Vogesen 2024

Noch eine kleinere Tour sollte stattfinden, bevor wieder die ungemütlicheren Jahreszeiten begannen. Zum Feiertag am 3. Oktober traf sich das Reiseforum wie in letzter Zeit jedes Jahr in den Vogesen. Wir hatten beschlossen, dass wir diesmal mit ein paar zusätzlichen Urlaubstagen die weite Anreise bewältigen und sogar noch einen kleinen Kringel durch Frankreich drehen konnten. So zumindest war der Plan. Aufgrund ungünstiger Wettervorhersagen wurden diese vorherigen Kringel allerdings in den Pfälzer Wald verlegt. Aber das konnten wir flexibel handhaben, denn nur das Zimmer für das Treffen war schon vorher gebucht, für den Rest wollten wir wie immer erst unterwegs sehen.

Sa, 28.09.2024

Beim Frühstück rauschte draußen der Regen. Und die Wettervorhersage versprach nur langsame Besserung. Nun fahren wir zwar sehr gerne Motorrad, aber nicht um jeden Preis. Kurz nach Mittag haben wir dann beschlossen, die Abfahrt auf morgen zu verschieben, da sollte es trocken bleiben. Also bin ich noch einmal einholen gegangen und habe uns zum Abend Rindersteaks in einer Pilz-Rotweinsauce gemacht. Auch so kann man einen ersten Urlaubstag genießen.

Tagesstrecke 0 km

So, 29.09.2024

Heute aber! Zwar auch erst nach einem in aller Ruhe eingenommenen Frühstück, aber bei blauem Himmel war die Stimmung doch eine ganz andere. Das änderte sich allerdings etwas im ersten Stau gleich nach den Elbbrücken. Als auf diesen ersten noch weitere folgten, verließen wir die Autobahn noch vor Soltau, wo wir gefühlt die letzten zehn Jahre nur ganz selten mal ohne Stau vorbeigekommen waren. Aber in Dorfmark war auch die Ortsdurchfahrt gesperrt, direkt davor konnte man nur links abbiegen auf eine Straße, die uns zwangsweise wieder zurück auf die Autobahn brachte. So legten wir darauf dann doch noch ein paar weitere Kilometer zurück, zum Glück diesmal ohne weitere Behinderungen.

Die Heideblüte war leider schon vorbei, dieses Jahr hatten wir davon auch gar nichts gesehen, obwohl das ja quasi vor unserer Haustür liegt. Aber immer noch war die ganze Landschaft sehr schön, man merkte noch wenig vom beginnenden Herbst, alles war sehr grün, und wir fuhren viel durch Wald. Den beginnenden Herbst merkten wir am ehesten noch an den Temperaturen. Mein Thermometer zeigte den ganzen Tag lang Werte um die 15°C an, und im Laufe des Tages kroch uns das doch langsam in die Knochen. Morgen werde ich wohl ein Kleidungsstück mehr anziehen, es ist anscheinend doch nicht mehr Sommer.

Ein Novum für uns war auch die Unterkunft, die wir am Ende des Tages in Biedenkopf in Hessen gefunden haben: Mit Self-Check-In! Die Eingangstür stets offen, befand sich dahinter ein Automat. Da gab man seine Daten ein, bezahlte mit Karte, das Gerät spuckte eine oder zwei Zugangskarten aus, mit denen sich dann die nächste Tür nach innen sowie die Zimmertür öffnen ließen. Kein Mensch zu sehen. Wir waren mal gespannt auf das Frühstück, das es morgen ab 7 Uhr geben sollte.

Zum Abendessen sind wir in den Ort gegangen und haben dort einen guten Italiener mit leckerer Pizza Capricciosa gefunden.

Tagesstrecke 416 km, km 149290 (los bei km 148874)

Mo, 30.09.2024

Auch wenn uns unsere Phantasie manch interessantes Szenario vorschlug, mussten wir unser Frühstück heute nicht aus einem Automaten ziehen. Es gab ein ganz normales Buffet, und die Chefin persönlich briet uns die Spiegeleier. Nach Abgabe der Schlüsselkarten hielten wir mit ihr noch einen netten Klönschnack.

Nicht ganz so freundlich zeigte sich das Wetter. Der Himmel wartete mit einer reichen Palette Grautönen auf. Obwohl wir öfter mal über nasse Straßen fuhren, bekamen wir doch nur wenig Regen ab. Aber es war kälter als gestern, doch wir hatten hinreichend vorgesorgt.

In der Landschaft gab es heute auch mehr Brauntöne als gestern, hauptsächlich aber aufgrund abgeernteter Felder. Und verkehrstechnisch bekamen wir heute eine Menge LKW zu sehen. Aber dies erst, nachdem wir die kleinen und schönen Straßen im Gebiet der Lahn verlassen hatten. Und auf den folgenden recht großen Landstraßen war das Überholen in der Regel gut möglich.

In der Nähe von Karlsruhe haben wir in einem Burgerking (hier nicht empfehlenswert - Toiletten für 70 Cent mit einer starken Geruchsmischung von scharfen Reinigungsmitteln und Abort, die ich als zu teures Parfüm empfand) die Planung geändert. Im Jura und der Franche-Comté war viel Regen angesagt, weswegen wir beschlossen haben, uns für die nächsten zwei Nächte am Rande des Pfälzer Waldes einzubuchen. Weil die Zeit es hergab, haben wir den nächsten Wegpunkt in Wissembourg noch beibehalten und sind auf diesen paar Kilometern Frankreich tatsächlich von einem richtigen Regenschauer getroffen worden. Danach die kleinen Straßen im Pfälzer Wald haben mir, obwohl wassergetränkt, richtig gut gefallen, ich freute mich schon auf morgen.

So haben wir im Gutshof Ziegelhütte in Edenkoben eingechecked, die Motorräder unter Dach parken dürfen (es war ein Tourenfahrer-Partnerhotel) und einen leckeren Flammkuchen gegessen.

Tagesstrecke 379 km, km 149669

Di, 01.10.2024

Da wir uns gestern gleich für zwei Nächte hier eingemietet haben, sollte heute mal eine Tour ohne Gepäck gefahren werden. Die wurde allerdings nicht ganz so lang, denn nach dem Frühstück ließen wir uns erst vom Wirt ein paar Empfehlungen geben, und ich musste noch ein abgebrochenes und klapperndes Plastikteil vom Motorrad entfernen, bevor wir aufbrechen konnten.

Einsam im Pfälzer WaldGleich das erste Stück, die Totenkopfstraße, war sehr schön. Warum diese allerdings an Wochenenden für Motorradfahrer gesperrt war, erschloss sich uns nun wirklich nicht. Denn dies war auf keinen Fall eine Rennstrecke, die sich für hirnloses Rasen eignet. Ohne Mittellinie und normalerweise keine zwei PKW breit musste man stets aufpassen, dass niemand entgegenkam, hier konnte man niemals adrenalinfördernde Schräglagen erzielen. Wir hingegen genossen es, gemütlich durch den tiefen Wald zu fahren, und uns begegnete auch nur selten jemand.

Den ganzen Tag durch schöne LandschaftDas setzte sich so im Prinzip die ganze Tour in gleicher Weise fort. Mit wenig Verkehr bei trockenem Wetter auf kleinen bis mittleren Straßen kreuz und quer durch den Pfälzer Wald, ganz große Klasse!

Den überregional bekannten Motorradtreff am Johanniskreuz ließen wir dabei allerdings aus. Wir waren da schon einmal gewesen und hatten den Eindruck gewonnen, dass man dort doch sehr aufs Geldverdienen aus war, was uns von unserem Wirt auch bestätigt wurde. Das Café Nicklis nur wenige hundert Meter weiter sollte besser sein.

Nach der Rückkehr schwand kurz das Grinsen aus unseren Gesichtern angesichts der Wettervorhersage für morgen. Weiter südlich sollte auch morgen mehr Regen niedergehen. Aber noch mussten wir nicht nach Frankreich. Als wir unser Zimmer dann noch für eine Nacht verlängern konnten, war es wieder da, das Grinsen, und Ulrike plante uns noch eine Tour durch dieses schöne Stück Wald.

Tagesstrecke 213 km, km 149882

Mi, 02.10.2024

Reste morgendlicher FeuchtigkeitIn der Nacht muss es geregnet haben, denn alle Straßen waren nass heute Morgen, und die Nässe hielt sich stellenweise sehr lange. Hier und da sahen wir tiefhängende Wolkenflocken und an einer Stelle etwas Nebel. Aber wir selbst blieben lange Zeit trocken und genossen es wieder sehr, so schön durch diese tolle Landschaft düsen zu können. Kurz nach der Mittagszeit kam sogar die Sonne heraus.

Ausnahmsweise wird auch mal Landwirtschaft betriebenDiesmal hielten wir am Johanniskreuz, weil Ulrike das Navi zum Thema "nächste Tankstelle" konsultieren wollte. Außer uns war niemand da. Gerade als wir dabei waren, wieder die Helme aufzusetzen, kam jemand auf einer BMW angefahren, fuhr über den Platz, kam dabei wohl zu dem Schluss, dass es sich nicht lohnt, auch nur einen Fuß abzustellen, und verschwand wieder.

Wir folgten ihm, fanden unsere Tankstelle und jede Menge weitere schöne Routen. Erst auf den letzten zehn Kilometern fand uns noch ein kleiner Regenschauer, aber der konnte die Freude über die heutige Tour kaum schmälern.

Zum Abendessen probierten wir heute Pfälzer Saumagen. Und nachdem ich mir gestern vor dem Essen von unserem Wirt etwas über seine Rotweine habe erzählen lassen und diese auch verkosten durfte, habe ich beim Bezahlen noch veranlasst, ein paar seiner besten Flaschen nach Hause geschickt zu bekommen.

Tagesstrecke 241 km, km 150123

Do, 03.10.2024

FrankreichHeute nun war es nicht mehr möglich, uns vor der Weiterfahrt zu drücken. Da wir im Pfälzer Wald inzwischen fast alle Strecken mindestens einmal gefahren sind, habe ich den ersten Teil des Weges an seinem Rand durch die Weinbaugebiete gelegt. Die Winzer dekorieren ihre Häuser und Höfe gerne mit einzelnen Weinstöcken, deswegen waren auch die Ortschaften oft ganz hübsch. Und auch auf der französischen Seite gibt es nette Fachwerkhäuser. Und dort fuhren wir auch wieder durch ausgedehnte Waldgebiete.

SchiffshebewerkDas Schiffshebewerk bei Arzviller ist uns schon von unserem Wirt als potentielles Tourziel genannt worden, allein es schien uns von Edenkoben aus für eine Tagestour mit ca. 120 km Distanz zu weit weg. Aber heute bedeutete es nur einen kleinen Bogen nach Westen, dort vorbeizufahren. Und wir kamen zur rechten Zeit an, um beobachten zu können, wie zwei Touristenhausboote mitsamt dem dafür vorgesehenen Wasserbecken abwärts befördert wurden.

Das Wetter zeigte sich heute allerdings nicht von seiner besten Seite. Den ganzen Tag über waren die Straßen nass, der Himmel bedeckt, und oft sahen die Wolken so aus, als ob es nicht lange trocken bleiben sollte. Und bei der Anfahrt zum Col de Donon war es dann auch so weit. Es war uns nicht ganz klar, ob es richtiger Regen war oder nur tiefe Wolken, aber wir wurden nass. Und auch nachdem wir wieder in tiefere Regionen kamen, begleitete uns eine ungemütliche Feuchtigkeit, die stets das Bedürfnis zu haben schien, unter unsere Jacken zu kriechen.

Schließlich erreichten wir unser Ziel, das Hôtel Roess in Hohrodberg. Hier waren schon viele Treffenteilnehmer eingetroffen, und wir konnten uns zuerst bei munteren Gesprächen und später beim guten Abendessen (Halbpension: Vorspeise, Hauptgericht, Käse und Dessert!) wieder aufwärmen.

Tagesstrecke 273 km, km 150396

Fr, 04.10.2024

Beim Aufstehen zeigte der Blick aus dem Fenster wabernde Wolken in mehreren Ebenen - sowohl über uns wie auch unter uns. Trotzdem wollten wir fahren, die Vorhersage hatte nur wenig Regen im Angebot. Ulrike plante uns darum eine kürzere Runde auf größeren Straßen in der Hoffnung, dass diese meistens durch die Täler führen, denn gestern oben in den Wolken hatten wir über längere Strecken nur wenig sehen können, das wollten wir heute ungern wiederholen. Zunächst musste allerdings noch die Kette an Ulrikes Maschine nachgespannt werden. Dies geschah, während viele andere Treffenteilnehmer schon zu ähnlichen Unternehmungen aufbrachen.

Bei unserem Aufbruch dann klang Ulrikes Kette richtig schauderhaft. Eine genauere Kontrolle an der nächsten Bushaltestelle offenbarte den Umstand, dass sie sich wohl inzwischen ungleich gelängt hatte und wir die falsche Stelle als Maß für die Spannung benutzt hatten. So mussten wir noch einmal nachjustieren, zum Glück war ja das nötige Werkzeug stets an Bord. Zuhause musste es dann ganz bestimmt eine neue Kette geben, aber diese hatte jetzt auch schon knapp 40.000 km auf der Uhr, mehr kann man da wirklich nicht mehr erwarten.

Kleiner Tunnel an der Roche du DiableUnsere Rechnung bezüglich der Routenführung ging auf, unterwegs fanden wir sogar in seltenen Fällen mal Stücke trockenen Asphalts, und an der Roche du Diable (knapp 1.000 Meter über dem Meeresniveau, ganz ließen sich die höheren Lagen eben doch nicht vermeiden) schien auch mal kurz die Sonne.

Zurück beim Hotel war dann leider zu erfahren, dass jemand aus einer der anderen Gruppen in einer Kurve von der Straße abgekommen war. Immerhin mit Glück im Unglück: Außer Prellungen offenbar keine körperlichen Schäden, und es waren Leute dabei, die mit PKW und Anhänger die Maschine transportiert und sogar schon benötigte Ersatzteile besorgt haben. Morgen stand also für ihn erstmal Motorradschrauben auf dem Plan.

Tagesstrecke 195 km, km 150591

Sa, 05.10.2024

Nebel! Während des Frühstücks gab es mal mehr, mal weniger Suppe vor den Fenstern. Aber die Vorhersage gelobte Besserung noch während des Vormittages. Viele Leute schwangen sich zügig auf ihre Motorräder und brummten los. Der Unglücksrabe von gestern legte einen Lenker, einen Satz Blinker, zwei Tüten Kabelbinder und sein Werkzeug neben seine Maschine und schickte sich an, die mehrfach gebrochene Halbschalenverkleidung seiner XJ 600 Diversion abzubauen.

Auch wir machten uns auf den Weg zu einer kleinen Runde, diesmal nach oben in die Richtung, aus der wir vorgestern gekommen waren. Ja, an der Stelle, wo ich bei der Herfahrt eine schöne Aussicht vermutet, aber wegen der stark beschränkten Sicht kaum den Straßenrand gesehen hatte, konnte man tatsächlich hinunter ins Tal gucken. Aber hier oben war es immer noch ganz schön kalt, und am Lac Blanc standen die Wolken auch noch sehr tief. Das gab sich im Laufe der Zeit, und bald kam auch die Sonne heraus. So hatten wir eine prima Tour durch schöne Landschaft, der man allerdings heute den beginnenden Herbst auch schon farblich ansehen konnte.

Gebirgspanorama

Kurz nach unserer Rückkehr zum Hotel kam auch die XJ angefahren, Probefahrt nach Reparatur erfolgreich beendet, ihr Besitzer sollte morgen damit nach Hause fahren können.

Tagesstrecke 188 km, km 150779

So, 06.10.2024

Frühmorgendlicher Blick aus dem Hotelzimmerfenster

Heute war Abreisetag. Wir haben uns auch den Montag noch freigenommen, so dass wir die weite Strecke einigermaßen bequem auf zwei Tage aufteilen konnten. Wir konnten uns zwar unterwegs keine großen Kapriolen erlauben, sollten aber immerhin nicht gezwungen gewesen sein, Autobahn fahren zu müssen. Trotzdem war einigermaßen früher Aufbruch angesagt. Das Zimmer wurde bezahlt, als der letzte Treffenteilnehmer (der allerdings für spätes Aufstehen bekannt war) noch gar nicht zum Frühstück erschienen war, und um zehn Uhr hatten wir uns verabschiedet und waren unterwegs.

Die ersten Kilometer waren prima, weil wir keine andere Wahl hatten, als auf kleinen Straßen erstmal aus den Bergen herauszukommen, und das Wetter war hier auch annehmbar. Danach fuhren wir eine Weile lang durch die Weinanbaugebiete im Vorland. In der Gegend von Sélestat gab es allerdings wieder leichten Nebel, diesmal im Flachland. Das war aber nicht dicht genug, um uns zu behindern, nur das Gebirge in der Ferne konnten wir nicht mehr sehen. Bei Strasbourg/Kehl überquerten wir Rhein und Landesgrenze, und eine Wettergrenze anscheinend auch, ab hier klarte es auf.

In Wiesbaden gelang es Ulrike bzw. unserem Navi, eine interessante Stadtdurchfahrt zu finden: Zuerst durch ein Wohngebiet mit alten herrschaftlichen Häusern, dann eine kleine Einbahnstraße durch einen Stadtwald steil nach oben, dass man fast meinen konnte, sich wieder in den Vogesen zu befinden.

Nachdem wir in Limburg beschlossen hatten, für heute genug Strecke gemacht zu haben, sind wir auf kleinere Straßen ausgewichen, um in der Abendsonne noch ein paar Kürvchen im Lahntal mitzunehmen. Also keine großen Kapriolen, aber ein paar kleine. Und im Großen und Ganzen sind wir bisher fast die gleiche Strecke zurückgefahren wie hin. Darum hatten wir uns auch noch einmal im gleichen Hotel in Biedenkopf eingemietet wie auf dem Hinweg. So konnten wir sicher sein, dass die Reststrecke morgen machbar sein wird, wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkam. Und den Italiener im Ort kannten wir inzwischen ja auch, diesmal gab es Spaghetti Carbonara so, wie sie sein sollen, mit Ei und ohne Sahne, mjam!

Tagesstrecke 445 km, km 151224

Mo, 07.10.2024

Vor dem Frühstücksraum lag eine Zeitung aus mit dem Namen "Hinterländer Anzeiger". Lustiger Name, wäre nur noch geringfügig zu toppen gewesen mit "Hinterwälder Anzeiger". Die Gedankenverbindung wurde fortgesetzt, als wir unser Gepäck zu den Motorrädern trugen und im Hof eine Gruppe junger Menschen in Waldarbeiterkluft im Kreis um einen Karton mit Leitzordnern stand und den Ausführungen eines Redners lauschte. Das wäre in der Softwareentwicklung bzw. Projektierung von Verkehrsanlagen undenkbar, einen mehrtägigen Lehrgang anders als an einem Konferenztisch zu beginnen. Hier aber ging das offenbar, aber die Leute waren ja auch von "Hessen Forst".

Das Wetter bei der Abfahrt war nicht toll: Kalt, feucht und nebelig. Ulrike zog deshalb sofort die Regensachen an. Die ersten Kilometer wurden wegen nasser Straßen auch entsprechend vorsichtig angegangen. Die Vorhersage versprach zwar baldige Besserung, die auch tatsächlich eintrat, aber zu dem Zeitpunkt waren wir schon auf großen Landstraßen unterwegs. Obwohl heute wieder ein Werktag war, wurden wir nicht allzu sehr durch LKW beeinträchtigt. Meist konnten wir sie gut überholen, und dort, wo sie in großen Mengen auftraten, verschwanden sie auch schnell auf die Autobahnen. So kamen wir ganz gut durch, bis wir uns am Nachmittag der Heimat näherten.

Schon in Tostedt mussten wir wegen einer Sperrung der B75 abdrehen. Aber das war ein Klacks gegen das, was uns im Hamburger Stadtgebiet erwartete. Denn beinahe die ganze Strecke von den Elbbrücken bis nach Hause war ein einziger Stau. An mehreren Stellen wurde gleichzeitig gebaut, und etliche Straßen waren ganz gesperrt, andere von drei Spuren auf eine reduziert. Ulrike hatte schon früher mal die Frage gestellt, was die Menschen der extra hierfür mal eingerichteten Koordinierungsstelle KOST denn so beruflich täten, einmal mehr schien diese Frage berechtigt. Dank des Umstandes, dass wir mit den Motorrädern uns hinter eine Verkehrsinsel zum verbotenen Linksabbiegen stellen und später noch kurz auf einen Fahrradweg ausweichen konnten, erreichten wir unser Ziel doch noch in endlicher Zeit.

Tagesstrecke 414 km, km 151638
Gesamtstrecke 2764 km


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