Für das dritte Coronajahr sind wir bei der Urlaubsplanung optimistisch davon ausgegangen, dass man Mitte Mai zumindest in die Nachbarländer wird reisen können, was sich auch erfüllt hat (sogar zuhause sind ja die meisten Einschränkungen erst einmal aufgehoben worden). Also hatten wir für eine Woche ein Ferienhaus im Norden Dänemarks gebucht, und die Fahrt sollte natürlich wieder per Motorrad geschehen.
Unser Ziel lag sehr weit im Norden von Dänemark, und wir sollten möglichst zu Büroöffnungszeiten, also bis 16:00 Uhr, die Schlüssel abholen, das bedeutete frühes Aufstehen und eine ziemliche Strecke Autobahn am Anfang. Unterwegs sah ich in Richtung Kiel einen Regenschauer niedergehen, aber wir selbst blieben trocken, obwohl der Himmel in Deutschland vollständig bedeckt war. In Flensburg wurde noch einmal getankt, und an der Grenze wurde richtig kontrolliert. Mich fragte der Grenzer, ob wir aus Deutschland wären (von vorne konnte er ja die Kennzeichen nicht sehen), und dann wurden wir durchgewunken, den Kleinbus aus Bulgarien kurz vor uns hatten sie auf die Seite geschickt zur genaueren Untersuchung.
Weiter ging es an Kolding vorbei, wo ich vor gut 20 Jahren mal 13 Monate lang die Hälfte meiner Arbeitszeit verbracht hatte. Von damals hatte ich in Erinnerung, dass man von der Autobahnbrücke in Vejle einen grandiosen Ausblick auf den Fjord hatte, heute wurde der jedoch ziemlich getrübt, weil sie inzwischen die Seiten mit Glas verkleidet haben. Aber den Wind, der uns heute den ganzen Tag lang ziemlich unangenehm von der Seite her anging, hielt das trotzdem nicht richtig fern.
Nachdem nun also meine Motivation, überhaupt so lange Autobahn zu fahren, auch örtlich vorüber war, ging es über Landstraßen weiter. In Jütland kann man das ganz gut machen, weil die größeren Überlandstraßen ziemlich selten durch irgendwelche Ortschaften führen. In Silkeborg wurden wir nur durch ein paar Randgebiete geleitet, von Viborg bekamen wir eigentlich gar nichts mit. Aalborg wäre dafür doch zu groß gewesen, deshalb sind wir weiter westlich bei Løgstør über den Limfjord gefahren. Und hier oben wurde die Landschaft (nachdem wir bei Silkeborg schon einen netten Abschnitt gesehen hatten) jetzt richtig schön! Uns wurde ein munterer Wechsel aus Kiefernwäldchen und Heidegebieten geboten, und an der Küste gab es hohe Dünen. Weiter im Süden waren wir schon an etlichen leuchtenden Rapsfeldern entlanggefahren, und die insbesondere von Ulrike viel geliebten gelben Löwenzahnblüten gab es auch schon reichlich.
Rechtzeitig waren wir in Blokhus beim Büro der Ferienhausvermietung, bekamen dort einen Umschlag mit den Schlüsseln und allerlei Papier und konnten dann unser temporäres "neues" Domizil beziehen. Das lag mitten in den Dünen sehr versteckt, was aber den Nachteil hatte, dass wir die Motorräder außer Sichtweite vorne am Weg parken mussten, und das Haus war wohl schon über 60 Jahre alt. Insbesondere die Elektrik wirkte dabei stellenweise etwas fragwürdig, einige Kabel waren einfach irgendwo drübergeworfen worden, statt sie anständig zu verlegen. Aber es gab WLAN und sogar einen Fernseher (den wir allerdings nicht benutzt haben), zwischen einigen Büchern standen sogar ein paar DVDs.
Fragwürdige Elektroinstallationen gab es auch noch woanders, auf der Fahrt hatte Ulrike feststellen müssen, dass ihre Heizgriffe nicht funktionierten. Es zeigte sich, dass ihr beim Einsetzen der Batterie zu Saisonbeginn (das war ja noch gar nicht lange her) das zugehörige Kabel irgendwo zwischengefallen war und sie es deshalb nicht mit angeklemmt hatte.
Nach dem Abendessen wurden wir jedoch noch ein weiteres Mal gezwungen, uns mit dem Thema Strom zu befassen, denn der Boiler lieferte kein warmes Wasser. Zum Abwasch hätten wir zwar den Teewasserkocher benutzen können, aber morgen früh wollten wir auch duschen. Der Boiler hatte mehrere Absperrhähne, einen extra Stromschalter daneben an der Wand sowie eine rote Lampe, wir probierten alle möglichen Stellungen aus, aber es kam kein warmes Wasser (die Lampe konnte ja kaputt sein). Also wussten wir uns nicht weiter zu helfen, als aus dem Papierkram die Notrufnummer herauszusuchen und dort anzurufen. Ich wurde mit einem Büro in Hamburg verbunden (wahrscheinlich wurde mein deutsches Telefon als solches von System erkannt, und ich musste nicht einmal Dänisch sprechen), und eine sehr nette Dame versprach, heute noch jemanden zu schicken. Der arme Mensch kam auch kurz vor 22:00 Uhr, ließ sich alles erklären und zeigen, leuchtete mit seinem Handy herum und fand schließlich bei den Sicherungen noch einen weiteren Schalter, der das Problem dann löste. Ich hatte bei der Ankunft den Zählerstand abgelesen und den Strom eingeschaltet, FI-Schalter und 1, 2, 3 Phasensicherungen (die laut dem Papierkram niemals! ausgeschaltet werden sollen), diesen Schalter im Halbdunkel aber nicht bemerkt und erst recht nicht als solchen erkannt, und gedacht, das wäre alles gewesen. Vielleicht würde es sich für das Vermietungsunternehmen lohnen, zu diesem Haus eine spezielle Anleitung zu erstellen, auch die Bedienung des Kochfeldes fand ich nicht sehr intuitiv (beim Aufräumen vor der Abreise fanden wir immerhin noch die Bedienungsanleitung dazu).
Tagesstrecke 504 km, km 124140 (los bei 123636)
Die Sonne schien schon lange, als wir uns aus dem Bett wälzten, gestern war der Tag doch recht anstrengend gewesen. Aber das Duschwasser war warm, und der Wind hatte draußen auch deutlich nachgelassen. Für heute hatte Ulrike uns eine Tour geplant, die uns auch noch das letzte Stück zum nördlichsten Punkt Dänemarks bringen sollte.
Der erste Haltepunkt war jedoch erst einmal der Leuchtturm Rubjerg Knude an der Nordseeküste. Dieser steht inmitten sehr imposanter Dünen, allerdings auch etwas mehr als anderthalb Kilometer weit vom zugehörigen Parkplatz entfernt. Weil Ulrike mit einem relativ frisch eingesetzten neuen Hüftgelenk noch nicht so richtig weite Strecken gehen mochte, bin ich alleine dort hingegangen. Sogar auf den Turm konnte man hinaufsteigen und oben einmal herumgehen, 913 Stufen habe ich gezählt.
In Uggerby eben östlich von Hirtshals sollte es meinen Recherchen nach einen Kanuverleih geben, und wir hatten uns gedacht, dass man beispielsweise am Mittwoch vielleicht mal abwechslungshalber eine Paddeltour machen könnte. Also sind wir als nächstes dort mal vorbeigefahren, um uns genauer zu erkundigen. Das Hauptpoblem stellen ja immer die Wege hin zum Start- und weg von Zielpunkt der Kanutour dar. Auf der Webseite stand bereits, dass Personentransport vom Verleihunternehmen nicht gemacht würde (andernorts sind wir auch schon von den Bootstransportern mitgenommen worden), und er stellte sich heraus, dass wir auch sonst keine Unterstützung bekommen konnten. ÖPNV gab es hier wohl keinen, Taxi wäre teuer gewesen, und es war nicht einmal möglich, dass man unsere Helme und Klamotten nach der Abfahrt wieder zum Ziel (das Büro des Verleihers) gebracht hätte (wir hätten unsere Helme etc. wasserfest eingepackt im Kanu mitnehmen müssen, und so viele Paddelsäcke hatten wir nicht mitgenommen). Da es sich nun auch nicht um eine spektakuläre Strecke, sondern nur um einen simplen Wiesenfluss handelte, haben wir diese Möglichkeit somit verworfen und den Mittwoch dann eben anderweitig verplant.
Nun ging es weiter Richtung Skagen. Im Süden davon liegt mit Råbjerg Mile eine riesige Wanderdüne. Hier war der Parkplatz ganz in der Nähe, so dass auch Ulrike in den Genuss kommen konnte, in Unmengen von Sand herumzustapfen. Am Rand des Areal buddelte ein kleiner Junge in der wahrscheinlich größten Sandkiste seines Kinderlebens. Diese war so groß, dass mir der Gedanke kam, die entsprechenden Bilder an meine Kollegin Adriana (die immer wieder gerne nach Namibia reist und auch schon im Oman war) zu schicken mit der Behauptung, ich wäre jetzt auch in der Wüste gelandet. Aber das hätte sie mir natürlich nicht geglaubt, insbesondere weil sie diesen Text hier wohl noch lesen wird.
Nächste Station dieser von Sand dominierten Tour war "die versandete Kirche" ("den tilsandede kirke" im Original). Auch hier hatte man in der Vergangenheit große Probleme mit den Sandmassen gehabt, die Kirche vor gut 120 Jahren schließlich aufgegeben und nur den Turm stehengelassen. Quasi als Ausgleich für das somit fehlende Bauwerk hatte man gerade heute in den Hintergrund ein ebenso weißes Kreuzfahrtschiff gelegt, in meinen Augen aber nicht gerade eine Zierde für die Landschaft. Just nachdem ich den Deckel wieder vor die Kameralinse gesetzt hatte, traf eine Gruppe der Bewohner desselben ein, angeführt von einem Reiseleiter, der ein Schild mit der Nummer 13 trug wie ein antikes Heerzeichen - Zeit für uns zur Weiterfahrt.
Skagen selbst ist ein schönes Städtchen, fast alle Häuser sind sonnengelb angestrichen mit weißen Fenstern und Fassadenprofilen, die zusammen mit den hellroten Ziegeldächern ein sehr freundliches Bild abgeben.
Am Ortsausgang nach Norden fanden wir rechter Hand noch die Nachbildung eines mittelalterlichen Leuchtfeuers, bei dem der Feuerkorb mit einer Wippe in die Höhe gehoben wurde, aber damit konnte natürlich nicht die Reichweite von Leuchttürmen erreicht werden. Schließlich wendeten wir kurz danach beim nördlichsten Punkt des Landes. Als ich noch für Velux in Kolding gearbeitet hatte, waren wir schon einmal hier gewesen und hatte unsere Motorradstiefel einen in die Nordsee und den anderen in die Ostsee gestellt.
Dank des späten Aufbruchs kamen wir auch sehr spät wieder zurück, aber weil hier oben die Sonne auch schon spürbar später unterging als zuhause in Hamburg, war das alles noch völlig ok.
Tagesstrecke 256 km, km 124396
Für den heutigen Tag sagte die Wettervorhersage bedeckten Himmel voraus, was uns jedoch nicht vom Motorradfahren abhalten sollte. Nur schöne Landschaftsbilder sollte es heute deswegen eher keine geben.
Zum Einstieg der Runde fuhren wir wieder zurück nach Løgstør über den Limfjord, hielten uns dann aber weiter westlich als vorgestern, immer am Wasser entlang. Nach einer ganzen Weile kam in Hvalpsund eine Fähre, die uns mit 45 DKK pro Motorrad nicht gerade wie ein Schnäppchen erschien. Für Hin- und Rückfahrt hätte es immerhin eine Ermäßigung gegeben. Weil es das für die Fähre auf die insel Fur nicht gab und die Tickets dort noch 5 DKK teurer waren, haben wir darauf dann verzichtet. Die Insel ist auch nur sehr klein, hat drei Orte und im Norden Steilküste, die aber schwer zugänglich sein soll. Aber eine Umrundung mit dem Kajak wird im Seekajakforum als sehr lohnend beschrieben. Dazu will ich aber mein eigenes Boot nehmen, muss also wohl noch einmal wiederkommen.
Der leichte Regen, der kurz danach einsetzte, wurde wahrscheinlich durch die Straßenpfostenwaschmaschine heraufbeschworen, die uns kurz zuvor begegnete: Mit einem Paar rotierenden Bürsten an einem Kran vorne am LKW wurden die Begrenzungspfähle gereinigt. Aber dieser Regen war nichts, mit dem die normale Motorradbekeidung nicht fertiggeworden wäre, und in Glyngøre hörte er auch wieder auf. Hier hatte ich noch einen Stopp am Hafen eingeplant, in Ruhe auf das Wasser gucken.
Wenige Kilometer südlich ging eine große Brücke über den Sund, dann ging es auf der Westseite der Livø Bredning wieder zurück nach Norden. Sehr imposant war Feggesund Klint, ein riesiger Klotz Erde auf einer ganz schmalen Landzunge in der ansonsten sehr ebenen Landschaft. Unmittelbar danach eine weitere Fähre - nochmal 45 DKK für jeden von uns. Aber bei beiden Fähren konnte ich anstandslos mit Karte bezahlen. Und genau genommen waren die Preise auch unterschiedlich - Hvalpsund: 1 Erwachsener 15 DKK, 1 Motorrad 30 DKK, Feggesund: 1 Erwachsener 10 DKK, 1 Motorrad 35 DKK.
In Fjerritslev stoppten wir bei einem Supermarkt, um noch ein paar Einkäufe zu erledigen, alles für die ganze Woche hatten wir doch nicht in unseren Koffern unterbringen können. Hier im Land wurde übrigens irgendeine Volksabstimmung vorbereitet. Immer mal wieder hingen in den Orten kleine Plakate, die einen auffordern, mit "ja" oder "nein" zu stimmen. Und wie man das ja auch von zuhause kennt, wurde dies nicht wirklich von Argumenten begleitet. So war alles, was ich bisher dazu inhaltlich sagen konnte, dass man mit "nein" anscheinend gegen "mehr EU" stimmt, und wer "ja" sagt, hat aufgepasst.
Dank früherem Aufbruch heute kamen wir noch am Nachmittag wieder zu unserem Haus zurück. Passenderweise klarte nun auch der Himmel auf, so dass wir die mitgebrachten Rumkugeln mit Tee auf der Terasse genießen konnten. Zu Abend gab es frische Koteletts - mag sein, dass Fleisch in Dänemark teurer ist als bei uns, aber einmal kann man das schon machen, und das Fleisch war gut. Der Sonnenuntergang hinter den Dünen beschloss den Tag mit herrlich rosa Farbspiel.
Tagesstrecke 233 km, km 124629
Wir können zwar sehr gut im Urlaub jeden Tag mit dem Motorrad fahren, aber das war gar nicht unbedingt der Plan. Schließlich hatte ich sowohl den Tolino wie auch das Tablet voll mit Büchern geladen, meine Mundharmonika eingesteckt, Papier und Zeichenstifte mitgenommen und auch noch drei Jonglierbälle dabei. Und spazierengehen kann man hier ja auch noch.
Und zu letzterem lud das Wetter jetzt durchaus wieder ein. Wir waren ja hier nicht weit weg vom Meer. Da mussten wir eine Weile lang zwischen anderen Wochenendhäusern (es gab hier anscheinend gar nichts anderes) hindurch und dann auf einem Pfad durch die Dünen. Das Stapfen durch den Sand war für Ulrike sehr anstrengend, aber drüben konnte sie ja richtig lange Pause machen, damit ging es. Und am Strand konnte man sogar mit dem Auto fahren. Das taten tatsächlich einige Leute, wir sahen einen Militärjeep voller Soldaten, mehrere SUVs (ausnahmsweise mal halbwegs artgerecht bewegt), aber auch einen Mini Cooper. Zudem fuhr ein Arbeiter mit einem Transit- Pritschenwagen den Strand ab und sammelte Treibgut auf. Auf seiner Ladefläche hatte er mehrere Paletten und grub irgendwann unterwegs eine weitere mit einem Spaten frei, da muss wohl ein Schiff kürzlich eine ganze Ladung davon verloren haben.
In unseren Unterlagen zum Ferienhaus wurde lang und breit und immer wieder vor Brandgefahr gewarnt. Alle diese Häuser sind aus Holz gebaut, etliche davon auch mit Reet gedeckt (unseres allerdings nicht). Den offenen Kamin durfte man gar nicht benutzen, den Ofen nur mit entsprechender Vorsicht, den Grill nicht zu dicht am Haus platzieren und überhaupt. Auf unserem Spaziergang vor dem Abendessen zeigte sich, dass dies alles offenbar nicht unberechtigt ist - in der Nachbarschaft fanden wir eine Brandruine. Und das Unglück muss vor noch nicht allzu langer Zeit passiert sein, denn ich fand ein angekokeltes Blatt aus einem Konversationslexikon ganz in der Nähe im Heidekraut.
Tagesstrecke 0 km
Die Vorhersage versprach für heute zwar kein so gutes Wetter, wie wir es gestern erlebt hatten (den ganzen Tag lang sonnig), ließ aber genug Raum für eine Tour, erst am Nachmittag sollte es Regen geben können. Also auf die Moppeds und wieder an mittlerweile bekannter Stelle über den Limfjord nach Süden. Von dort an ging es nun jedoch nach Südosten, denn nachdem wir schon so viel Sand und Heide gesehen hatten, gelüstete es uns nun einmal nach richtigem Wald. Das bedeutete jedoch nicht, dass wir unterwegs nicht noch die Fahrt durch weitere Heidegebiete genossen hätten, auch an kräftig in der Sonne leuchtenden und ebenso kräftig duftenden Rapsfeldern durften wir uns ergötzen.
Unser erster Anlaufpunkt waren die Rebild Bakker. En bakke ist ein Hügel, und diese hier waren tatsächlich sehr ordentlich, die Landschaft wirkte durchaus so, als sei man irgendwo südlich von Niedersachsen. Der ausgeschilderte Touristenanlaufpunkt lohnte sich unserer Meinung nach jedoch nur dann, wenn man a) sich seine Informationen nicht schon vorab aus dem Internet geholt hat, man b) Lust auf ein Museum oder c) Lust auf eine längere Wanderung hat. Auf uns traf das alles nicht zu, also fuhren wir weiter kreuz und quer durch den Forst (Rold Skov). Allerdings ist "das größte zusammenhängende Waldstück in DK" zwar für dänische Verhältnisse toll, in unseren Augen aber durchaus relativ. Jedoch ist Ulrikes Aussage "greifste nicht rechtzeitig zur Bremse, biste gleich wieder draußen" schon eine starke Übertreibung. Und es gab mit dem Madlum Sø auch einen richtig großen See, dessen Badestelle zwar auch nur etwa vier Meter breit, dafür aber schön flach und frei von Hindernissen war. Wir waren da außerdem ganz alleine, und meine Motorradstiefel waren immer noch wasserdicht, das habe ich bei der Gelegenheit getestet.
Nachdem Ulrike für den Rückweg noch ein paar weitere landschaftlich schöne Straßen eingeplant hatte, war die Fjordüberquerung in Aalborg beinahe alternativlos geworden. Das hätte auch ohne Unannehmlichkeiten klappen können, wenn nicht mitten in der Stadt und mitten auf der Fahrbahn ein Handwerkerauto gemeint hätte, sich keinen Millimeter mehr bewegen zu wollen.
Zwar zog sich danach langsam der Himmel zu, passend zu der doch leicht düster wirkenden Heidelandschaft, die hier wieder vorherrschte, doch wir kamen an, ohne ein kleines Bisschen Regen abbekommen oder nasse Straßen gesehen zu haben. Die ersten leichten Tropfen fielen erst zwei Stunden später, und das dauerte auch nicht lange, da hörte es auch wieder auf.
Tagesstrecke 232 km, km 124861
Wegen der wieder nicht so güstigen Wettervorhersage war für heute wieder mal keine größere Motorradtour geplant. Der Vormittag zeigte sich etwas dunstig, aber es war warm und windstill genug, um die Tür offen zu lassen. Schon seit wir hier waren, hatten wir immer wieder einen Kuckuck gehört, heute erklang der Ruf einmal von direkt neben dem Haus, aber ich lag gerade so gemütlich auf dem Sofa mit einem Buch in der Hand. Als sich jedoch kurze Zeit später von der anderen Seite aus ähnlicher Distanz ein Fasan hören ließ, hielt es mich doch nicht länger. Aber meine Hoffnung, vielleicht ein schönes Foto machen zu können, erfüllte sich nicht. In dem hohen Gras zwischen den Heidepflanzen kann man sich einfach nicht leise genug bewegen. So habe ich den schönen Vogel zwar gesehen, kam aber nicht nahe genug heran, zumal ich auch das Tele nicht eingepackt hatte, das musste beim Packen zuhause hinter einer Flasche Rotwein zurückstehen, die inzwischen längst alle ist. Neulich beim Abendspaziergang sind wir immerhin noch einem Reh begegnet, welches ich auch so hätte fotografieren können, wenn nicht die Kamera beim Losgehen hinter "Hände in den Hosentaschen" hätte zurückstehen müssen.
Ein kleines Stück fahren wollte ich heute aber trotzdem. Nicht weit von hier gibt es den Ort Ingstrup, der als "Bücherstadt" ausgewiesen ist, und das wollte ich mir doch mal genauer angucken. Und der Weg hat sich trotz leichten Nieselregens (noch dezenter als das, was wir am Montag abbekommen hatten) gelohnt. Überall im Ort stehen kleine Schränke mit Büchern. Eine Fahne zeigt die Sprache an, ich habe deutsche, englische und natürlich dänische gesehen. Ein Buch daraus kostet normalerweise 20 DKK, es wird erwartet, dass man das Geld dafür in einen Schlitz am Boden einwirft. Und im Ortskern gibt es einen antiquarischen Buchladen. An so etwas kann ich natürlich selten vorbeifahren, ohne hineinzugehen, und ich kann nur selten hineingehen, ohne etwas mitzunehmen. Das zeigte sich auch heute mal wieder.
Auf dem Rückweg habe ich dann noch nach der Stelle gesucht, wo die Autos, die wir vorgestern am Strand gesehen hatten, denn dort hingekommen sind, und habe diese auch gefunden. Ja, man darf dort offizell fahren, Höchstgeschwindigkeit 30 km/h, das Navi kannte den Strand sogar ein Stück weit als Straße, und ja, ich habe es natürlich auch getan. Auf festem Sand ließ sich das ganz brauchbar machen, in loserem Sand hätte ich doch lieber andere Reifen gehabt. Aber ich fuhr die Heidenaus mit dem gröberen Profil ja schon länger nicht mehr, und vorne brauchte ich bald auch für Asphalt einen neuen.
Tagesstrecke 51 km, km 124912
In der Nacht ist ein Regengebiet über uns hinweggezogen, beim Aufstehen war es zwar wieder trocken, aber bedeckt. Doch pünktlich nach dem Abwaschen kam ein erster Sonnenstrahl durch. Zwar könnte man an diesem Ort auch eine Woche gänzlich ohne Motorradfahren verbringen, aber das war nun auch wieder nicht der Plan. Für unseren letzten Tag hier hat Ulrike noch einmal eine kleine Tour nach Westen in das Navi geschoben. Das ging zuerst runter zum Limfjord und dann weitgehend daran entlang bei sehr platter Landschaft. An Thisted sind wir auf der Umgehung vorbei und dann rüber zur Küste.
In Klitmøller war dann noch einmal ein Abstecher an den Strand fällig. An dieser Stelle gab es eine ganze Reihe alter Bunker aus dem zweiten Weltkrieg, allesamt im Sand eingeweht und einige außerdem noch schief abgesackt.
Auf der Weiterfahrt konnte man dann eine Weile lang noch das Meer manchmal direkt von der Straße aus durch die hier nicht mehr geschlossene Dünenkette blitzen sehen, bevor die Route weiter landeinwärts einbog und die Vegetation wieder grüner wurde. Hier sind mir heute erstmals etliche Ginsterbüsche aufgefallen, die nun wohl anfangen wollten, gelbe Blüten hervorzubringen. Möglicherweise hat der Regen der vergangenen Nacht diesen Prozess jetzt angestoßen. Trotzdem gibt es hier oben immer noch vereinzelt Bäume und Büsche, die noch kein Laub tragen, da geht also noch etwas.
Zurück bei unserem Haus ergab sich dann im zweiten Versuch doch noch die Möglichkeit für ein Fasanbild, wenn auch nur durch eine Fensterscheibe hindurch.
Tagesstrecke 218 km, km 125140
Es war eigentlich schade, dieses gastliche Haus jetzt wieder verlassen zu müssen. Jeden Morgen hörte man beim Aufwachen nichts außer Vogelgezwitscher, und draußen dann noch das Rauschen der Brandung, obwohl das Meer etwa 1,5 km entfernt ist. Gut, in dieser Nacht kam zeitweise noch das Prasseln von Regen dazu, und auch jetzt war es nicht trocken draußen. War also vielleicht doch ok, heute wieder nach Hause zu fahren.
Das Navi sagte dazu: Zum Büro die Schlüssel abgeben und dann nach Hause sind 492 km, reine Fahrtzeit knapp 8 Stunden. Der Wetterbericht sagte: Gegen 10:00 Uhr wird der Regen aufhören. Das Büro sagte: Wir öffnen um 10:00 Uhr. Das klang doch alles ganz passabel. Ankunft zuhause würdre somit zwar erst spät werden, aber notfalls konnten wir immer noch auf die Autobahn, um zeitlich abzukürzen.
Die Schlüsselabgabe gihg schnell von statten. Am Ortsausgang von Blokhus hatten sie schon seit Tagen an einer riesigen Sandskulptur gebaut, nun schien sie fertig zu sein, zum Schluss wurde das Werk noch mit Farbe versehen.
Über den Limfjord sollte es wieder über die bekannte Brücke bei Løgstør gehen. Diesmal hatte ich für die gesamte Strecke keine Wegpunkte auf schöne Streckenabschnitte gelegt, sondern das Navi die schnellste Landstraßenroute selbstständig ermitteln lassen. So ganz gut scheint das möglicherweise nicht funktioniert zu haben, denn wir überholten ein Auto mit schwedischen Kennzeichen unterwegs gleich zwei Mal. Da dieser Wagen beide Male nur 69 fuhr, wo 80 km/h erlaubt waren, musste er zwischendurch doch mal eine ordentliche Abkürzung gefunden haben.
Die Wettervorhersage war auch nicht so besonders zutreffend, denn unterwegs kreuzten immer mal wieder Regenschauer unseren Weg, mit denen wir eine Begegnung nicht immer vermeiden konnten. Das ging so weit, dass wir an der alten Grenze südlich von Kolding sogar das Regenzeug anzogen.
An der aktuellen Grenze (mit der alten Grenze war die gemeint, die bis nach dem ersten Weltkrieg gültig war) wurde auch heute von den Dänen kontrolliert, auf der Gegenfahrbahn hatte sich deswegen ein einige Kilometer langer Stau rückwärts gebildet, und wir waren echt froh, vor einer Woche vergleichsweise gut herübergekommen zu sein.
Auf deutscher Seite wurde auch das Wetter wieder besser. Hier traf uns zwar wieder ein manchmal sehr böiger Seitenwind, weshalb wir nicht auf die Autobahn wechselten, aber öfter schien nun wieder die Sonne, und so kamen wir kurz vor 20:00 Uhr wohlbehalten zuhause an.
Tagesstrecke 518 km, km 125658
Gesamtstrecke 2022 km
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