Italien 2012

Oder: Warum es eine Sünde wäre, seinen Urlaub am Strand zu verbringen.

Nachdem das neue Motorrad eingefahren war und seine Qualitäten als Langstreckenfahrzeug bereits auf einer Tagestour nach Neustrelitz unter Beweis gestellt hatte, sollte es sich jetzt auch als Fernreisemobil bewähren. Bei der vorgesehenen Reisezeit ab Mitte September musste es schon nach Südeuropa gehen. Von Italien hatten wir nun große Teile der Alpenregion gesehen, aber auf der Fahrt nach Griechenland 2007 andere Gebiete nur kurz durchfahren, die wir uns nun noch einmal genauer angucken wollten. Der grobe Plan war, aus den Alpen kommend zuerst ein paar Tage im Veneto (der "Prosecco-Region") zu verbringen. Dann über Venedig weiter in den Süden, Marken, Umbrien, Abruzzen, mal gucken, wie weit wir so kommen, zurück über die Toskana. Da ich mittlerweile seit anderthalb Jahren regelmäßig Italienischkurse besucht habe, sollte ich auch sprachlich inzwischen besser zurechtkommen.

So, 16.09.2012

Trotz der vermuteten Eignung der Super Ténéré als Fernreisevehikel ging es am Abreisetag erst einmal wieder nur nach Altona zum Autozugbahnhof. Zwar waren wir kurz davor, die Anreise auf eigenen Reifen zu bewerkstelligen, denn die Preise hatten seit unserer letzten Bahnfahrt für unseren Geschmack gewaltig angezogen. Hatten wir vor drei Jahren noch ca. 800 € für Hin- und Rückreise bezahlt, so sollte die einfache Fahrt von Hamburg nach Norditalien uns diesmal schon fast 680 € kosten, und nach München oder Lörrach war das kaum günstiger. Schließlich fand ich aber noch die Verbindung nach Innsbruck für nur 340 €.

Gedränge vor der Verladestelle Am Altonaer Bahnhof war es ganz schön voll, denn kurz vor unserem Zug nach Innsbruck fuhr auch noch einer nach Villach. Auf diese Weise hatten wir allerdings Gelegenheit, ein paar interessante Maschinen zu betrachten. Da war zum Beispiel eine alte Honda CB 750 Four nahe am Originalzustand, die ich sehr schön fand, sowie eine wohl noch ältere Harley, gestrippt und mit einer kilometerlangen Gabel ausgestattet, die wir beide höchst unpraktisch fanden. Aber immerhin muss ihr Fahrer die lange Anreise von Schweden damit leidlich überstanden haben.

Beim Verladen wurde deutlich, dass die Super Ténéré doch ein gutes Stück höher war als meine alte CB 1300. Nun, dieser Fakt war mir natürlich wohlbekannt und ist beim Kauf sogar einer der Vorzüge gerade dieser Maschine gewesen, aber hier machte er sich doch negativ bemerkbar. Denn diese Autotransportwagen sind nicht besonders hoch, ich musste mich also weit nach unten über den Tank beugen. So nahm mir der Helm die Sicht nach vorne, also den Kopf auf die Seite legen und damit vooorsichtig über den unebenen Boden durch mehrere Waggons eiern. Der Helm aber ist bei solchen Aktionen unbedingt erforderlich, mehrfach konnte ich nicht vermeiden, damit von unten gegen die obere Fahrbahn zu klopfen.

Während das Verzurren der Motorräder wie gewohnt durch das Bahnpersonal erfolgte, nahmen wir die Tankrucksäcke und die Tasche mit den "Zivilklamotten" für die Fahrt und suchten unser Abteil auf. In das Abteil nebenan, besetzt von fünf Motorradfahrern, wurden bereits zu dreiviertel geleerte Biergläser vom Bahnsteig durch das Fenster gereicht, und es war von stärkeren Alkoholika die Rede, da war eine wahre Männergesellschaft unterwegs. Bei uns fanden sich bald ein Pärchen aus Österreich, das auf der Rückreise von Südschweden war, und ein Karlsruher, der jetzt in Geesthacht lebte, ein. Mit den dreien verstanden wir uns gut und haben den Abend bei nettem Klönschnack verbracht.

Währenddessen wurde es nebenan kontinuierlich lauter, nicht nur mit Musik (die zudem nicht unserer Geschmacksrichtung entsprach, und zunächst dachte ich auch, das käme von den Rentnern noch ein Abteil weiter) wurde der halbe Waggon beschallt. Und der Zugbegleiter hat die Truppe mehrfach ermahnt, im Zug nicht zu rauchen. Das jedoch ohne jede Wirkung, er sprach zwar die Drohung aus, sie beim nächstenmal hinauszuschmeißen, machte diese dann jedoch nicht wahr.

Nach dem mitgebrachten Abendessen und einer geruhsamen Flasche Rotwein rollten wir uns bald in die Kojen, denn es war Wecken um 5 Uhr angesagt, schon um 636 Uhr sollten wir morgen früh in Innsbruck ankommen.

Tagesstrecke 10 km, km 2440

Mo, 17.09.2012

Ich wurde geweckt von Pieptönen aus der Lautsprecheranlage, und mein erster Gedanke war: "Verdammt! Ist das schon soweit? Ich habe doch eigentlich noch gar nicht richtig geschlafen!" Es folgte die Durchsage: "Zugführer drei dreizehn dreiundachtzig, bitte beim Lokführer melden" Okay, es war noch nicht soweit. Widerwillig einmal kurz auf die Uhr geblinzelt: Zehn vor drei! Ja, tat das denn not?

Irgendwann kam dann der reguläre Weckruf zusammen mit der Mitteilung, dass unsere Ankunft voraussichtlich erst um 715 Uhr erfolgen würde. Die Verspätung ärgerte uns kein Bisschen, bedeutete sie doch, dass wir nicht ganz so eilig hochmussten. Und überhaupt hatten wir ja keine weiteren Termine in der nächsten Zeit.

Beim Frühstück hatten wir den Eindruck, dass das bei der Bahn von Jahr zu Jahr immer weniger wurde, und insbesondere der Saft bestach durch sagenhafte 20% Fruchtanteil. Die anderen nebenan tranken und rauchten schon wieder, und diesmal ging sogar der Rauchmelder los. Aber der Zugbegleiter bewies seine Harmlosigkeit endgültig mit der per Lautsprecher vorgebrachten Bitte, wir mögen im Bad keine Haarsprays benutzen, denn das würde bei den Rauchmeldern Fehlalarm auslösen, wie gerade eben geschehen. Bei der Besatzung des Nachbarabteils auf der anderen Seite schien sich die Truppe noch wesentlich unbeliebter gemacht zu haben, denn einer von den Störenfrieden verabschiedete sich dort mit dem Hinweis auf das Sprichwort "böse Menschen kennen keine Lieder", was ich schon wieder witzig fand.

Weniger witzig war der Umstand, dass beim Zusammenpacken der Griff vom Tankrucksack kaputt ging. Den hatte ich gerade frisch gekauft, weil ich den Tank der neuen Maschine mit seiner Sonderlackierung natürlich nicht wieder durch eine schnöden Bagsterhaube verdecken wollte (da hätte ich den alten dann sonst weiterverwenden können), aber vorne für die Kamera ein Behältnis haben wollte, um für Fotos unterwegs nicht immer absteigen zu müssen. Im Verlauf der Reise fand ich dann, dass der Griff durchaus verzichtbar ist, und jetzt, wo ich im Frühjahr 2013 diesen Bericht fertigschreibe, stelle sich fest, dass ich glatt vergessen habe, das zu reklamieren.

im Gebirge Von Innsbruck aus ging es zuerst über den Brenner. Das natürlich nicht über die Autobahn, sondern auf der parallelen Landstraße, und bis Matrei hatte Ulrike noch eine nette Nebenstrecke über Mühltal und Ellbögen herausgesucht. Das war richtig schön, bei prima Wetter am frühen Morgen durch die Alpen zu fahren. Ganz kurz musste ich allerdings an die Geschichte von dem Indianer denken, der mit der Eisenbahn irgendwohin fährt, dann am Ziel sich ein paar Stunden lang an den Straßenrand setzt und auf Befragen nach dem Grund dafür erklärt, er warte, dass seine Seele nachkommt. Denn es brauchte auch bei mir einen kleinen Moment, bis ich innerlich auf diese Landschaft eingestellt war, die ersten Minuten fühlte ich mich ziemlich fremd hier. Aber das gab sich schnell, und die Freude über tolle Bergwelt und schönes Wetter überwog. Unmittelbar vor der Grenze von Österreich nach Italien wurde noch einmal getankt, und bei jetzt nur noch 11 °C mussten auch die Pullover herausgeholt werden.

Weiter fuhren wir über das Penserjoch, das wir noch von vor drei Jahren kannten, und durch das Sarntal. Das neue Motorrad machte sich dabei richtig gut. Der Zweizylindermotor stampfte energisch die Steigungen hoch, dass es eine reine Freude war. In Bolzano musste ich dann aber feststellen, dass bei der Super Ténéré das Bordthermometer wohl nicht ganz so gut platziert war wie bei der CB. An ein paar Ampeln gab es etwas Stau, und irgendwann sprang der Lüfter mit lautem Getöse an. Der war bei der CB auch deutlich leiser, Ulrike hat deshalb heute die Ténéré doch glatt als "Heulsuse" bezeichnet. Und das Bordthermometer eben zeigte jetzt eine Temperatur von 36 °C an, wohlgemerkt nicht für das Kühlwasser, sondern die Umgebung. Da ist doch bestimmt einiges von der Motorabwärme an den Temperatursensor geraten.

Alpenblick Von Bolzano aus führte unsere Route durch das Eggental auf den Passo di Costalunga und den Passo di San Pellegrino. Irgendwo unterwegs schlich vor uns eine Ape, eines jener kleinen dreirädrigen Transportfahrzeuge mit Mopedmotor, mit 30 km/h bergauf durch eine kurvige Ortschaft. Gerade als Ulrike auf der ersten Geraden daran vorbeizog, meinte der Fahrer, jetzt ohne zu blinken links auf eine Tankstelle fahren zu müssen. Sie kam nur durch einen weiten Schwenk fast auf die Tankstellenauffahrt, zum Glück war ja alles frei, unbeschadet davon.

In einem der Orte in der Nähe von Belluno war vor uns die Straße plötzlich gesperrt. Ulrike bog vor der Sperrung rechts ab (das war die einzige Möglichkeit), aber das führte uns nur auf die Zufahrt zu ein paar Häusern. Wir hielten an, damit Ulrike am Navi die Route korrigieren konnte. Da kam jemand aus einem Garten auf die Straße und sprach sie auf Italienisch an, wo sie natürlich meinte, ich müsse übersetzen kommen. Ich hatte seine Fragen auch gut verstanden, konnte ihm aber nicht antworten, wohin wir wollten, da ja Ulrike die heutige Route geplant hatte. Und mein Versuch, ihm zu erklären, unser Ziel stecke in dem kleinen Navigationsgerät da vorne, scheiterte an mangelnder Ausdrucksfähigkeit meinerseits. Immerhin konnte ich auf seine Nachfrage: "nach Belluno?" antworten mit: "nein, wir kommen gerade von Belluno." Also musste unser Ziel seiner Meinung nach Feltre sein, und ich ließ mir geduldig den Weg dahin beschreiben in dem Bewusstsein, Ulrike und das Navi würden den Weg nach wohin-auch-immer-aber vermutlich-nicht-Feltre auch alleine finden. Und so war es dann natürlich auch. Sie hatten hier auch nur eine neue Ortsumgehung gebaut, die das Navi noch nicht kannte, und den alten Weg konsequenterweise zugemacht. In solchen Fällen folgt man dann einfach der neuen Strecke (hier mussten wir nur erst gucken, in welche Richtung), bis man wieder auf bekanntes Gebiet gelangt, und das Gerät berechnet dann automatisch die Strecke neu.

Passo San Boldo Die weitere Strecke wirkte erstmal relativ unspektakulär. Das hatte Ulrike offenbar ähnlich gesehen, aber als wir an einer roten Ampel nebeneinander standen, sagte sie: "Jetzt kommen Serpentinen! Und zwar viele!" Auf dem Navi konnte sie natürlich sehen, was uns da bevorstand. Zunächst kam zwar noch ein schmaler Tunnel (deswegen sicherlich die Ampel), aber dann bot sich mir ein Anblick, dass mir die Spucke wegblieb: Links ging es steil hinunter ins Tal, und voraus fiel mein Blick auf fünf Tunneleingänge, fein säuberlich einer schräg unter dem nächsten den Berg hinunter (eigentlich sind es sechs, aber der vorletzte versteckt sich hinter der Straße). Das war also die Strecke vom Passo di San Boldo oder die Straße der 100 Tage, so genannt wegen der beeindruckend kurzen Bauzeit während des ersten Weltkrieges, allerdings motiviert durch die nicht so schöne Absicht, andere Menschen abzumurksen. Diese Ansicht mit den Tunneleingängen hatte ich schon dutzendmal auf Bildern gesehen, trotzdem konnte ich natürlich nicht anders, als sofort anzuhalten, um den unzähligen hiervon existierenden Fotos noch ein paar eigene hinzuzufügen. Einmal abgestiegen, hatte ich dazu auch reichlich Zeit, denn die ganze Strecke war nur einspurig, durch die Ampel, die wir soeben passiert hatten, geregelt, und nun musste ich natürlich warten, bis der nächste Gegenverkehr an mir vorbeigefahren war. Der ließ mir alle Zeit der Welt, die Kamera wieder schön einzupacken, und als die Kolonne vor mir aus dem vorletzten Tunnel auftauchte, wurde mir klar, dass sie unglücklicherweise von einem Schleicher angeführt wurde. Der Wagen dahinter setzte nämlich kurz zum Überholen an, traute sich dann aber nicht. Seinem Fahrer war offenbar nicht klar, dass hier der Ampelschaltung wegen kein Gegenverkehr kommen konnte, oder er traute der Sache nicht, weil er mich hier stehen gesehen hatte und fürchtete, ich würde jetzt losfahren wollen. Aber ich ließ die ganze Truppe vorbei und wartete sogar noch ab, bis ich hinter mir im Tunnel den nächsten Motor hören konnte, um nicht unterwegs noch auf einen Nachzügler zu treffen. Und solche Vorsicht schien berechtigt, denn die Kehren in den Tunneln waren so eng, dass ich dort nicht einmal einem Fahrradfahrer begegnen mochte.

Unten holte ich irgendwann Ulrike wieder ein, die natürlich meine Fotografierleidenschaft längst kannte und sich irgendwo einen passenden Platz zum Warten gesucht hatte. So kamen wir im vergleichsweise ebenen Veneto an und wollten hier einen Moment bleiben und die Gegend erkunden. Schließlich fanden im Zentrum von Vittorio Veneto auch bald ein Zimmer im Hotel Flora für 60 € die Nacht.

Kassenbon der Pizzeria Da unsere Unterkunft zwar das Wort "Ristorante" im Namen führte, aber kein Abendessen anbot, gingen wir zu einem Abendgang los. Die Möglichkeiten hier waren aber ziemlich begrenzt. Wir fanden schließlich eine Art Schnellimbiss, wo man Pizza bekommen konnte. An der Wand des Gastraumes hing ein Fernseher, auf dem gerade eine Nachrichtensendung lief. Darin zeigten sie ein Video, das offenbar von einer Überwachungskamera auf einem Bahnhof aufgenommen wurde und in dem man sehen konnte, wie ein Mensch plötzlich vom Bahnsteig auf ein Gleis stürzte und sich dann nicht mehr rührte. Dieser Mensch war dort alleine gewesen, aber auf dem Bahnsteig gegenüber hatten das viele Leute beobachtet, die jetzt alle an der Kamera vorbei winkten und Zeichen machten. Schließlich sprang einer auf die Gleise und zog den Liegenden beiseite, nur Sekunden bevor von hinter der Kamera ein Zug auftauchte und über die Stelle fuhr, an der der Verunglückte eben noch gelegen hatte. Und mich nahm diese Szene so sehr gefangen, dass ich ganz unkonzentriert in meine Pizza biss und mir prompt den Gaumen verbrannte. So hatte ich auch keine Chance, zu verstehen, was der Nachrichtensprecher hinterher zu dem Vorgang eventuell noch sagte.

Tagesstrecke 285 km, km 2725

Di, 18.09.2012

Das Frühstück war nicht so toll, denn mein verbrannter Gaumen tat bei der kleinsten Berührung weh, und die Brötchen hatten eine recht harte Kruste. Aber ich verfüge ja in der Bauchgegend über gewisse Reserven, würde also nicht sofort vom Fleisch fallen.

Schon die ersten Kilometer der heutigen Tagestour waren phantastisch, auf ganz kleiner Straße ging es in tollen Kurven den Berg hoch nach Tarzo. Dann wollte ich heute ja unbedingt die 100-Tage-Strecke noch einmal fahren, wenn auch diesmal in die andere Richtung. Allerdings ist die Richtung von Nord nach Süd unbedingt zu bevorzugen, weil man nur so den Blick auf die fünf Tunnelportale bekommt. Wenn man das nicht kann, muss man dafür sonst nach der vorletzten Kehre (also derjenigen mit der Nummer 2, die sind dort ausgeschildert) links anhalten, mit dem Motorrad geht das.

im Veneto Oben angekommen, verlief die Straße dann erstmal ziemlich stur geradeaus, bot aber quasi als Entschädigung einen ganz tollen Blick über ein weites Tal hinweg auf die Alpen. Und an Belluno vorbei in dem Gebiet östlich der A27 (dem Bosco del Cansiglio) fanden wir dann auch wieder die gesuchten kleineren Bergstraßen mit viel Landschaft und wenig Verkehr. Irgendwann zeigten unsere Armaturen Ebbe im Tank an, aber in Sarmede fand sich ein Tankautomat. Dieser nahm jedoch weder Kredit- noch EC-Karte, aber immerhin Geldscheine an. Und während wir südlich von Vittorio Veneto wieder die Autobahn kreuzten, meldete sich die Füllstandanzeige unserer Mägen in ganz ähnlicher Weise. So machten wir Halt bei einer recht unscheinbaren Trattoria, in deren Garten wir ein Essen bekamen, das zwar aus zwei Gängen bestand, aber insofern einfach war, als wir nichts auswählen konnten. Wir wurden lediglich gefragt, ob Pasta und Geflügel in Ordnung wären, und bekamen dann zuerst Pasta al Ragù (was man in Deutschland Spaghetti Bolognese nennt), und dann Hähnchenfilet (ganz vorsichtig konnte ich das inzwischen wieder kauen). Für 2 Personen bezahlten wir dafür incl. Getränk und Ulrikes Kaffee aber auch nur insgesamt 12 €, da kann man wirklich nicht meckern.

Mit demjenigen, der die Folgestrecke Richtung Westen in den Powerkarten [3] als landschaftlich reizvoll klassifiziert hat, möchte ich ja schon eher mal ein Wörtchen reden. Denn die Schönheit beschränkte sich auf die (zweifellos vorhandene) Originalität venetischer Ortschaften, von denen sich eine fast nahtlos an die andere reihte. Diesen Abschnitt kann ich also nicht empfehlen, im Gegensatz zu einem Artikel im Tourenfahrer, der auch einen kleinen Anteil daran hatte, dass wir gerade hierhergekommen waren. Auffällig war auch noch, dass die kriegerischen Auseinandersetzungen vor hundert Jahren hier wohl großen Eindruck auf die Menschen gemacht haben muss, denn wir kamen durch mehrere Orte, die den Zusatz "von der Schlacht" im Namen trugen.

In Tarzo schloss sich schließlich unser heutiger Kreis, und wir genossen noch einmal das schöne Gekurve vom Anfang der Tour. Und nach der Tour fand auch der Tag einen würdigen Abschluss mit einem Bier auf der Terrasse.

Tagesstrecke 215 km, km 2940

Mi, 19.09.2012

Bisher hatten wir die ganze Zeit bestes Wetter gehabt, aber während wir heute Morgen aufstanden und uns für das Frühstück fertigmachten, zog sich der Himmel zu. Und auf der Wetterkarte in der Zeitung an der Rezeption prangte ein fettes Regensymbol genau über Venedig, wo wir heute hinwollten.

Aber bis Venedig war das nicht so weit, dass wir nicht vorher noch ein paar Kringel hier in der Gegend drehen konnten, zumindest solange, wie das noch trocken bleib. Also fuhren wir erst einen kleinen Bogen nach Osten über Sarmede, die Strecke hatte Ulrike gestern so gut gefallen. Dann führte sie uns nochmal am Hotel vorbei und das inzwischen wohlbekannte Geschlängel nach Tarzo hoch. Die weitere Route verlief etwas weiter südlich als meine Ortschaftenkette von gestern und wurde von mir auch als angenehmer empfunden. Bei Vidor querten wir den Fiume Piave, um an seiner rechten Seite wieder in die Gegenrichtung zu fahren. Und diese Route wurde zwischen Montebelluna und Santa Maria della Vittoria richtig schön bis Nervesa, aber dort begann dann der Regen. Darauf beschlossen wir, die Sache abzukürzen, und obwohl der Regen bald wieder aufhörte, nahmen wir nun die größeren Straßen. Da konnte man ganz gut Strecke machen, hier war zwar Verkehr, aber dank potenter Motoren kamen wir immer gut an den LKW vorbei. So ging es zwar wenig aufregend, aber raumgreifend an Treviso vorbei und auf San Dona zu.

Irgendwann machten wir Pause an einer Tankstelle, deren Automat wieder keine Karten annahm, und gönnten uns dann etwas zu Trinken im Café nebenan. Dieses Gebäude verdeckte uns die Sicht in die Richtung, in die wir wollten, und beim Einbiegen auf die Straße war unsere Aufmerksamkeit natürlich auf den von links ankommenden Verkehr gerichtet, aber sofort beim Gasgeben kam der Schreck: Unmittelbar vor uns dräuten finsterste Wolken! Hoffentlich kam gleich noch eine Stelle, an der wir anhalten und die Regensachen anziehen konnten. Und wir hatten Glück, es kam bald noch eine zweite Tankstelle, und wenige hundert Meter danach kam die Schüttung.

Und das war nicht nur ein kurzer heftiger Guss, sondern eine kräftige Dauerdusche. Unser Plan sah vor, auf der Landzunge östlich von Venedig bis zur Spitze, der Punta Sabbioni, zu fahren, dort ein Zimmer zu nehmen und morgen mit dem Schiff zur Stadt überzusetzen. Aber das Hotel am Fährhafen, das unser Navi kannte, war deutlich sichtbar schon seit vielen Jahren geschlossen. Doch kurz zuvor waren wir an einem weiteren Hotel, dem Hotel La Rondine, vorbeigekommen. Also wenden und zurück. Dort angekommen, stellte ich mich erstmal unter das Vordach, nahm den Helm ab und ließ eine Weile das Wasser ablaufen. Ich mochte einfach nicht so triefend nass da hineingehen. Als ich mich schließlich doch durchgerungen hatte und die Tür aufmachte, wurde ich von drinnen begrüßt mit den deutschen Worten: "Regnet es?"

Die Besitzerin sprach gut Deutsch, denn sie stammte aus Südtirol. Sie hatte auch kein Problem damit, uns zwei Wasserwesen ein Zimmer für 87,40 € zu vermieten, aber wir konnten das nur für eine Nacht bekommen, da morgen eine große Gruppe kommen sollte. Aber bei dem Wetter wollten wir auf keinen Fall mehr weiter. Schon um das Gepäck zu holen, mussten wir uns wieder die Helme aufsetzen. Und dann stellte sich heraus, dass Ulrikes Stiefel wieder mal eine Menge Wasser durchgelassen hatten. Zum Glück hatten wir im Koffer noch die Wochenendausgabe vom Hamburger Abendblatt, damit wurden die Dinger sogleich ausgestopft. Da uns das, genau so mit der Zeitung im Gepäck, zunächst in Norwegen und dann auch im Bayerischen Wald schon mehrmals passiert ist, begann ich mich zu fragen, ob wir in Zukunft nicht lieber davon Abstand nehmen sollten, eine Zeitung von Zuhause mitzunehmen? Mit den Unbilden des wasserreichen Nachmittags wurde ich aber beim Abendessen durch eine lecker gegrillte Sogliola (Seezunge) wieder vollkommen versöhnt.

Tagesstrecke 200 km, km 3140

Do, 20.09.2012

Venezia Das Wetter war heute Morgen wieder richtig wieder gut, blauer Himmel lachte uns an. Nach dem Frühstück ging Ulrike ihre Kette fetten, ich brauche das ja jetzt nicht mehr zu tun. Statt dessen schaffte ich unser Gepäck in den Heizungsraum, wo es bis zu unserer Rückkehr von der Venedigbesichtigung sicher verwahrt werden sollte. Und wer weiß, vielleicht kam ja im Laufe des Tages noch eine Absage herein, und wir bekämen doch noch ein Zimmer hier. Zu den Anlegern war es nicht so weit, da konnten wir zu Fuß gehen. Der Hafen kündigte sich mit einem großen Busparkplatz an, dahinter etliche Souvenirbuden und Ticketschalter. Die Fahrkarten kosteten insgesamt 18 €, für 2 Personen mit Hin- und Rückfahrt, das hatten wir uns schlimmer vorgestellt. Die Überfahrt dauerte eine halbe Stunde, kurz nach 1000 Uhr waren wir da.

Trotz der relativ frühen Stunde war die Stadt bereits voller Menschen. Wir gingen zunächst entlang der Kaimauer, bogen dann rechts ab auf den Markusplatz, und der war gerammelt voll. Es gab da einen Turm, den man offenbar besichtigen konnte, was sicher eine schöne Aussicht geboten hätte, aber die Schlange der Wartenden auf dem Platz war uns deutlich zu lang. Ich freute mich über das ausklappbare Display meiner Kamera, das es mir ermöglichte, den Apparat in die Höhe zu halten und so über die Köpfe der Menge hinweg noch annehmbare Fotos zu machen. Natürlich gab es auch die bekannte Szene mit der Touristin, die sich mit ausgebreiteten Armen und darauf sitzenden Tauben fotografieren ließ, aber es war hier eigentlich so eng, dass ich behaupte, dass der Fotograf die Viecher schon extra angelockt haben muss.

enge Gassen Wir verließen diesen Ort relativ bald, aber auch in den Gassen gab es ein ziemliches Geschiebe. Man konnte dabei die wenigen Einheimischen sehr gut erkennen, denn die waren erstens besser gekleidet und bewegten sich zweitens deutlich zielstrebiger durch die Menge. Deren Fluss wurde nicht nur durch die engen Gassen und vielen Sehenswürdigkeiten, sondern hin und wieder auch noch durch Straßenhändler behindert. Der Renner (oder vielleicht auch nur das, was am verzweifeltsten versucht wurde, unter die Leute zu bringen) schien eine glibberige leuchtfarbige Plastikmasse zu sein, die von den Verkäufern immer wieder mit lautem "Flatsch!" vor sich auf den Boden geworfen wurde, wo sie sich nach wenigen Sekunden wieder zu einem Klumpen zusammenzog. Wahrlich ein angemessenes Mitbringsel von einer Kulturreise, aber vermutlich auch eher für Kinder gedacht.

Immer wieder gab es auch kleine Brücken über die vielen Kanäle. Da diese Brücken eigentlich nie eben waren und oft sogar Treppenstufen hatten, wäre es sehr schwierig gewesen, mit irgendwelchen Fahrzeugen durch die Stadt zu fahren, und folglich wurde vieles eben in Booten transportiert. An einer Stelle konnten wir das besonders gut beobachten, wo der Kanal ein U beschrieb, in dessen Scheitelpunkt an einem Haus gebaut wurde und an dem gleich zwei Boote mit Arbeitsmaterial dort anlegen wollten. Als dann noch ein Gondoliere, ein Privatmann mit einem schnellen Motorboot und ein weiterer Transporter auftauchten, ging für eine Weile lang gar nichts mehr. Aber der Motorbootfahrer verschwand in seiner "Garage" (er konnte durch einen Torbogen in ein Becken unter seinem Haus einfahren), und die anderen quetschten sich sehr geduldig um die enge Ecke.

schiefe Gondel Auch die typisch venezianischen Gondeln waren von oben interessant anzusehen. Denn sie waren, wohl um den Umstand auszugleichen, dass sie nur auf einer Seite gerudert werden, deutlich asymmetrisch gebaut, krumm fast wie eine Banane. Die Bootsführer waren meist in eine Art Tracht gekleidet - schwarze Hose, schwarz-weiß quergestreiftes Hemd und Hut - und die klavierschwarzen Boote gerne mit etwas Ornamenten verziert, auch rotsamtene Polster waren zu sehen.

Canale Grande So kamen wir irgendwann an den Canale Grande und zur berühmten Rialtobrücke. Es dauerte einen Moment, bis zwischen den ganzen Leuten ein Platz am Brückengeländer frei wurde, aber das nutzten wir dann auch hemmungslos aus, um in aller Ruhe das Treiben auf dem Wasser zu beobachten. Und das war nun auch wirklich sehenswert, denn hier wuselte nun wirklich alles durcheinander, was nur irgendwie als Transportmittel auf dem Wasser benutzt wurde. Zusätzlich zu dem, was wir bisher gesehen hatten, fuhren hier auch noch große Fahrgastschiffe, die hier wohl die Funktion der Busse übernahmen, und eine Unmenge kleinerer Motorboote, die offenbar Taxis waren, gefühlt die Hälfte ihrer Fahrer fuhr übrigens mit dem Handy am Ohr. Dazwischen immer mal ein Gondoliere, der die Seite wechseln wollte, das kam uns immer so vor wie der Versuch, zu Fuß und zur Hauptverkehrszeit ohne Ampel die Ost-West-Straße in Hamburg überqueren zu wollen. Im Prinzip konnten wir uns das stundenlang angucken, aber als wir schließlich sogar Zeuge wurden, wie ein Ambulanzboot mit Blaulicht und Sirene unfallfrei durch das Getümmel raste, zogen wir dann doch weiter.

In der Nähe der Universität suchten wir uns eine Trattoria zum Mittagessen, und hier war auch eine etwas touristenärmere Gegend. Aber auch das ursprünglichere Venedig bot genug zum Gucken, und seien es auch nur Kleinigkeiten: Die Art, wie unzählige Elektrokabel nebeneinander auf dem Putz der Hausfassaden verlegt waren, der Umstand, dass hier die Hausnummern gerne vierstellig waren und somit Adressen eventuell gar keine Straßennamen hatten, oder die Wäscheleinen, die zwischen zwei Umlenkrollen unter die Fenster gespannt waren und so auf ganzer Länge bestückt werden konnten. Auf einem Fensterbrett lag ein wohlbekannter IKEA-Katalog, und an einer Wand klebte ein Plakat, das doch sogar zu einer Critical Mass aufrief. Dabei handelt es sich um eine dezentral organisierte Fahrradprotestveranstaltung mit einem interessanten Konzept, woran ich zuhause in Hamburg auch schon teilgenommen hatte. Aber hier in Venedig schien uns das doch sehr sonderbar, denn eigentlich konnte man hier auch mit dem Fahrrad gar nicht fahren. Ein paar Ecken weiter wurde im Schaufenster eines Ladens ein lasergeschnittener Modellbausatz einer venezianischen Gondel angeboten, und ich hätte schon Lust gehabt, davon einen mitzunehmen und zuhause zu bauen, aber er war nicht so asymmetrisch geformt wie die echten Gondeln hier, und das ging dann natürlich nicht.

Um 1700 Uhr hatten wir genug, unsere Füße waren platt, und wir traten wieder die Rückfahrt an. Und beim Hotel angekommen hatten wir richtig Glück, denn wir bekamen noch ein Zimmer. Die angekündigte Gruppe war zwar noch nicht da, aber jemand anders hatte abgesagt, so konnten wir also unser Zeug aus dem Heizungsraum holen und in einem anderen Raum wieder ausbreiten. Und eine köstliche Bistecca machte den schönen Tag komplett.

Tagesstrecke 0 km, km 3140

Fr, 21.09.2012

Nach einem ausgiebigem Frühstück sollte heute nun endgültig weitergereist werden. Zum Abschied gab es noch einen längeren Klönschnack mit der Besitzerin, die unter anderem erzählte, dass das Hotel am Hafen vor ungefähr 10 Jahren von jemandem gekauft worden war, der in der Nähe schon einen Campinglatz betreibe, und niemand hier könne sich vorstellen, warum er den Betrieb dort nicht wieder eröffnet habe. Dann Aufbruch bei bestem Sonnenschein. Bis vor Mestre, der Stadt auf dem Festland gegenüber von Venedig, fuhren wir die gleiche Strecke wie vorgestern, jetzt allerdings konnten wir auch etwas sehen davon. Oft hatten wir freien Blick auf Lagune, denn die Straße führte hier durch abgeerntete Äcker. Rechts der Strecke fielen uns etliche ähnlich gebaute Höfe auf, die alle verlassen und zum Teil schon verfallen waren. Bei Mestre mussten wir durch ein großes Industrie- und Gewerbegebiet, das wäre ohne einen richtig großen Bogen durch das Hinterland nicht vermeidbar gewesen. Als kleiner Lichtblick kamen wir an einer Werft vorbei, wo ein Küstenfrachter aufgepallt lag und uns sein schön geschnittenes Unterwasserschiff präsentierte.

der Teutonengrill ist verwaist Weiter ging es wie vorgestern auf der großen Landstraße immer längs der Küste, denn wir wollten Strecke machen und heute noch in die Berge kommen. Zuerst jedoch kamen wir in das Po-Delta, was sehr schön aussah mit großen Wasserflächen rechts und links im hellen Sonnenlicht. Mitten drin ein Ort mit noch einer Werft voraus, aber hier wurde lediglich abgewrackt, das war bei weitem nicht so pittoresk.

Kurz vor Rimini wollte Ulrike das Meer sehen, und es war sowieso Zeit für die Mittagspause, deshalb machten wir einen kleinen Abstecher an die Küste, um unsere Füße kurz in die Adria zu tauchen (allerdings mitsamt den Motorradstiefeln, denn ein Handtuch hatten wir nicht dabei, wir wollten ja auch nicht per Anhalter durch die Galaxis). Der sogenannte Teutonengrill war um diese Jahreszeit auch schon fast ausgestorben, die Saison war definitiv zuende, denn neben unserem Strand konnten wir beobachten, wie die Palmen von der Terrasse samt Pflanzkübeln mit einem Kran auf einen LKW aufgeladen und für den Winter "hereingeholt" wurden.

in die Berge Nachdem solcherart das Thema "Meer" abgehakt war, konnten wir den südwestlichen Schwenk in die Berge machen, und hinter Montalbano wurde es landschaftlich schön, teilweise sahen die Hügel wie Wellen aus. Allerdings waren die Straßen ganz schlecht mit Rissen und Verwerfungen im Asphalt. Teilweise waren die Kurven ausgebessert, an einer Stelle allerdings nur mit Schotter. Immerhin wurde oft mit Schildern davor gewarnt, und wir lernten, dass das Wort Frana Erdrutsch bedeutet. Wir waren uns nicht sicher, ob wir uns hier jetzt in dem Gebiet befanden, wo kürzlich dieses große Erdbeben stattgefunden hatte, und wir jetzt die Folgen davon sahen und spürten? Aber die schöne Landschaft entschädigte uns für die Unbilden der Oberflächenbeschaffenheit.

Hinter Urbania sah ich rechts ein Hotel, das zwar mit dem Namen "Hotel Meeting" aussah wie ein Tagungshaus, aber die Tür stand offen, also fuhr ich auf den Hof und erkundigte mich, ob es möglich war, ein Zimmer für zwei Nächte zu bekommen. Und das war auch möglich. Die Zimmer waren zwar nicht besonders komfortabel, zum Beispiel gab es keinen Fernseher, aber gerade das störte uns nun überhaupt nicht, und mit 58 € waren sie auch sehr günstig. Und es gab sogar ein Restaurant, wo wir zum Abendessen eine anständige Pizza bekamen.

Tagesstrecke 358 km, km 3498

Sa, 22.09.2012

Am Morgen hatte das Restaurant nicht geöffnet, sondern wir sollten in die Bar gehen und würden dort unser Frühstück bekommen. Das fiel aber reichlich karg aus. Wir durften uns aus der Vitrine je eine Brioche nehmen, dazu gab es Kaffee oder Tee - ein echtes italienische Frühstück eben.

Straße gesperrt Nach kurzer Strecke wollten auch die Motorräder frühstücken. An der Tankstelle wurde Ulrike von einem Deutschen angesprochen, der aus der Gegend von Hannover hierhergezogen war und sich offenbar freute, mal wieder Leute aus seiner Heimatgegend zu treffen. Seine Tipps bezüglich lohnender Ziele hier in der Umgebung brachten uns allerdings nichts Neues, aber da gingen wir großzügig drüber hinweg. Eine Weile später war die Straße, auf der wir eigentlich unsere Route geplant hatten, gesperrt. Das gab uns Gelegenheit, diese Route noch einmal zu überdenken, denn in der ursprünglich geplanten Richtung schienen die Berge jetzt immer flacher zu werden, so haben wir kurzerhand etwas umdisponiert und den eh geplanten Schwenk nach Osten etwas vorverlegt.

Denn die Grotte di Frasassi wollten wir sowieso besichtigen, sollte es sich dabei doch um eine der schönsten (und meist besichtigten) Tropfsteinhöhlen Italiens handeln. Diese Schönheit hatte allerdings ihren Preis, nämlich 15,50 € pro Person, immerhin mit inbegriffenem Bustransfer. Von großem Andrang im Sommer zeugte auch ein riesiger Parkplatz und eine Reihe Souvenirläden neben dem Busbahnhof. Aber heute war einigermaßen wenig los. Am Grotteneingang wurden wir von einer Führerin in Empfang genommen und durch die riesige Höhle geführt. Und das, was wir dort sahen, fanden wir wirklich sehenswert. Die überwiegend aus hellem Gestein bestehenden Stalagtiten und Stalagmiten waren schon durch ihre Größe beeindruckend, aber auch sehr schön ausgeleuchtet. Allerdings wies unsere Führerin gleich am Anfang energisch daraufhin, dass hier drinnen das Fotografieren verboten sei. Trotzdem gab es in der Gruppe einen, der das nicht lassen konnte. Und ich gestehe, dass ich mich auch gerne darüber hinweggesetzt hätte, aber mit meiner Spiegelreflexkamera ist es gar nicht möglich, lautlos zu fotografieren. Dazu war der andere aber offenbar auch nicht in der Lage, und er wurde mehrmals von unserer Führerin deswegen ermahnt. Ulrike meinte leicht bissig, dem Typen hätten sie bestimmt schon in der Schule immer die Mickymaushefte weggenommen. Aber auch mein laut ausgesprochener Eindruck an einer Stelle, hier habe jemand ein paar Schachfiguren hingestellt und mit ganz heller Schokolade übergossen, rief unerklärlicherweise komische Kommentare von Seiten meiner Reisebegleiterin hervor.

nicht optimal, aber noch geht es Die Talstrecke danach gefiel uns sowohl fahrerisch wie auch landschaftlich sehr gut. Später folgten wieder offenere Täler, in denen Landwirtschaft betrieben werden konnte. Dabei fiel mir auf, dass die Bauern hier in der Gegend zum Pflügen öfters mal statt einem Traktor eine Planierraupe ohne Schieber benutzen.

Am zentralen Platz des Ortes San Angelo in Lizzola fanden wir eine Bar zum Pausemachen, wo man wieder mal nett draußen sitzen konnte. Am Nachbartisch spielten ein paar Männer ein komisches Kartenspiel mit nicht-französischem Blatt, dessen Prinzip sich mir nicht auf Anhieb erschloss: In der Mitte blieben Karten liegen, jemand legte eine dazu und nahm auch mal mehrere an sich, und es ging anscheinend nicht immer der Reihe nach. (Nach der Reise habe ich in einem in Italien spielenden Krimi der Autorin Donna Leon das Kartenspiel Scopa erwähnt gefunden und das einmal recherchiert, um das könnte es sich hier gehandelt haben.)

Meine Betrachtungen wurden aber immer wieder unterbrochen, wenn das Geräusch eines Motorradmotors die engen Straßen erfüllte, zuerst sahen wir eine BMW GS, dann auch eine Super Ténéré in blau. Und als bald dunklere Wolken aufzogen, machten wir uns schnell wieder auf den Weg. Trocken zurück in unserer Unterkunft erfuhren wir, dass morgen am Sonntag alles geschlossen sein sollte, weshalb wir jetzt schon bezahlen sollten, und Frühstück gäbe es morgen auch keines. Dafür wurde uns aber auch etwas vom Zimmerpreis abgezogen, und angesichts der kaum zu bewältigenden Menge von heute früh glaube ich, dass wir dabei gar keinen ganz schlechten Deal gemacht haben. Außerdem futterten wir uns mit Antipasti und Pfeffersteak heute Abend im Restaurant gleich noch eine kleine Reserve an.

Tagesstrecke 242 km, km 3740

So, 23.09.2012

Heute Morgen gab es wie angekündigt kein Frühstück, wir verspeisten als Notration unsere letzten deutschen Müsliriegel und tranken dazu einen Schluck Wasser der Marke "Leitungsheimer Urquell". Da wir aber ja auch keine Formalitäten mehr zu erledigen hatten, kamen wir richtig früh auf die Straße. Nach ein paar Minuten kam uns zuerst eine Motorradgruppe, dann eine Kolonne Geländewagen entgegen. Jetzt am Sonntag und bei gutem Wetter war also eine ganze Menge Freizeitverkehr unterwegs. Das richtige Frühstück (la "seconda colazione") nahmen wir bald in einer Bar ein, wo man draußen sitzen konnte. Dort leistete uns ein schwarzer Labrador Gesellschaft, der sich ein paar Schritte seitwärts lang auf den Rasen legte und von jedem, der vorbeikam, kraulen ließ. Wasser- und Futterschüsseln standen wohlgefüllt direkt daneben, das Tier schien hier ein total faules Leben, ein rechtes "Hundeleben" eben, zu führen.

Frisch gestärkt ging es weiter in grob südliche Richtung, und wir sind eigentlich die ganze Zeit lang durch schöne Gebirgslandschaften gefahren. Immer wieder treffen wir unterwegs auf "echte" Endurofahrer (also nicht mit großen Reiseenduros, sondern kleinen Einzylindermaschinen auf Stollenreifen unterwegs), die hier höchstwahrscheinlich auch jede Menge schöne unbefestigte Strecken finden. Zum Mittagessen hielten wir wieder einmal an einer Trattoria, wo es für 12 € als "Menu fisso" heute Pasta und Schweinesteak gab.

Sibillinische Berge Auf der Weiterfahrt kamen wir irgendwann über einen Pass und fanden dahinter eine wunderschöne Landschaft vor: Die Berge, die zwar einigermaßen hoch und steil waren, wirkten sehr sanft, weil es auf den Hängen weder Felsen noch viele Bäume, sondern fast ausschließlich Gras gab. Diese Hänge umrahmten einen topfebenen Talkessel, der gleich spärlich bewachsen war und über den das Auge schweifen konnte. Am Rande davon thronte auf einer Erhebung ein malerischer Ort, danach führte die Straße mitten durch das Tal, in dessen Zentrum eine einsame kleine Ranch lag, wo man reiten konnte. Das Ganze nannte sich Sibillinische Berge und nahm uns sofort gefangen. Und wir waren nicht die einzigen. Wir überholten eine weiße Ténéré mit italienischem Kennzeichen, deren Fahrer möglicherweise auch erstmalig hier war und ganz langsam fuhr. Eventuell suchte er aber auch nach einem Platz für ein Picknick am Wegesrand, wie das auch schon einige Autobesatzungen getan hatten, die dann daneben auf ihren Decken saßen. Wir begnügten uns zwar damit, auf den Höhen an geeigneter Stelle anzuhalten, abzusteigen (Fotos zu machen) und und diese tolle Landschaft anzugucken. Aber auch Ulrike, die offenbar noch etwas unter dem Eindruck des menschenleeren Strandes von vorgestern stand, meinte, es sei doch eine Sünde gegen sich selbst, tagelang nur in der Sonne zu liegen und solch wunderbare Ecken der Welt zu verpassen.

ultraschöne Gegend Wir mussten diese außerordentlich schöne Ecke allerdings leider vorerst wieder verlassen, denn wir mussten tanken. Wir fuhren schon etliche Kilometer auf Reserve, konnten aber ja nicht ahnen, dass wir gerade jetzt in eine Gegend kamen, wo die Tankstellen dünn gesät sind. Nun kann man sich ja im Navi eine Tankstelle suchen lassen. Das hat aber durchaus so seine Tücken. Denn das Gerät listet einem zwar die gefundenen Tankstellen schön mit Marken nach Entfernung sortiert auf, aber die Distanzen beziehen sich nur auf die direkte Entfernung. Dann sagt man sich: "Ah, 32 km, das geht ja, das schaffe ich locker." Aber die Strecke dorthin führt leider um ein Bergmassiv herum, da können dann locker mal mehr als das Doppelte daraus werden. So wählt man dann also erst einmal fünf bis sechs Tankstellen an, um sich jeweils die Route dorthin berechnen zu lassen und sich dabei zu merken, welche davon am kürzesten ist. Dann hat man ja auch immer noch das Risiko, am Ziel keinen Tropfen zu bekommen. Und so war es natürlich auch: Die erste Tankstelle war geschlossen, an der zweiten der Automat außer Betrieb, und die dritte existierte überhaupt nicht. Aber hier war ein Ort, wo wir uns erkundigen konnten, und es sollte eine vierte Tankstelle zwei Kilometer weiter geben, real und heute am Sonntag auch noch geöffnet. Um dort hinzukommen, mussten wir zunächst noch an einem Stau wegen Unfall vorbei, aber mit den letzten Tropfen gelang auch das. Ulrikes "Bandita" schaffte auf diese Weise sagenhafte 80 km auf Reserve.

Jetzt fuhren wir ein kleines Stück wieder zurück, denn in Acquasanta (dem Ort der nicht existenten Tankstelle) hatte ich vorhin den Albergo Terme gesehen, wo wir auch sofort ein Zimmer für 65 € bekamen. Es war zwar noch recht früh am Tag, aber ich wollte gerne hier bleiben und morgen noch einmal durch diese schöne Gegend fahren. So war noch jede Menge Zeit für einen Spaziergang, wo wir uns den Ort angucken konnten, der mit malerisch engen Gassen den Berg hochgebaut war. Dabei trafen wir eine weiße Katze, die uns anmaunzte und so einlud, uns zu ihr auf die Treppenstufen zu setzen. Sie trug deutliche Spuren heftiger Revierkämpfe, hatte ein gezacktes Ohr und einen geknickten Schwanz, auffällig waren auch ein gelbes und ein blaues Auge. Die Frage, ob sie eine Rassekatze sei, konnte sie uns natürlich nicht beantworten, die Frage, ob sie dann auf einer Ausstellung einen Preis bekommen würde, konnten wir uns hingegen selbst beantworten. Ich allerdings meine, dass sie einen solchen allemal verdient hätte, nämlich den für die mutigste und dabei freundlichste Katze dieses Ortes.

Zurück beim Albergo waren auf dem Trottoir ein paar Stühle aufgebaut, wo wir vor dem Abendessen noch eine Cola tranken und die zunehmende Dämmerung beobachteten. Da die Moppeds die Nacht diesmal hier draußen auf dem Parkstreifen an der Hauptstraße verbringen mussten, stellten wir sie nebeneinander und schlossen sie mit einer Kette an den Vorderrädern zusammen. Dann ging es zu Tisch, es gab zuerst Spaghetti Aglio e Olio und danach leckere Lammkoteletts.

Tagesstrecke 252 km, km 3992

Mo, 24.09.2012

im Nationalpark Zu Beginn der heutigen Rundtour ging es natürlich nochmal durch die Sibillinischen Berge. Bei der Ranch in der Mitte des Tales machten wir kurz Halt, um uns das mit dem Reiten mal näher anzugucken. Es hieß, das sei auch für Anfänger ohne Vorkenntnisse möglich, was wahrscheinlich bedeutete, dass man hier nur ziemlich abgestumpfte Tiere bekommt, die immer nur hinter dem Leittier hinterhertrotten, egal was der Reiter da oben gerade so macht. Prinzipiell kann ich mir gut vorstellen, auch einmal Reiterurlaub zu machen (Ulrike ist früher viel geritten), hätte dann aber schon den Anspruch, das dann auch richtig zu lernen. Das wiederum macht man natürlich nicht mal kurz an einem Wochenende...

Nach der Durchquerung des Kessels ging es auf der Südwestseite wieder zurück. An einer Bar in einem kleinen Dorf, wo man draußen auf dem Hof an der einzigen Kreuzung sitzen konnte, machten wir Pause. Eine Ape fuhr vorbei, und Ulrike fragte mich: "Hast du die Klimaanlage gesehen?" "Hä? Eine Klimaanlage in so einer alten Klapperkiste? Nein, habe ich nicht gesehen." "Ja, der hatte sich einen Ventilator auf das Armaturenbrett geschraubt." Ein Italiener am Nebentisch hatte das offenbar verstanden und erklärte das ganz amüsiert seinem Tischgenossen. Kurze Zeit später hielt ein Auto, und eine Frau mit einem kleinen Kind mit blauem Kittel ging in die Bar. Das hatten wir hier schon öfter gesehen, dass schon die Kindergartenkinder offenbar eine Art Uniform in Gestalt von Kitteln trugen, die der Jungs in hellblau, die der Mädchen in hellrosa.

Lago di Campotosto Eine weitere kleine Pause machten wir am Ufer eines Sees, des Lago di Campotosto. Gleich danach führte die Straße stark abwärts den Berg hinunter. Dabei ließen wir besondere Vorsicht walten, denn hier liefen etliche Hunde einer Sorte, die wir für Hütehunde hielten, groß, weiß, langhaarig mit spitzer Schnauze, anscheinend frei herum. Später würden dann auch Schafherden auf der Straße getrieben, die waren aber unter Aufsicht von Menschen. Bei alldem kamen wir aber so langsam in Zeitnot. Entweder wir haben unterwegs bzw. bei den Pausen zu lange getrödelt, oder ich habe die Tour zu weit angesetzt, jedenfalls drohte es, so langsam dunkel zu werden. Und ausgerechnet jetzt kamen wir auf die offenbar schlechteste Straße der ganzen Gegend, schmal mit engen Kurven, wie ich es normalerweise gerne mag, aber nicht, wenn sich mitten in den Kehren plötzlich Löcher auftun, die nur mit losem Schotter aufgefüllt waren. Schließlich schafften wir es gerade noch, beim letzten Tageslicht die Maschinen wieder vor unserem Albergo abzustellen. Aber wir sind wieder den ganzen Tag nur in schöner Landschaft unterwegs gewesen, hier gibt es anscheinend, egal welche Straßen man fährt, nur "schön" oder "außerordentlich schön". Und zum Abendessen gab es heute natürlich auch wieder "schön": Antipasti und gemischte Grillplatte.

Tagesstrecke 316 km, km 4308

Di, 25.09.2012

immer wieder schöne Gebirgsstrecken Nach zwei Nächten in Acquasanta sollte es heute wieder weitergehen. Am Eingang vom Parco Nazionale del Gran Sasso e Monti della Laga fiel mein Blick zufällig auf den Tacho und erhaschte dort den Kilometerstand 4444. Hier bot sich uns wieder mal tolle Landschaft, und ich sah mich wieder mal genötigt, öfters anzuhalten und Fotos zu machen. Bei dem Hirsch, der plötzlich und relativ dicht vor uns auf die Straße sprang, hatte ich allerdings leider die Kamera gerade nicht zur Hand.

Als das Knurren unserer Mägen das Motorengeräusch zu übertönen drohte, hielten wir in einem Ort an einem Ristorante am Marktplatz, wo man schön vor dem Haus im Schatten unter der Markise sitzen konnte. Aber die Küche war geschlossen, lediglich die Bar hatte geöffnet. Während ich die Barfrau befragte, wo man denn sonst in der Nähe etwas zu essen bekommen könne, fiel mir ein, dass es vielleicht auch langsam mal Zeit wurde, mir einen Aufkleber für die Alukoffer der Ténéré zu besorgen. Ich erinnere mich da an jemand mit der ganzen Frontscheibe voller Aufkleber von Alpenpässen, so weit wollte ich das ja nicht treiben, aber einen einzigen aus Mittelitalien wollte ich schon gerne haben. Nachdem ich bei dieser Gelegenheit lernte, wie "Aufkleber" auf Italienisch heißt (nämlich "un adhesivo"), wurde mir ein Tabachi gegenüber einem anderem, offenen Ristorante genannt. An dem waren wir vorbeigekommen, und das Ristorante hatte sehr geschlossen ausgesehen. Also fuhr ich erstmal alleine wieder zurück, während Ulrike im Schatten auf mich warten wollte. Zuerst ging ich in das Geschäft, hier war zwar die Tür offen, aber drinnen alles dunkel und menschenleer. Zurück auf der Straße wurde ich angesprochen und gefragt, was ich denn suche. Auf meine Antwort "den Tabakladen" wurde ich in das Ristorante gegenüber geführt. Dieses war auch geöffnet und zudem proppenvoll, da war kein freier Platz zu finden. Aber draußen sitzen konnte man hier gar nicht, und drinnen war es auch nicht besonders gemütlich. Und es gab auch keine Aufkleber, der Tabakladen beschränkte sich anscheinend wirklich auf den Verkauf von Tabakwaren. Aber bei der Touristeninformation sollte es Aufkleber geben. Die jedoch hatte, als ich sie fand, im September nur Sonnabends und sonntags geöffnet.

Umbrien Also fuhren wir wieder weiter. In einem der nächsten Orte hielten wir an noch einer Pizzeria, an der groß das Schild "Aperto" prangte, die aber ebenfalls zu war. So machten wir schließlich Pause in Bar in Popoli, wo wir nur eine Kleinigkeit zu essen bekamen. Zudem beklagte sich Ulrike nach darüber, dass sie beim Passieren der Toilettentür von einer Automatik mit Parfum bespritzt worden war.

Auf der Weiterfahrt kamen wir zum Parco Nazionale della Majella und irgendwann dort an eine Abzweigung, an der ein einzelnes einsames Haus stand, vor dem zwei Hunde mitten auf der Straße lagen und auch bei unserem Näherkommen keine Anstalten machten, auch nur einen Ohrlappen zu heben, geschweige denn sich selbst. Und das Ganze bot solch ein friedliches Bild, dass wir brav außenherum fuhren und nur hofften, es möge kein Auto mit hohem Tempo angebraust kommen (aber immerhin war dies auch nur die Nebenstraße).

Relativ spontan fuhr Ulrike auf den Hof vom Hotel Paradiso, wo wir auch gleich für 60 € ein Zimmer bekamen. Beim Abladen der Moppeds auf dem Hof wuselten mehrere Katzenfamilien um uns herum, und insbesondere die Jungtiere sorgten bei uns Katzenfans dafür, dass sich der Vorgang nicht unwesentlich verlängerte. Zum Ausgleich für das entgangene Mittagessen bestellte ich dann im Restaurant das volle Menü: Spaghetti al Salmone, dann folgte ein Rindersteak, das sich als Riesen-Lappen herausstellte. Den als Nachtisch angebotenen Kuchen musste ich sodann schon wieder ausschlagen, obwohl man ja als Fressbiker (eigentlich heißt es ja Freebiker, aber in diesem Forum trifft man sich öfters mal zu Veranstaltungen wie "Schnitzel satt") nicht vor dem Nachtisch kapitulieren darf. Den Grappa als Digestif brauchte ich dann natürlich wieder. Nach dem Essen wollten wir noch einmal kurz hinausgehen, ein paar Schritte lang das Essen verteilen und den niedlichen Kätzchen "Gute Nacht" sagen, aber es regnete. Da zogen wir es doch vor, uns auf das Zimmer zu begeben und noch kurz das hier kostenlos verfügbare WiFi zu benutzen.

Tagesstrecke 267 km, km 4575

Mi, 26.09.2012

Irgendwann in der Nacht bin ich mal kurz wach geworden und hörte draußen immer noch den Regen rauschen. Aber am Morgen war es trocken, wenn auch stark bewölkt. Noch vor dem Frühstück gingen wir kurz hinaus, um die Sitzbänke trockenzuwischen. Da kamen wir gerade noch recht zum Ausklang der Katzenfütterung, Die jungen Tierchen hatten schon richtiges Fleisch bekommen. An der Hauswand neben seiner Hütte war auch noch ein Hündchen angebunden, aber das war vom Alter her schon erwachsen, nur von der Größe her nicht. Sowas finden wir nur bedingt niedlich, und obwohl das Tier fiepte und Männchen machte (wollte etwas von der Aufmerksamkeit abhaben, der Napf war voll), nahmen wir von ihm weiter keine Notiz. Schließlich wurde es auch für uns Zeit, erst etwas zu essen, und dann aufzupacken und weiterzufahren.

tiefliegende zweite Wolkenschicht Unterwegs in höhere Berglagen stellte sich heraus, dass die starke Bewölkung aus zwei getrennten und weit auseinanderliegenden Wolkenschichten bestand. Nachdem wir die erste, sehr tiefligende Schicht durchquert hatten, blieb es feucht, so dass wir es als nötig empfanden, die Regensachen anzuziehen. Hier fing es nun auch an, Herbst zu werden, die Blätter der Bäume wurden braun, aber komischerweise nur auf einem einzigen Berg. Ausfälle konnten wir auch bei einer Ortsdurchfahrt an einer Anzeigetafel vom Typ "Sie fahren 52 km/h" beobachten, die uns nicht unsere aktuelle Geschwindigkeit anzeigte, sondern die Fehlermeldung F-4.

Im Ort Pescasseroli fuhr Ulrike den Anweisungen des Navis folgend geradeaus in eine Straße hinein, die wegen eines Marktes gesperrt war. Ich hatte noch rechtzeitig gesehen, dass es hinten nicht mehr weiterging, bog davor rechts ab (die einzige Möglichkeit) und stellte mich auf einen Parkplatz, um auf sie zu warten. Direkt daneben war ein Andenkenladen. Da wir uns hier mitten im Parco Nazionale d'Abruzzo befanden, war ich guter Hoffnung, hier meinen Aufkleber zu finden und wurde auch nicht enttäuscht.

Kurze Zeit später hatten wir in Villetta Barea auch den südlichsten Punkt dieser Reise erreicht. Allerdings trafen wir an diesem Scheitelpunkt doch glatt eine Stunde zu früh ein, wenn man denn Mittwoch 1200 Uhr als Mittelpunkt annehmen will. Hinter dem Ortsausgang am Waldrand gab es tatsächlich einen der seltenen Pausenplätze mit Bank zum Sitzen (die Italiener gehen eigentlich auch unterwegs immer in eine Bar). Während wir da so saßen, hörten wir in einiger Entfernung ein Tier mit ungewohnter Stimme brüllen. Ulrike machte sich etwas Sorgen, weil sie gelesen hatte, dass es in den Abruzzen rund einhundert frei lebende Braunbären geben soll. Aber in der Richtung des Rufes lag unterhalb der Straße das Dorf (wir waren gerade noch durch eine Kehre gefahren), vermutlich rief da doch eher nur ein Esel.

Auch hier fuhren wir wieder durch klasse Gebirgslandschaften, ich erinnere mich insbesondere an ein sehr schönes Tal mit teilweise senkrechten Felswänden direkt neben der hier schon wieder großen und breit ausgebauten Straße. Diese führte uns dann in eine Ebene hinab, wo sie schnurgerade hindurchlief. Und hier konnten wir sehen, dass wir das italienische Verkehrswesen noch nicht verstanden haben, möglicherweise auch nie verstehen werden. Denn auf dieser gut ausgebauten Straße (mit Seitenstreifen, breit genug für langsame Fahrzeuge) war Tempo 50 verhängt. Es gab aber keinerlei Ortschaften, der Verkehrsfluss wurde nur etwa alle zwei Kilometer durch einen Kreisverkehr unterbrochen. Wir hielten das für stark übertrieben und fuhren etwas über 80 km/h, wurden dabei aber noch ständig überholt. Am Ende der Ausbaustrecke, wo die Straße wieder normal schmal wurde, wurde die Geschwindigkeitsbeschränkung aufgehoben. Der letzte italienische PKW, der eben noch unbedingt an mir vorbeimusste, fiel nun hinter Ulrike, die ihre Geschwindigkeit unverändert beibehalten hatte, wieder zurück, so dass ich nun wieder ihn überholen musste. Und der einzige für uns erkennbare Grund für die Geschwindigkeitsbeschränkung auf dem breiten Abschnitt waren gelbe Fahrbahnmarkierungen.

Kurz vor Trevi hatte Ulrike uns als Standort für die nächsten Tage ein Agriturismo, das ist ein Bauernhof, der auch Gäste aufnimmt, ausgesucht: Das I Mandorli (auf Deutsch "Mandelbäume"), welches in einem Bericht der Zeitschrift Tourenfahrer über diese Gegend lobend erwähnt war. Allerdings kannte unser Navi die Adresse nicht ganz genau, da würden wir somit etwas suchen müssen. Was wir insgeheim gehofft hatten, wurde wahr: An der Stelle, wo es ungefähr sein musste, gab es ein Hinweisschild. Dies zeigte jedoch in eine kleine Straße, die wegen Bauarbeiten gesperrt war. Das gesperrte Stück war aber gar nicht lang, nur ca. 400 m, und hatte keine Hofauffahrt, und oben auf der nächsten Querstraße sahen wir ein Auto vorbeifahren. Also eine Straße weiter, kurz abgebogen und wieder zurück. Oben gab es aber weder ein weiteres Hinweisschild noch den gesuchten Bauernhof. Aber an der Ecke stand ein Wohnhaus, dessen Hofauffahrt gerade neu gepflastert werden sollte, deswegen unten die Straßensperrung, und da war auch jemand, den ich fragen konnte. Der Mann fragte mich schon nach meinen ersten Worten, ob ich nicht vielleicht auch französisch spräche, und das war möglicherweise seine Muttersprache. Auch für mich war das so natürlich viel einfacher, es machte die Sache aber nur bedingt besser, denn er behauptete, unser Ziel läge unten, wo wir gerade hergekommen waren. Erst als ich zu Fuß wieder hinunterging, klärte sich das auf: Unten an der Abzweigung ging noch ein zweiter kleiner Weg in spitzem Winkel wieder zurück, den hatten wir beide nicht gesehen.

Am Ende dieses Weges fand sich dann auch hinter einen großen doppelflügeligen Eisentor mit Gegensprechanlage und Fernbedienung unser Agriturismo, wo wir in einem separaten Haus (dieser Bauernhof bestand aus über einem halben Dutzend Gebäuden) ein Zimmer fast wie eine kleine Ferienwohnung bekamen.

Da es hier eine Waschmaschine gab, wurde erstmal unsere angesammelte Wäsche gewaschen, und während das geschah, freundeten wir uns mit den Tieren des Hofes an (oder sie sich mit uns): Eine pechschwarze und noch ziemlich junge, aber elegante Katze (wir nannten sie "la pricessa nera") gab es und eine zweite mit nur einem Ohr, und auch der Hund, ein grauer Wuschel, fand Gnade. Die Beziehung zu den Mücken, die uns gegen Abend dann besuchten, war allerdings eher einseitig.

Auch gab es hier auf dem Agriturismo kein Abendessen. Uns wurde dazu im Nachbarort die Osteria del Magna e Be empfohlen, und die Tochter der Besitzerin fuhr uns sogar mit dem Auto hin. Diese Osteria war schon optisch richtig prima: Ein urig mit vielen alten Gegenständen eingerichteter Gastraum, an der Tür zur Küche ein handgeschriebener Text, der sinngemäß besagte: "Federica sagt, hier wird alles von Hand gemacht, das braucht manchmal seine Zeit". Die Bedienung war nett, und wir bekamen prima Essen und einen leckeren Rotwein hier aus Umbrien. Schließlich war der Fußweg zurück zu unserer Unterkunft fast schon nötig, um nicht mit allzu schweren Bäuchen in das Bett zu fallen.

Tagesstrecke 337 km, km 4912

Do, 27.09.2012

Das Gästehaus von "I Mandorli" Das Frühstück hier war ganz und gar nicht italienisch, sondern richtig üppig. Die Signora machte uns ein traditionelles Omelette mit Zucchini, und auf dem Obstteller lagen unter anderem Weintrauben, die zwar dunkle Flecken hatten, aber ultralecker schmeckten und wohl keine Tafeltrauben, sondern "echte" Weintrauben waren. Aber wir hatten uns auch schon gedacht, dass es wohl auch für italienische Bauern, und wir waren hier ja auf einem Bauernhof, schwer möglich ist, nach einem Keks und einem Fingerhut voll Kaffee zum Frühstück einen Tag voll schwerer Landarbeit zu überstehen.

Vor unserer Wohnung wurden wir schon freudig von den Hunden begrüßt, denn diese spürten wohl, dass wir jetzt losfahren wollten, und nahmen die Gelegenheit wahr, ebenfalls durch das dabei von uns freundlicherweise geöffnete Tor auszubüxen. Zunächst ging es wieder durch diese Talebene, aber in südwestliche Richtung und auf kleineren Straßen. Da hatten wir zwar recht viele Ortschaften, aber es war auch nicht so eintönig wie auf der "50er Schnellstraße" von gestern.

immer wieder mal weniger guter Straßenbelag Dafür gab es auch wieder Abschnitte mit schlechtem Fahrbahnbelag, an einer Stelle hatten die Frane den Asphalt so sehr aufgerissen, dass ich es vorzog, die Passage im Stehen zu fahren, immerhin besaß ich ja jetzt das geeignete Motorrad dazu.

Die Enduroqualitäten meiner Maschine konnte ich nachher auch noch am Lago di Bolsena testen, denn bei dessen Umrundung gab es auf der Westseite einen Abschnitt, wo der Straßenbelag nur aus Schotter bestand. Das war aber lediglich ein wenige Kilometer langes Stück, das eigentlich fast nur an einem Campingplatz vorbeiführte, aber vom Navi eben als richtige Straße angeboten wurde. Und die ließ sich auch gar nicht soo schlecht fahren, auch Ulrike mit ihrer Straßenmaschine fand das nicht des Schimpfens Wert. Aber auch auf dem Rückweg kamen wir wieder an die kaputte Stelle von heute Morgen, wo das Attribut "glatt wie ein Kinderpopo" allenfalls zutrifft, wenn es sich um ein Elefantenbaby handelt.

Ich bin mir nicht mehr sicher, ob in dem Ort namens Bastardo mir der heute wieder ziemlich starke Wind eine Glasflasche in den Weg rollte oder ob ich sie einfach nur zu spät gesehen habe. Ich bemerkte sie jedenfalls plötzlich unmittelbar vor meinem Vorderrad, Cola halber Liter, fuhr dann mitten drüber, und sie zerbarst mit lautem Krach. Und hinter mir fuhr Ulrike natürlich genauso durch die Scherben. Wir hielten sofort an und unterzogen die Reifen einer gründlichen Kontrolle, aber o Wunder, alles war heile geblieben.

Bei "unseren Mandelbäumen" angekommen war auch die ausgehängte Wäsche trocken, da hatte der Wind wohl gut geholfen. Zum Abendessen gingen wir wieder in die Osteria del Magna e Be. Ich hatte eigentlich gedacht, zu den Tagliatelle con Funghi wieder den gleichen Wein wie gestern trinken zu können, aber die Bedienung war heute eine andere, ein junges Mädchen Anfang 20, und ich hatte mir den Namen des Weines nicht gemerkt. Aber sie hatten hier bestimmt auch andere gute Tropfen. Als sie den dann brachte, kam die nächste Überraschung mit der schüchtern vorgebrachten Bitte, ob ich denn nicht die Weinflasche öffnen könne, sie habe das noch nie gemacht. Natürlich konnte ich das, und sie hatte ein gutes Werkzeug dafür, ein Kellnermesser mit zwei Rastungen, an denen man es nacheinander am Flaschenhals ansetzen konnte. Der Nachhauseweg im hellen Mondlicht beschloss einen wieder mal sehr schönen Urlaubstag.

Tagesstrecke 299 km, km 5213

Fr, 28.09.2012

nochmal in den Sibillinischen Bergen Nachdem wir ein ganz paar Regentropfen unmittelbar nach dem Frühstück abgewartet hatten, war es wieder an Ulrike, die heutige Tagestour anzuführen. Diese brachte uns mal wieder in die Sibillinischen Berge, von denen ich gar nicht oft betonen kann, wie schön wir sie finden. Aber auch im weiteren Verlauf kamen wir durch schöne Ecken. In einem Tal sah es so aus, als wolle hier nun doch der Herbst beginnen, aber das währte komischerweise wieder nur kurz.

In Montefalco erwischte uns noch ein kurzer Regenschauer, aber danach blieb es trocken und wurde auch richtig warm, als sich am Himmel die Sonne durchsetzte.

Zum Ende der Tour ging es noch einen kleinen Kringel durch den Talkessel, durch den wir schon gestern gefahren waren und an dessen Rand sich unser Agriturismo befand. Hier gab es noch so eine Straße, die ich aufgrund ihrer angegriffenen Oberfläche lieber im Stehen befuhr, zudem war hier auch eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 70 km/h verhängt. Nach etwa ¾ ihrer Länge hatte man sich erbarmt und eine nagelneue Asphaltdecke spendiert, gleichzeitig jedoch das Tempolimit auf 50 km/h herabgesetzt, obwohl die Baustelle restlos abgebaut war. Wir konnten uns das nur damit erklären, dass die neue Straßendecke offenbar geschont werden muss, damit sie nicht gleich wieder so aussieht wie auf dem Stück davor.

nach Trevi ist es noch ein Stück zu laufen Von dieser Runde kamen wir ungewöhnlich früh wieder zurück, wir hatten unterwegs aber auch kaum Pausen gemacht und sind auch sonst nicht aufgehalten worden, denn von den Sibillinischen Bergen musste ich inzwischen ja keine Fotos mehr machen. Und da wir heute Abend nicht schon wieder ins Magna e Be gehen wollten (gar nicht mal wegen der Aussicht, diesmal womöglich auch unser Fleisch selbst braten zu müssen), wollten wir zur Abwechslung in Trevi etwas zu Essen einkaufen. Und weil Trevi eine alte Stadt sein sollte, deren Besichtigung lohnen könnte, wir dort aber nicht in Lederklamotten herumlaufen wollten, beschlossen wir, zu Fuß dorthin zu gehen. Das war nun allerdings mehr als doppelt so weit wie bis zu unserem "Stamm"restaurant, damit wurde die Grenze von einem gemütlichem Spaziergang nun doch überschritten. Und das Thermometer zeigte inzwischen Temperaturen um die 30 °C. Aber die Stadt Trevi thronte stolz auf der Spitze eines kleinen Berges und war damit für uns tröstlich stets sichtbar. Am Fuße des Berges gab es ein großes landwirtschaftliches Anwesen mit einer kleinen, geöffneten Kirche. Und ich mag Kirchen, wenn auch nicht aus religiösen Gründen. Aber sie bieten dem müden Wanderer Gelegenheit, vor der Sonne zu flüchten und die schmerzenden Füße auszuruhen. Letzteres war zwar nach der fürs Wandern nun doch eher kurzen Strecke noch nicht der Fall, aber hier drinnen war es angenehm kühl.

"Wie ist das da hingekommen?" Dann galt es, den Berg zu ersteigen. Das alte Stadttor war auf der Innenseite mit einem Gerüst abgestützt, ob nach einem Erdbeben oder infolge natürlicher Altersschwäche, vermochten wir nicht zu beurteilen. Durch malerische enge Gassen ging es weiter nach oben. Diese waren immerhin so breit, dass man sie mit nicht zu großen Autos befahren konnte. Ein alter Fiat 500 in äußerst gutem Zustand war an einer Stelle an der Seite geparkt und, weil die Stelle sehr abschüssig war (oder seine Bremsen nicht dem optischen Zustand entsprachen?), noch mit Keilen vor den Rädern gesichert. Nicht weit davon entfernt stand am unteren Ende einer Rampe, die wohl zu einem Keller führen mochte, in einem Torbogen eine Yamaha Fazer, die dort bestimmt auch nur mit einigem Hin und Her platziert worden sein konnte.

An der zentralen Piazza suchten wir zwar nur nach einem Caffé (und fanden es auch), wo wir die Hitze mit Eis und Kaltgetränken bekämpfen konnten, uns fiel dabei aber ein Ristorante auf, das zwar Besteck und Karten auf den Tischen liegen, aber das Gitter vor der Tür zugezogen hatte. Nach der gebotenen Erfrischung wurde dann eingekauft: Zucchini in Teigmantel als Antipasto, Panini mit Salsiccia, ein Käse und eine Flasche roter Wein. Dann ging es wieder zurück durch die Olivenhaine. In der Ferne, weit hinten im Talkessel ging noch ein Regenschauer nieder, aber bei uns blieb es trocken und heiß. Unwillkürlich erinnert man sich da an Wandertage früher zu Schulzeiten, Sprechgesänge wie:

Klotz, Klotz, Klotz am Bein,
Klavier vorm Bauch,
so lang ist die Chaussee.
Links 'ne Pappel,
rechts 'ne Pappel,
in der Mitte Pferdeappel.
Klotz, Klotz, ...

es regnet in der Ferne Und es muss wohl daran gelegen haben, dass ich gerade die Tasche mit unserem Essen trug, dass mir dann auch jener Liedtext in den Sinn kam, den jedoch zugegeben nicht ich, sondern meines Vaters Schulklasse einst ersonnen (oder vielleicht auch nur irgendwo aufgeschnappt) hatte:

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
den schickt er in die Wurstfabrik
und lässt ihn dort in die Knackwurst beißen
und wünscht ihm guten Appetit!

Wieder "zuhause" angekommen setzten wir uns auf eine Terrasse auf dem Dach eines der zahlreichen Gebäude, denn von dort aus hatte man einen fantastischen Ausblick über den Talkessel unten. Zuerst wurde noch die Weiterfahrt für morgen geplant und in das Navi gehackt. Solange war noch alles ruhig und friedlich, aber in dem Moment, wo das Essen ausgepackt wurde, waren wir plötzlich belagert von vier Raubtieren, die hofften, es würde auch für sie etwas geben. Das ging zwar ohne akustische Äußerungen ab, aber la princessa nera machte einen so langen Hals, dass wir sie fortan auch mit dem Beinamen "die Giraffenkatze" belegten. Bald jedoch klingelte unten eine Glocke, und die Meute stob ab wie ein geölter Blitz, das war wohl das Zeichen für die reguläre Fütterung. Und wir genossen ein sehr stimmungsvolles Abendessen bei untergehender Sonne und aufgehendem Vollmond.

Tagesstrecke 225 km, km 5438

Sa, 29.09.2012

Nun sollte es wieder weitergehen, angepeiltes Ziel für heute war die Toskana.

Die Fahrt dorthin verlief relativ ereignislos, wenn man einmal davon absieht, dass ich Probleme mit der Lautstärkeregelung des im Helm eingebauten Headsets für unser Navi (von Ulrike einst mehr oder weniger liebevoll "Schnackomat" getauft) bekam. Was immer ich auch versuchte, nach kurzem Betrieb brüllte das Ding wieder volle Pulle in mein linkes Ohr. Und gestern klagte Ulrike bei ihrem schon über Aussetzer. Eigentlich mag ich ja das Gerät von Tomtom, von der Bedienung her kommen wir supergut damit klar. Aber wir hatten schon immer Schwierigkeiten mit der Stromversorgung über die Halter. Die haben wir zwar schon mehrmals kostenlos ausgetauscht bekommen, aber das ist doch immer lästig, und bis in alle Ewigkeit wird das mit dem Ersatz so bestimmt nicht gehen. (Und jetzt, wo ich im Frühjahr 2013 letzte Hand an diesen Bericht lege, hat Ulrikes Headset den Geist aufgegeben, und an meinem Halter lädt das Navi nur noch sporadisch. Ich glaube, es wird in Kürze eine Ersatzbeschaffung bei einem anderen Hersteller geben müssen...)

die Toskana Zurück zu Italien, wir erreichten schließlich die Toskana, wo vergleichsweise viel Ackerbau betrieben wird. Im Landschaftsbild überwog deshalb zu dieser Zeit auch die Farbe Ocker von abgeernteten, oft auch schon gepflügten Feldern. Das fand ich persönlich jetzt nicht ganz so schön, mir gefiel die Gegend im Frühjahr 2007 in Grüntöne gegossen viel besser. Aber das ist sicher Geschmackssache. Geschmackssache war sicher auch das riesige Wohnmobil, das an einer Stelle am Straßenrandstand, mit Doppelachse hinten und höchstwahrscheinlich nur mit LKW-Führerschein zu fahren. Passenderweise trug es das (wenn mich nicht alles täuscht österreichische) Kennzeichen KLOTZ 1.

Als wir in Siena ankamen, zeigte ein Thermometer an einer Apotheke stolze 34 °C, meinem eigenen Thermometer traute ich inzwischen nicht mehr, das hat für meinen Geschmack zu oft unrealistisch hohe Werte angezeigt. Bereits mein erster Versuch im Hotel Alex hatte Erfolg, wir bekamen ein Zimmer und durften die Motorräder in die Tiefgarage zu einer schönen weißen BMW R65 (diese alten Boxer mag ich schon noch) stellen. Das kostete allerdings 5 € extra zu den 90 € für das Zimmer plus 2 * 5 € imposta di soggiorno, einer Art Kurtaxe. Danach war noch genügend Zeit für einen Gang in die Stadt, und das Stadttor war auch gar nicht weit entfernt. Hier waren die Straßen breiter und theoretisch auch mit Autos befahrbar, aber das war verboten. Und trotz der fehlenden Enge wirkte die Stadt auf mich düster, was an den schmutzig-dunklen und schmucklosen Häuserfassaden lag. Die einzigen Lichtpunkte schienen mir die leuchtend bunt angemalten Laternenhalter an den Hauswänden und ein paar ebenso bunte Flaggen zu sein.

Piazza del Campo in Siena die Kathedrale Auf der zentralen Piazza del Campo, bestimmt von zahllosen Fotos bekannt (trotzdem habe auch ich noch welche gemacht), kaufte ich noch einen zweiten Aufkleber für die Koffer, ein schönes Liliensymbol in den italienischen Nationalfarben. Dann ging es auf den Turm, den man für 8 € pro Person besteigen durfte. Drinnen der Aufgang war sehr eng, hier durfte man keine Platzangst haben. Dafür wurde man oben mit einem äußerst schönen Rundumblick belohnt. Der schwarzweiße Dompalast, den man vom Turm aus schon schön sehen konnte, wurde natürlich auch noch besucht. Irgendwann wurde es dann aber dunkel, und wir gingen zurück zur Piazza, wo wir uns ein Restaurant suchten, um dort zu Abend eine Pizza zu verspeisen. Mit dem Gedanken waren wir nicht die einzigen, vor den Gaststätten gab zwar große Bereiche mit Tischen, aber die waren schon ziemlich belegt, und wir hatten Glück, dass wir noch einen Platz mit Tisch für uns alleine bekamen. Wir hatten unsere Pizza fast fertig, als ein Umzug die Piazza umrundete. Der kündigte sich zunächst an mit einem Trommler, es folgten zwei Fahnenschwenker und ein Bannerträger. Dann kam ein Typ, der wie ein zweites Banner einen verchromten Badezimmerständer emporhielt, ganz oben eine Rolle Toilettenpapier, deren loses Ende wie ein Wimpel hinterherflatterte. Alle Teilnehmer schienen mit weißen Hemden einheitlich gekleidet zu sein und trugen gelbe Tücher. Eine halbe Stunde später auf dem Rückweg fielen ein paar vereinzelte Regentropfen, während auffällig viele Gruppen von Mädchen im Teenageralter zur Abendparty zurechtgemacht uns entgegen in Richtung Zentrum strömten.

Tagesstrecke 199 km, km 5637

So, 30.09.2012

San Gimignano Unser erstes Ziel heute war San Gimignano. Doch wer immer dieses schöne Städtchen besuchen will, schien gut beraten, entweder früh am Morgen oder aber nicht mit dem Auto anzureisen. Denn es gab zwar rund um die alte Stadtmauer einige Parkplätze, aber obwohl diese allesamt kostenpflichtig waren und auch überall Aufpasser herumliefen, waren sie, als wir gegen 1030 Uhr dort eintrafen, offenbar bereits allesamt voll. Das führte natürlich dazu, dass Scharen von frustrierten Autofahrern die Stadtmauer in langsamen Radfahrertempo umkreisten, immer auf dem Sprung, vielleicht doch noch irgendwo eine Lücke zu erhaschen. Auch die Motorradparkplätze standen voll, wobei an einer Stelle zwei Apen uns fehl am Platze schienen. Ich weiß allerdings nicht, ob die Dinger in Italien nicht vielleicht tatsächlich den gleichen Status haben wie Roller, einen ähnlich schwachbrüstigen Motor haben sie jedenfalls oft auch. Schließlich stellten wir unsere Maschinen zu mehreren deutschen BMWs (mit Kennzeichen AN) auf einen mit großen Felsen für Autos abgesperrten Platz in der Hoffnung, dass die Parkwächter nichts dagegen haben werden. Dann machten wir uns zu Fuß auf den Gang in den Ort. Auch hier liefen wieder tierisch viele Touristen umher, so gesehen waren die wenigen Parkplätze wohl immer noch zuviel. Diese Stadt wirkte etwas heller und somit freundlicher als Siena, auch hier wären die Straßen theoretisch breit genug für Autos gewesen. Das liegt aber sicher auch daran, dass diese Stadt kleiner ist und somit die Gebäude mit Ausnahme der Türme, die San Gimignano so berühmt machen, weniger hoch sind.

San Gimignano An der zentralen Piazza setzten wir uns zunächst auf die Stufen der Kirche und betrachteten leicht amüsiert die Touristengruppen, die wir "die Jünger des rosa Regenschirmes" nannten: Die Reiseleitung hält die ganze Zeit über einen möglichst markanten Gegenstand in die Höhe, und die ganze Anhängerschaft dackelt hinterher. Eine besonders große Gruppe kam heran und verteilte sich auf die Stufen neben uns. Es waren Schüler aus Deutschland, und zum Gruppenfoto entfalteten sie ein Banner mit "Abitur 2013". Und ich musste an die Zeit denken, als ich selbst in dem Alter war. Als alle zwölften Klassen (bzw. Leistungskurse) eine Woche auf Reise gehen sollten, hatte unser (Englisch-)Lehrer geplant, mit uns nach Coventry (wo er selbst herstammte) zu fahren, aber viel zu spät erfahren, dass man Auslandsreisen ein Jahr vorher anmelden musste (prinzipiell ging das, der Französisch-LK war in Paris). Unser Vorschlag, mit Fahrrädern den Rhein entlang zu fahren, scheiterte daran, dass er nicht mit dem Fahrrad, sondern lieber mit dem Auto fahren und dann das Gepäck transportieren wollte, dabei aber die letzten noch minderjährigen Schüler nicht beaufsichtigen konnte. Die Alternative, zwei bis drei VW-Busse zu mieten, wurde wegen zu hoher Kosten verworfen. So ging das irgendwie immer weiter und endete damit, dass wir in der Woche Tagesausflüge machten. Und ich muss sagen, dass ich mich manchmal auch nach 30 Jahren noch etwas schwer tue, ihm das zu verzeihen.

Später setzten wir uns in eine Bar zwecks Erfrischungsgetränkaufnahme, und Ulrike beklagte sich nach dem Toilettengang über einen älteren Mann, der, während sie vor den Damen wartete, nebenan ohne die Tür zu schließen gepinkelt und seine Kleidung auch erst draußen wieder geordnet habe. Gerade gestern noch hatte ich bei einer Pause in Sinalunga auf der Toilette ein Schild mit den Worten "Diese Toilette benutzt man mit Bildung und Respekt" (Questo bagno se usa con educazione e rispetto) gesehen und gedacht, man sollte doch nicht meinen, dass diese Worte auch nötig seien.

Brandschäden Bei der Wärme (es schien wieder sehr schön die Sonne) hatten wir natürlich nicht ewig Lust, in den Lederklamotten durch Städte zu latschen, also schwangen wir uns bald wieder auf die Maschinen und gingen auf die Suche nach Fahrtwind und Pflanzengrün. Das führte uns nun hoch in die Chianti-Berge, wo wir beides in sehr schöner Form fanden. Irgendwann kamen wir zu einem winzigen Ort (Cintoia), mehr einer Ansammlung Häuser, aber rechts lockte ein großer Parkplatz mit Tischen unter Sonnenschirmen zur Pause. Und dort in der Trattoria Tre Castelli wurde mit lecker Spaghetti di Mare unser Glück komplett gemacht. Das wurde, als wir weiter in höhere Lagen kamen, nur wenig getrübt durch die dort tiefliegenden ersten Wolken, denn etwas Abkühlung schien uns zunächst ganz angebracht. In einem Abschnitt, wo vor einer Weile rechts und links der Straße ein Waldbrand getobt haben musste, wurde mir klar, dass alle die Stellen, an denen ich bisher schon gedacht hatte, hier sein jetzt Herbst, und mich gewundert hatte, dass dieser nur sehr lokal begrenzt gewirkt hatte, ebenfalls Bereiche gewesen sein mussten, wo es gebrannt hatte. Das Unterholz war schwarz verkohlt und weiter oben alle Blätter braun und verdorrt.

Genauso wurde auch hier die Landschaft bald wieder sommerlich, das Wetter jedoch wandelte sich weiter zum Schlechteren. In der Ferne hörten wir Donnergrollen, und in Saltino wollte ich die Regensachen herausholen. Ulrike mochte das noch nicht, aber die Tour haben wir schon mal vorsorglich etwas abgekürzt. Das brachte uns hinter Vallombrosa auf eine schmale, kurvige Straße durch dichten, hohen und dunklen Wald. Eine Strecke, wie ich sie eigentlich sehr gerne fahre, wenn es 1) trocken ist (das war es inzwischen nicht mehr), mir 2) nicht so viele Italiener und 3) eigentlich überhaupt gar keine Autos entgegenkommen. Irgendwann war auch Ulrike überzeugt (= nass) genug, um die Regensachen herauszuholen. Und prompt wurde auch noch der Straßenbelag schlechter. Die Löcher füllten sich mit Wasser, so dass man nicht mehr einschätzen konnte, wie tief sie waren. Und sie wurden tiefer, und größer auch.

Aber jede Straße hat ein Ende, so auch diese. Wir bogen ab auf eine Hauptstrecke, die uns hinunter ins Tal führte bis nach Pontassieve. Diesen Ort hatten wir ausgesucht, weil hier laut Karte zwei Bahnlinien zusammenkamen, welche beide nach Firenze (Florenz) gingen. Und diese Stadt sollte morgen den Hauptprogrammteil bilden. Aber dafür brauchten wir erst einmal ein Hotel. Es war hier zwar das "Hotel Moderne" ausgeschildert, aber die Ausschilderung war lückenhaft. Und als wir es schließlich in strömendem Regen gefunden hatten, hatten sie ein Zimmer nur für eine Nacht. Immerhin erklärte man mir den Weg zu einem zweitem "Hotel", das sich eher als eine Art Gästehaus entpuppte und in einer schwer zugänglichen Sackgasse lag. Ich ging zuerst zu Fuß hoch und machte das Zimmer klar, für das wir für zwei Nächte auch nur 135 € zahlen sollten, und als ich zurückging, um Ulrike und mein Mopped abzuholen, schüttete es wie aus Kübeln. Zum Glück durften wir die Maschinen direkt vor der Tür abstellen, wenngleich das auch nur für die Nacht erlaubt war. Aber das Wetter konnte morgen eigentlich nur wieder besser werden.

Heute jedoch goss es den ganzen Abend lang immer wieder, so dass wir auf das Abendessen verzichteten. Zum Ausgleich gab es hier WiFi, so dass wir uns schon einmal eine Zugverbindung für morgen heraussuchen konnten.

Tagesstrecke 198 km, km 5835

Mo, 01.10.2012

In diesem Gästehaus schien es gar keinen richtigen Frühstücksraum zu geben, aber wir konnten uns das Essen auf dem Balkon servieren lassen. Der war zwar kleiner als zuhause, aber ausreichend groß für zwei Personen, wir konnten auf den Innenhof gucken, und inzwischen war das Wetter auch wieder trocken geworden. Nach dem Frühstück mussten dann erst noch die Motorräder auf einen offiziellen Parkplatz umgeparkt werden. Aber dann gingen wir zum Bahnhof, der gar nicht weit entfernt war.

Fahrkarte nach Firenze Die Kathedrale von Florenz Der Zug nach Firenze war ziemlich voll, vermutlich fuhren die meisten Leute hier noch zur Arbeit. Am Hauptbahnhof von Firenze sah das dann schon deutlich anders aus, hier waren die meisten Menschen auf den Straßen sicher Touristen. Als erstes gingen wir zum Dom, aber der öffnete erst um 1115 Uhr. Auf dem Domplatz konnte man auch statt eines modernen Taxis einen alten Fiaker mieten, aber wir zogen es doch vor, zu Fuß weiterzuziehen. Zwischen den Sehenswürdigkeiten bot Firenze das Bild einer echten Großstadt, schmale, aber autogeeignete Straßen mit Bürgersteig, in der Regel rechtwinklig angelegt zwischen mehrgeschossigen Häusern, unten Läden mit Schaufenstern. Wenn ich aber sage "autogeeignet", dann meine ich zum Fahren, nicht aber zum Parken. Dazu war es nämlich wieder zu eng, und überall, wo man trotzdem ein Auto abstellen konnte, standen auch schon welche. Vor einer Häuserfront war der Platz den Zweirädern vorbehalten, und hier standen die Roller dicht an dicht bestimmt 70 Meter weit. Mitten dazwischen ein einziges "echtes" Motorrad (eine Kawa ZR7), und ausgerechnet der hatte jemand den Spiegel abgebrochen, diesen aber immerhin aufgehoben und auf die Sitzbank gelegt.

So kamen wir an den Arno, auf dem gerade ein einzelner Kajakfahrer unterwegs war. Ein Stück weiter lag die alte Brücke (Ponte Vecchio), die mit ihren Erkerräumen einen bekannten und oft fotografierten Anblick bietet. Wenn man sie dann betritt, stellt man fest, dass die Erker eine Reihe Läden beherbergen, die für die Touristen Schmuck und anderen Ramsch anbieten. Aber man kann in der Mitte auf das Wasser gucken, und sie führte uns auf die andere Seite. Dort waren der Palazzo Pitti und der Giardino di Boboli jedoch leider heute geschlossen.

Florenz Zum Mittagessen fanden wir an der Piazza Santo Spirito eine nett aussehende Osteria, wo man im Schatten draußen sitzen konnte. Während wir dort am Essen waren, kam eine Truppe von drei Musikanten dazu und spielte eine Melodie, die uns als "Eviva España" bekannt war. Nun weiß ich natürlich nicht, ob sich die Musiker gedacht haben, "diese blöden Touris werden das schon nicht merken", oder ob sie es mit dem Ausspruch von Andy Möller "Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien" hielten, oder was sonst, aber etwas witzig fanden wir das doch. Aber das Essen war ok, und gesättigt machten wir uns wieder auf den Rückweg. An der Piazza della Signoria sah ich in der Loggia dei Lanzi eine Statue (die der Thusnelda) die auf den ersten Blick so aussah, als würde sie uns den ausgestreckten Mittelfinger entgegenhalten, aber bei genauerem Hinsehen war es doch nur der Zeigefinger Inzwischen war auch der Dom längst geöffnet, der Eintritt war wider Erwarten sogar umsonst, aber der Innenraum wirkte auf mich etwas enttäuschend, denn die Kirche war leer. Ich hatte eigentlich prächtiges hölzernes Gestühl in Massen erwartet, aber das hatte man alles entfernt, sicher um so einen ungestörten Blick auf den ebenso prächtigen Fußboden zu gestatten, und das berühmte Fresko in der Kuppel konnten wir so zweifellos ebenfalls besser betrachten.

Fakir Auch draußen gab es einiges interessantes zu sehen, unter den Touristen fanden sich beispielsweise einige, die mit hoch emporgehaltenem iPad versuchten, Fotos von den Bauwerken zu machen, das hatte durchaus etwas von "Brett vor dem Kopf". Merkwürdig war auch der Typ, der, bevor wir noch richtig sehen konnten, was er da verkaufen wollte, seinerseits offenbar etwas gesehen hatte, was ihn veranlasste, rasend schnell seinen Stand zusammenzuklappen und zu damit verschwinden. Auf einem anderen Platz (der Piazza della Repubblica) gab es einen in leuchtende orangefarbene wallende Gewänder gekleideten Fakir, der in der Luft zu schweben schien, nur mit einem senkrechten Stock, auf den er die Hand des waagerecht ausgestreckten rechten Armes stützte, mit dem Boden verbunden. Ich ging mehrmals um ihn herum, konnte aber beim Besten Willen nicht entdecken, worin der Trick bestand. Gerade wollte ich eine Münze herausholen, als ein Helfer kam und ein Sonnenschirm-Zelt über dem Mann aufbaute und ihn so abdeckte.

So kehrten wir bis oben gefüllt von Eindrücken zurück zum Bahnhof und erwischte gerade noch rechtzeitig vor einem finsteren Gewitter (den ganzen Tag über hatten wir prima Wetter gehabt) einen Zug, der uns wieder nach Pontassieve brachte. Abends, als der Regen wieder aufgehört hatte, gingen wir dann nochmal kurz in den Ort, um uns eine Pizza einzuverleiben.

Tagesstrecke 0 km, km 5835

Di, 02.10.2012

Nach dem Frühstück (wieder nett auf dem Balkon) galt es zunächst, die Moppeds wiederzuholen, die wir ja gestern Morgen ein Stück weit auf einen offiziellen Parkplatz gestellt hatten. Der Fußweg ging ja noch, aber mit den Maschinen mussten wir wegen etlicher Einbahnstraße einen riesen-Umweg fahren, bis wir unser Gepäck auf- bzw. einladen konnten. Beim anschließenden Tanken am Ortsausgang machte der Tankwart eine Bemerkung, wir sollten doch eigentlich BMW fahren als Deutsche, das hatten wir bisher nur in England erlebt, dort aber öfter.

wieder in die Berge Zunächst war ein Schlenker nach Nordosten in die Chianti-Berge geplant. Die waren jetzt wieder etwas höher, was uns sehr gut gefiel. Am Anfang waberten in der Ferne noch ein paar Wolken mehr oder weniger auf Augenhöhe, aber mit der Zeit verschwanden die alle. Irgendwo recht weit oben machten wir an einer einsamen Bar Pinkelpause und parkten unsere Maschinen neben zwei BMW 1200 GS aus Andorra, die anhand der Aufkleber auf den Alukoffern auch schon in Argentinien unterwegs gewesen sein müssen. Die beiden Fahrer hielten sich aber sehr abseits, so dass über ein hola hinaus kein weiterer Kontakt zustande kam. Im weiteren Verlauf wurde nicht nur der Himmel heller, sondern auch die Landschaft öffnete sich, die Hänge trugen teilweise Wiesen, manchmal sogar einen Anflug von Heide, das fand ich sehr schön.

In Palazzuolo Sul Senio führte uns die Straße direkt auf die Bottega dei Portici zu, und es war sowieso gerade Zeit für die Mittagspause. Das Lokal war recht urig eingerichtet und wirkte sehr gemütlich, trotzdem zogen wir es vor, und nach draußen zu setzen. Die Bedienung trug ein T-Shirt mit der Aufschrift "Life is too short to drink bad wine", ein Spruch, den wir beide sofort unterschreiben würden, und brachte uns gutes Essen. Allerdings fanden wir, dass entweder die Portionen etwas klein waren oder aber die Preise etwas hoch. Aber immerhin mussten wir nicht wieder mit völlig laut knurrenden Mägen auf die Maschinen steigen.

Auch vom Wetter her ließ sich der Nachmittag gut aushalten, die Sonne hatte inzwischen eindeutig die Oberhand gewonnen. Irgendwann wurde es aber doch Zeit, eine Unterkunft zu suchen. Die fanden wir dann auch bald für 80 € in Porretta Terme in Form des Hotels Bertusi. Das lag zwar mitten im Ort an der Hauptstraße, aber die Motorräder konnten wir schräg gegenüber in einer Garage einstellen. Zum Abend spazierten wir in den Ort und fanden einen Irish Pub namens "The Cliffo", wo wir auch etwas zu Essen bekamen, aber keine irische, sondern rein italienische Küche (was uns aber ja durchaus recht war).

Tagesstrecke 233 km, km 6068

Mi, 03.10.2012

Diese Nacht haben wir nicht besonders gut geschlafen, denn die Betten waren satt durchgelegen, wir haben uns ein bisschen gefühlt wie in zwei Hängematten. Auch sonst kann ich für dieses Hotel nicht unbedingt eine Empfehlung aussprechen, habe ich doch gestern beim Schreiben dieses Textes routinemäßig in das Fach des Schreibtisches geguckt und darin eine leere Weinflasche und einen halb verfaulten Apfel vorgefunden.

in den Chianti-Bergen Bei der Planung der Touren für gestern und heute hatten wir leider feststellen müssen, dass unsere eigentliche Absicht, nun auch noch Cinque Terre zu besuchen, nicht mehr durchführbar war. Heute mussten wir den Rückweg antreten und nicht den Rubikon, aber den Po überqueren, und zwar Richtung Norden. Da werden wir in den nächsten Jahren wohl noch mal wiederkommen müssen, aber man muss ja im Leben auch noch Ziele haben, und das konnte man vielleicht mit einer Überfahrt nach Sardinien verbinden, wo ich auch immer noch einmal hinwill (auf Korsika waren wir schon). Und für diesmal konnten wir ja auch noch versuchen, statt dessen etwas mehr Zeit in den Alpen zu verbringen.

So ging es also jetzt Richtung Norden, wobei wir die Stadt Bologna auf Kraftfahrstraßen umfahren haben. Die Po-Ebene wirkte diesmal im Gegensatz zu vor drei Jahren relativ trostlos auf mich, die vielen Ortschaften empfand ich allesamt als sehr nichtssagend, viele Gewerbehöfe lagen dazwischen, auf freiem Feld nur abgeerntete Äcker, und einsam stehende Häuser waren oftmals verlassen und verfallen. Und die Berge waren natürlich nicht zu sehen. Ein einziges Mal kam eine gehörige Portion Adrenalin zustande, als uns die Straße mit einem Riss längs zur Fahrtrichtung überraschte, der mit einer mehrere Finger dicken Höhendifferenz aufwartete. Das hat uns beide nacheinander ganz gehörig aufgerüttelt, wir hatten den Eindruck, jetzt subito in den Graben geworfen zu werden, und brauchten die ganze Fahrbahn, um uns wieder zu fangen. Aufpassen muss man also offenbar auch noch in der langweiligsten Ecke der Welt.

Die obligatorische Mittagspause wurde soweit verschoben, bis wir in der Ferne schon wieder Berge sehen konnte. So wollten wir etwas haben, worüber wir uns freuen konnten, wenn wir wieder auf die Maschinen stiegen. Doch wieder einmal kam es anders als gedacht: Beim Rückwärtsausparken meinte Ulrike, ein Quietschen an ihrem Motorrad zu hören. Ich guckte mir das an, aber zu sehen war nichts, wir schoben ein Stück, und ich fuhr sogar eine kurze Runde, aber da war nichts. Also mit etwas Vorsicht weiter.

Eingang zu den Alpen Nach kurzer Fahrt haben wir dann im Tal der Adige (Etsch) die Alpen be"treten", auf großer Straße ließ es sich gut vorankommen, senkrechte Felswände stiegen an beiden Talflanken empor, der Fluss wäre auch paddelbar gewesen, die Welt war wieder in Ordnung. Ein Stück vor Bozen verließ Ulrike die Hauptstraße, um einen Blick in das dortige Obstanbaugebiet zu werfen, was auch ganz nett war. Der Traktorenverkehr erinnerte und jedoch stark an das Alte Land zuhause bei Hamburg, halt ebenfalls ein Obstanbaugebiet.

Von Bozen aus ging es weiter Richtung Merano, denn dort sind wir auf unserer letzten Reise nicht vorbeigekommen. Unser zweiter Versuch brachte uns eine (nicht wirklich günstige - 110 €) Bleibe im Hotel Daniela, wo ich auch auf Deutsch nach einem Zimmer hätte fragen können, es aber nicht tat, weil ich mein Italienisch ja noch weiter üben wollte. Hier auf dem Parkplatz sollte nach dem Abladen nun noch einmal dem Quietschen auf den Grund gegangen werden, denn Ulrike hatte das unterwegs wieder einmal gehört. Und nach genauer Untersuchung stellte sich heraus, dass sich ihre Maschine tatsächlich unter gewissen Umständen in ein Musikinstrument verwandeln wollte, mit weit nach links eingeschlagenem Lenker (und nur dann) spielte sie eine aus vier Tönen bestehende Melodie: G-A-H-C-A-G. Das fanden wir aber jetzt nicht so beunruhigend (weil es ja nur bei eingeschlagenem Lenker und somit nicht während der normalen Geradeausfahrt auftrat), dass wir deswegen irgendetwas an unseren Plänen ändern wollten, solange das nicht schlimmer wurde.

Zum Abendessen gab es gegrillte Dorade, und ich gönnte mir noch ein echt italienisches Eis hinterher. Ulrike bestand deshalb darauf, dass im Reisebericht erwähnt wird, ich sei ein Leckermäulchen, aber wer mich kennt oder diese Texte liest, der wird das sicher schon längst selbst erkannt haben.

Tagesstrecke 362 km, km 6430

Do, 04.10.2012

Beim Frühstücksbuffet gab es in diesem Hotel die Eier mit dem italienisch geschriebenen Hinweis, dass sie roh seien, der Eierkocher dazu stand daneben. Als wir dann ein deutsch sprechendes Paar hereinkommen und zwei Eier in Eierbechern auf ihren Tisch stellen sahen, haben wir sie natürlich gewarnt, was mit großem Hallo und "das hätte ja etwas gegeben" aufgenommen wurde.

Nebel Nun sollten wir Italien bald endgültig verlassen. Zuvor lag noch der Jaufenpass auf der Route, von dem wir aber so gut wie nichts gesehen haben, da ab ca. 1000 Meter Höhe alles komplett in Wolken gehüllt war, was das Fahren bei teilweise unter 50 Metern Sichtweite auf recht enger Straße nicht gerade zum Vergnügen machte. Aber auf der anderen Seite wurde es schnell wieder klarer, stellenweise kam auch die Sonne schon wieder durch. In Sterzing kamen wir an einem Firmengelände mit großem Schild "Bayernland" vorbei. Nun soll es ja so sein, dass die Leute in Südtirol sich eher zu Deutschland als zu Österreich hingezogen fühlen, jedoch dies erschien mir doch etwas weit hergeholt. Aber natürlich handelte es sich dabei nur um einen Firmennamen.

Sodann ging es wieder hoch auf den Brennerpass. Und in Österreich galt es nun, sich genauer an die Geschwindigkeitsbeschränkungen zu halten und immer schön im großen Gang zu fahren, damit uniformierte Temposchätzer wenig Ursache finden, sich zu irren. Denn von diesem Land wird behauptet, es müsse nicht wie in Deutschland ein technisch einwandfreies Messergebnis vorliegen, um zu einem Bußgeld verdonnert zu werden, sondern es sei tatsächlich rechtens, dass die Verkehrspolizisten die Geschwindigkeit der Fahrzeuge nach Augenschein bestimmen. Inwieweit dies stimmt und, wie hier und da behauptet wird, zuungunsten der Motorradfahrer geschieht, womöglich gar um Mehreinnahmen für die Staatskassen zu erzielen, kann ich indes nicht beurteilen, da wir ungeschoren das Land passierten.

Hahnentennjoch Ganz kurz nach Innsbruck war es Zeit für die erste Pause. Der Kranebitter Hof sah recht einladend aus, und mein gebratener Ziegenkäse im Speckmantel auf marinierten Trauben hat den guten optischen Eindruck auch gustatorisch bekräftigt. Weiter ging es in nordwestlicher Richtung auf der Bundesstraße, wir passierten dabei einen Ort mit dem schönen Namen Affenhausen (wo es bestimmt günstig Immobilien zu kaufen gibt, ich jedenfalls würde dort nicht hausen wollen). Hinter Imst hatte ich mit dem Hahntennjoch ein kleines Schmankerl in die Route eingebaut. ohne jedoch so recht zu wissen, dass dies das Highlight des heutigen Tages werden sollte. Denn in der ganzen Gegend hier waren wir noch nie gewesen, ich hatte die Route allein nach der Karte geplant. Und darauf konnte man zwar sehen, dass es eine kleinere Straße war, aber nicht, wie steil sie in die Höhe führte. Mehrfach unterwegs hielten wir für ein Foto an, und teilweise wurde uns bei ein paar Schritten fast schwindelig, so wenig waren wir darauf gefasst, wie steil es war. Und Parken ging natürlich nur mit erstem Gang und Aufpassen, dass die Maschine auf dem Seitenständer auch schräg genug, aber eben nicht zu schräg zu stehen kommt. Aber wir konnten uns weder an den vielfältigen Farben der in Passnähe liegenden Wiesen sattsehen noch an dem Schauspiel, dass sich vorher bot, wo die Felswände zu steil waren und die daraufliegenden Erdschichten immer mal wieder abgerutscht waren. Und fahrerisch war die Strecke natürlich auch nicht ganz ohne. tolle Farben

Auf der anderen Seite kamen wir wieder in ein recht weites Tal, dem die Straße auf dem Grund zwischen Weiden in leichten Schwüngen folgte. Beim Tanken in Häselgehr fiel mir die Frau an der Kasse durch ihr krachendes K auf, wie es normalerweise die Schweizer sprechen. Sie bat um Entschuldigung dafür, dass die Registrierkasse nicht die schnellste sei, und als ich darauf meinte, wir wären ja in Urlaub und hätten also eine Menge Zeit, klagte sie darüber, dass die meisten Kunden und insbesondere die Motorradfahrer hier immer nur schnell tanken, schnell bezahlen und schnell weiter wollten. Wie schön, dass wir mehr nach dem Motto "Reisen statt rasen" unterwegs waren.

In Warth wurde es finster, und wir zogen die Regensachen an. Den Hochtannbergpass mussten wir im Regen fahren, und hier waren die Blätter braun, und diesmal ganz ohne Waldbrand. Nun hatten wir also die Alpen durchquert und auf dieser Seite den Herbst gefunden (den wir weder gesucht noch überhaupt vermisst hatten).

Vor Bregenz kam schließlich auch noch ein Stau dazu, auf den wir ebenfalls gut hätten verzichten können. Aber immerhin war es hier wieder trocken, da konnten wir beim neuerlichen Tanken die Plastiksachen wieder ausziehen. In Lindau schließlich bekamen wir nach mehreren Versuchen ein Zimmer (auch hier nicht günstig mit 95,40 €) im Hotel Schöngarten. Das kam aber gerade rechtzeitig bzw. sogar einen kleinen Moment zu spät, denn schon beim Abladen schüttete es wieder wie aus Eimern.

Tagesstrecke 325 km, km 6755

Fr, 05.10.2012

Tor zum Bodensee Nach dem Aufbruch, inzwischen wieder bei gutem Wetter, fuhren wir als erstes ein kurzes Stück zurück und auf die Insel im Bodensee. Da konnten wir die Maschinen auf einer Verkehrsinsel parken und kurz ans Wasser gehen. Das gegenüberliegende Ufer lag noch in leichtem Dunst, aber die Sonne tauchte den See in schönes Licht, und auch die Bauwerke rund um den Hafen gefielen uns. Das Besteigen des Türmchens auf der Mole sollte jedoch Geld kosten, aber dafür war es mir nicht hoch genug.

Dann ging es auf der Ostseite des Bodensees lang und hoch Richtung Nordwesten. Irgendwo vor Tuttlingen machten wir Pause auf eine Anhöhe, von wo aus wir den Blick über eine ganz andere Landschaft, als wir es in der letzten Zeit gewohnt waren, genossen: Offenes, hügeliges Land, Wiesen und Äcker wechselten sich ab mit Baumgruppen und kleinen Waldstücken. Weniger erfreulich war jedoch, dass Ulrike während der bei dieser Gelegenheit erfolgten Routinekontrolle feststellen musste, dass bei ihrer Antriebskette ganze drei O-Ringe fehlten, sie waren einfach weg. Da war zuhause wieder eine Bastelaktion fällig, und ich fühlte mich in der Wahl meines Motorrades bestätigt, denn bei meinem Kardan konnte mir so etwas nicht passieren.

Weiter ging es zunächst auf der B14 über Rottweil und an Oberndorf vorbei, dann hielten wir uns etwas mehr nach links. Zur Pause in Glatten fanden wir eine Bäckerei, wo man auf der Straße sitzen und leckeren Florentiner Apfelkuchen verspeisen konnte. Die Strecke bis dahin hatte uns gut gefallen, möglicherweise sollten wir uns diese Ecke Deutschlands bei Gelegenheit noch einmal genauer angucken.

Badischer Wald Von Freudenstadt aus haben wir einen kleinen Schlenker nach Westen gemacht, um die Schwarzwaldhochstraße mitzunehmen, die wir im Gegensatz zur Gegend vorher allerdings schon kannten, aber man darf ja gerne eine schöne Strecke noch ein weiteres Mal befahren. Und weil wir dann noch etwas Zeit hatten, bevor wir bei der Verwandtschaft in Karlsruhe aufschlagen konnten, sind wir kurz vor Baden-Baden abgebogen und haben noch einen kleinen Schlenker nach Bad Herrenalb eingelegt, bevor wir über Marxzell nach Karlsruhe kamen.

Tagesstrecke 308 km, km 7063

Schluss

Hiermit betrachteten wir die eigentliche Reise schon als beendet. Der Sonnabend wurde mit der Familie von Ulrikes Schwester in Karlsruhe verbracht. Zwar wollte ich eigentlich noch das Fahrzeugmuseum Marxzell besuchen, an dem wir gestern vorbeigekommen waren. Da ich dort jedoch sehen musste, dass dieses nur nachmittags geöffnet hatte, wurde daraus nichts, aber ich habe mir dann noch eine kleine Runde durch die umliegenden Wälder gegönnt (78 km).

Die Rückfahrt nach Hause (650 km) erfolgte am Sonntag über die Autobahn (im Regen bis Heidelberg) mit einem Landstraßenabschnitt von Marburg (mit toller Herbstfärbung im Edertal) bis Walsrode (geplant war das nur bis Rinteln, aber dort erfuhren wir von Staus auf der Autobahn bei Hannover...).

Gesamtstrecke: 5361 km

Literatur und Karten

[1] Geser, Rudolf: Die schönsten Motorradtouren in Europa, Südwest-Verlag, München, 2003, ISBN 3-517-06699-0

[2] Balzer, Petra: Bruckmanns Motorradführer Toskana, Bruckmann Verlag, München, ISBN 978-3-7654-4853-9

[3] Motorrad Powerkarten Alpen und Gardasee, 1:250.000, Good Vibrations, ISBN 393741823-7

[4] Marco Polo: Umbrien, Marken, 1:200.000, ISBN 978-3-8297-4026-5

[5] Marco Polo: Latium, 1:200.000, ISBN 978-3-8297-4027-2

[6] Marco Polo: Toscana, 1:200.000, ISBN 978-3-8297-4025-8

[7] ADAC-Karte Italien, 1:650.000

[8] Shell Euro-Karte Deutschland, 1:750.000


zugehörige Bildergalerie Inhaltsverzeichnis