Es war mal wieder an der Zeit, etwas weiter wegzufahren. Nach Sardinien wollten wir ja eigentlich schon vor 3 Jahren. Jedoch ist uns damals zuerst ein Arbeitsplatzwechsel und in den Folgejahren dann das chinesische Virus dazwischengekommen. Aber dieses Jahr soll es nun so weit sein.
Der Plan sah vor, zuerst noch ein Motorradtreffen des Freebikerforums in der Eifel zu besuchen und dann die Etappen so zu legen, dass wir möglichst nicht teuer in der Schweiz übernachten mussten. Hin- und Rückfahrt per Fähre von Genova waren schon gebucht, genauso wie zwei Unterkünfte auf der Insel. Der Rest wurde wie immer mehr oder weniger spontan entschieden.
Für die doch recht weite Anreise in die Eifel hatten wir zähneknirschend entschieden, sie zum überwiegenden Teil auf der Autobahn zu absolvieren. So konnten wir uns immerhin auch den Luxus leisten, den Wecker für heute etwas nach hinten zu stellen. Um 9:15 Uhr überquerten wir dann aber doch die Norderelbe.
Das war allerdings zu spät für einen alten Bekannten, der sich eigentlich immer einstellt, wenn wir die Autobahn benutzen. Der Typ ist übrigens adelig, mit von und zu: Der Stau von Soltau, Autobahn zu. Immerhin hätte die zeitliche Abstimmung schlimmer ausfallen können, denn sie hatten bei unserer Ankunft die rechte Spur schon abgesperrt und alles nach links geleitet. Linke und rechte Spur waren nämlich in der Baustelle durch die Leitplanke getrennt, und ganz am Ende hatte es rechts einen Unfall gegeben. Alle die armen Menschen, die auf der rechten Spur noch waren, hatten keine andere Chance, als zu warten, bis dort alles wieder frei wurde. Als wir endlich am Ende ankamen, fegte ein Polizist drüben gerade Trümmer von der Straße. (Stehen solche Putzjobs eigentlich in deren Stellenbeschreibung? Immerhin mussten sie ja wohl einen Besen im Kofferraum dabeigehabt haben)
Bei Rinteln musste getankt werden, und wir leisteten uns den Luxus, zur nächsten Auffahrt mal über die Dörfer zu fahren. Die weitere Fahrt war relativ ereignislos, bei der Brücke über den Rhein fing es an, leicht zu tröpfeln, und Köln selbst bot noch einmal ein kleines Stauerlebnis. Danach verließen wir die Autobahn, um in Euskirchen noch einmal zu tanken und den Rest der Strecke dann doch über Land zu fahren.
Dabei wurde der Regen aber nach und nach ganz langsam immer stärker, und irgendwann dämmerte mir die Erkenntnis, dass der letzte Moment, wo es noch Sinn gehabt hätte, anzuhalten und die Regensachen überzuziehen, vor ungefähr einer Viertelstunde gewesen wäre. Das wiederum bedeutete, dass wir das jetzt wohl noch eine halbe bis dreiviertel Stunde aushalten mussten. Immerhin ging es die meiste Zeit über eine Bundesstraße ohne jede Ortsdurchfahrt, so dass wir weder groß aufpassen noch uns groß bewegen mussten. Denn es zeigte sich, dass die sogenannte Klimamembran von Jacke und Hose, die ich zugegebenermaßen jetzt schon die zweite Saison trage, denn doch nicht wasserdicht war. Allerdings hatte ich dies nach allem, was mir viele Menschen in vielen Jahren über vergleichbare Produkte immer wieder erzählt haben, auch nie wirklich erwartet.
Bei der Ankunft im Fünfmädelhaus waren unsere Klamotten so nass, dass wir nach dem Umziehen erst einmal den Boden im Zimmer feudeln mussten. Aber dann durften wir uns zuerst innerlich nassmachen mit Erzeugnissen nach Pilsener Art (viiiel angenehmer!), sodann leckeres Essen genießen und den Abend klönschnackend mit etlichen Forumskollegen beschließen.
Tagesstrecke 585 km, km 135160 (los bei km 134575)
Beim Aufstehen wogte draußen dichter Nebel. Und wir hatten mangels besserer Möglichkeiten einen Teil unserer nassen Sachen auf dem überdachten Balkon lassen müssen, die sind so natürlich nicht trocken geworden. Aber ich hatte noch eine zweite Motorradhose dabei, total winddurchlässig zwar und eigentlich für Hitzetage gedacht, aber mit der Regenhose darüber sollte das auch heute gehen. Und für den Lauf des Tages waren sowieso ein paar kleinere Schauer angesagt. Die Jacke wollte ich versuchen, so lange es ging ohne Gummi zu tragen in der Hoffnung, dass die Klimamembran die inwendige Restfeuchtigkeit nach außen abtransportierte.
Der Aufbruch zur Tour war für 9:30 Uhr angesetzt, was relativ ungewöhnlich war. Bei vielen solcher Treffen kommt man erst zwischen halb elf und elf los, manchmal beginnt die Tour auch erst um eins. Aber hier hat das gut funktioniert, hatte allerdings den Nachteil, dass die Sicht immer noch sehr schlecht war. Wegen des Nebels hatte ich denn auch gar nicht erst noch eine Kamera eingesteckt und nur bei einer Pause ein paar Handyfotos gemacht.
Gefahren werden sollte nach dem sogenannten Marshall-System. Das funktioniert so, dass hinter dem Tourguide zunächst eine Reihe sogenannter Marshalls in gelber Warnweste fahren. An jedem Abbiegepunkt bleibt einer davon stehen und zeigt allen anderen an, wo es weitergeht. Am Ende dann sollen sie die ganze Truppe wieder überholen und zum Tourguide aufschließen, um bei folgenden Abbiegungen wieder zur Verfügung zu stehen. Somit ist dieser Job definitiv etwas für Leute, die gerne schnell fahren, und als normaler Mitfahrer sitzen einem den ganzen Tag lang andauernd welche im Nacken, die unbedingt überholen wollen. Dabei fühle ich mich persönlich immer ziemlich unwohl, weil man sich ja doch nicht immer darauf konzentriert, und ich löse das gerne so, dass ich mich möglichst weit hinten im Idealfall vor der letzten Person (trägt eine rote Weste und überholt nie) einordne. So bekomme ich in der Regel mit, wenn hinten wieder einer kommt, und habe für den Rest der Fahrt meine Ruhe. Die Verfechter dieses Systems behaupten übrigens, es würde auch funktionieren, wenn die Marshalls strikt nach StVO fahren, allein ich glaube das nicht und habe auch noch nie erlebt, dass dies von einem mal versucht wurde.
Die ersten Kilometer gingen sehr unspektakulär durch feuchte Suppe, dann kamen wir nach Luxemburg. Dort konnte zunächst getankt werden, und danach wurden die Bedingungen besser und die Tour richtig schön. Wir fuhren die meiste Zeit des Tages durch prima Gegenden, oftmals mit viel Wald. Allerdings kann ich nicht sagen, wo wir überall gewesen sind. Immer mal wieder wurde kurz Pause gemacht, zum Beispiel am Predigtstuhl, einem markanten Felsen am Rande der Straße (an dem ein Namensschild stand, nur deshalb weiß ich das noch). Auch am Schiessentümpel sind wir vorbeigefahren, das ist ein Wasserfall, bei dem Ulrike und ich auf einer früheren Reise mal vorbeigekommen und sogar etwas spazieren gegangen sind.
In irgendeiner Ortschaft setzten wir uns alle auf die Terrasse eines Cafés und aßen Kuchen. Danach war es Zeit, für eine Weile die Regensachen anzuziehen, an der letzten Tankstelle vor Deutschland war es aber schon wieder trocken, und beim Eisessen recht kurz vor dem Hotel kam schon wieder die Sonne heraus.
Am Ende des Tages überwog die Zufriedenheit. Zwar war die ganze Truppe (ca. 20 - 25 Maschinen) für meinen Geschmack zu schnell unterwegs, was die Sache anstrengend machte, und die gestrige Autobahnfahrt steckte uns ja auch noch in den Knochen, aber schließlich fühlte ich sowohl mich selbst als auch meine neuen Reifen und Bremsbeläge gut eingefahren, dafür würde ich die Autobahnstrecke vom Vortag nämlich nicht mitzählen. Jedenfalls hat uns nach dem (leckeren) Abendessen sehr bald das Bett gerufen.
Tagesstrecke 258 km, km 135418
Heute früh war draußen besseres Wetter. Dafür hatten wir drinnen beschlagene Fensterscheiben, trotz Mehrfachverglasung. Es musste in der Nacht wohl ganz schön kalt geworden sein, und definitiv hatten wir drinnen immer noch zu viele feuchte Klamotten. Mit meiner Jacke hatte das gestern aber ganz gut geklappt mit dem Trockenfahren, also musste ich heute zähneknirschend in eine innen noch feuchte Hose steigen und dasselbe Prozedere noch einmal durchspielen. Immerhin sollte es laut Vorhersage heute auf der Außenseite dieser Hose trocken bleiben.
Die Fahrt war diesmal durchweg prima. Über kleine bis mittlere Straßen ging es zu einer Aussicht auf die Mosel, dann hinunter zum Fluss, auf der anderen Seite wieder hoch in den Hunsrück und irgendwann das ganze wieder zurück. Das alles bei prima Wetter ohne allzu große Hitze und auch ohne größere Ausfälle. Gestern musste nur das Motorrad eines Marshals aufgehoben werden, nachdem es im Stand umgefallen war. Heute bemerkte ein anderer noch rechtzeitig, dass seine Verkleidungsscheibe im Begriff war, sich zu lösen. Das Teil reiste somit auf einem fremden Gepäckträger weiter mit und wurde während der Mittagspause (Flammkuchen an einem Imbiss am Moselufer) wieder angeschraubt. Und an einer anderen Stelle donnerten mehrere Leute erstmal an einer Abbiegung vorbei, obwohl sich dort der Marshal klar sichtbar aufgestellt hatte. Jedoch kam die Stelle kurz nach einer Kuppe, da war wohl manch einer schneller unterwegs, als gut gewesen wäre.
Zum Ende hin wurde erst noch einmal kurz zum Tanken nach Luxemburg gefahren, dann an der gleichen Eisdiele wie gestern noch einmal Halt gemacht. So kamen wohl alle sehr zufrieden wieder beim Hotel an. Das Abendessen (wir hatten alle Halbpension) würde ich diesmal zwar nicht loben wollen, es war aber auch nicht schlecht. Es folgte der übliche Klönschnack beim Bier, bis es draußen dunkel und drinnen Zeit zum Schlafengehen wurde.
Tagesstrecke 321 km, km 135739
In der Nacht hatte es anscheinend geregnet, aber das Wasserrauschen beim Aufstehen kam aus der Dusche nebenan, dieses Haus war sehr hellhörig. Nach dem Frühstück gab es Leute, die sofort aufbrachen, und andere, die längere Zeit draußen standen und Abschiede zelebrierten. Um zehn Uhr waren auch wir wieder unterwegs. Der Himmel versprach einigermaßen trockenes Wetter, und zu dieser Stunde waren die Straßen noch ziemlich leer.
Bei der ersten Pause unterwegs brachte Ulrike ihre Freude zum Ausdruck darüber, wieder ganz entspannt hinter mir herfahren zu dürfen und nicht ständig anderen hinterherjagen zu müssen. Und auch ich war glücklich, jetzt wieder unser eigenes Tempo fahren zu können. Wir kamen nach Trier und fuhren dann eine Weile lang an der Saar entlang, hier sind wir vor Jahren auch schon mal mit dem Kajak unterwegs gewesen und haben einige Stellen wiedererkannt.
Eigentlich wollten wir der besseren Preise wegen noch einmal in Deutschland tanken, aber Ulrike hatte die Route geplant und ich somit keine Ahnung, wann die Grenze kommen würde, und plötzlich waren wir in Frankreich. Dort erwartete uns bald die nächste Überraschung. Ungefähr ab Saint-Avold kamen uns plötzlich kolonnenweise Wohnwagengespanne entgegen, immer die großen Modelle mit Tandemachse, und in der Regel gezogen von einem Lieferwagen. Da war eine weit dreistellige Anzahl unterwegs, alle in die gleiche Richtung, und teilweise stauten sie sich auf freier Strecke über mehrere Kilometer. Und das ging so mindestens bis Château-Salins. Es wirkte so, als hätten die, die man früher politisch unkorrekt als Zigeuner bezeichnet hatte, alle gleichzeitig beschlossen, heute das Land zu verlassen.
Weil weiter im Osten das Wetter immer schlechter werden sollte, hielten wir uns ein Stück westlich der Vogesen, immerhin konnten wir die Berge oft links sehen (aber eben auch dunklere Wolken in der gleichen Richtung). Wir selbst bekamen dabei nur hin und wieder mal ein paar einzelne Tropfen ab, kein Grund, sich ernsthafte Sorgen zu machen. Und der zweite Vorteil davon war, dass wir auf großen Straßen gut Strecke machen konnten. Zwar war ich zwischenzeitlich erstaunt, wie oft uns das Navi immer noch auch auf kleinere Straßen führte, aber diese waren dann so wenig befahren und führten weite Strecken geradeaus ohne Ortschaften, dass auch das gut ging. Und der Spuk mit den Caravans hatte inzwischen komplett aufgehört.
Nachdem man uns beim Treffen gewarnt hatte, es wäre jetzt in der Ferienzeit sehr schwierig, Zimmer zu bekommen, buchten wir uns über das Internet eines im Hotel Bambi in Beaume-les-Dames. Als wir dort ankamen, stellte sich jedoch heraus, dass wir noch eine dreiviertel Stunde warten mussten, bis jemand kam und öffnete. Doch das Warten hat sich gelohnt, zwar war das Zimmer nur klein, aber das Essen war lecker: Poulet au Comté - Hähnchen mit Käse-Sahnesauce. Das Restaurant war auch proppevoll, offenbar meistens Leute aus der Umgebung.
Tagesstrecke 419 km, km 136158
Beim Frühstücken war es trocken, aber stark bewölkt. Weil die Wetterkarte über der Schweiz heute massenhaft Symbole mit drei Regentropfen zeigte und viel zu oft auch die Farbe Lila für Schnee, beschlossen wir, in Frankreich zu bleiben und vorerst geradewegs nach Süden zu fahren. Das ging auch eine Weile lang gut, bevor wir dann doch die Regensachen anzogen. Zum Mittag fuhren wir dann zwar anderthalb Stunden lang ohne, mussten sie dann aber doch wieder hervorholen. Die Gegenden, durch die wir heute kamen, waren uns relativ unbekannt, aber durchweg nett. Nur auf die Bekanntschaft mit Grenoble hätte ich unter diesen Umständen gerne verzichtet - städtischer Feierabendverkehr im Regen, danke.
Ein Stück dahinter stellten wir uns in ein Buswartehäuschen, und Ulrike zückte das Handy zur Unterkunftssuche. Aber in annehmbaren Preisklassen fand sich nur etwas in Orten, die bereits hinter uns lagen, und ihr Akku lag bereits in den letzten Zügen. So fuhren wir ohne Vorausbuchung zurück zum am wenigsten weit entfernten Hotel und versuchten unser Glück. Und wir hatten auch welches, gerade jetzt hörte der Regen wieder auf, und wir bekamen ein Zimmer im Hotel Le Repère in Vizille. Schade nur, dass das Restaurant heute geschlossen hatte (das Buchungsportal hatte das auch schon angegeben gehabt). Da mussten wir dann auf den Supermarkt zurückgreifen, an dem wir vorher vorbeigekommen waren. Und auch da hatten wir noch Glück, die Intermarché schloss um viertel vor acht, wir hatten also noch eine Viertelstunde Zeit, uns Sandwiches, ein Netz Mini-Babybels, Kekse für unterwegs und eine Flasche Côtes du Rhône aus den Regalen zu nehmen.
Im Laufe des Tages hatte sich jedoch gezeigt, dass unser Navi heute oder aber wahrscheinlich schon bei dem Regen am Donnerstag wieder Wasser ins Innere bekommen hatte, das Display fing jetzt wieder an, von innen zu beschlagen. Drum haben wir wieder die bewährte Methode von der Pyrenäen-Reise angewendet und das Gerät geöffnet, damit die Feuchtigkeit über Nacht abdampfen kann.
Tagesstrecke 382 km, km 136540
Der Frühstücksraum war diesmal voller Briten, mit unverkennbarem Tonfall. Und beim Aufpacken fanden wir auf dem Parkplatz vier flache Sportwagen mit Steuer auf der falschen Seite. Die beiden Ostholsteiner Motorradfahrer, mit denen Ulrike gestern kurz geschnackt hatte, waren noch beim Frühstücken. Auf den Schnäbeln ihrer beiden GSen neben unseren Maschinen prangten Aufkleber "Route des grandes Alpes" mit der Jahreszahl 2023, die Tour hatten sie wohl gerade absolviert.
Jetzt sah das Wetter besser aus als die letzten Tage, und deshalb haben wir nun das Navi angewiesen, uns direkt nach Genova zu bringen. Das führte uns erst einmal wieder hinauf in die Alpen. Und unterwegs standen Schilder, die darauf hinwiesen, dass einzelne Pässe, z.B. der Galibier, gesperrt waren, der Schnee hatte sich offenbar nicht auf die Schweiz beschränkt gestern. Der Lautaret sollte hingegen offen sein, und genau den wollten wir heute nehmen. Oben wurde es allerdings ziemlich kalt, und auf den etwas weiter entfernten Berggipfeln sahen auch wir den frischen Schnee.
Bei der Passabfahrt fanden wir eine Automatentankstelle mitten in der Wildnis, die nicht ganz so teuer war, und füllten nach. Das hat hier in Frankreich bisher anstandslos mit unseren EC-Karten funktioniert. Die Maschine bot auch an, eine Quittung zu drucken, was wir gerne annahmen, weil wir alle Kosten und die Verbräuche unserer Fahrzeuge stets protokollieren. Aber heraus kam dann nur ein weißes Blatt Papier. Vermutlich ist dem Gerät schon vor Monaten der Toner ausgegangen, und noch niemand hat es bemerkt.
Hinter Briançon ging es wieder nach oben, und dann kam die Grenze nach Italien. Italien begrüßte uns zuerst mit einigen teilweise recht langen Tunneln, und dann fiel uns auf, dass sie bezüglich Geschwindigkeitsmessungen gewaltig aufgerüstet haben. In beinahe jeder Ortschaft stand mindestens ein, oft auch mehrere dieser orangenen Kästen neben der Straße. Immerhin durften wir hier stets vernünftige 50 km/h fahren und wurden nicht gezwungen, mit 30 durch die Gegend zu schleichen, wie das in Frankreich jetzt in Mode gekommen zu sein schien, oft auf Abschnitten, wo wir das keineswegs als gerechtfertigt ansahen. Und auch der Sommer war nun wieder zurück, weiter unten wurde es wieder richtig warm.
Nun galt es, auf einem recht kurzen Stück durch die Po-Ebene zu fahren, die zwischen den schönen Gebirgsregionen doch immer recht langweilig wirkt. Zwischendrin machten wir Halt an einer Bar. In der Toilette hatten sie hier einen interessanten Wasserhahn, der nämlich mit einem Fußpedal bedient werden konnte. Das war nicht nur hygienisch, sondern bot auch die Möglichkeit, problemlos den Wasserfluss zu stoppen, während man sich die Hände einseifte, gefiel mir sehr gut.
Auf der anderen Seite der Ebene kamen die Berge des Piemont, die natürlich längst nicht so grandios waren wie die Alpen, aber auch schön sind und Fahrspaß bieten. Da wir davon auch morgen noch etwas haben wollten, buchten wir uns bald ein Zimmer in der Enolocanda Del Tufo. Leider hatte das angeschlossene Restaurant heute geschlossen. Und um das WiFi benutzen zu können, hätte man sich mit Email-Adresse anmelden und zustimmen müssen, dass man Spam äh interessante Angebote zugeschickt bekommt. Im Real Life hingegen gab es gleich um die Ecke eine schöne Kirche, die sogar geöffnet war. Auch innen sah sie ansprechend aus, in freundlichen Farben gehalten. Ulrike fiel allerdings wieder einmal auf, dass in katholischen Kirchen immer Maria immer den Hauptplatz einnimmt und Jesus kaum überhaupt einmal auftaucht (hier nur an einem Kreuz am Rande der Empore). Sie fragte: "Sind es eigentlich Christen oder etwa Marianer?"
Wegen des geschlossenen Restaurants bin ich dann noch einmal zurück nach Dogliani gefahren und habe dort wieder einen Supermarkt aufgesucht. Diesmal gab es allerdings keinen französischen Wein mehr, sondern Barolo. Unterwegs waren wir an einem Wegweiser zu einem Ort gleichen Namens vorbeigefahren. Der Stoff von dort war zwar teurer, eignete sich aber prima als Sundowner. Vom Balkon aus guckten wir hinunter ins Tal, und hinten in der Ferne konnten wir eine Bergkette sehen, die nur ein Alpenkamm sein konnte.
Tagesstrecke 284 km, km 136824
Am Morgen hatten wir wieder eine fantastische Aussicht, kaum ein Wölkchen stand am Himmel. Im Frühstücksraum kam eine kleine Katze (die hatte uns gestern schon einen neugierigen Besuch durch die offene Balkontür abgestattet) herein und suchte die Aussicht auf das Essensbuffet, wurde aber sofort von der Besitzerin hinausgejagt.
Für die heutige recht kurze Restrecke zur Fähre hatte ich ein paar Punkte gesetzt, um das Navi zu veranlassen, auf kleineren Straßen durch die Berge zu fahren statt an der Küste entlang, wo ein Ort sich an den anderen reiht. Das hat prima funktioniert, allerdings haben wir dabei zwischendurch auch eine Straße erwischt, die reichlich schlecht in Schuss war und ziemlich eng und steil hoch ging. Dass der Lüfter meiner Maschine nicht im Stau oder an einer Ampel stehend, sondern während der Fahrt anspringt und heult, erlebe ich nicht oft. Und dass mir in einem Kreisverkehr ein Kleinwagen die Vorfahrt nimmt, will ich auch nicht öfter erleben. Wir brauchten beide unser ABS, aber auch die Dame am Steuer hat rechtzeitig angehalten, nix passiert.
Als wir an der Straße ankamen, die von Norden auf Genova zuführt (die kürzeste Strecke durch Stadtgebiet zum Hafen), machten wir noch einmal Halt, zuerst zum Tanken, dann an einer Bar. Schließlich hatten auch wir erstens Durst und auch noch jede Menge Zeit. Drinnen stand ein Modell von einem Mofa des Typs Vespa Ciao, das erstaunlich detailliert war. Das kann ich beurteilen, denn mit so einem Fahrzeug hatte meine motorisierte Zweiradkarriere Ende der Siebziger auch angefangen.
Meine Planung mit möglichst kurzer Fahrt durch Stadtverkehr machte ich mir selbst zunichte, als ich mich auf vierspuriger Straße nicht rechtzeitig links einordnete (der Hafen war jedoch rechts, ich konnte die Fährschiffe schon sehen, aber die Abfahrt dahin war eben links mit Kringel dahinter) und wir prompt auf eine Hochstraße am Hafen vorbei geleitet wurden, die wir erst ein ganzes Stück später wieder verlassen konnten. Das Navi wollte uns dann durch ein Gebiet leiten, das von der Polizei abgesperrt war. Die Polizistin nannte mit immer wieder die Adresse des Fährhafens (und Ulrike hinter mir bekam das mit und machte mir an der nächsten Ampel schwere Vorwürfe), aber das nützte mir gar nichts, denn die hatte ich ja schließlich schon zuhause als Ziel eingegeben.
Immer noch viel zu früh kamen wir schließlich doch zum Fährhafen und wurden zu einer Stelle gewiesen, wo ein kleines Dach aufgebaut war, welches immerhin Schatten bot. Ein Italiener mit Triumph Bonneville war schon da, nach uns kamen noch ein weiterer Italiener mit nagelneuem Roller, ein ganz junger Starnberger mit wenige Wochen altem Führerschein, dessen Enduro mit Stollenreifen sicher älter war als ihr Fahrer, und ein Kasseler mit Reisemaschine von Moto Guzzi.
An Bord gab es eine Kabine mit vier Betten für uns, aber wieder kein WiFi ohne Anmeldung.
Tagesstrecke 194 km, km 137018
Das Schiff sollte um acht Uhr im Porto Torres ankommen, also klingelte der Wecker um sechs. Wir hatten beide nicht sehr gut geschlafen. In der Dusche fand sich der warnende Hinweis "Make sure your physical condition is good [...] before taking a shower". Wir duschten trotzdem. Dabei war es nicht möglich, zu duschen, ohne den Boden der ganzen Badzelle dabei unter Wasser zu setzen, aber das hat nicht an unserer augenblicklichen Verfassung gelegen.
Um Punkt 9:00 Uhr befuhren wir erstmals sardischen Boden. Die ersten Kilometer waren völlig unspektakulär: Flache Landschaft, nur karg bewachsen, gerade Straßen, wenig los. Als wir in Alghero ankamen, änderte sich das Bild erstmals. Der Ort selber verfügte über touristische Strände, wo man dicht an dicht liegen und sich in der Sonne braten lassen konnte, was anscheinend auch etliche Leute taten. Dann ging es auf eine Art Küstenstraße, die recht hoch in den Bergen verlief, aber immer wieder Aussicht auf das Meer bot und uns gut gefallen hat. Dieser Abschnitt endete in Bosa, wo wir uns an einer Flussmündung eine ganze Weile lang auf die Terrasse einer Bar setzten und ein Kaltgetränk genossen.
Der weitere Weg war wieder ähnlich wie zu Anfang, zwar schöner als die Po-Ebene, aber nicht besonders interessant. Immerhin war das Wetter wirklich gut, zwar warm, aber nicht brütend heiß, manchmal zogen sogar etwas dunklere Wolken auf, die aber nie nach Regengefahr aussahen. Um die Langeweile abzukürzen, nahm Ulrike sogar eine gar nicht mal ganz kurze Strecke lang eine autobahnähnlich ausgebaute Schnellstraße Richtung Süden.
Als wir davon dann abbogen ins Landesinnere, wurde die Landschaft wieder interessant. Die Berge standen hier relativ weit auseinander und boten Blick auf eine offene und spärlich bewachsene Gegend, wir sahen viel braune Vegetation, von der Sonne verbrannt, nicht durch Feuer wie oft auf Korsika.
Für die nächsten 6 Nächte hatte Ulrike uns ein Zimmer im Hotel Sa Lolla in Barumini gebucht. Neben einem geräumigen Zimmer gefiel uns hier auch der schattige Innenhof, wo man sich vor dem Abendessen noch schön auf eine Bank setzen und eine Runde lesen konnte.
Zuvor musste allerdings noch Ulrikes Kette gefettet werden. Und dabei stellte sich heraus, dass sie auch leicht nachgespannt werden musste. Was wiederum zu der Erkenntnis führte, dass die passenden Werkzeuge für die Achsmuttern gar nicht in ihrer Werkzeugtasche waren. Zum Glück hatte ich in meiner Tasche aber noch eine 27er und eine 19er Nuss. Und das, obwohl ich gar keine Kette spannen muss, denn mein Motorrad hatte ja einen Kardanantrieb. Bei genauerem Nachdenken glaube ich, dass ich diese Werkzeuge für das Vorgängermotorrad gebraucht hatte, die Honda CB 1300 war auch ein Kettenfahrzeug. Und natürlich erinnerte ich mich (und ich erinnerte Ulrike bei der Gelegenheit auch) daran, dass sie mir mal Vorwürfe gemacht hatte, als sie vor vielen Jahren mal in der Werkzeugkiste vom Auto einen Zündkerzenschlüssel vorfand, wir aber mittlerweile einen Diesel hatten, somit unnützes Gewicht mit uns herumfuhren. So kommen manchmal die alten Kamellen wieder auf einen zurück. Hier war es jedenfalls hilfreich, dass ich das für mich unnütze Gewicht doch mitgeschleppt hatte.
Tagesstrecke 233 km, km 137251
Als erstes heute musste Ulrike tanken. Gleich hinter dem Ortsausgang war auch ein kleine Tankstelle. Doch die nahm nur Geldscheine, per Karte funktionierte das nicht. Also steckten wir einen Zwanziger rein. Davon konnte Ulrike volltanken, und ich bekam auch noch einen kleinen Schluck ab. Aber meine Tenni hat auch ein größeres Spritfass an Bord. Beim Aufschreiben der Kilometerstände zeigte Ulrikes Tacho die ungewöhnliche Zahl 15.384 an, beim letzten Mal waren das noch mehr als 24.000 km. Aber sonst schien alles in Ordnung zu sein, merkwürdig. Dass regelmäßige (Ketten)pflege ein Motorrad jung erhält, ist bekannt. Aber neuerdings auch jünger macht? Nein, trotzdem möchte ich meinen Kardan behalten.
Als eine Dreiviertelstunde später ich an der Reihe war mit Tanken, hatte Ulrike genug Zeit zum Nachdenken gehabt und war auf die einzige plausible Lösung gekommen - die Suzuki muss man irgendwie auf Meilen umstellen können, und dass muss ihr versehentlich passiert sein. Nun musste sie nur noch herausfinden, wie man das wieder zurückdreht. Die Bedienungsanleitungen der Maschinen hatten wir nur als PDF auf dem Tablet (im Hotelzimmer) und nicht mehr in Papier unter der Sitzbank, seit meins von der CB dort mal unrettbar nass geworden war. Aber Probieren geht bekanntlich über Studieren, und als mein Fass voll war, konnte die Weiterfahrt wieder in vernünftigen physikalischen Einheiten durchgeführt werden.
Für heute hatte ich geplant, in die südöstliche Ecke der Insel zu fahren. Das Navi wollte uns am Rande von Cagliari entlangschicken, dem habe ich mit zwei Wegpunkten etwas weiter entfernt Einhalt geboten. Die Alternativstrecke war zwar ländlicher, aber wie weite Teile der gestrigen Route eher nur mittelmäßig attraktiv. Erst in Sichtweite des Meeres wurde es wieder gebirgiger. Zunächst kam noch eine ganze Reihe teilweise längerer Tunnel, dann eine Straße meist oben in den Bergen mit tollen Ausblicken auf das Meer. Hinter Villasimius fuhren wir noch hinunter zur südlichsten Landspitze dieser Gegend, man kam aber von dort nicht ohne größeren Fußmarsch oder auf Sandwegen weiter ans Meer.
Der weitere Weg ging nun erst nach Norden oberhalb der Costa Rei = Königsküste, dann links ab auf die SS125. Und das war nun wieder eine Strecke, wie ich es mir vorgestellt hatte: Kurvenreich durch eine sehr einsame Gebirgslandschaft. Mittendrin empfahl einer unserer Reiseführer einen Park mit Namen Sárrabus, da soll es "schattige Täler und bizarr verwittertes Felsgestein" zu sehen geben, kurz nach dem Abzweig nach Burcei links ab bei der Forststation. Dort gab es eine Informationstafel, die etliche Wanderwege aufführte, deren Dauern aber zwischen 20 Minuten und dreieinhalb Stunden angegeben waren. Und auch nur zu der kleinsten Route hatten wir bei der herrschenden Hitze wenig Lust. Jedoch schien es nicht verboten, dort auch mit einem KFZ hineinzufahren, es stand da sogar ein 20km/h-Schild, jedoch war der Weg unbefestigt und sah teilweise recht steil aus. Aber ich wollte es versuchen und Ulrike so lange im Schatten auf mich warten. Und letztlich hat es sich nicht gelohnt. 2,8 km bin ich den Forstweg hinein gefahren, habe dabei jedoch keine einzige auch nur ansatzweise bizarre Felsformation gesehen. Dafür mehrere Ansätze von ungemütlicher Wellblechpiste. Letztendlich war es bei wenig geeigneter Bereifung (reiner Asphalt-Pneu) vielleicht eine gute Übung im in-den-Fußrasten-stehend-Fahren, aber auch ziemlich anstrengend.
Der Rest der SS125 führte dann langsam wieder aus den Bergen hinaus, und es ging "heim"wärts. Das Hotel hat nach hinten auch einen Pool, dort wurde der Rest des Nachmittages verbracht, bevor es abends dann wieder lecker zu essen gab.
Tagesstrecke 291 km, km 137542
Heute war Ulrike wieder an der Reihe mit Planen, und ihre Tour sollte uns nach Westsüdwest führen. Es bewahrheitete sich mal wieder unsere Erkenntnis, dass es auf Sardinien zwar schöne Gegenden gibt, man manchmal aber ein Stück fahren muss, um dorthin zu kommen. Aber ab Guspini ging das los, die SS126 hat uns viel Fahrspaß bereitet. Ein Stück vor dem Ort mit dem drolligen Namen Fiuminimaggiore ("maggiore" bedeutet "groß" und steht somit in lustigem Kontrast zu dem "mini" davor) bogen wir ab auf die SP83, um ans Meer zu kommen und die Füße einmal kurz ins Wasser zu stellen. Genau genommen aber nur die Stiefel, denn Handtücher oder gar Badezeug hatten wir denn doch nicht mit, aber meine Stiefel waren immer noch wasserdicht (als ob der Regen vor gar nicht so vielen Tagen das nicht schon hinreichend unter Beweis gestellt hätte).
Bei der Anfahrt auf Masua gab es dann auch die zerklüfteten Felsen zu sehen, die wir gestern an anderer Stelle noch vergeblich gesucht hatten. Aber ich hatte keine Gelegenheit, anzuhalten und Fotos zu machen. Im Ort selbst fuhr Ulrike vielen anderen Autos hinterher hinunter an den Strand in der Hoffnung, dort eine Bar mit Blick auf das Wasser zu finden, aber wir fanden nur einen Parkplatz mit Kassenhäuschen.
Relativ bald danach hatte das Gebirge auch schon ein Ende, und wir fuhren an der Stadt Iglesias vorbei und wieder zurück zu Hotel. Dabei machte uns ein ziemlich heftiger und böiger Wind zu schaffen, der zwar einerseits bei der Hitze ganz angenehm von der Seite unter den Helm und in den Jackenkragen blies, andererseits das Fahren einer sauberen Linie doch sehr erschwerte.
Am Nachmittag wollten wir uns noch die alte Festungsruine Su Nuraxi am Ortseingang von Barumini angucken. Also zogen wir uns um und machten uns zu Fuß auf den Weg. Bei der Stätte wurden wir jedoch informiert, dass der Besuch nur mit Führung und gegen Zahlung von 15 € pro Person möglich sei. Nun mag der in unseren Augen recht hohe Preis noch durch den Führer gerechtfertigt sein, allein ich fürchtete, dass meine Italienischkenntnisse nicht ausreichten, um von seinen Ausführungen auch profitieren zu können. Also haben wir verzichtet und uns die Anlage nur von außen angesehen.
Auf dem Rückweg kamen wir im Ortskern noch an einer Gelateria vorbei und genossen auf dem Kirchplatz ein Eis, bevor dann wieder der Pool aufgesucht wurde. Dort hatte der Wind übrigens irgendwann im Laufe des Tages die Hollywoodschaukel umgeworfen.
Tagesstrecke 212 km, km 137754
Für heute war das Hauptziel meiner Planung, die "Durststrecke" bis zum Erreichen der Gebirgsgegend möglichst kurz zu halten. Deshalb fuhren wir nun Richtung Osten, denn hier kam gleich das Gennargentu-Gebirge. Da ging der Fahrspaß dann auch recht schnell los. Und ich hatte den Eindruck, dass wir, je weiter wir nach Osten kamen, umso mehr grüne Bäume zu sehen bekamen.
Kurz vor der Küste bogen wir ab nach Norden, um in einem großen Bogen wieder zurückzufahren. Hier hatte man die SS125 durch eine neue Streckenführung ersetzt, die Karte zeigte eine eher gerade Straße mit etlichen Tunneln. Allerdings gab es die alte Route natürlich immer noch, und ich hatte einige Wegpunkte darauf gesetzt, damit wir immer noch etwas von der Gegend zu sehen bekommen sollten. Das ist mir aber nicht an jeder Stelle geglückt, sollte also mal jemand meine Route haben und nachfahren wollen, wäre da noch etwas Nacharbeit nötig.
Irgendwo im Kurvengeschlängel auf einer wieder kleiner gewordenen Straße tauchte vor uns so ein Pseudo-Geländewagen mit Allradantrieb auf, dessen Fahrer alles andere als flott unterwegs war. Eine Hand hing links aus dem Fenster, so dödelte er durch die Gegend. An ihm vorbeizukommen war nicht einfach, ging mit fauchenden Motoren in einem der unteren Gänge dann aber doch. Dabei muss den Typen wohl die Erkenntnis aus seiner Lethargie geweckt haben, dass er hier gerade von einer Frau! überholt worden war, denn unmittelbar danach hing er an ihrem Gepäckträger und musste sofort und auf Teufel komm raus wieder an uns vorbei. Zum Glück kam der Teufel oder auch sonstwer nicht gerade jetzt als Gegenverkehr um die Ecke. Nach anderthalb Kilometern im nächsten Ort stoppte unser Held dann auch schon wieder, wahrscheinlich um in der nächsten Bar mit seinen göttlichen Fahrkünsten zu prahlen.
Wir machten Pause bei einer anderen Bar, vor der bereits vier andere Motorräder standen. Die hatten allesamt Schweizer Kennzeichen. Zunächst gab es da ein Paar, das kurz nach unserer Ankunft losfuhr und somit wohl nicht zu den anderen beiden Männern gehörte, die noch sitzenblieben, mit denen wir aber auch nicht sprachen.
Später in Seui fanden wir wieder einmal eine Tankstelle mit Automaten, wo schon auf dem Display angezeigt wurde, dass hier nur Geldscheine genommen wurden. Da steckten wir dann unsere letzten kleinen Scheine rein. Ganz offensichtlich ist es angebracht, dafür zu sorgen, hier immer ein paar Zehner oder Zwanziger zur Hand zu haben. Als wir die Maschinen hinreichend voll wieder starteten, kam schon die nächste Gruppe Motorradfahrer, den Kennzeichen nach aus der Tschechei.
Beim Hotel kam zeitgleich mit uns eine Gruppe von sechs Schweizern an, zwei Autos und zwei Motorräder. Mit denen haben wir uns dann auch gründlicher ausgetauscht im Laufe des Abends.
Zuvor sind wir aber noch einmal in den Ort gegangen, denn es war ein historischer Ortskern ausgeschildert. Davon war aber nicht sehr viel zu sehen, denn die Höfe waren hier allesamt von hohen Mauern umgeben, die sich kaum von den Häusern unterscheiden. Und die Mauern sahen alle ziemlich gleich alt, aber auch unbestimmbar alt, aus. Das alte Kloster fanden wir auch nicht besonders schön, und die Kirche durfte laut Schild in kurzen Hosen (natürlich hatten wir uns umgezogen) nicht betreten werden. Blieb also nur, noch ein Eis zu kaufen und sich an den Pool zu begeben.
Tagesstrecke 265 km, km 138019
Beim Zähneputzen nach dem Frühstück hörten wir durch das offene Fenster eine Lautsprecherdurchsage, die anscheinend von einem durch den Ort fahrenden Wagen mehrfach wiederholt wurde. Trotz Wiederholung habe ich kaum etwas davon verstanden: "Grabada da dabada heute, vierter September, habadabada dreißig, graba flaba dabado!" Ich ging runter, um nachzufragen, aber die Schweizer haben noch weniger verstanden und der Padrone hatte das ganze überhaupt nicht wahrgenommen. Wir mussten uns also überraschen lassen, was heute um halb irgendwas passieren sollte. Hier im Ort würden wir sowieso kaum sein, und wenn es einen nationalen oder gar internationalen Warnungserprobungslauf gab, war fraglich, ob wir davon auf irgendeiner Bergstraße was mitbekamen. Mein Mobiltelefon war jedenfalls wie immer auch hier per Default ausgeschaltet.
Ulrike wollte heute wieder nach Süden, genau genommen in die Ecke westlich von Cagliari. Und die Strecke dorthin war zwar nicht sehr gebirgig, ansonsten aber auch nicht wirklich langweilig. Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass hier auf der Insel auffallend oft einige Häuser künstlerisch bemalt sind. Im Gebirge gestern waren diese eher in schwarz-weiß, ansonsten aber oft sehr bunt gehalten. Insbesondere im Ort Villamar gab es einiges davon zu sehen.
Westlich von Cagliari kamen wir zu Anfang noch an ein paar Industriegebieten vorbei, unserem Eindruck nach die erste richtige Industrie hier auf der Insel, davon schien es nicht viel zu geben. In Pula haben wir uns auf dem Marktplatz im Zentrum noch einmal erfrischt. Dann folgte wieder eine schöne Bergstrecke.
Irgendwo hatte ich bei der Vorbereitung gelesen, dass es auf Sardinien öfters passiert sein soll, dass Politiker "aus Gründen" Erlaubnisse zum Bau von Gebäuden an fragwürdigen Stellen erteilt haben sollen, welche später von nachfolgenden Politikern vermutlich entgegengesetzter Couleur wieder widerrufen worden seien, und man könne als Ergebnis davon oft leerstehende fast oder ganz fertige Häuser sehen, die nicht genutzt würden. Solch eine Stelle fanden wir vermutlich (ist aber reine Spekulation von mir) jetzt oben in den Bergen. Ein ganzes Feriendorf stand hier im Rohbau zum Verkauf. Die steile Zufahrt bestand noch aus losem Schotter, in den das Wasser handspannentiefe Rinnen gegraben hatte, aber sie war gesichert mit einem stabilen eisernen Schiebetor. Es schien, als habe der erste Politiker beschlossen, die Stätte seines Investorfreundes aufzuwerten durch die Anlage eines öffentlichen "Punto Panoramico", der jetzige Politiker schien aber nicht gewillt, Mittel aufzuwenden, dass diese Anlage auch von Pflanzenbewuchs freigehalten werde. Aber unsere Motorräder konnten wir abstellen, und das Panorama konnte kein Politiker entfernen.
Der Tag wurde wie immer beschlossen mit Pool und Pils, das sardische Bier "Ichnusa" kann man durchaus trinken, besonders an heißen Tagen wie heute. Bisher sollte es laut Wettervorhersage mit 35°C der wärmste Tag unserer Reise gewesen sein, mein Motorrad zeigte zeitweise eine Ansaugtemperatur von 38°C an, und das neben dem Tacho aufgeklebte mechanische Thermometer war infolge direkter Sonne am Anschlag und somit jenseits von Gut und Böse.
Tagesstrecke 253 km, km 138272
Ulrike hatte sich für die heutige Tour den Ort Arbatax als Ziel gewünscht. Man sollte da sehr schön aus den Bergen hinunter in einen Talkessel an der Küste kommen. Planen musste die Route allerdings ich, und vorfahren auch. Das hätte eigentlich alles kein Problem sein sollen, jedoch gab es gleich nach der Abfahrt wieder Probleme mit dem Navi. Das verlegte mehrfach die eigene Position auf der Karte mitten in die Häuser oder aufs offene Feld mit der Folge, dass die Richtungsanweisungen völlig konfus wurden und ich mich darauf nicht mehr verlassen konnte. Das dauerte zwar immer nur etwa 5 Minuten, war aber trotzdem sehr nervig. Wir vermuteten, dass auch dafür eventuell eingedrungenes Wasser die Ursache sein könnte. Heute Abend würden wir es also noch einmal öffnen und uns auf lange Sicht wohl doch ein neues Gerät zulegen müssen.
Bei der ersten Pause am Wegesrand (im Schatten von Bäumen) kam unser Fährschiffmitfahrer aus Kassel vobeigebrummt, hielt kurz an und meinte, die Insel sei doch sehr klein. Er war aber mit irgendjemand verabredet und brummte deshalb gleich wieder weiter, hätte ansonsten bei der Gelegenheit wohl mit uns eine Raucherpause eingeschoben.
Oben in den Bergen war es kühler, fast schon angenehm an den Stellen, wo Bäume die Straße beschatteten. Bei der Abfahrt zur Küste hinunter fuhr vor mir ein Fahrschulwagen, und ich konnte beobachten, dass in Italien offenbar andere Lehrpläne galten, denn der Mensch am Steuer fuhr in den Linkskurven meistens über die Mittellinie in die Gegenfahrbahn und wurde von dem Fahrlehrer anscheinend nicht korrigiert. Darum hielt ich lieber etwas mehr Abstand. Damit konnten wir uns zwar besser der Landschaft widmen, aber besonders tolle Ausblicke auf den Talkessel sind uns nicht aufgefallen. Dafür wurden wir unten durch eine Bar am Meer jedoch reichlich entschädigt.
Auf dem Rückweg begann ich, eine Konfigurationsmöglichkeit an unserem Navi zu vermissen. Es gibt dabei ja standardmäßig die Einstellung "Autobahnen vermeiden", das war aber auf Sardinien egal. Heute hätte ich mir aber auch noch die Option "Bergdorfgassen vermeiden" gewünscht. Für meinen Geschmack zu oft wollte uns das Gerät zur Seite lotsen in Straßen, in denen kaum Platz war für einen entgegenkommenden PKW. Das habe ich dann regelmäßig ignoriert, eigentlich wusste ich ja aus der Planung, dass es über die hinreichend großen Straßen auch weitergehen würde, trotzdem muss man das entsprechende Vertrauen immer wieder neu aufbauen.
Die Tankstelle in Seui von vorgestern war jetzt mit Bedienung, man hatte den Automaten abgeschaltet und den Benzinpreis entsprechend angehoben, die Bedienung wollte ja schließlich nicht umsonst arbeiten.
Alles in allem fanden wir die heutige Tour ziemlich anstrengend, und wir sind auch erst recht spät 18 Uhr wiedergekommen. Zum Abendessen reichte das aber immer noch bequem. Als wir mit dem Essen fast fertig waren, kamen noch zwei Männer und setzten sich an den Nebentisch. Von ihrem Gespräch verstanden wir allerdings kein Wort, ich vermute, dass uns hier wohl gerade lebendiges Sardisch geboten wurde.
Tagesstrecke 288 km, km 138560
Heute nun war es an der Zeit, unser ganzes Geraffel mal wieder zusammenzupacken und zu einer neuen Unterkunft zu fahren. Das war einerseits schade, denn wir haben uns hier im Haus sehr wohl gefühlt, können das Hotel wirklich empfehlen. Andererseits sind wir hier in der Umgebung die interessanten Strecken nun im Prinzip alle gefahren und konnten somit wieder was neues erkunden.
Das Navi wollte uns nach Zieleingabe von Barumini aus nach Südwesten und dann in großem Bogen nach Norden über Schnellstraßen nach Ozieri führen. Das war nun gerade nicht das, was ich vorhin meinte. Also hat Ulrike der Sache mit ein paar Wegpunkten nachgeholfen, Richtung Norden mit einem Bogen nach Osten. Das traf unsere Intentionen wieder sehr gut, wir bekamen den ganzen Tag lang schöne Wälder und Gebirgsstrecken zu sehen, und an einer Stelle auch eine Wildschweinmutter mit mehreren schon recht großen Jungen.
Der Schlenker nach Osten betraf den Ort Orgosolo, hier sollte es viele Murales, also diese künstlerischen Wandbilder, geben. Das stimmte auch, allerdings gab es auch viele steile enge Gassen, oft mit Einbahnstraßenregelung, und wo Platz war, waren auch einige Touristenbusse. Da konnte ich schlecht alle Nase lang stehenbleiben und Fotos machen, aber vielleicht hatte ich inzwischen ja auch genug davon. Immerhin fanden wir zwischenzeitlich Platz zum Stehen vor einer Bar.
Den Ort Nuoro werden wir in schlechterer Erinnerung behalten. Hier war am Ortsrand eine Straße gesperrt wegen Bauarbeiten, also mussten wir in die Stadt hinein und kamen zuerst nicht wieder heraus. Und als uns das schließlich gelang, geschah es in die verkehrte Richtung. Die Schnellstraße, auf der wir landeten, konnte man eine ganze Weile lang nicht wieder verlassen, wodurch wir geschätzte 30 Extra-Kilometer absolvieren mussten, die einzigen heute, auf die wir gerne verzichtet hätten.
Oftmals kamen, nachdem man hier einen Berg hochgeklettert ist, kleinere Abschnitte, die mich an die Hochebenen im französischen Zentralmassiv erinnerten, relativ flach und eher mit Büschen und heidekrautähnlichen Pflanzen bewachsen. Auf so einem Stück überquerte am Nachmittag eine Herde Rinder die Straße. Meistens sah man hier auf der Insel aber eher Ziegen.
In Ozieri fanden wir unsere gebuchte Unterkunft fast außerhalb der Stadt vor. Und es war ein B&B, hatte somit kein Restaurant. Hier würden wir also jeden Abend weit zu laufen haben (oder das Mopped nehmen müssen). Aber bei der Ankunft bot uns die Dame des Hauses zum gleichen Preis auch eine gar nicht mal kleine Ferienwohnung an, die wir sofort nahmen, denn es gab eine Küche. Da bin ich dann gleich noch einmal zum Supermarkt gedüst. Das Kochen selbst jedoch war mit Hindernissen verbunden, denn den Gasherd mussten wir mit unserem Feuerzeug anzünden, wobei ich mir zweimal schmerzhaft den Daumen verbrannt habe. Und dann musste ich auf der kleinsten einstellbaren Flamme immer noch die Pfanne mehrere Fingerbreit in die Höhe halten, damit mir nicht alles verkokelte.
Tagesstrecke 270 km, km 138830
Schon gestern beim Braten mussten wir die Tür zumachen, weil sich draußen eine Reihe kleiner hungriger Katzen versammelten. Heute beim Frühstück auf der Terrasse lungerten wieder welche um uns herum. Zehn Stück sollten es insgesamt sein, die hier lebten.
Als Fahrtziel für heute hatte ich eigentlich das Capo Testa auserkoren. Aber am Lago del Coghinas war plötzlich die Straße gesperrt. Weil meine ursprüngliche Planroute schon 270 km lang sein sollte und wir jetzt erstmal wieder ein Stück zurück mussten, habe ich kurzerhand umgeplant und gedacht, Richtung Osten ist es bestimmt auch schön. Und das stimmte auch. Irgendwann schwenkten wir nach Süden und fuhren in einem Bogen um Nuoro wieder zurück nach Ozieri.
Auf diese Weise kamen wir heute nochmal nach Orgosolo, und auch die Straße von Oliena nach Orgosolo war mir von gestern noch in unangenehmer Erinnerung geblieben. Sie war nämlich östlich von der Passhöhe an vielen Stellen mit Sand überdeckt und hatte westlich davon zusätzlich auch noch ziemlich schlechten Belag.
Ansonsten war es wieder einmal ein schöner Fahrtentag durch ansehnliche Landschaften. Heiß war es aber wieder wie eh und je. Einmal machten wir unterwegs Pause in einem Korkeichenhain, da konnten wir die Maschinen und uns selbst schön im Schatten abstellen. Es sah so aus, als würde weit und breit niemand wohnen, aber nach kurzer Zeit tauchte eine kleine Katze auf und legte sich zu uns, sie schien unsere Gesellschaft zu genießen, auch wenn sie nicht direkt auf Streicheleinheiten aus war.
Nachdem wir die Motorräder wieder vor dem B&B geparkt und Ulrikes Kette gefettet haben, gingen wir zu Fuß in den Ort. Das war wie schon vermutet ein ganz schön weiter Weg. Und das Zentrum bot auch wenig besonderes. In der Kirche war offenbar gerade eine kleine Messe, drum setzten wir uns so lange auf die Stufen, bis hinter uns wieder frei werden würde. Aber das nächste, was wir bemerkten, war, dass hinter uns abgeschlossen wurde. Und zum Essen war es für italienische Verhältnisse noch viel zu früh. Die erste Pizzeria, die uns das Internet (sehr schlechtes Netz übrigens mitten in der Stadt) vorschlug, sollte um halb sieben öffnen, da konnte man aber nicht vernünftig sitzen. Gegenüber das Ristorante del Teatro sollte um sieben öffnen, aber man vertröstete uns auf viertel vor acht. In der Pizzeria del Torre mussten wir bis halb acht warten, durften uns aber immerhin solange draußen schon mal hinsetzen. Und zurück zu unserer Unterkunft kamen wir gerade noch mit dem letzten Licht, hier unten ging die Sonne ja früher unter als in Hamburg. Morgen wollten wir das auf alle Fälle wieder anders machen.
Tagesstrecke 253 km, km 139083
Auch die heutige Tour, diesmal wieder von Ulrike geplant, sollte uns nach Osten bringen, diesmal ganz bis zur Küste. Hinter Dorgali sollte eine sehr schöne Abfahrt hinunter nach Cala Gonome sein, den Tipp hatten uns die Schweizer in Barumini gegeben.
Zuerst ging es wie gewohnt nett über mal etwas größere, mal etwas kleinere Bergstraßen nach Dorgali, hier war es recht angenehm zu fahren, weil kaum etwas los war. Hinter Dorgali ging es links ab, ca. 300 m weit per Tunnel durch den Berg und dann tatsächlich steil abwärts. Diese Strecke hätte fahrerisch anspruchsvoll sein können, wären wir nicht gezwungen gewesen, sie hinter einem großen Wohnmobil (mit Tandemachse hinten) zu absolvieren. Ich habe ja ein gewisses Verständnis dafür, dass man mit sowas sachte genug fährt, dass einem in den Kurven nichts aus den Regalen fällt und man unten merkt, dass man nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, aber für uns (und etliche andere auch, hier wurde das plötzlich recht voll) war das nicht angenehm. Unten folgten wir noch ein Stück lang einer kleinen Küstenstraße, aber überall, wo man eventuell hätte anhalten können, um ein Foto zu machen, parkte schon ein Auto. Und am Ende war es natürlich ein Deutscher, der seinen dicken Wagen mitten auf dem Wendeplatz abgestellt hatte. Auch im Ort selbst war es unglaublich voll unten, zum Hafen kamen wir gar nicht. Aber weiter oben fanden wir eine Tankstelle mit Bar mit Aussicht, deren einziges Manko es war, dass der Reifendruckprüfer anscheinend kaputt war (immerhin gab es einen). Für die Auffahrt hatten wir hatten wir einen guten, weil leeren Moment abgepasst und konnten sie ungestört genießen.
Gleiches galt für die weitere Strecke. Die SS125 verlief hier weiter nach Süden am Rande eines hohen Gebirgszuges und bot tolle Ausblicke nach Westen in ein tiefes Tal und auf der anderen Seite auf einen ebenso hohen anderen Gebirgszug, und das bei überwiegend tadellosem Asphalt. Auf diesem Stück kamen uns hauptsächlich andere Motorradfahrer entgegen, davon allerdings eine ganze Menge.
Da wir weiter im Süden auf dieser Strecke schon gewesen waren, fuhren wir jetzt nur bis auf die Passhöhe und kehrten dann wieder um. Beim obligatorischen Absteigen zum Fotografieren fanden wir auf dem Boden einen einzelnen Schlüssel liegen, den wohl jemand anderes dort verloren haben muss, er sah aus wie der Schlüssel von einem Motorradkoffer. Wir sahen wenig Chance, irgendwie helfen zu können, dass sein Besitzer ihn schnell wiederbekommt, und haben ihn deshalb dort liegengelassen.
Die Rückfahrt war dann genauso schön wie die Hinfahrt, den Abstecher ans Meer haben wir natürlich nicht wiederholt, und hinter Dorgali wurde es dann wieder einsamer. Als letzte Aktion wurde in Ozieri wieder eingekauft, heute beim Frühstück hatten wir uns ein anderes Feuerzeug (die Sorte mit dem langem Rohr) für den Gasherd geben lassen.
Tagesstrecke 252 km, km 139335
Nun galt es, den zweiten Anlauf zu nehmen, das Capo Testa zu erreichen. Dazu hatte ich für die Hinfahrt einen Wegpunkt westlich und für die Rückfahrt einen östlich der gesperrten Brücke gesetzt. Insbesondere auf der Hinfahrt kamen wir durch schöne Gegenden, eine recht kleine Straße führte uns durch ein Gebiet, in dem etliche interessant aussehende Felsformationen standen.
Am Capo selber heute ein ähnliches Spiel wie gestern - auf den letzten Kilometern alles zugeparkt, auf dem Wendekreisel stand ein Polizist, also immerhin kein im Weg parkender Nürnberger Audi heute. Wir stellten uns nur kurz hinter zwei andere Motorräder, und ich machte ein paar Fotos. Dann fuhren wir ein Stück zurück zu einer Bar, wo die Moppeds stehen und wir mit Blick auf ein Stück Meer sitzen konnten.
Auch auf dem Rückweg ein ähnliches Spiel wie gestern - kaum waren wir Richtung Landesinneres abgebogen, war kaum noch Verkehr. Aber gefällige Landschaften hatten wir den ganzen Weg über.
Bei einer Pause am Straßenrand bemerkte Ulrike, dass ihr Kennzeichen anfing, an den Schrauben einen Riss zu bekommen. Das einzige, was wir unterwegs dagegen unternehmen konnten, war, größere Unterlegscheiben zu verwenden (zum Glück hatte ich welche in meinem Fundus). So musste also gleich nach der Rückkehr bei der Unterkunft erst einmal geschraubt werden.
Wenig Glück hatten wir auch mit unserer Kochmöglichkeit. Beim Versuch, den Herd in Betrieb zu nehmen, muss Ulrike neulich wohl auch den Druckminderer verstellt haben. Beim Anzünden brannte gleich das ganze vierflammige Kochfeld, weswegen die Flasche sofort wieder zugedreht und wieder der Gang Richtung Ort angetreten werden musste. Immerhin war die Pizzeria Le Liliacee nicht ganz so weit weg und lag auch schön oben auf dem Dach des Supermarktes, von wo aus wir die drüben untergehende Sonne gut im Blick hatten.
Tagesstrecke 250 km, km 139585
Gestern Abend waren weitere Gäste angekommen, heute saßen wir nicht mehr alleine beim Frühstücken auf der Terrasse, sondern es waren noch zwei Väter mit je einem Vorschulkind da. Und es zeigte sich, dass die Anwesenheit von Kindern in dem Alter ein wirksames Mittel zur Abschreckung der Katzen sind, die müssen da wohl mal schlechte Erfahrungen gemacht haben. Der eine Junge stand mehrmals auf und wollte zu den Katzen hin, hatte aber nicht die geringste Chance, eine zu erwischen, so schnell waren sie um die Ecke verschwunden.
Heute ging unsere Tour noch einmal Richtung Westen nach Alghero, wo wir am ersten Tag unseres Aufenthaltes auf der Insel schon einmal durchgekommen waren. Auch heute war es sehr touristisch hier, am Hafen war immer noch ein Rummel aufgebaut mit Riesenrad, und für das Parken hätte man bezahlen müssen. Also folgten wir weiter der Straße zum Capo Caccia. Dort sollte es die Grotta di Nettuno (Neptunshöhle) zu besichtigen geben. Allerdings hatten unsere Vorrecherchen ergeben, dass man sich eigentlich hätte voranmelden und nicht nur rechtzeitig, sondern sogar 40 Minuten vor der Zeit dort hätte einfinden müssen. Aber bei einem Aussichtspunkt unterwegs stand ein Schild, welches besagte, dass von der Bar wenige hundert Meter abwärts Bootsfahrten dorthin stattfänden. Drum fuhren wir runter, es war sowieso inzwischen Zeit geworden für ein Kaltgetränk. Unten ein noch größeres Schild, Abfahrten jede volle Stunde. Es war gerade 12 Uhr, aber nichts zu sehen, sollten wir das gerade verpasst haben? Auf Nachfrage dann die Info, es gäbe am Tag nur ein einziges Boot, nämlich um halb drei. Also gab es für uns nur ein Kaltgetränk.
Die Fahrt auf der Straße war aber sehr schön, überall hatte man tolle Ausblicke auf das Meer. Und am Ende wieder die Situation, die wir nun schon zur Genüge kannten: Die Straßenränder vollgeparkt, ein großer Wendeplatz, Kassenhaus. Dies war diesmal für die Grotte. Da wir keine Lust hatten, bei der wieder mal herrschenden Affenhitze die 654 Stufen in Motorradhose und Stiefeln hinunter oder gar wieder hochzusteigen, fragten wir gar nicht erst nach den Möglichkeiten ohne Reservierung.
Die Weiterfahrt Richtung Argentiera war dann nicht mehr ganz so schön, und der Ort selbst wirkte mit einer aufgegebenen Fabrik als einziger Attraktion ziemlich trostlos. Also traten wir wieder die Rückfahrt an.
Die Stadt Sassari wurde auf einer autobahnähnlich ausgebauten Schnellstraße gut umfahren, und der Rest der Gegend war doch recht nett, entsprach eigentlich nicht unseren Eindrücken von unserem ersten Inseltag. Also würde ich die heutige Unternehmung wieder mal als gut gelungen bezeichnen.
Zurück bei unserer Unterkunft erwartete uns die Nachricht von unserer Wirtin, dass sie am heutigen Sonntag niemanden gefunden habe, um nach dem Gas zu sehen, und wir sollten den Herd nicht benutzen. Drum gab es heute kaltes Abendessen, erst Sirupwaffeln und dann Chips aus unseren Pausenvorräten, die eigentlich für unterwegs gedacht waren. Aber weil es hier tagsüber immer viel zu heiß war, hatten wir bei den Fahrtpausen nie etwas davon gegessen. Die Hacksteaks aber, die ich neulich gekauft hatte, waren so langsam hinüber und fingen trotz Kühlschrank schon an, grau zu werden, die sollten wir wohl wegwerfen müssen, selbst wenn morgen ein Fachmann kam und den Gasherd wieder in Ordnung brachte.
Tagesstrecke 254 km, km 139839
Mittlerweile gab es wohl nicht mehr viele Ecken von Sardinien, in denen wir noch gar nicht gewesen sind, die Costa Smeralda hatten wir uns aufgespart für morgen, wenn wir sowieso nach Olbia zum Fährhafen mussten. Also plante ich uns für heute noch eine Tour nach Südsüdwest, rund um den Lago Omodeo.
Das war wieder mal sehr schön, allerdings gibt es wegen Einsamkeit unterwegs auch wenig darüber zu erzählen. Nicht einmal eine Bar zum Einkehren haben wir gefunden zu den Zeiten, als wir Pause machen wollten. Schattenplätze für Pausen gab es zwar auch nicht viele, aber ein paar dann doch. Und dank des Kühlschrankes in unserer Wohnung waren die zwei Wasserflaschen in meinem Koffer beim Start so gut heruntergekühlt, dass der Inhalt den ganzen Tag über trinkbar blieb.
So kann ich vielleicht noch etwas über unsere Unterkunft hier sagen. Das B&B hatte den Namen Casa d'Artista völlig zu Recht. Unsere Wirtin malte anscheinend viel, ihr Wohnzimmer stand voll von großen Bildern in kräftigen Farben, der Stil gefiel uns ganz gut. Und auch unsere Ferienwohnung war sehr künstlerisch gestaltet, ihre Söhne arbeiteten ihrer Aussage nach viel mit Steinmosaik, und oft wurde offenbar beides miteinander kombiniert.
Inwieweit es eine Kunst war, den Herd zu reparieren, können wir nicht beurteilen, aber am Abend konnten wir problemlos den Rest Nudeln mit einem Paket Schinkenwürfeln, grünen Oliven und etwas Käse zu einer schmackhaften Nudelbrutzelpfanne verarbeiten. Das Hack war allerdings über den Tag noch grauer geworden, das bekamen weder wir Menschen noch irgendwelche Katzen mehr auf den Teller.
Tagesstrecke 252 km, km 140091
Nun galt es, mal wieder alles zusammenzupacken, und mehr noch, sogar diese schöne Insel zu verlassen und den Heimweg anzutreten. Zuvor wollten wir aber noch einen Schlenker durch die Nordost-Ecke machen, die Gegend, in der die reichen und schönen Urlaub machen. Und reiche haben wir auch gesehen, bzw. die Dinge, mit denen sie ihren Reichtum zeigen, protzige Yachten beispielsweise. Der Hafen von Porto Cervo war auch abgesperrt für das gemeine Volk. Wir gemeinen ausländischen Motorradfahrer fuhren also weiter, machten noch mehrere Abstecher ans Meer und setzten uns zwischendurch vor eine gemeine Bar, um den Flüssigkeitshaushalt zu pflegen und die Zeit totzuschlagen.
Trotzdem kamen wir viel zu früh am Fährhafen an, sie beluden gerade das Schiff vor unserem. Aber es gab ein klimatisiertes Terminal, wo wir uns so lange hinsetzen konnten. Draußen auf dem Vorplatz stand ein alter Fiat 500, liebevoll restauriert und mit Weißwandreifen ausgestattet, von dem ich für Kollegin Adriana extra Fotos machen musste, sie liebt diese Autos sehr. Eigentlich hatten wir ihr auch versprochen, eine ganz altmodische Postkarte zu schicken. Aber auf der Insel haben wir nur welche gesehen, die ihrerseits jahrelang Sonne gesehen hatten und dementsprechend ausgeblichen waren, und hier beim Fährterminal hatten sie zwar Karten, aber keine Briefmarken. Und ich habe mich dagegen entschieden, auf den letzten Italienkilometern noch womöglich mehrfach irgendwo extra deswegen anhalten zu müssen.
Auf dem Schiff gab es wieder nur ein WiFi, wo man sich umständlich sogar mit Postadresse hätte anmelden müssen, aber immerhin keine Kabine mit Etagenbetten, sondern mit einem, das breit genug war für uns beide (es fällt mir zwar schwer, das Wort "Doppelbett" zu benutzen, aber es reichte).
Tagesstrecke 178 km, km 140269
Auf dieser Fähre (Moby Lines) war man anscheinend sehr schlecht organisiert. Wir waren langsam beim Wachwerden, da hörten wir eine Lautsprecherdurchsage, allerdings nur von Ferne, in unserer Nähe schienen die Lautsprecher kaputt zu sein. Dann lief einer durch die Gänge und brüllte etwas auf Italienisch, was wir durch die geschlossenen Türen genauso wenig verstehen konnten wie die Durchsage. Klang aber alles nicht nach Alarm, also Ruhe bewahren. Draußen standen dann schon überall Wagen mit Bettwäsche in den Gängen, es hieß, wir kämen in einer halben Stunde an, und wir hätten die Kabinen eine Stunde vor Ankunft räumen sollen. Gestern hatte man uns noch eine andere, spätere Ankunftszeit genannt. Immerhin kamen wir zufällig an einem offenen Niedergang zum Fahrzeugdeck vorbei und verstauten schon mal unser Gepäck, damit wir das nicht die ganze Zeit mit uns herumschleppen müssen. Denn die tatsächliche Ankunftszeit war noch später als die gestern genannte. Und um 10:00 Uhr rollten wir dann auch aufs Festland.
Unser ursprünglicher Plan sah so aus: Heute nach Lecco am Comer See, morgen durch die Schweiz nach Deutschland, dann zwei Tage bis Hamburg, ein Tag als Reserve. Einen Moment lang sah es so aus, als müssten wir diese Reserve auch brauchen, denn laut Wettervorhersage sollen heute viele Schauer über Norditalien hinwegziehen. Aber wenn wir wieder den Weg über Frankreich genommen hätten wie auf dem Hinweg, dann hätte uns die gleiche Vorhersage für morgen in Frankreich ganz ähnliches prophezeit. Und wir haben beschlossen, dass wir dann doch lieber auf der kürzeren Route nass werden. Und die allerkürzeste Route hätte uns mitten durch Milano geführt. Da wir aber durch diese Stadt weder bei Regen noch bei Hitze und am liebsten gar nicht mit zwei Motorrädern fahren wollten, hatte ich dann doch noch einen Wegpunkt auf die Seite gelegt, damit kamen wir statt dessen zwar durch Piacenza, aber auch noch ein Stück durch die Berge der Emilia Romagna.
Der Himmel über Genova sah ziemlich düster aus, und die Straßen waren leicht feucht. An einer Ampelkreuzung beschäftigte sich Polizei mit der Fahrerin eines Großrollers. Die war möglicherweise dort gestürzt, eine Polizistin prüfte gerade mit dem Fuß die Glätte der Straße. Und auch mir war vorher schon aufgefallen, dass meine Stiefel an den roten Ampeln nicht so gut griffen wie sonst. Und es ist ja bekannt oder sollte es zumindest sein, dass nach langer Trockenheit das erste Wasser mit dem ganzen Abrieb der Reifen einen gefährlichen Schmierfilm bilden kann. Offenbar ist das aber doch noch nicht allen bewusst, denn in den ersten Kurven nach der Stadt lag ein Motorrad ziemlich kaputt vor einem Auto, die zugehörige Ambulanz war uns auch schon entgegengekommen. Also fuhren wir seehr voorsichtig hinauf in die Berge. Dort wurde es ziemlich schnell viel nasser, öfters hatte der Regen nun Laub auf die Fahrbahn geschwemmt, was die Gefahr des Rutschens allerdings kaum besser machte. Aber der Regen hatte hier bereits stattgefunden, wir bekamen nur wenig Wasser von oben ab, und auch nicht lange. Dafür war hier überall richtiger und grüner Wald, nach einer Weile hat sich dann auch wieder richtiges Fahrvergnügen eingestellt, was sogar noch anhielt, als wir langsam in die Ebene kamen. Denn ich hatte offenbar eine Route erwischt, auf der wir ganz brauchbar vorankamen.
Trotzdem empfanden wir natürlich Freude, als sich weit vor uns im Dunst die Alpen zeigten. Etwa 40 km und grob geschätzt 168 Kreisverkehre später kamen wir an den Lago di Garlate. Voraus sah es jetzt wieder sehr nach Regen aus, und da wir bisher entgegen der Vorhersage praktisch trocken geblieben waren, wollten wir unser Glück nicht noch mehr versuchen und nahmen uns schon hier ein Zimmer im Hotel Locanda del Mel. Der Regen kam allerdings erst, als wir bei der Rückkehr vom Abendessen wieder die Hoteltür aufschlossen.
Tagesstrecke 244 km, km 140513
Der Himmel zeigte sich beim Aufstehen ziemlich blau. Aber es gab kein Frühstück heute. Dies hätte 20€ extra gekostet, da hatte ich spontan das Zimmer ohne Frühstück genommen. So mussten wir das volle Gepäck mit leerem Magen aufpacken, aber nach ein paar Kilometern fanden wir in Lecco eine Bar mit Blick auf den Comer See, wo wir nur 7,10€ bezahlen mussten (zugegeben für ein nur italienisches Frühstück - je eine Brioche und Kaffee bzw. Cola).
Für die Weiterfahrt hatte Ulrike ein paar Punkte gesetzt, die dafür sorgten, dass wir am Seeufer blieben, statt auf die Hauptverkehrsstraße mit vielen Tunneln abzubiegen. Eine sehr schöne Fahrt. So kamen wir aber nur langsam voran, erst mit den Mittagsglocken überquerten wir die Grenze zur Schweiz. Getankt und Sandwiches etc. für mittags eingekauft hatten wir zwischendurch auch noch.
Der nun folgende Moloja-Pass wartete auf mit etlichen sehr engen Kehren bei einigem Verkehr. Bei solchen Stücken bin ich ja schon geneigt, das Wort "Fahrspaß" nicht mehr zu verwenden, statt dessen Ausdrücke wie "anspruchsvoll" zu benutzen. Denn es ist einfach schöner, im dritten oder einem höheren Gang durch die Kurven zu schwingen, als im ersten oder zweiten um die Ecken zu zirkeln. Aber die Auffahrt war sehr steil und somit auch einigermaßen schnell zu Ende.
Danach folgte unsere Route sehr lange dem Inn-Tal. Wir kamen durch St. Moritz, auch so einem Ort, wo der Sage nach reiche und schöne Leute Urlaub machen. Auch hier können wir das mit dem Reichtum bestätigen, ein Porschefahrer schien sich um die Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht kümmern zu müssen. Wer so ein Auto kauft, kann offenbar auch die dortigen Bußgelder bezahlen, wir hingegen hielten uns da eher zurück.
Weiter hinten in Österreich hatten sie den Arlbergtunnel gesperrt und die Leute aufgefordert, statt dessen den Fernpass zu benutzen. Genau das wollten wir aber ohnehin schon tun. Mit dem ganzen Zusatzverkehr ging das jetzt natürlich nur noch quälend langsam aufwärts. Zu allem Überfluss stand oben auf der Passhöhe auch noch eine nicht zu teure Tankstelle, was hinter den Linksabbiegern dorthin noch mal extra für Stau gesorgt hat.
Wenn man Glück hat, kann man von kurz hinter dem Fernpass aus die Zugspitze sehen. Wir hatten dies nicht, alle Berge in der Richtung hatten sich Hüte aus Wolken aufgesetzt. Überhaupt war der Teil der Alpen, der zu Deutschland gehört (nur ein schmaler Streifen hier) von dicken Wolken bedeckt. Das Schloss Neuschwanstein bot somit keinen besonders grandiosen Anblick (und unsere Route ging auch nur in einiger Entfernung daran vorbei).
Wir sind dann noch eine Stunde durch die Ebene gefahren, bevor wir im Gasthaus zur Post in Waal abgestiegen sind. Zum Abendessen mussten wir um die Ecke gehen, bekamen aber Zur Waalnuss ein ungewöhnliches, aber leckeres Cordon Bleu. Das nannte sich "Waaldon Bleu", und die Bedienung beschrieb es als "mit Salami und Stinkekäse". Glatte Verleumdung. Der Käse war zwar herzhafter, roch aber nicht besonders stark, und alles zusammen schmeckte, und das lokale Kellerbier tat das auch.
Tagesstrecke 413 km, km 140926
Das, was bei flüchtigem Blick aus dem Fenster bewölkt aussah, erwies sich bei genauem Hinsehen als Nebel. Der Radiomann meinte beim Frühstücken, 70% von Bayern hätte schon Sonne, und der Rest würde in Kürze folgen. Wir mussten aber erst rund eine Stunde fahren, bis der Himmel auch über uns sich öffnete, immerhin blieb es ansonsten wieder den ganzen Tag lang trocken.
Die Fahrt selbst war einigermaßen ereignislos. Wir hatten das Navi angewiesen, uns ohne Autobahnen direkt nach Hause zu bringen, entsprechend große Straßen bekamen wir oft angeboten. Die Donau überquerten wir bei Donauwörth und den Main in Schweinfurt. Hier liegt ein kleiner, aber bedeutsamer Unterschied, kenntlich gemacht durch die Worte "bei" und "in". Das erste Mal geschah dies problemlos auf einer Umgehungsstraße, das zweite Mal hatten sie die Brücke draußen gesperrt und alles durch die Stadt geleitet. In dem resultierenden Stau brauchten wir eine halbe Stunde extra.
Die Pause später an der Wasserscheide Rhein-Weser auf sagenhaften 491 m Höhe war wiederum richtig nett. Hier hatten wir die Rhön erreicht mit offenem, hügeligen Gelände in einem Grün, welches wir die letzten Wochen schon etwas vermisst hatten. Was wir hingegen gar nicht vermissen werden, ist die Visage von Herrn Söder, die uns, nachdem wir auch Bayern endlich verlassen konnten, nicht mehr an jeder Straßenecke präsentiert wurde.
Da wir dann auch mehr als die Hälfte der Restrecke absolviert haben, haben wir uns für die Nacht in Sontra im Gasthof Kirschtraum eingemietet.
Tagesstrecke 453 km, km 141379
Blauer Himmel, aber kalt, und erstmals waren die Sitzbänke wieder nass vor dem Frühstück. Und wir sahen noch ein Zeichen dafür, dass wir nicht mehr in Bayern waren: Oben aus den Resten von Bodennebel guckten ein paar Windräder heraus, davon hatten wir weiter südlich so gut wie gar keine gesehen.
Unsere Route führte uns durch das schöne Tal der Werra, die Stadt Göttingen wurde allerdings dann umfahren. Auch in der Nähe von Hildesheim fand Ulrike uns noch einmal eine Straße durch den Wald mit prima Kurven. Und sogar die Lüneburger Heide nahmen wir in voller Länge mit, einschließlich eines Eisbechers in Bergen.
Tagesstrecke 375 km, km 141757
Gesamtstrecke 7179 km
[1] Karte Sardinien 1:200.000 Touring Club Italiano 2017, ISBN 978-88-365-7096-6
[2] Karte Italien 1:800.000 Touring Club Italiano, ISBN 978-88-365-5994-7
[3] Reiseführer Sardinien, Merian Live, Travel House Media GmbH, München, 2. Auflage, ISBN 978-3-8342-0045-7
[4] Fohrer, Eberhard: Sardinien, Michael Müller Verlag, 14. Auflage 2013
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