der Verdacht aufkam, der Navi-Modus "kurvenreiche Strecke" könnte uns bevorzugt durch die längsten Ortsdurchfahrten Sachsens leiten, eeelend lange Dörfer reihten sich aneinander, mit einer abknickenden Vorfahrt nach der nächsten. Diese Vermutung wandelte sich zur Gewissheit, als wir von einer Landstraße rechts abbiegen sollten, den Hügel hinunter in einen klitzekleinen Ort, dort eine zugegeben recht scharfe Kurve absolvieren und dann über die gleiche Landstraße hinweg auf der anderen Seite weitergeschickt wurden. Diese Navigiermethode, die uns in Tschechien noch so gut gefallen hatte, war hier also völlig für den Allerwertesten.
Der Modus "ökonomische Strecke" hingegen sollte ja Ortsdurchfahrten vermeiden, schickte uns dann aber auf die Autobahn. Da ich weder dort hinauf noch auf der Umgehungsstraße kilometerweit in die falsche Richtung fahren wollte und ich den Modus auch nicht während der Fahrt umstellen mochte, bog ich ab in die Stadt Glauchau, wo - wie sollte es auch anders sein - eine Straßensperrung dafür sorgte, dass wir eine gründliche, weil mehrfache Rundfahrt vornahmen.
Also reumütig zurück zum guten alten Modus "Autobahn vermeiden". Auf den großen Landstraßen kamen wir ganz gut voran, solange wir freie Fahrt hatten. Aber die hatten wir eher selten. Es gab heute am Freitag jede Menge LKW, darunter auch solche, die den vorgeschriebenen Abstand untereinander nicht einhielten, so dass man nicht dazwischen einscheren konnte, sondern in einem Zug gleich mehrere überholen musste, gepaart mit Pkw, die auch nur so dahintöffelten, so dass man eine der seltenen schön großen Lücken im Gegenverkehr an einem Toyota Aygo verschwenden musste. Dass alles hatte mich dann irgendwann so weichgekocht, dass ich für ein kurzes Stück dann doch noch die Autobahn wählte, und inzwischen war es ja auch schon spät geworden.
Für die restliche Zeit hatte ich im Hotel & Gasthaus "Kleiner Inselsberg" ein Zimmer gebucht. Die letzten Kilometer bis dahin waren dann auch wieder sehr schön und gaben uns noch einen kleinen Vorgeschmack darauf mit, was uns über die Pfingsttage hoffentlich noch erwartete.
Allerdings hatte ich diesbezüglich noch gewisse Zweifel, denn der Hinterreifen der Tenni war inzwischen wirklich beinahe bis auf den Profilgrund abgefahren, und das machte sich auch schon leicht im Fahrverhalten bemerkbar. Und ich war mir nicht sicher, ob es nicht besser war, jetzt nicht noch unnötig lange damit umherzufahren. Ulrike griff sich die Gideon-Bibel unseres Hotelzimmers und fragte, ob sie mir einen Psalm vorlesen solle, es gäbe für jede Lebenslage einen. Aber das, was sie mir dann vorlas, brachte mich (Atheisten) auch nicht weiter. Aber die hiesige Halbpension beseitigte anschließend zumindest das, was sonst noch in mir nagte, den Hunger nämlich.
Tagesstrecke 400 km, km 68884
In der Nacht hatten wir es draußen rumpeln und rauschen gehört. Aber zum Aufstehen war alles schon wieder vorbei. Allerdings hatten wir gestern unter einem Baum geparkt (wegen des Schattens beim Abladen), jetzt waren nicht nur unsere Verkleidungen, sondern auch unsere Sitzbänke standesgemäß eingesaut. Und beim Frühstück brachte mein neuer Vorsatz, explizit Darjeeling-Tee zu bestellen, das gewünschte Ergebnis.
Was die heutige Tour anging, so sagte Ulrike auf meine Frage, ob der Psalm denn nun geholfen habe, gegen den Heiligen Geist käme auch ich nicht an, morgen sei schließlich Pfingsten. Da habe ich beschlossen, es zu versuchen. Sollte ich mich dabei unvorsichtigerweise mit dem Motorrad hinpacken, so wäre das sicher ganz alleine meine Schuld, sollte mich aber die Polizei anhalten und mir ein Bußgeld aufbrummen, so würde ich bis an das Ende meiner Tage Ulrikes Heiligen Geist dafür verantwortlich machen. Nachdem das also geklärt war, lud Ulrike uns eine irgendwo generierte und aus dem Internet heruntergeladene Tour auf das Navi, was sich aber nach einigen Kilometern mal wieder als Fehlgriff herausstellte. Denn diese führte uns zügig aus dem Gebirge heraus und zur Stadt Gotha, und den heutigen Tag hatten wir uns schon deutlich anders vorgestellt. Es geht eben doch nichts über "selber planen". Aber das ging ja ganz einfach: Das Ziel auf einen Punkt am Ostende des Thüringer Waldes setzen und erst einmal so lange in das Gebirge hineinfahren, bis es schön wird. Und das war hinter der Stadt mit dem lustigen Namen Ohrdruf dann definitiv der Fall.
In Oberhof machte ich einen Abstecher in den Ort und hielt bei der Touristeninformation, um dort vielleicht noch einen Aufkleber für meine Alukoffer zu bekommen. Aber es gab hier lediglich solche mit dem Ortsnamen drauf, die mir auch nicht sonderlich gut gefielen. Ich hätte halt lieber welche mit dem Text "Thüringer Wald" gehabt, denn wir sind ja nicht nur in Oberhof gewesen. Nun, bezüglich der Aufkleber behaupte ich ja ganz gerne, es gehe hauptsächlich darum, dass die Leute sagen: "Na, dieses Motorrad scheint ja viel gefahren zu werden. Da ist es dann ja auch verständlich, dass es nicht blitzblank geputzt ist." Und inzwischen kleben ja auch schon einige Zeugnisse vergangener Reisen drauf, so sind wir bald weitergefahren, und ich habe das Thema dann auch nicht mehr weiter verfolgt.
Auf Höhe der B85 sollte so langsam wieder umgekehrt werden. Ulrike gab mir an einer Ampel zu verstehen, dass eine Eisdiele wohl ein geeigneter Ort für eine Bergfestpause wäre, aber ich fuhr kreuz und quer durch die Stadt Sonneberg, ohne eine zu finden, was dann auch wieder nicht gut aufgenommen wurde bei der Hitze. Gut gemeint ist eben das Gegenteil von gut gemacht. Ein Ende weiter gab es oben in den Bergen eine Bahnstation, wo sie offenbar ein Fest feierten, die Stelle brummte vor Menschen. So machten wir unsere Pause halt irgendwo im Wald.
Über Oberhof ging es auch wieder zurück, die Straße dort oben auf dem Kamm gefiel uns sehr, die konnte man durchaus schön in beide Richtungen befahren. Dabei überholten wir das anscheinend gleiche Pferdegespann voller Ausflügler, das schon auf dem Hinweg hier entlanggeschlichen war, aber es sei den Leuten gegönnt, wir konnten ja hinter der nächsten Kurve daran vorbei. Im Gegensatz zum Vormittag war es allerdings voraus jetzt verdammt dunkel am Himmel, das würde wohl noch Regen geben. So fuhren wir nicht nur des Benzins wegen zur Tankstelle in Oberhof. Zusammen mit uns tankte dort dann ein junger KTM-Fahrer, dessen Kennzeichen ihn als Hamburger auswies, die Sprache jedoch eindeutig nicht. Er stammte aus Nürnberg, lebte erst neuerdings im Norden, hatte seine Maschine über den Winter bei seinen Eltern untergestellt und wollte jetzt damit wieder hoch, und zwar heute noch. Da konnten wir ihm nur gute Fahrt wünschen, er brummte zügig von dannen, und wir zogen die Regensachen an. Und das war auch nötig, erst kurz vor unserer Unterkunft wurde es wieder etwas trockener.
Tagesstrecke 321 km, km 69205
Die ganze Nacht hindurch hatte es geregnet, und auch mit dem Frühstücken konnten wir uns heute viel Zeit lassen. Aber laut unserer Bedienung sollte es im Laufe des Tages besser werden. Und tatsächlich war es kurz vor Mittag trocken genug zum Aufbruch. Dieser wurde allerdings etwas verzögert, weil ich einen starken Wassereinbruch in meinem linken Koffer feststellen und das Ding erst noch kurz abnehmen und auskippen musste.
Zuerst fuhren wir zwei Dörfer weiter nach Trusetal zu einem Wasserfall, über den es im Werbeflyer hieß: "Inspiriert von der imposanten Felskulisse entstand 1865 durch Baurat Specht der wildromantische Wasserfall - ein Naturdenkmal." Wenn wir den Eintritt von 2 € nicht schon mit unserer Kurtaxe bezahlt hätten, hätten wir uns dieses künstliche Stück Natur wohl nicht so genau angeguckt. Von unten sah der Wasserfall zweifellos schön aus, aber wenn man die in den Berg gehauenen steilen 228 Stufen ein Stück hochgegangen war, wurde der artifizielle Ursprung der Anlage doch sehr schnell deutlich. Der Bewässerungskanal oben erinnerte uns sehr an die Levadas auf Madeira. Zuvor waren wir unten am Kassenhäuschen noch überraschenderweise auf Ute und Thorsten aus dem Kreis Oldesloe getroffen, die mit ein paar anderen Motorradfahrern hier unterwegs waren. Die Kassiererin meinte, die Welt sei halt ein Dorf, und Thorsten wurde von einem seiner Mitfahrer amüsiert gefragt, ob man nicht irgendwo hinfahren könne, wo er mal keine Leute kennt.
Da ich für heute schon beschlossen hatte, mein Schicksal mit dem abgefahrenen Reifen nicht allzu sehr herauszufordern, fuhr Ulrike alleine weiter, und ich wieder zurück. Allerdings gab es ein kurzes Stück auf der anderen Seite unserer Unterkunft noch eine Stichstraße zu einem Aussichtsturm auf dem "Großen Inselberg", den wollte ich noch gerne mitnehmen. Dabei wurde ich gewahr, dass sich an der Bushaltestelle auf der Passhöhe Polizei postiert hatte, zu meinem Glück beobachteten sie den Verkehr in Gegenrichtung.
Die Stichstraße zum Turm war mit Steinen gepflastert, was die Fahrbahn nun nicht gerade besonders glatt machte, aber die Baustellenampel mit einspuriger Verkehrsführung schien mir überflüssig, in meinen Augen war nicht erkennbar, warum eine Seite nun schlechter sein sollte als die andere, und gebaut wurde nirgends. Oben konnte man für 2 € den Turm besteigen und eine schöne Aussicht genießen. Danach gab es auf der Terrasse eines Lokals eine Thüringer Bratwurst und noch einen Nachklang der Aussicht, wenn auch von 21 Meter weiter unten. Nachdem ich für den Rückweg wieder eine ganze Weile auf die Baustellenampel gewartet hatte, erinnerte ich mich wieder an die Polizei, die unmittelbar vor unserem Hotel auf mich wartete, und habe spontan beschlossen, in die andere Richtung und unten einmal um den Berg herum zu fahren, um noch einmal von der unbeobachteten Seite anzukommen. Inzwischen waren die Straßen auch trocken und das Wetter sonnig, und auch wenn noch an einigen Stellen von dem Regen auf den Asphalt gespülte Krümel herumlagen, ließ es sich doch wieder annehmbar fahren.
Nachdem ich unbehelligt wieder "zuhause" angekommen, mein Motorrad abgestellt und mich umgezogen hatte, habe ich mich vorne an die Straße auf eine Bank in die Sonne gesetzt. Hier konnte man prima faulenzen und die Leute betrachten, die sich hier in recht großer Zahl tummelten. Da gab es Wanderer und Mountainbiker, die dem Weg auf dem Kamm folgten und hier die Straße überqueren mussten. Es gab eine Menge Ausflügler, die ihr Auto auf einem großen Parkplatz abstellten, um spazieren zu gehen oder den kleinen Vergnügungspark hinter unserer Unterkunft zu besuchen. Dabei war auch eine große Männergruppe, die aus einem Reisebus stieg und offensichtlich schon reichlich Alkohol intus hatte (und von Himmelfahrt konnte das ja eigentlich nicht mehr stammen). Immerhin waren zwei davon noch so aufmerksam, dass ihnen auffiel, dass wir (Ulrike war inzwischen auch wieder da) bei ihrer Rückkehr immer noch dasaßen. Und schließlich war da eine Gruppe von drei Cabrio-Sportwagenbesatzungen auf dem Parkplatz, die einen davon, einen roten Mustang, vergeblich zu starten versuchten. Das war mit viel Anlassergenudel und wenigen Fehlzündungen verbunden, was aber beides einige Aufmerksamkeit anzog. Indes schienen die Bemühungen und möglicherweise auch Ratschläge der Zuschauer vergebens gewesen zu sein, denn irgendwann fuhren die beiden fahrfähigen Boliden von dannen. Der dritte Wagen stand noch lange und am Ende sehr einsam auf dem Platz, erst als ich nach dem Essen noch einmal kurz nach dem Wetter gucken ging, war auch er verschwunden.
Tagesstrecke 57 km, km 69262
Da wir heute wieder zurück nach Hause mussten, sind wir früh aufgestanden. Nachdem kein weiterer Wassereinbruch in meinem Koffer feststellbar war (geregnet hatte es in der Nacht durchaus noch), waren wir schon vor 900 Uhr unterwegs. Um diese Zeit war hier auf den Dörfern noch kaum etwas los, wir kamen richtig gut voran.
Für die Rücktour hatten wir uns als kleines Schmankerl einen Wegpunkt in den Harz gesetzt, was die gesamte Fahrt um sagenhafte 5 Minuten verlängerte, also zu vernachlässigen war. Allerdings zogen hier dunkle Wolken auf, und in den Kurven der Bergstraßen merkte ich nun wieder deutlich, dass mein Hinterreifen echt am Ende war. Vor Torfhaus kamen wir durch größere Abschnitte voller toter Nadelbäume, was zusammen mit dem finsteren Himmel durchaus eine etwas gespenstische Szene ergab. Trotzdem machten wir in Torfhaus kurz Pause, Ulrike meinte, vielleicht würden wir hier ja noch weitere Bekannte treffen, das geschah jedoch nicht.
Sobald wir dann aus dem Harz hinauskamen und in der Ebene waren, klarte der Himmel auf, und auf dem Rest der Strecke hatten wir wieder bestes Wetter. So waren wir also den Umständen entsprechend sehr entspannt gegen 1600 Uhr wieder zuhause.
Tagesstrecke 420 km, km 69682
Gesamtstrecke 4302 km
In meiner Firma wird alljährlich ein verlängertes Freizeitwochenende in Dänemark veranstaltet, wo für inzwischen ca. 45 Leute ein oder mehrere Ferienhäuser gemietet werden, zentraler Einkauf, abhängen bzw. Party, eine tolle Sache. Das Planungstreffen dazu war auf den 31.05. terminiert ungefähr zu der Zeit, als wir hier das kurze Stück durch Polen fuhren, daran konnte ich natürlich nicht teilnehmen. Das Event selbst fand dann zweieinhalb Wochen später statt. Und dreimal darf die geneigte Leserschaft raten, was neben Essen, Bier und Kaffee noch eingekauft wurde? Richtig: Früchte"tee", Pfefferminz"tee" und Bio Earl Grey!
[1] Frankfurt a.M., Fulda, Würzburg, 1:200.000, Generalkarte Nr. 13, Mairs Geographischer Verlag 2008, ISBN-10: 3-8297-2118-8
[2] Erfurt, Bayreuth, Zwickau, 1:200.000, Generalkarte Nr. 14, Mairs Geographischer Verlag 2008, ISBN-10: 3-8297-2119-6
[3] Tschechische Republik, 1:300.000, Marco Polo 2016, ISBN-13: 978-3-8297-3846-0
[4] Die wichtigsten 30 Wörter auf Tschechisch
[5] Kelnberger, Josef: Der Grenzer, Rowohlt Verlag 2013, ISBN-10: 3463406144, ISBN-13: 978-3463406145
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