Korsika

Frankreich & Korsika 2000

Diese Fahrt nach Frankreich mit dem Ziel Korsika war unser erster Motorradurlaub und sozusagen die Generalprobe für Neuseeland zwei Jahre später. Nachdem wir erst ein Jahr zuvor die großen Führerscheine gemacht haben, waren wir noch mit auf 34 PS gedrosselten Maschinen unterwegs, ich mit einer Honda CX 500 E ("Güllepumpe") und Ulrike mit einer Kawasaki Zephyr 550.

Nachdem mich Dirk jetzt (Ende 2018) nach Tipps für die Insel gefragt hatte, habe ich einmal die alten Notizen hervorgeholt. Diese sind allerdings äußerst dürftig. Trotzdem will ich hier anhand der wenigen Aufzeichnungen sowie meinen Erinnerungen einen kleinen Bericht darüber geben. Und sehr viele Bilder wird dieser leider auch nicht enthalten. Aber hier sind zum Beispiel unsere damaligen Fahrzeuge:

Honda CX 500 E Kawasaki Zephyr 550

 

Sa, 12.08.2000

Da wir die Anfahrt zur Fähre großzügig geplant hatten, sprach nichts dagegen, erst in aller Ruhe zu frühstücken, bevor es dann um 1100 Uhr losgehen konnte. Für die erste Etappe nahmen wir die Autobahn, was sofort mit einem Stau bei Soltau belohnt wurde, wo wir einiges an Zeit verloren. Danach sind wir aber ganz gut durchgekommen. Trotzdem fanden wir das Autobahnfahren anstrengend, weshalb wir uns in Worms einen Campingplatz suchten. Der lag am rechten Rheinufer mit schönem Blick auf die Stadt und kostete uns 20 DM. Er wurde von einem Mann betrieben, bei dem ich einen niederländischem Akzent herauszuhören meinte, es stellte sich aber heraus, dass er Engländer war. Diesen Platz scheint es inzwischen nicht mehr zu geben, ich habe ihn auf Google Maps jedenfalls nicht wiedergefunden.

So, 13.08.2000

Nach Frühstück und Zeltabbau saßen wir um 1100 Uhr wieder auf den Motorrädern, und es konnte weitergehen. Von der Autobahn hatten wir allerdings genug und nahmen nun die Landstraße über Strasbourg, Colmar und Belfort. Heute am Sonntag erwies sich das Tanken als nicht ganz einfach. Viele Tankstellen waren zu, und die Automaten an den Supermärkten nahmen anscheinend nur französische Karten. Aber wir hatten Glück und konnten mit einem einheimischen Autofahrer verhandeln, der dann unser Bargeld annahm und uns auf seiner Karte dafür tanken ließ.

Schließlich kamen wir durch die Stadt Besançon, wo ich 7 Jahre zuvor ein Semester Praktikum gemacht und 20 Wochen lang in einer Firma programmiert hatte. Wenn man nur auf der Nationalstraße durch die Stadt (und somit eigentlich nur durch den Rand der Stadt) fährt, so zeigt sie sich recht hässlich mit vielen Betonbauten. Aber das Zentrum ist ganz nett, und ein Besuch der Zitadelle lohnt sich durchaus. Aber das kannten wir schon von damals, und deshalb bemühten wir uns heute, zügig durchzukommen, soweit die Ampelschaltung (so etwas wie "grüne Welle" hatte sich hier noch nicht durchgesetzt) es erlaubte.

Eine Weile später machten wir in Quingey am Ufer der Loue Station und bauten unser Zelt auf dem dortigen Campingplatz auf.

Mo, 14.08.2000

Abfahrt heute wieder wie gestern gegen wieder 1100 Uhr. Die Route bis Lons-le-Saunier war sehr schön. Dann galt es, die große Stadt Lyon zu umfahren, was sich aber auf einem Autobahnstück, für das man ausnahmsweise mal nicht bezahlen musste, gut bewerkstelligen ließ. Es folgte ein reichliches Stück auf der berühmten Nationalstraße N7, dem Inbegriff vieler Franzosen für die Urlaubsfahrt Richtung Mittelmeer. An das Meer sollte es heute jedoch noch nicht gehen, sondern wir wollten zunächst noch eine spezielle Motorradherberge besuchen, die zuhause im Kradblatt fleißig beworben wurde. Ein deutsches Paar hatte in St. Dézéry ein Anwesen gekauft (mittlerweile haben aber die Besitzer gewechselt) und bot dort Übernachtungen an, und auch wir bekamen hier ein schönes Zimmer. Etwas Erholung hatten wir aber auch nötig, denn die Fahrerei in ihrer ungewohnten Intensität war doch anstrengend, und insbesondere das letzte Stück der Straße war auch sehr schlecht.

Di, 15.08.2000

Da wir hier kein Zelt abbauen und verpacken mussten, kamen wir heute schon kurz vor 1030 Uhr los. Zuerst fuhren wir durch die Randbezirke von Avignon, dann wieder ein Stück N7, bis wir nach Apt abbogen. Zwischen Apt und Forcalquier gibt es ein kleines Dorf, wo ich als Kind in den Siebzigern während eines Familienurlaubes nach Fossilien suchen konnte. Dort haben wir diesmal allerdings keinen Halt eingelegt, und inzwischen ist die Stelle nicht mehr öffentlich zugänglich. Weiter ging es zum sehr schönen Verdon und über Grasse in Richtung Nizza. Dort wollten wir morgen die Fähre nehmen. So suchten wir uns nicht allzu weit davon entfernt in Le Bar-sur-Loup einen Campingplatz.

Mittlerweile tat mir ganz ordentlich die eine Schulter weh, offenbar eine Folge der ungewohnten Anspannung beim langen Motorradfahren. Bis hierhin hatten wir ab Hamburg immerhin auch die stolze Strecke von 1875 Kilometern zurückgelegt. Ich merkte selbst, wie ich mich mit der rechten Hand am Gasgriff verkrampfte, allerdings war es auch schwer, jetzt in dieser Situation lockerer zu werden.

Mi, 16.08.2000

gebrochene Fußraste Für den heutigen Tag stand eigentlich "eine Seefahrt, die ist lustig" auf dem Plan, aber manchmal sind Pläne halt nur für die Götter lustig, wenn sie sich nämlich erst darüber amüsieren und dann ein Kreuz machen. Noch auf dem Campingplatz schätzte Ulrike eine scharfe Kurve nicht richtig ein, musste am Hang auf unbefestigtem Grund anhalten, und weil der Untergrund an der Stelle nach allen Seiten schräg verlief, sie die Maschine mit dem rechten Fuß auf der Bremse halten musste, aber auch nur auf dieser Seite mit dem Fuß den Boden erreichen konnte, kippte ihr die Fuhre um. Entweder dabei oder bei dem darauffolgenden leichten Rutschen abwärts über den Schotter schraddelte sie sich nicht nur ein Loch in den linken Koffer, sondern brach auch eine Fußraste ab. Und ohne etwas, worauf man unterwegs den Fuß stellen kann, kann man nun einmal nicht sehr weit fahren (hier war zudem auch noch das Gegenlager für die Fußschaltung futsch, so ging das schon mal gar nicht). Also war es an mir, alleine nach Nizza zu fahren, die Fähre umzubuchen und zu versuchen, ein Ersatzteil zu bekommen.

Das Fährbüro ließ sich noch einigermaßen gut finden, und unsere Tickets konnte ich auch anstandslos tauschen, mit dem Motorradhändler war das in Zeiten vor mobilem Internet und Navigationsgeräten schon schwieriger, da musste ich mich durchfragen. Aber schließlich konnte ich das kaputte Teil bei einem Kawasaki-Händler auf den Tresen legen. Der Typ, der dahinter stand, wollte für den Ersatz die stolze Summe von 338 FF haben und zuckte auf mein hörbares Luftholen nur mit den Schultern: "Tja, das ist eben Kawa!" Aber immerhin hatte er das Ding überhaupt da, das hätte auch schlimmer kommen können.

Und zurück am Campingplatz hatte Ulrike längst alles wieder aufgebaut.

Do, 17.08.2000

Heute ging der Aufbruch ohne Panne von statten, und auf mir inzwischen bekannter Strecke erreichten wir Nizza. Da ich von gestern auch schon ungefähr wusste, wie wir zum Hafen kamen, erreichten wir die Fähre ohne weitere Probleme.

Im Bauch des Schiffes spannte ein Arbeiter kurzerhand je einen einzelnen Ratschengurt über die Sitzbänke unserer auf dem Seitenständer abgestellten Motorräder und zog den dann ordentlich fest. Dadurch bog sich meine Sitzbank an den beiden Enden deutlich nach oben, aber ehe ich das richtig bemerkt hatte und protestieren konnte, war der Kerl schon wieder weg. Also ging ich erst einmal nach oben mit dem Gedanken, dass nun das Malheur halt passiert wäre und ich das dann wohl bei der Ankunft reklamieren müsste. Klar, dass ich so die sehr ruhige Überfahrt nur bedingt genießen konnte. Aber nach der Ankunft und dem Lösen des Gurtes (was ich übrigens selbst erledigen musste) formte sich die Sitzbank anstandslos wieder zurück. Noch einmal Glück gehabt.

In Calvi suchten wir uns dann gleich einen Zeltplatz am Rande der Stadt.

Fr, 18.08.2000

Nicht nur aufgrund der Hitze, die uns schon das Anziehen der Lederklamotten verleidete, sondern auch der sehenswerten Stadt wegen machten wir heute einen Pausentag. Die Ortsbesichtigung konnten wir prima zu Fuß erledigen. Einkaufsmöglichkeiten fanden sich auch reichlich, mit den frisch erworbenen Zutaten wurde dann richtig lecker gekocht.

Sa, 19.08.2000

Für den heutigen Tag hatte ich zur Abwechslung mal eine kleine Bergwanderung vorgesehen. Als ich vor 7 Jahren mit Paddelkumpel Thomas nach meinem Frankreichpraktikum zum Küstenpaddeln hier auf der Insel war, hatte er mir an einem zu windigen Tag diese Route gezeigt. Man fährt dazu zunächst auf der D51 am Flughafen vorbei, biegt dann auf die D251 bis zum Ende auf einen Parkplatz. Dort kann man sich dann umziehen und losgehen. Von hier führt ein Wanderweg im Tal des Spasimata (des Flusses, der in Calvi in das Mittelmeer mündet) zum Refuge de Carrozzu, das ist eine Hütte auf dem berühmten Fernwanderweg GR20. Diesen Weg, quasi ein Seiteneinstieg zum GR20, sind wir damals an einem Tag hoch- und auch wieder heruntergegangen, und das hatte ich auch heute vor.

Zu Anfang ging das auch sehr gut, das erste Stück des Weges hätte man auch mit einem Fahrrad fahren können. Als es dann aber losging, dass man wie auf Stufen in den Felsen hochsteigen musste, fing Ulrike bald an, zu meutern. Sie meinte, das sei ihr zu anstrengend, zugegeben war es auch heute wie schon die ganzen letzten Tage sehr heiß. Nicht einmal die Hängebrücke (Passerelle du Lamitu) über den Fluss, an die wir meiner Erinnerung nach bald kommen mussten, wollte sie sich noch angucken. So sind wir wieder umgekehrt und haben als Ausgleich dafür am Nachmittag noch im Mittelmeer gebadet, wo offen gestanden die Temperaturen deutlich angenehmer waren.

So, 20.08.2000

Heute wollten wir umziehen nach Corte und standen dafür mal richtig früh auf. Doch in Corte fanden wir nur an einer ganz kleinen Bergstraße einen Zeltplatz, der uns nicht gefiel. Es gab auf dem ganzen Platz nur ganz wenig Schatten, und zudem merkte Ulrike an, dass ihr das Fahren im Gebirge zu anstrengend wäre. Somit wurde beschlossen, weiter nach Bonifacio zu fahren und uns dort einen Platz zu suchen.

Den fanden wir auch ein Stück vor der Stadt mit dem Camping de Liccia. Hier standen immerhin viele dürre Bäume, die zumindest mäßigen Schatten spendeten. Und es gab auf dem Platz eine Restauration, wo wir uns am Abend dann Pizza und Bier gönnten.

Mo, 21.08.2000

Auf dem Zeltplatz bei Bonifacio Nach dem Frühstück wurde zunächst einmal ein ganzer Haufen Wäsche gewaschen, da hatte sich allerhand angesammelt.

Nachdem das alles auf einer langen Leine zum Trocknen aufgehängt war, haben wir versucht, nach Bonifacio zu fahren, was wir aber wegen Mega-Stau vorzeitig abgebrochen haben. Immerhin fand sich die Gelegenheit, auf dem Rückweg frisches Gemüse etc. einzukaufen, zu Abend sollte wieder richtig gut selbst gekocht werden. Am Nachmittag haben wir die Fahrt dann noch einmal versucht, jetzt verzichteten wir wegen der relativ kurzen Strecke und der Aussicht auf Hitze und Stau auf die Lederklamotten. Auch ist das Herumlaufen im Ort in "Zivil"klamotten ja wesentlich angenehmer. Prompt rächte sich diese Nachlässigkeit jedoch, denn beim Abschließen der Maschinen (wir hatten dafür eine dicke Kette mit Schloss dabei) auf dem Parkplatz in Bonifacio (das wir diesmal ohne Stau erreichten) kam ich versehentlich gegen den ziemlich ausladend gebauten Auspuffkrümmer meiner Maschine, was mir ein ordentliches Brandloch im Knie einbrachte.

Der Gang durch Stadt und Zitadelle, oben auf dem Berg gelegen, war sehr schön. Auch der Blick die Steilküste hinunter auf das Meer war lohnend, im Dunst der Ferne konnte man die Landmasse Sardiniens ahnen. Nun wollten wir auch noch eine Bootsfahrt mitmachen. Vor 7 Jahren mit Thomas bin ich das mit dem eigenen Kajak gefahren. Es gibt da eine Höhle, in die man mit dem Boot hineinfahren und oben zur Decke hinausgucken kann, der Umriss des Himmels hat dabei in etwa die Kontur der Insel Korsika. Um dort jedoch ungestört umherpaddeln zu können, mussten wir seinerzeit richtig früh aufstehen. Heute nun hatten wir keine andere Möglichkeit, als uns unter die gewöhnlichen Touristenmassen zu mischen, die wir damals erfolgreich vermieden hatten. Das Ausflugsboot war schon ziemlich voll, und sie wollten gerade ablegen. Da wurde dann wild gewunken, und offenbar bauten sie darauf, dass ich in der so künstlich erzeugten Hektik mein Wechselgeld nicht nachzählen würde. Aber wir hatten Urlaub und somit alle Zeit der Welt, es sollte ja auch alle halbe Stunde ein Boot fahren, also wartete ich in aller Ruhe darauf, dass die Kassiererin den fehlenden Schein auch noch herausrückte.

Bonifacio vom Wasser aus gesehen Die Bootsfahrt haben wir trotz des nur schlecht kaschierten Beschissversuches als lohnend empfunden. Nachher, als wir schon wieder zurück waren, kam viel Wind auf, da wäre das draußen auf dem Wasser möglicherweise nicht mehr ganz so schön gewesen.

Am Abend wurden wir aufgeschreckt durch das Geräusch eines aufheulenden Motorradmotors ganz in der Nähe, gleich hinter der nächsten Hecke. Das Motorrad dazu, eine ZX 6 R in Kawa-Grün mit italienischem Kennzeichen, hatte ich am Nachmittag schon gesehen, und ich ging hin, um zu gucken, ob ich eventuell helfen könnte. Meine auf Englisch vorgebrachte Frage diesbezüglich wurde vom Besitzer beantwortet, indem er mir seelenruhig und ausführlich erklärte, dass er gerade seine Freundin, die allerdings noch niemals ein Motorrad bedient hatte, hier in der relativen Abgeschiedenheit mal eine kleine Runde fahren lassen wollte. Diese Erklärung gab er mir allerdings in seiner Muttersprache, von der ich damals noch kaum ein Wort verstand, ich habe hier einfach mal das übersetzt, was der Augenschein hergab. Aber er hat möglicherweise von meinem Englisch genauso wenig verstanden.

Di, 22.08.2000

Trotz Wecker um 745 Uhr fand unsere Abfahrt doch wieder erst gegen 1030 Uhr statt, da wir nun wieder alles einzupacken hatten. Denn jetzt wollten wir das Lager an die Westüste verlegen, unsere Route führte somit durch Sartène nach Propriano. Zwischendurch machten wir noch einen Abstecher zu einer Genuesenbrücke (Pont de Spin'à Cavallu, liegt direkt an der D69 oberhalb von Sartène), die mir auch vor 7 Jahren gezeigt wurde.

Das hat alles nicht allzu lange gedauert, so dass wir bereits um 1315 Uhr am Campingplatz "Chez Antoine" eintrafen. Jedoch öffnete die Rezeption erst um 1430 Uhr. Aber wir suchten uns schon einmal einen schönen schattigen Platz aus, den wir dann auch beziehen durften. Die Mutter der Betreiberfamilie stammte übrigens ursprünglich aus Hamburg gar nicht weit weg von unserer Wohnung, was bei der Anmeldung für reichlich Gesprächsstoff sorgte.

Baden im Mittelmeer war der nächste Punkt auf unserer Liste, hatten wir doch auch heute wieder ganz ordentlich schwitzen müssen unterwegs. Danach war wieder mal Einkaufen angesagt. Diesmal ging es nicht nur um Verpflegung, sondern mir war inzwischen auch der Lesestoff ausgegangen, und ich hatte die Hoffnung, in Propriano ein neues interessantes Buch zu finden. Diese Hoffnung wurde mehr als erfüllt, denn ich stieß auf einen Laden, der sogar fremdsprachige Bücher verkaufte, und da nahm ich "Die Säulen der Erde" von Ken Follet in deutscher Sprache doch gleich mit.

Mi, 23.08.2000

Heute war Pausentag, obwohl es überwiegend bewölkt blieb. Eigentlich hätten wir das "gute Wetter" ja zum Motorradfahren nutzen sollen, aber hinterher ist man immer schlauer. So wurde den ganzen Tag lang nur abwechselnd gelesen und im Meer gebadet. Am Abend bauten neben uns 2 Motorradfahrer aus dem Bonner Raum auf, von denen einer eine schöne Suzuki VX800 (Tourenmaschine mit Kardanantrieb, V2-Motor und schön geformtem Tank, gefiel mir sehr) fuhr, der andere eine BMW, die zwar auch klassisch aufgebaut war, ich jedoch längst nicht so schön fand.

Do, 24.08.2000

Filitosa Diesen Morgen wachte ich mit Kopfschmerzen auf, dabei kann ich doch gestern eigentlich gar nicht zu viel Bier getrunken haben? Denn das mussten wir ja nicht nur kaufen, sondern auch holen, da wir im Zelt ja bekanntlich keinen Kühlschrank dabei hatten.

Wie auch immer, Ulrike fuhr heute allein nach Filitosa.

Zu den beiden rheinischen Motorradfahrern gesellte sich am Nachmittag noch ein Wohnwagen aus Bargteheide.

Fr, 25.08.2000

Unsere heutige Tour, diesmal wieder zu zweit, führte uns zum Castello di Cucuruzzu bei Zonza, was wir als sehr schön empfunden haben. Es gab da auch einen prima Picknickplatz, so dass wir uns da recht lange aufgehalten haben.

Am frühen Abend beschäftigten sich unsere Nachbarn gefühlt stundenlang mit Mobilfunktechnik. Der Wohnwagenfahrer hatte irgendwelche Handyprobleme, und der BMW-Fahrer versuchte, dafür eine Lösung zu finden. Da soll noch mal einer sagen, dass die modernen Techniken die Menschen sozial isolieren, hier war das genaue Gegenteil der Fall.

Sa, 26.08.2000

In meinen Unterlagen steht für diesen Tag nur ganz lapidar "Fahrt nach Campomoro". Das ist jedoch gar nicht weit weg, reicht also eigentlich nicht aus für eine tagesfüllende Tour. Aber ich erinnere mich überhaupt nicht mehr an weitere Einzelheiten.

So, 27.08.2000

Das am meisten diskutierte Thema hier auf der Insel war wohl, dass das Restonica-Tal brannte, und zwar nun schon seit 4 Tagen. Bekanntlich zünden die Korsen ganz gerne mal ihre Insel an, und zwar meistens absichtlich aus abstrusen separatistischen Gründen. Schon bei meinem letzten Besuch hier hatte ich mehrere Waldbrände von ferne gesehen und Flugzeuge beobachtet, die in der Bucht von Ajaccio dicht über die Wasseroberfläche zogen, um ihre Tanks wieder aufzufüllen. Und dort oben in dem wohl berühmtesten und schönsten Teil der Insel, der aber auch richtig weit vom Meer entfernt liegt, hatten sie das Feuer seit Tagen nicht unter Kontrolle bekommen können.

Bei der Verabschiedung hieß es, wir sollen Grüße nach Hamburg ausrichten. Wie immer kamen wir gegen 1020 Uhr los, fuhren dann eine sehr schöne Strecke Richtung Ajaccio und danach weiter. Unterwegs konnten wir uns dann auch gleich einen Waldbrand aus nächster Nähe ansehen. Auf beiden Seiten der Straße hatte es gebrannt, und an ein paar kleinen Stellen mittendrin tat es das auch immer noch. Die Feuerwehrleute standen daneben und guckten tatenlos zu, was in unseren Augen zuerst total unangemessen aussah. Aber im Nachhinein vermute ich, dass diese Stellen harmlos waren, weil sich das Feuer über die bereits abgebrannten Gebiete nicht weiter ausbreiten konnte, und wahrscheinlich wollten sie ihr Wasser aufsparen für die wirklich kritischen Fälle. Wir jedenfalls durften das kurze verbrannte Stück durchqueren, das schlimmste schien hier somit vorbei zu sein.

Bis vor Corte war die Landschaft noch schön, danach kamen wir vermehrt durch Gegenden, die vor ein paar Jahren solchen Feuern zum Opfer gefallen waren, und davon hatte sich die Vegetation noch nicht wieder erholt. Und dieser Anblick schlägt einem aufs Gemüt, bei uns tat es das jedenfalls. Um ehrlich zu sein, ist das einer der Gründe, warum wir seither noch nicht wieder auf die Insel gefahren sind, auch wenn das einer der Effekte ist, den die korsischen Separatisten damit erreichen wollen.

Für die nächsten Nächte nisteten wir uns auf einem der Campingplätze in Saint-Florent ein.

Mo, 28.08.2000

Ulrike wollte heute einen Pausentag einlegen, so machte ich alleine eine Tour zum Cap Corse. Bei Albo gab es einen kurzen Abschnitt mit tierisch schlechter Straße.

Abends haben wir nicht selbst gekocht, sondern haben, weil wir sowieso schon zwecks Besichtigung in den Ort gegangen sind, auch dort in einem Restaurant gegessen.

Di, 29.08.2000

Auch heute musste ich meine Tour alleine absolvieren. Diesmal suchte ich mir die Gegend südlich von Saint-Florent aus. Da konnte man sehr schön in den Bergen herumkurven und hatte öfters schöne Aussichten auf Saint-Florent und die Küste dahinter. An einer Stelle hatte ich allerdings plötzlich das Gefühl, regelrecht zu balancieren auf der Straße. Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, woran das lag. Wie meistens fuhr ich hier an einem Hang entlang, links ging es steil hoch, rechts steil hinunter. Und die Straße war tatsächlich für einen Kilometer oder so ziemlich schmal geworden. Allerdings hatten sie die gestrichelte Mittellinie einfach weitergemalt, auch wenn zu beiden Seiten derselben keineswegs Platz für ein auch noch so schmales Auto gewesen war.

An anderer Stelle wollte ich mal ein Foto machen. Weil hier oben kaum etwas los war, blieb ich dazu einfach auf der Straße stehen und zog die Kamera aus dem Tankrucksack. Der Plan war, das Bild so aussehen zu lassen, als sei es während der Fahrt aufgenommen worden. Um also auch einen ganz kleinen Teil von den Armaturen mit in den Bildausschnitt zu bekommen, musste ich ein Stück nach hinten rücken. Da aber die Sitzbank nach hinten leicht anstieg und auch etwas breiter wurde, verlor ich dabei den festen Halt mit den Füßen, und die ganze Fuhre kippte um. Und weil ich nachlässigerweise den Reißverschluss nicht zugemacht hatte, kegelte nun der ganze Inhalt des Tankrucksackes - Trinkflasche, Wechselobjektive, Verbandspäckchen etc. - munter über den Asphalt. Und als wäre das noch nicht genug gewesen, kam ausgerechnet jetzt ein VW-Bus mit deutschem Kennzeichen um die Ecke und musste anhalten. Ein Pärchen stürzte rechts und links aus dem Wagen: "Alles in Ordnung? Können wir helfen?" Darauf konnte ich ja nun schlecht antworten mit der Aufforderung, sich schleunigst vom Acker zu machen und zu vergessen, was sie gesehen hatten, auch wenn ich das am liebsten getan hätte.

Und dieses Foto zu machen habe ich dann natürlich auch vergessen.

Mi, 30.08.2000

Nun war es leider so weit, langsam mussten wir die Rückreise antreten. Deshalb sind wir heute schon um 700 Uhr aufgestanden und konnten tatsächlich schon kurz nach 9 aufbrechen! Zum Abschied gab es noch einmal eine sehr schöne Passfahrt über den Col de Teghime nach Bastia. Dort mussten wir dann aber lange auf die Fähre warten:

Warten 1 Warten 2

 

Ankunft in Nizza war nach ruhiger Überfahrt (und diesmal hatten wir die Maschinen selbst verzurrt!) um 1630 Uhr, und zwar bei leichtem Regen, derlei waren wir nun gar nicht gewohnt! Dazu kam dann auch noch ein ordentlicher Stau auf der Promenade des Anglais.

Schließlich verließen wir die Stadt und fuhren hoch in die Alpen, und da wurde es empfindlich kalt! Das jedenfalls für unseren Geschmack, denn wir hatten ja die letzten zwei Wochen quasi durchgehend bei sengender Sonne verbracht.

Unser Zelt bauten wir auf einem Campingplatz kurz vor Castellane auf. Und im Laufe der Nacht bekam das eine Masse Regen ab.

Do, 31.08.2000

Auch am Morgen war der Himmel noch voller Wolken. Die verzogen sich jedoch schnell, das Regengebiet ist offenbar passend während der Nacht über uns hinweggezogen. Da konnten wir ja noch einmal sehr schön die Verdon-Schlucht durchfahren. Auf der Höhe von Digne erwischte uns gegen 14 Uhr doch noch ein kurzer Regenguss. Am Col de la Croix Haute haben wir wieder gezittert vor Kälte, wir mussten anhalten und, weil wir gar keine warmen Sachen dabei hatten, mehrere T-Shirts übereinander anziehen. Seit diesem Tag ertappen wir uns oft dabei, dicke Pullover quer durch halb Europa zu transportieren, ohne sie unterwegs auch nur ein Mal zu benutzen.

Unseren nächsten Campingplatz fanden wir in Voiron hinter Grenoble. Am Abend gab es dann wieder etwas Regen.

Fr, 01.09.2000

Weiter ging es nordwärts durch den Rest der Alpen und ins Jura, und schließlich kamen wir wieder nach Besançon. Die Gelegenheit schien passend, noch bei meiner damaligen Firma Logopress vorbeizufahren, um kurz Hallo zu sagen. Aber als wir dort um 1715 Uhr ankamen, war schon Feierabend, wir trafen nur noch einen einzigen Mitarbeiter an, den ich nicht kannte, weil er damals noch nicht dabei war.

Ob der fortgeschrittenen Zeit machten auch wir bald Feierabend auf einem Campingplatz in L'Isle sur le Doubs. Mit dem Zeltaufbau setzte auch etwas Regen ein, so dass wir danach schnell in den Ort gingen, um unter festem Dach eine Pizza zu essen.

Sa, 02.09.2000

Die heutige Etappe (deren Start zur üblichen Zeit um 1030 Uhr erfolgte) sollte uns in die Schweiz führen, genauer gesagt nach Zürich. Ulrikes Schwester Ilona machte dort an der ETH ihren Doktor, und für zwei Tage wollten wir bei ihr vorbeigucken. Schon in Belfort hatten wir Schwierigkeiten, den rechten Weg zu finden, und haben uns dabei gründlich verfahren. In St. Louis kam noch eine lange Suche nach einer Tankstelle dazu. Als dieses Umherirren dann in Basel erneut losging, war ich irgendwann so genervt, dass ich uns trotz fehlender Vignette auf die Autobahn gelotst habe, um die Stadt überhaupt irgendwie in der halbwegs richtigen Richtung verlassen zu können.

Der Rest der Strecke nach Zürich fand natürlich dann doch auf Landstraßen statt, und das war richtig nett. In Zürich mussten wir noch einmal quer durch die Stadt, schließlich waren wir gegen 1700 Uhr da. Sogleich wurden wir gewarnt, dass wir uns quasi auf einer Baustelle einquartiert hätten. Das Haus war eingerüstet, und pünktlich um 700 Uhr des Morgens würden die Arbeiter allen Bewohnern ihre Presslufthämmer vorführen. Aber morgen war immerhin Sonntag, wenigstens da hätten wir noch unsere Ruhe.

So, 03.09.2000

Den Sonntag wollten wir nutzen, um trotz Dauerregen mit Ilona zum Uetliberg (dem Hausberg von Zürich, den sie selbst bis dato auch noch nicht besucht hatte) zu fahren. Sie hatte sich von ihrer Mitbewohnerin einen Helm ausgeliehen, und Regenzeug hatte sie selbst, wenn auch nur zum Fahrradfahren. Mit Fahrrädern wären wir vielleicht auch hingekommen, für KFZ jedoch war irgendwann das Befahren der Straße verboten. Also sind wir wieder ein Stück heruntergefahren und haben die Bahn genommen. Damit kamen wir zwar trocken hoch, soweit das jetzt überhaupt noch möglich war, wir mussten jedoch feststellen, dass dieses "oben" mitten in den Wolken lag. Normalerweise hätten wir von der Stelle aus einen schönen Ausblick auf Stadt und See haben sollen, aber heute konnte man hier keine 300 Meter weit gucken. Es hatte deshalb auch überhaupt keinen Zweck, noch auf den Aussichtsturm zu steigen.

Immerhin konnten wir auf dem Rückweg unweit des Hauptbahnhofes noch ordentlich einkaufen, ausnahmsweise musste Ilona das Zeug mal nicht weit schleppen.

Mo, 04.09.2000

Heute war das Wetter zunächst wieder etwas besser, aber unsere Gastgeberin musste zur Arbeit. Und ich musste mir einen neuen Kupplungsbowdenzug besorgen. Der alte war auf der Reise sukzessive immer schwergängiger geworden, und die gestrige Wasserschlacht hatte ihm offenbar den Rest gegeben. So fuhr ich also, immerhin mit einem Stadtplan versehen, mit Ulrikes Maschine quer durch die Stadt, während Ulrike nicht anders konnte, als dem Baumaschinenkonzert zu lauschen. Als ich nach erfolgtem Kauf vom Gelände des Honda-Händlers über einen nur mäßig abgesenkten Kantstein wieder auf die Straße fuhr, spürte ich auf der linken Seite ein ungewöhnliches Knacken am Fuß. Schnell zeigte sich, dass an dem Aluminiumgussteil, an dem die Fußraste befestigt war, das Auge für den Bolzen angebrochen war. Das Teil musste schon in Südfrankreich einen kleinen Schaden mitbekommen haben, und auf diesem Hubbel ist es dann wohl gesprungen. Zum Glück konnte ich das vorläufig mit Bindedraht sichern ("keine Fahrt ohne Draht!" sagt man so schön). Auch zuhause musste das Teil erst einmal bestellt werden und hat noch einmal eine ganze Stange Geld gekostet.

Den Rest des Tages haben wir uns die Stadt Zürich angesehen, trotz des inzwischen wieder eingesetzt habenden Regens.

Di, 05.09.2000

Aufgrund der auch heute wieder bevorstehenden Bauarbeiten sind wir zusammen mit unserer Gastgeberin aufgestanden und haben es auf diese Weise geschafft, schon um 730 Uhr unterwegs zu sein, das ist absoluter Rekord! Auch das wieder trocken gewordene Wetter hat uns beflügelt. Noch vor den großen Touristenströmen waren wir am Rheinfall in Schaffhausen und konnten uns den in aller Ruhe angucken.

Für den weiteren Weg wurde dann allerdings wieder auf die Autobahn gewechselt. Zwischendurch musste an meinem Motorrad noch die Scheinwerferbirne gewechselt werden, das war Ulrike aufgefallen, als sie mich kurz überholte, um mir zu signalisieren, dass sie tanken musste.

Irgendwann am späten Nachmittag sahen wir Hinweisschilder zum Rasthof Göttingen, und ich gab mich der Fehleinschätzung hin, dass wir es nun nicht mehr allzu weit hatten. Da rief ich meine Tante Helga an, die südlich von Hannover wohnte, und klärte mit ihr ab, dass wir für eine Nacht bei ihr vorbeikommen würden. Allerdings hatte ich nicht nur die Entfernung falsch kalkuliert, sondern mir war auch nicht bekannt, dass quasi die gesamte folgende Strecke eine einzige Baustelle sein sollte. Als Unterstützung für die Expo sollte die Bahn hier temporär um eine Spur verbreitert werden. Der rechte Fahrstreifen wurde dazu auf den Standstreifen verlegt, und über weite Strecken befand sich genau in dessen Mitte eine fiese Längsrille. Und als es langsam dunkel wurde, merkte ich, dass ich beim Birnenwechsel offenbar die Höheneinstellung der Lampe verstellt hatte, die neue Glühbirne half mir beim Finden dieser Rille kein Stück! Erst wenig vor 2300 Uhr erreichten wir schließlich unser Ziel.

Mi, 06.09.2000

Der frühe Aufbruch gestern war wohl eine absolute Ausnahme, heute starteten wir wieder zu unserer üblichen Zeit um 11 Uhr, trotz nicht ausgepacktem Zelt. Aber jetzt mussten wir ja auch gar nicht mehr weit fahren. Kurz vor Garlstorf gab es allerdings noch einmal Stau aufgrund von einer Vollsperrung der Autobahn, was unsere Fahrtzeit dann doch noch einmal nicht unwesentlich verlängerte.


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