Auch in diesem Jahr konnten wir unsere Reisewünsche nur eingeschränkt verwirklichen, denn die Corona-Lage hatte sich immer noch nicht entspannt. Immerhin bekamen wir am Dienstag der ersten Urlaubswoche unsere zweite Impfung dagegen.
Wegen der unsicheren Lage hatten wir uns immer noch vorgenommen, sicherheitshalber keine Länder zu bereisen, die keine gemeinsame Grenze mit der Heimat haben. Und in Frankreich, womit wir schon im letzten Sommer geliebäugelt hatten, sah die Situation auch in diesem Jahr nicht so richtig toll aus.
Dies war jedoch aktuell in der Schweiz und in Österreich der Fall, und in Österreich galten wir mit nur einer Impfung, wenn sie mehr als drei Wochen alt ist, schon als vollständig geimpft. Das bedeutet natürlich nicht, dass man damit alle Vorsicht fahren lassen sollte, aber zumindest hatten wir die Hoffnung, dass uns damit eine Menge Formalitäten erspart bleiben.
Und genau genommen sind wir durch diese beiden Alpenländer immer nur hindurchgefahren auf dem Weg zu und von unseren eigentlichen Reisezielen. Nun hatten wir also die Gelegenheit, uns die Alpen mal ganz genau anzugucken. Und sprachlich sollten sich auch für Ulrike diesmal keine Probleme einstellen (auch wenn ich Leute kenne, welche dies aufgrund der heftigen Dialekte dort unten etwas anders sehen würden). Dass wir letztendlich wetterbedingt von der Schweiz nicht allzuviel zu sehen bekamen, tat der Sache keinen Abbruch.
Ulrike war zwischenzeitlich auch noch durch einen unachtsamen Mercedesfahrer gezwungen worden, sich ein neues Motorrad zuzulegen. Für dieses, eine Suzuki SV 650, sollte das hier nun die erste große Reise von hoffentlich noch vielen weiteren werden.
Nachdem sich vorgestern und gestern keine nennenswerten Nebenwirkungen der Impfung gezeigt hatten, sollte es heute nun losgehen. Zuvor musste allerdings noch ein letzter Coronatest absolviert werden, denn am ersten Tag würden wir es bei unserer Abneigung gegen Autobahnen ja noch nicht bis nach Österreich schaffen. Und das gibt mir Gelegenheit, mal zu verdeutlichen, was ich eingangs meinte mit Formalitäten, auf welche wir gut verzichten können:
Dass die Auswertung dieser Tests bis zu einer Viertelstunde dauert, ist sicher unvermeidlich. Diese Zeit könnte ich auch darauf warten, aber dass mir das Ergebnis per Mail zugeschickt wird, ist auch erträglich. Aber mir einfach das Ergebnis zuzuschicken wäre ja viel zu einfach. Nein, mir wurde ein Link zugeschickt zu einer Internetseite, auf der ich erst einmal meine kompletten Daten - Vor- und Nachname, Adresse, Geburtsdatum und Telefonnummer - noch einmal eingeben musste, bevor ich dort dann ein PDF-Dokument generieren lassen konnte mit dem Ergebnis zum Herunterladen. Dann musste ich wieder mal feststellen, dass ich dieses Dokument zwar öffnen konnte, aber nicht drucken. Nun steht PDF ja bekanntlich für Portable Document Format, das müsste somit doch eigentlich auch mit meinem Linux-Rechner funktionieren. Da dieser aber normalerweise PDF-Dateien auch anstandslos druckt und ich dieses Problem nur mit diesen Testergebnissen habe, damit allerdings bisher immer, bin ich geneigt, den Entwicklern dieser staatlichen Testsoftware die Schuld zu geben. Jedenfalls musste jetzt auch Ulrikes Windows-Rechner noch etwas Arbeit leisten.
Das erste Stück bis Hildesheim legten wir mangels interessanter Landschaft auf der Autobahn zurück. Die Probleme dabei sind altbekannt und können meinem Eindruck nach beinahe als permanent gelten: Stau bei den Hamburger Elbbrücken und auch bei Soltau. Durch den Harz zu fahren war hingegen richtig erfreulich, seine nicht so schönen Aspekte wie tote Waldstücke und leere Stauseen fielen uns nur am Rande auf. Allerdings hatte Ulrike die heutige Route hier über recht große Straßen geführt, ich hatte kaum die Chance, mal zum Fotografieren anzuhalten, und schwupps, waren wir auch schon durch.
Weiter fuhren wir nicht über den Kyffhäuser, sondern durch eine Gegend, die Hainich heißt, die wir aber auch nicht als lohnend empfanden. Schließlich kamen wir in den Thüringer Wald, immer noch eine meiner Lieblingsgegenden in Deutschland zum Moppedfahren. Den Großen Inselberg, auf dem wir uns vor ein paar Jahren mal für ein paar Tage eingemietet hatten, ließen wir leicht rechts liegen, kamen aber später in Oberhof an der Sprungschanze vorbei und fuhren danach sehr schön oben durch den Wald nach Altona (hier allerdings nicht in der plattdeutschen, sondern in der hochdeutschen Schreibweise: Allzunah). Auch die weitere Strecke hinter Katzhütte gehört zu meinen bevorzugten Routen hier in der Gegend.
Schließlich wurde es langsam Abend, und wir nahmen uns ein Zimmer im erstbesten Gasthof auf der Route. Der führte das Wort Rennsteig im Namen wie gefühlt alles hier in der Region. Beim Abendessen wollte ich das lokale Bier bestellen ("Zwickl"), zögerte dann aber, als ich sah, dass das aus Bayern kam. Aber ich bestellte es dann doch, es schmeckte auch, und später merkte ich: Wir waren inzwischen auch in Bayern.
Tagesstrecke 544 km, km 114809 (los bei km 114265)
Ulrike nannte beim Frühstück einen weiteren Beweis dafür, dass wir hier in Bayern waren: Die Kirchenglocken hätten um 6 Uhr früh geläutet, das wäre in Thüringen nicht passiert. Mag sein, ich habe davon nichts gehört, sondern erst unseren Wecker um 7 Uhr, das war auch früh genug. Aber heute wollten wir schließlich noch einmal Strecke machen.
Unseren Coronatest wollte hier übrigens niemand sehen, und auch weitere Formalitäten blieben uns erspart. Bei der Anmeldung wurde ich nach meinem Namen gefragt, der wurde von Hand in eine Liste geschrieben (wahrscheinlich falsch, denn den besonderen Buchstaben darin hatte ich zunächst nicht präzisiert), und ich bekam den Schlüssel. Und bezahlt hatte heute früh in bar, es kamen keine weiteren Fragen. Keine Ahnung, wie die aktuellen Bestimmungen in Bayern diese Tage aussehen, sicherheitshalber schreibe ich hier erstmal nicht, wo genau wir waren, bis solche Ordnungswidrigkeiten verjährt sind.
Kurz nach der Abfahrt sah ich weitere Beweise zur Landesbestimmung: Es gibt nur ein einziges Bundesland, in dem das Deutsche Rote Kreuz nicht DRK, sondern BRK heißt.
Die Landschaft blieb die ganze Zeit über schön, zwar nicht grandios, aber nett durch hügelige Gegend bei bestem Sonnenschein. Eine ganze Weile lang hatten wir zur linken einen prima Ausblick auf einen bewaldeten Höhenzug. Auf meist größeren Straßen hatten wir zwar manchmal etwas Last mit langsam fahrenden Lastwagen vor uns, konnten aber auch immer wieder ein ganzes Stück lang frei fahren ohne andere Autos.
Eine Weile vor der Grenze haben wir noch einmal getankt, und diese Tankstelle konnte als prima Beispiel dienen, wie man es vielleicht besser nicht machen soll: Das Benzin teuer, zwei Säulen defekt, auch sonst kein Service (Scheibenwaschwasser, Papiertücher), dafür aber die Aufforderung, FFP2-Masken zu tragen (haben wir nicht, wurde auch nicht moniert, und die Kassendame trug überhaupt kein Tuch). Die Schaufenster waren zugeklebt mit Zigarettenwerbung, auf der besonders lobenswerte Eigenschaften des Produktes herausgestellt waren: 100% vegan und ohne Tierversuche! Ich hatte bisher immer gedacht, die Tabakindustrie stünde wegen anderer Aspekte in der Kritik - so kann man sich täuschen.
In Österreich blieb die Landschaft unverändert schön, der Verkehr wurde eher noch weniger. Wir konnten lange Zeit ganz entspannt mit 90 - 100 km/h durch waldige Kurvenstrecken schwingen, so lässt sich das aushalten! Zu Beginn kamen wir durch einen Ort namens Minihof, gegen Ende kam dann Maxldorf, nach Metropolregion klang das beides nicht.
Schließlich erreichten wir im sogenannten Mühlviertel das Motorradfahrerhotel Rockenschaub, wo Ulrike uns für die nächsten Nächte eingemietet hat. Hier wurden wir sehr freundlich begrüßt mit einer Flasche "Garagenbier" aufs Haus sowie Huch! einem Händeschütteln! Das hatten wir uns ja die letzten anderthalb Jahre sowas von abgewöhnt. Auch Maske tragen musste man hier nicht.
Beim Ausziehen der Motorradklamotten zeigte mir Ulrike einen Sonnenbrand, den sie sich heute eingefangen hatte, und zwar am linken Bein eben oberhalb des Stiefelschaftes. Sie musste sich ja nach dem Unfall (unter anderem) eine neue Hose kaufen, und deren Hosenbeine waren anscheinend etwas kürzer als die der alten Hose, rutschten jedenfalls beim Fahren vom Stiefelschaft und ließen ein Stück Haut frei. Das hatte sie bei der Anprobe nicht bemerkt. Mir wäre das vielleicht aufgefallen, aber man sollte ja wegen Corona nicht zu zweit einkaufen gehen, und deshalb bin ich nicht mit dabei gewesen.
Zum Abendessen stand der Chef am Grill und teilte ordentlich aus. Und Zwickl gab es hier auch wieder, allerdings nicht wie gestern aus Weismain, sondern heute aus Freistadt.
Tagesstrecke 490 km, km 115299
Die über tausend Kilometer der letzten zwei Tage steckten uns doch jetzt noch ein kleines Bisschen in den Knochen. Und Ulrike sagte, die Sitzbank der SV sei doch nicht ganz so bequem wie die der XJ, sie müsse im Laufe der Zeit immer weiter nach hinten rutschen, um so die Sitzfläche zu vergrößern. Andererseits sagte die Wettervorhersage für heute Trockenheit (und hohe Temperaturen) und für morgen Nachmittag die Chance auf Gewitter voraus. Also haben wir uns für heute die längere der beiden ausgewählten Touren vorgenommen. Diese Touren wurden uns vom Hotel fertig aufs Navi gespielt, zehn an der Zahl, wir hatten somit die Qual der Wahl, denn schön und lohnend waren sie bestimmt alle.
Die heutige Runde trug den Namen "Schlögener Donauschlinge". Dazu ging es erst einmal eine ganze Weile lang mehr oder weniger den gleichen Weg von gestern wieder zurück (was beweist, dass Ulrike unsere Anreise nicht so völlig schlecht geplant hatte). Hinter Haslach bogen wir davon ab auf kleinere Straßen. Da kamen wir durch einen Ort mit dem Namen "Hühnergeschrei" und fuhren später an mehreren Sägewerken vorbei. Den Duft von frisch geschnittenem Holz mag ich immer sehr gerne, und Ulrike erzählte mir später, an der Stelle hätte sich bei ihr der Ohrwurm von "Sägewerk Bad Segeberg" (das ist ein Song von den Wise Guys) im Kopf festgesetzt.
Programmgemäß kamen wir irgendwann an die Donau. Zuerst an der Stelle, wo die Kleine Mühl in die Donau mündet. Dort hätte man in einer Gaststätte "Donauparadies" direkt am Ufer mit schönem Ausblick einkehren können. Unmittelbar darauf folgte ein Anstieg, der einspurig mit 16% Steigung und Rollsplitt nicht einfach zu befahren war. Oben hatte man dann nicht direkt einen Blick auf den Fluss, sondern man musste parken und ein Stück (unsere Tourbeschreibung sprach von 10 Minuten - meine Armbanduhr lag aber mit leerer Batterie zuhause) wandern. Ich nahm die Mühe auf mich, während Ulrike sich so lange in den Schatten eines Baumes setzte und mich für verrückt erklärte, in der Affenhitze so weit laufen zu wollen. Aber ich fand den Aufwand trotz der Temperaturen gerechtfertigt. Man hatte da einen kleinen Aussichtspunkt aufgebaut, von dem aus man eine Flussschleife der Donau von 180 Grad komplett überblicken konnte. Und der überwiegende Teil des Weges lag zumindest im Halbschatten.
Ein Stück weiter musste erst einmal in einem Biergarten die verlorene Flüssigkeit ersetzt werden. Laut Tafel waren hier die üblichen 3G - getestet, geimpft oder genesen - Pflicht, aber wir bekamen unsere Kaltgetränke ohne jegliche diesbezügliche Nachfrage. Anscheinend fand hier gerade eine Familienfeier statt mit einer interessanten Kleiderordnung: Die erwachsenen Frauen trugen fast alle Dirndl, die Männer und auch Jungs oft hell- bis mittelbraune Lederhosen, die eben über dem Knie endeten, und weiße Hemden. Die Männer dazu meist eine Weste, manchmal auch noch eine Krawatte.
Die Rückfahrt war ebenso schön wie die Hinfahrt, und wir waren früh genug wieder da, um uns noch eine Weile hinter das Hotel setzen und dem Bauern bei der Heuernte zugucken zu können (den Duft frischen Heus hatten wir unterwegs auch immer mal wieder genießen können).
Tagesstrecke 252 km, km 115551
Auch wenn es gestern nach dem Abendessen schon einmal gewittert hatte, blieb die Vorhersage für heute unverändert: Vormittags Sonne, ab 1600 Uhr Gewittergefahr, jetzt sogar mit Unwetterwarnung. Darum sind wir heute mal früher aufgestanden.
Die Runde für heute hieß "Single Road Tour" und versprach viele kleine Straßen. Hier nennt man so etwas "Güterweg", bei uns würde man Wirtschaftsweg dazu sagen. Die Wirtin hatte uns im Vorwege gewarnt, dass diese in Österreich auch schon mal mitten durch einen Hof hindurchführen könnten. Das ist uns diesmal allerdings nicht passiert, und ich weiß einen Bauernhof gerade eben hinter der Südgrenze von Hamburg, wo das genauso ist. Das war nun definitiv nichts für die Heizerfraktion heute, denn erstens waren die Straßen klein und kurvig, zweitens nicht immer in bestem Zustand, drittens in schattigen Lagen den ganzen Tag über immer noch feucht, viertens lagen bevorzugt in Kurven immer mal wieder Krümel auf dem Asphalt und schließlich kann einem ja jederzeit mal einer entgegenkommen, der viel Platz braucht, in unserem Fall war es der Milchlastwagen.
Aber belohnt wurden wir mit geruhsamer und einsamer Fahrerei durch tolle Gegenden, überall grün, oft bewaldet und immer wieder mit schönen Ausblicken.
Passend für die erste Pause war in der Route ein kleiner Abstecher zur Ruine Ruttenstein eingebaut. Das alte Gemäuer haben wir zwar nicht besichtigt, sondern uns nur einen Moment im Schatten auf einen Baumstamm gesetzt. Ulrike sagte: "Endlich wieder sitzen!", aber es ist eben doch ein anderes Sitzen.
Auf der Weiterfahrt fielen uns mehrere Höfe auf, wo offenbar gerade ein Kind geboren wurde, an den Hofeinfahrten standen dann weithin sichtbar einige Figuren von Klapperstörchen mit Babypuppen im Tuch unter dem Schnabel, ein sehr fröhliches Bild.
Auf ungefähr der Hälfte der Strecke kamen wir in Grein wieder an die Donau und konnten dort noch einmal schön auf das Wasser gucken und uns an der flotten Strömung erfreuen. Hier möchte ich auch gerne einmal eine Paddeltour unternehmen, ach, wenn das bis hierhin doch bloß nicht so weit weg wäre von Hamburg!
Die in der Tourbeschreibung empfohlene Einkehrmöglichkeit war voll, aber einige Kilometer weiter fand sich eine weitere. Hier trafen wir ein Paar aus Nürnberg aus unserem Hotel sowie einen hiesigen Motorradfahrer und klönschnackten eine Weile, bevor die drei die Helme aufsetzten und weiterfuhren. Einen prima Früchtebecher gab es hier, oben drei Kugeln Eis mit Sahne (hier heißt das "Schlagobers"), darunter ein Obstsalat mit "echten" Früchten, nicht aus der Dose.
Gestern nach dem Abendessen hatte ich als Absacker einen Alm-Whisky bestellt und zu Ulrike gesagt, sie könne ruhig daran riechen, die hätten hier keinen Torf (torfige Whiskys mag sie überhaupt nicht). Der letzte Wegpunkt der Tour belehrte mich jedoch eines Besseren, er führte uns zum Tannermoor. Ulrike sprach jedoch von einem "Möörchen", seine Ausdehnung war halt nicht so besonders groß. Und abgebaut wurde der Torf hier natürlich auch nicht, geschweige denn zur Whiskyherstellung benutzt.
Bei immer noch bestem Wetter wieder angekommen und noch eine Weile lang auf der Wiese hinter dem Hotel gesessen, sind wir dann zum Abendessen gegangen, als sich der Himmel langsam zuzog. Bald sah man das draußen regnen und blitzen, und dann ging das Licht aus. Und blieb aus. Zum Glück waren wir schon beim Nachtisch (Kaiserschmarrn). Es wurden Kerzen verteilt, und das Zapfen von Bier schien noch zu funktionieren, ebenso die Öffnung der Zimmertüren per Chipkarte, somit bestand kein Grund zur Panik. Erst nach mehr als einer Stunde kam der Strom wieder, fiel aber später noch mehrfach wieder aus. Außer einem Velux-Fenster im Treppenhaus, das sich beim Wiedereinschalten "aus Sicherheitsgründen" 4 Meter über dem Boden selbständig komplett öffnete und den Regen auf den Teppich tropfen ließ (die Behebung musste per Fernbedienung erfolgen und wurde dann noch verzögert durch den Umstand, dass der Ausdruck "sperrangelweit offen" bei unseren Gastgebern unbekannt schien) sind uns bislang keine Schäden bekannt.
Tagesstrecke 189 km, km 115740
Beim Aufstehen war das Tablet wieder vollständig geladen, der Strom hatte also irgendwann durchgehalten, und draußen schien wieder die Sonne vom blauen Himmel. Heute musste allerdings mal wieder gepackt und weitergefahren werden, Ulrike hatte uns für die nächste Nacht weiter im Süden ein Zimmer gebucht.
Zu Anfang befuhren wir noch einmal ein paar Güterwege. Hier musste man heute besondere Vorsicht walten lassen, denn die Gewitter von gestern Abend hatten an einigen Stellen allerhand Zeugs auf den Asphalt gespült, und einen frisch umgestürzten Baum sahen wir auch. Auf einer allerdings wieder größeren Straße kam uns aber auch eine Kehrmaschine entgegen.
Der Österreicher, mit dem wir gestern Mittag geschnackt hatten, hatte gemeint, in der Steiermark wurde sich das Motorradfahren nicht lohnen, er nannte es "fad". Seine Klagen schienen sich dabei hauptsächlich auf sehr viele Geschwindigkeitsbeschränkungen zu beziehen. Zu Anfang schien sich das zu bestätigen, am Ybbs hatten wir ein Stück lang eine Ortschaft nach der anderen, aber danach konnten wir mehr als 10 Kilometer lang wieder frei fahren. Und vor allem hatte unsere Zufallsbekanntschaft den Aspekt der Landschaft offenbar völlig außer Acht gelassen. Denn inzwischen waren um uns herum richtig hohe Berge, uns hat die Gegend und somit auch das Fahren hier richtig gut gefallen. Wir fallen eben in die Kategorie Genussbiker, während es bei diesem Österreicher vielleicht doch in höherem Maße auf die Erzielung einer Höchstgeschwindigkeit anzukommen schien.
Ulrike, die heute wieder vorfuhr, steuerte zwischendurch einen Parkplatz an, weil sie meinte, ich könne von hier die Straße fotografieren, die wir gerade hochgekommen waren und die sehr malerisch an den Berghang geklebt war. Doch die Aussicht darauf war leider durch eine Reihe hoher Tannen verstellt. Auf der anderen Seite des Platzes gab es den "Erzbergblick" - die unverstellte Aussicht auf Europas größten Tagebau - das Foto davon kann eher als Beispiel dienen, wie eine Landschaft meiner Meinung nach nicht aussehen sollte.
Später wurde das Tal dann wieder offener, und noch später färbte sich der Himmel voraus immer mehr grau mit dunkleren Untertönen, aber in dem Moment erreichten wir auch schon unser Tagesziel Köflach mit unser vorgebuchten Unterkunft.
Hier wollten wir nur eine Nacht bleiben, so suchten wir also gleich nach dem Auspacken nach einer Bleibe für morgen. Wir hatten von unserem letzten Hotel eine Liste mit zu der Gruppe gehörenden Hotels mitbekommen, aber wenn die Webseite beginnt mit "wir öffnen wieder am 19. Mai", dann macht das Ende Juli nicht den Eindruck, als ob man sich auf die dort stehenden Angaben verlassen kann. Anderswo waren Buchungen nur für mehrere Tage möglich, den Motorradhotels schien es somit noch vergleichsweise gut zu gehen nach dem Lockdown. Erst nach dem vierten Versuch, inzwischen wieder per Buchungsportal, wurden wir schließlich fündig.
In unserem Gästehaus gab es nur Snacks zu Abend, aber da wir die letzten Tage immer sehr feist getafelt hatten, reichte uns das heute auch. Bier konnten wir immerhin in ausreichender Menge bekommen, und als uns der Regen schließlich erreichte und wir nach drinnen flüchten mussten, machte sich relativ plötzlich eine ziemliche Müdigkeit bemerkbar, und wir gingen recht früh ins Bett.
Tagesstrecke 273 km, km 116013
Auch diesmal hatte sich der Regen des Vorabends beim Aufstehen wieder gelegt, und der Himmel war überwiegend blau mit nur ganz leichten weißen Schleiern. Bei der Abfahrt hatte sich der Himmel zwar zugezogen, aber laut Vorhersage sollte es heute meist trocken bleiben. Nach etwa einer Stunde Fahrt kamen wir an eine Stelle, an der wir von unserem Standpunkt aus von oben ins Tal auf eine Schicht Wolken gucken konnten, über uns gab es allerdings eine zweite Schicht, somit keine Sonne.
Bei der Planung der heutigen Route war mir das Gurktal aufgefallen, aber nur des Wortspiels wegen wollte ich da nicht durchgurken. Nördlich davon die Strecke über Metnitz und Flattnitz war als landschaftlich schön gekennzeichnet und hat uns dann auch prima gefallen. Das gilt auch für den weiteren Verlauf der Fahrt. Die Nockalmstraße habe ich jedoch ausgelassen, weil die offenbar extra Geld kostet, wir sind dann etwas weiter südlich am Millstätter See entlanggefahren. Dort war es allerdings sehr touristisch, wir wollten da zwar schon auch mal irgendwo einkehren, aber dafür noch für einen Parkplatz extra zu zahlen, fiel uns auch wieder nicht ein. Auf dem Weg wieder hoch Richtung Norden habe ich dann noch einen Abstecher ins Maltatal eingebaut, wo wir uns einen hohen Wasserfall angucken konnten. Wasser fing hier auch an, vom Himmel zu fallen, wenn auch in vernachlässigbar geringer Menge, ein paar Tropfen nur.
Für die nächsten beiden Nächte wollten wir unser Haupt im Katschtalerhof betten. Die Besitzer sind offenbar Niederländer, einige Gäste auch, und schon vorher sind uns hier in der Ecke etliche Autos mit niederländischen Kennzeichen aufgefallen. Zimmer, Essen Service, Bier ist hier alles prima, lediglich die Internetanbindung war zumindest heute Abend grottenschlecht, so war es mir nicht möglich, Fotos in meinen während der Reise betriebenen Blog hochzuladen.
Tagesstrecke 304 km, km 116317
Beim Aufstehen sah die Welt wieder gut aus, die Internetanbindung funktionierte wieder, und die Sonne schien auch. Schon nach dem Frühstück zeigte sich zwar, dass ich beim Internet nur einen seltenen guten Moment erwischt hatte, aber das konnte die gute Laune nicht trüben. Auch die letzten Tropfen eines Regens, der in der Nacht gefallen sein musste, waren schnell weggewischt. Solange es nur nachts regnet, ist das schließlich überhaupt kein Problem.
Für diesmal hatte uns Ulrike eine Runde nach Südwesten geplant: Spittal, Hermagor, Köttschach, Dölsach, Flattach und wieder hoch. Das ging öfters über nicht ganz kleine Straßen in relativ weiten Tälern und war insofern recht unspektakulär. Auch hatten wir manchmal Probleme mit langsamen LKW, die aber erst dann wirklich nervig wurden, wenn danach noch ein Kleinwagen folgte, der sich auch auf den wenigen geraden Stücken nicht recht zu überholen traute.
Trotz all dem waren wir doch glücklich, den ganzen Tag lang bei Sonnenschein durch tolle Gebirgspanoramen fahren zu dürfen.
Tagesstrecke 286 km, km 116603
Beim morgendlichen Abwischen der Sitzbänke (Regen in der Nacht oder nur Tau? Egal eigentlich, jetzt schien die Sonne, und es wurde schon wieder sehr warm), sahen wir, dass noch mehr Motorradfahrer da waren: Eine Gruppe aus Tschechien mit einem Crosstourer und einer Japan-Harley sowie eine Österreichische CB 1300 (aber nicht das Modell, das ich damals hatte, sondern die 2007er mit güldenen Felgen und Rahmen in unpassendem Rot). Die Japan-Harley tuckerte später gefühlte zehn Minuten lang unter unserem Fenster und lief dabei so richtig unrund, so dass ich Ulrike schon fragte, ob ich runtergehen und ihm Werkzeug anbieten sollte. Harley-Fahrer scheinen ja oft zu meinen, das müsse sich anhören wie kaputt, und bei einer Japanerin muss man sich eigentlich schon anstrengen, das genauso hinzukriegen.
Aber auch wir kamen nicht ganz so zügig los, wie wir es wollten. Der Klönschnack mit der Wirtin fand noch drinnen und somit im Schatten statt, aber draußen in der prallen Sonne wurden wir von anderen nach dem Woher und Wohin befragt, und wir hatten die Helme schon auf und der Daumen schwebte schon über dem Anlasserknopf, da wollte der CB-Fahrer unbedingt noch wissen, wo ich meinen Aufkleber "Dies ist keine BMW" herhatte.
Zuerst fuhren wir hoch nach Katschberghöhe, auf der anderen Seite hatten wir dann einen tollen Blick von oben auf weiße Wolken, die von oben von der Sonne angeleuchtet wurden. Aber unser Weg führte uns hinunter ins Tal, da mussten wir also durch diese Wolken hindurch, und das wurde kurzzeitig ganz schön kalt dabei, wo sich Ulrike vorhin an einer Ampel noch beklagt hatte über die Leute, die uns "kurz vor dem Hitzschlag" noch aufgehalten hatten bei der Abfahrt. Die Orte Katschberghöhe und danach erst recht Obertauern waren Skiresorts, wie sie im Buche stehen, und wir konnten uns gut ausmalen, was dort im Winter wohl abgehen würde. Aber die Landschaft drumherum war gerade jetzt im Sommer einfach klasse.
Unsere erste Pause machten wir an einer Bushaltestelle, weil ich dort ein sehr schönes und für die Gegend offenbar typisches Haus fotografieren wollte. Die Müllabfuhr kam vorbei, und weil dies das letzte Haus des Ortes war, stieg der Müllmann nicht wieder hinten auf den Tritt, sondern stieg vorne ein zum Fahrer. Eine Minute später kam der Bauer von nebenan mit seiner übervollen Mülltonne angezogen. Wir erzählten ihm von seinem Pech. Er meinte, manchmal kämen die gleich auch noch wieder zurück, da vorne sei die Gemeinde zu Ende. Während er so darauf wartete, entspann sich ein ganz netter Klönschnack, bis wir irgendwann wieder die Helme aufsetzten und ihm viel Erfolg wünschten.
Wir folgten dem Tal der Salzach bis ganz nach oben auf den Gerlospass, wo mich das Navi im Anstieg noch auf eine ganz kleine und steile Nebenstrecke lotste, die aber die Mühe extra auch Wert war. Auch die Weiterfahrt im Zillertal nach Norden hat uns gut gefallen.
Den Landgasthof Astner hätten wir ohne Buchungsportal nie gefunden, etwas abseits der Hauptstraße und überhaupt nicht ausgeschildert. Aber es gab ein günstiges Zimmer mit Balkon, sehr ruhig gelegen. Wir konnten es allerdings nicht vermeiden, beim Abendessen auf der Terrasse mit Schuhplattlermusik beschallt zu werden. Und ich fürchte ja auch, bei uns zuhause werden einige Wirte genauso meinen, ihre Gäste mit Shantys und Musik von der Gruppe Godewind traktieren zu müssen.
Tagesstrecke 243 km, km 116846
Für das jetzt kommende Wochenende stand das Ziel bereits längere Zeit im Voraus fest, es sollte nämlich ein kleines Treffen des Reiseforums in Nauders stattfinden. Dazu hatte ich uns auch schon Wochen vorher im Hotel Neue Burg eingebucht. Nauders liegt nun noch weiter im Westen. Und um hier von Ost nach West zu kommen, gibt es genau drei Möglichkeiten: Im Süden durch Italien, im Norden durch Deutschland oder in Österreich über Innsbruck. Nun sieht die mittlere Strecke schon auf der Karte so aus, als ob sich im Inntal eine Ortschaft an die nächste reiht und das damit eine elende Gurkerei wird. Also habe ich mich für die Nordroute entschieden.
Die führte uns nach Bad Tölz, wo die Landschaft schon wieder ziemlich offen wurde, aber die weiter südlich liegenden Mautstrecken haben wir denn doch nicht mitgenommen. Zurück am Kochelsee und am Walchensee entlang war es dann wieder sehr schön. Diese Seen hatten eine ganz tolle türkisgrüne Farbe, wie das auch bei vielen anderen Alpengewässern schon der Fall war. Im Gegensatz dazu hatten wir uns schon manches Mal gefragt, wer denn bloß den Schnack von der "blauen Donau" aufgebracht haben mag und vor allem wo - immer, wenn wir beim Motorradfahren mal die Donau gesehen haben, war das Wasser ziemlich grau gewesen.
Wieder in Österreich habe ich dann noch einen Abstecher in das Ötztal bis nach Sölden eingebaut, wir hatten ja noch etwas Zeit. Unterwegs kehrten wir dann ein in einem Restaurant, das den Namen "Sünderalm" trug. Der berühmte Satz "Auf der Alm, da gibt's koa Sünd" ist mit Sicherheit falsch, wir sündigten mit zwei großen Amarenabechern. Vom Kellner wurden mir auch noch weitere Sünden angeboten: Als ich zuerst eine Cola Zero bestellte, fragte er mich, ob ich die etwa pur haben wolle oder nicht doch lieber verdünnt mit Bacardi oder Whisky. Nein, pur bitte, die volle Dröhnung von dem ganz harten Stoff, ich kann das ab. Bei der Rückkehr kamen wir wieder an einer sehr schönen Stromschnelle der Ötztaler Ache vorbei, die mir schon auf dem Hinweg aufgefallen war. Ich konnte aber nirgendwo anhalten für ein Foto, und die Kurvenkombination war auch viel zu schade dazu, manch eingefleischter Knieschleifer hätte bestimmt auch das Gaswegnehmen an dieser Stelle für eine Sünde gehalten.
Auf der Weiterfahrt kamen wir von der Piller Höhe herunter und hatten an einem Aussichtspunkt recht gemischte Aussichten: nach rechts zu schien die Sonne, links fiel Regen (für den Nachmittag waren verstärkt Gewitter angesagt). Unten angekommen ging natürlich dann auch nach links weiter. Ich fand die Dusche eigentlich sehr erfrischend, und auch Ulrike hatte beim präventiven Anziehen der Regenhose zu Recht wieder den Ausdruck "Hitzschlag" bemüht für den Zustand vorher.
In Nauders angekommen waren wir anscheinend die ersten, durften unsere Maschinen in einer großen Tiefgarage einstellen und bekamen ein riesiges Zimmer mit eigenem Schreibtisch (an dem das hauseigene WLAN allerdings leider nur schlecht ankam).
Nach dem Auspacken ging es in die Lounge, wo nach und nach die anderen eintrudelten. Die Wiedersehensfreude wurde allerdings etwas getrübt, als Michael "Mimoto" kam und berichtete, einer seiner Mitfahrer habe unterwegs "sich abgelegt", also eine Kurve nicht richtig genommen und sei im Graben gelandet. Sie haben die Maschine hochgehoben und sind weitergefahren, aber jetzt anderthalb Stunden später würde er nicht mehr richtig Luft kriegen. Wir haben alle dafür plädiert, einen Krankenwagen zu rufen, und so geschah es dann auch. Die haben ihn dann mitgenommen zu einem Arzt im Ort, der wohl röntgen konnte, und dann weiter ins Krankenhaus - drei Rippen gebrochen. (Später war dann sogar von 6 Rippenbrüchen die Rede!)
Für alle anderen wurde es ein gelungener Abend mit prima Essen und angeregten Gesprächen.
Tagesstrecke 318 km, km 117164
Beim Frühstück wurde darüber spekuliert, ob der gestrige Unfall nicht damit im Zusammenhang gestanden haben könnte, dass die Maschine des Kollegen so eine Steuerung beinhaltet, die unterhalb einer bestimmten Geschwindigkeit (vielleicht auch oberhalb, so ganz genau habe ich das nicht mitbekommen) beim Gaswegnehmen die Drosselklappe leicht offenlässt und so die Motorbremse abschaltet. Wasser auf die Mühlen derer, die der Meinung sind, so ein Fahrzeug solle keine speziellen Logiken haben, die sich mal so und mal anders verhalten (eine Meinung, der ich mich übrigens auch anschließe).
Die heutige Runde sollte nach Italien gehen, da waren sich eigentlich alle einig. Im Vorwege wurden zwar Bedenken geäußert wegen komplizierter Anmeldeprozeduren, aber gestern Abend berichteten einige, sie seien bei der Anreise mehrfach nach Italien hinein- und wieder herausgefahren und hätten überhaupt keine Kontrollen gesehen, geschweige denn Probleme gehabt. Allerdings wollten die meisten nicht die im Vorwege ausgearbeitete Strecke fahren. Ich hatte mir diese gestern noch zeigen lassen und deren Verlauf in das Navi eingegeben. Uns hatte sich wegen erklärter Ansage gemütlicher Fahrweise noch Antje "Zoey" angeschossen und in Unkenntnis dieser Erklärung auch noch Wolfe "Ice-Q", der aber dann sehr bald eigene Wege gefahren ist.
Zuerst sollte es westlich vom Lago di Resia (Reschensee) auf kleiner Straße nach Süden gehen, die war dann aber irgendwo gesperrt. Alle Alternativen mündeten irgendwann auf unbefestigten Abschnitten, so sind wir dann reumütig umgekehrt auf die andere Seeseite.
Natürlich hielt ich dann dort am Parkplatz neben dem im See versunkenen Kirchturm kurz an für ein Foto, auch wenn man Bilder davon schon hunderttausend Mal im Internet finden kann. Die Infotafel sprach für meinen Geschmack etwas zu harsch von "faschistischer Gewalt" und "Zerstörung von tausend Jahren Siedlungskultur". Ok, die Bewohner sind ohne Entschädigung vertrieben worden, aber umgesetzt wurde das erst nach Mussolini, die Gewalt schien mir also eher kapitalistisch gewesen zu sein, und ein Stück weiter habe ich einen Hinweis auf Fischerhäuser gesehen, die es ohne den See dort sicher nicht geben würde.
Auf der Route Richtung Merano hatten wir mal wieder einige Last mit viel Verkehr auf der Hauptstrecke. Bei Sluderno sah die Route ein Ausweichen auf eine kleine Straße auf den Hang hoch vor, das war nett und recht einsam, aber auch sehr eng. Ungefähr in der Mitte gab es eine Bank mit Aussicht ins Tal, da hielten wir an für die erste Pause und ein Foto. Zwei Radfahrer kamen von der anderen Seite und baten uns, auch von ihnen ein Foto zu machen. So tauschten wir Handys hin und her, und sie machten auch ein Bild von uns.
Weiter nach Osten gab es dann einen Abstecher in das Val di Senales bis zu einem kleinen Stausee, wir sahen wieder sehr fotogenes türkisgrün. Ich fuhr noch ein Stück daran entlang, bis sich vor uns eine Reihe Autos stauten. Das schien nicht nur eine Baustellenampel zu sein, denn weiter vorne liefen Leute auf der Straße herum, da sind wir dann wieder umgedreht.
Auf dem Rückweg war ein zweiter Abstecher ins Val Martello geplant, an dessen Ende lag schon wieder so ein schöner türkisgrüner See, unmittelbar davor allerdings auch noch 10 ganz enge Kehren, die schon etwas anspruchsvoll zu fahren waren.
Auch hier mussten wir den Abstecher wieder zurückfahren. Unterwegs kehrten wir ein für ein Eis, hier gab es ganz tolle Erdbeerbecher. Und hier haben wir Wolfe wiedergetroffen, er kam vorbei, sah unsere Motorräder stehen, hielt an und setzte sich zu uns auf einen Kaffee. Er war auch unseren ersten Abstecher gefahren und hatte gesehen, dass da am Ende des Sees ein Auto gebrannt und den Stau ausgelöst hatte. Und er empfahl uns einen dritten Abstecher, nämlich am Reschensee rechts ab in das Valle Lunga, von dessen Ende habe man eine sehenswerte Aussicht zurück.
Da es inzwischen auch schon etwas später war und für den späteren Nachmittag wieder mal Gewitter angekündigt waren, haben wir beschlossen, nicht den jetzt eigentlich geplanten Kringel über Stelvio und Umbrail noch zu fahren, sondern stattdessen noch diesen dritten Abstecher zu machen. Antje war auch der schon zu viel, sie wollte dann einfach direkt zurück zum Hotel.
Als wir uns dem Pass näherten, wurde es voraus immer dunkler, und am Anfang vom See war die Straße nass, da bin ich dann auch einfach geradeaus weitergefahren. Allein es nützte nichts, wir bekamen noch die volle Schüttung ab gleich hinter der Grenze bis ganz kurz vor dem Ziel, ein paar Minuten nur, aber die sehr heftig.
Der Rest von Nachmittag und Abend verlief dann wie gestern: Viel gutes Essen und noch mehr Austausch mit den Forumskollegen. Etwas schade war nur, dass wir doch recht müde waren und deshalb nicht ganz so lange durchhielten wie manch anderer.
Tagesstrecke 245 km, km 117409
Die meisten anderen mussten heute wieder nach Hause zurück, wir hatten noch bis Dienstag gebucht. Und das war gut so, denn für heute sagte die Vorhersage sehr viel Regen voraus. So quälten die anderen sich also nach dem Frühstück in der Tiefgarage in ihre Regenkombis und bekamen von uns Sprüche wie "bei dem Wetter hätte ich da ja gar keine Lust zu", aber auch die besten Wünsche mit auf den nassen Weg.
Wir verbrachten den Tag hauptsächlich mit Lesen (ich auch etwas mit Schreiben, wie man hier lesen kann), gingen in einer Regenpause aber auch mal kurz durch den Ort, und Ulrike plante schon einmal die Touren der nächsten beiden Tage.
Zum Abendessen gab es lecker Fondue und im Threema-Messenger die ersten Meldungen derer, die inzwischen zuhause und auch schon wieder trocken waren.
Tagesstrecke 0 km
Beim Aufstehen sah es so aus, als wolle der Dunst sich langsam auflösen, hier und da gab es schon blaue Flecken am Himmel. Die Wetter-App versprach wieder einmal Gewitter am Nachmittag. Außer uns war von der Gruppe nur Ingo "Bitzer" noch hier, aber sein und unser Tages- bzw. Nachtablauf waren anscheinend nicht so weit kompatibel, dass er so "früh" (um 10:00 Uhr) schon mit uns gekommen wäre. Er ist dann später wohl alleine los, als wir wiederkamen, stand seine BMW andersherum in der Garage.
So lange es trocken und nicht zu kalt ist, haben wir im Allgemeinen wenig Grund, uns über das Wetter zu beklagen. Und die Wolkenfetzen, die jetzt vor den hohen Bergen ringsum durch die Täler zogen, boten ein durchaus ansprechendes Bild. Ulrikes Runde führte uns nach Norden, und wir fuhren die Piller Höhe noch einmal, wenngleich heute in die andere Richtung, aber hier hat man ja nicht so ganz viele Wahlmöglichkeiten. Und diese Route bot immerhin die Gelegenheit, noch einen Abstecher ins Pitztal zu machen. Am Wendepunkt bot sich Ulrike die Gelegenheit, mal wieder über mein Motorrad zu lästern, denn ich musste eine Scheinwerferglühbirne auswechseln, anscheinend passiert mir das öfter.
Weiter ging es hinter Imst über das Hahntennjoch. Auf dieser Strecke bekamen wir gleich zwei verschiedene Landschaften geboten: Zuerst steile Berge mit sehr vielen Spuren von Murenabgängen, offenbar wird hier immer wieder graues Geröll zu Tal gewaschen, später dann eher sanfte Hänge in den höheren Lagen. Noch später dann gab es schließlich gar keine Bäume mehr. Diesen Anblick konnten wir etwas länger genießen als gedacht, denn es gab in einem Tunnel eine Baustelle mit einspuriger Verkehrsführung, an der Ampel davor waren bis zu 15 Minuten Wartezeit angekündigt, die wir auch ziemlich auskosten mussten.
Das nun folgende Lechtal hat mir sehr gut gefallen, neben der üblichen Architektur mit viel Holzbau gab es hier auch etliche Häuser, die kunstvoll bemalt waren, mit bunten Bildern und geblümten Rahmen um die Fenster. Auch an einigen Holzschnitzereien kamen wir vorbei, deren Erzeugnisse an der Straße ausgestellt waren, zu deren Abtransport man aber definitiv größere Fahrzeuge gebraucht hätte, als wir sie gerade dabeihatten.
In Warth kehrten wir ein. Für einen Eisbecher war es uns heute zwar doch nicht warm genug, aber der Kuchen schmeckte auch.
Kurz von Landeck war in einer Ortschaft die Strecke plötzlich gesperrt, quer über die Straße war rot-weißes Plastikband gespannt, dahinter ein Warndreieck mit dem Wort "Feuerwehr", aber keine Menschenseele, die Auskunft über die Dauer dieser Sperrung hätte geben können. Das Navi schickte uns ein Stück zurück und dann hoch auf den Berg, über das Dorf Tobadill kamen wir in die Außenbezirke von Landeck. Sehr steil durch recht enge Gassen wieder hinunter, über eine Holzbrücke über den Fluss, und gleich da standen wir vor der nächsten Sperrung. Hier standen immerhin genaue Anweisungen: "Richtung Zams, am Ende von Zams auf die Autobahn A12 Richtung Innsbruck, erste Abfahrt Reschenpass wieder runter, durch den Landecktunnel. Keine Vignettenpflicht." So sind wir denn also ein kleines Stück Österreichische Autobahn gefahren, ohne dafür zu bezahlen. Ein klitzekleines Stückchen allerdings nur, Auf- und Abfahrt gingen gerade nicht mehr ineinander über, da waren höchstens 120 Meter dazwischen.
In Prutz sah die Gegend voraus sehr nach heftigem Regen aus, so dass wir anhielten und die Regenklamotten anzogen. Ein Motorradfahrer mit Siegburger Kennzeichen stellte sich daneben und tat es uns gleich. Bei der Weiterfahrt stellte sich aber heraus, dass das schlimmer ausgesehen hatte, als es tatsächlich war, wir sind kaum nass geworden. Lieber so als andersrum.
Tagesstrecke 267 km, km 117676
Heute war wieder einmal Packen und Abreise angesagt, wir wollten weiter. Noch im Ort ging es auf die Straße zur Schweiz. An der Grenze wurde auch kontrolliert, aber uns haben sie durchgewunken. Vielleicht nur deshalb, weil Ulrike schon in der Schlange die Jacke aufgemacht hatte, um ihren Personalausweis hervorzuholen. Da musste sie nämlich hinterher noch einmal ausscheren, um alles wieder zu richten für die Weiterfahrt.
Die Ortsnamen hier drüben sind schon alle irgendwie komisch, und die Beschilderung wirkt, wenn sie nicht deutsch ist, nur auf den allerersten oberflächlichen Blick wie Italienisch, beim ersten genaueren Hinsehen schon nicht mehr. Bainvengi - willkommen im rätoromanischen Sprachraum. Bei unserer Runde am Sonnabend hingegen hatten wir kaum gemerkt, dass wir in Italien waren, dort (Südtirol) war eigentlich alles noch deutsch ausgeschildert.
Die ersten ca. 30 Schweizer Kilometer schien sogar die Sonne, danach wurde und blieb das Wetter gemischt, immer mal wieder fiel auch ein kurzer leichter Regen vom Himmel. Noch bevor wir auf den Pass d'Alvra (Albulapass) abgebogen sind, hatten wir, zum Teil auch wegen der Kälte, die Regenjacken angezogen. Die Pullover hatten wir schon vor der Abfahrt hervorgeholt gehabt, die Hitzeperiode der letzten Tage war wohl endgültig vorbei. Bei der Auffahrt überholten wir einen Ochsenwagen, vor den man ein Paar Rinder mit unglaublich langen Hörnern gespannt hatte. Entsprechend hatte der Wagen hinten die Aufschrift "Abstand halten, Hörner schwenken aus!"
Kurz vor der Passhöhe tauschte Ulrike die Handschuhe gegen ein dickeres Exemplar, und eben auf der anderen Seite mussten auch die Regenhosen her. Zwei Fahrradfahrer zogen sich an der Stelle auch gerade die Regencapes über und befragten uns nach der Wirtschaft oben. Ich sagte ihnen, dass ich da eine riesige Baustelle gesehen hatte und nicht sicher war, ob das Haus überhaupt offen war. Aber Leute liefen da herum, und Verkaufsbuden hatte ich auch gesehen, die Jungs dürften also hoffentlich doch etwas bekommen haben.
Reste von Schnee hatten wir da oben allerdings auch gesehen, die Abfahrt war verdammt kalt, und bei der Kälte und Nässe trauten wir auch der Reifenhaftung nicht mehr so ganz und fuhren entsprechend etwas langsamer. Unten wurde es langsam wieder besser, etwas wärmer und irgendwann auch wieder trockener. Und zum Ausgleich mussten wir uns nicht durch die Stadt Chur quälen, sondern konnten sie im Süden recht kurz umfahren.
In Muster gönnten wir uns jeder noch ein Stück Kuchen. Dabei mussten wir ziemlich aufpassen, dass uns die Spatzen den Kuchen nicht noch vom Teller klauten. Danach, mal wieder bei Regen, gingen wir als letzten Pass für heute den Oberalppass an. Oben stand eine Hütte mit Information über den Rhein. Ich war ziemlich erstaunt, dass der Rhein hier in der Nähe seinen Ursprung hat. So weit südlich hatte ich das nicht vermutet.
In Andermatt hatte Ulrike uns gestern im River House Hotel ein (nicht billiges, aber andere waren noch viel teurer) Zimmer reserviert. Bei der Ankunft schien die Sonne, aber schon auf dem Rückweg von der Coop-Tiefgarage, wo wir für läppische 14 CHF zusätzlich unsere Motorräder einstellen konnten, tröpfelte es schon wieder. Das gleiche Spiel beim späteren Gang durch den Ort: Trocken los, kurz in die Kirche geguckt, dann schnell wieder unter Dach. Und in der Kirche wären wir fast vom Glauben abgefallen: Es lagen dort Flyer aus mit Werbung für "Wundertätige Medaillen gegen Epidemien". Ulrike meinte, zuhause in ihrer Kirche hätte sie die hochkant rausgeschmissen.
Nach den feisten Mehr-Gänge-Menüs der letzten Hotels gingen wir heute mal recht einfach Pizza essen. Die war aber richtig gut, und das Restaurant war auch ziemlich voll.
Tagesstrecke 237 km, km 117913
Für heute war die Wettervorhersage ziemlich katastrophal, und zwar eigentlich überall in der Gegend. Am angenehmsten sah das noch in Richtung Nordost aus. Also fuhren wir nach Norden aus Andermatt heraus. Irgendwo unter uns verlief der Gotthardtunnel, ich konnte ihn ein paar Mal auf dem Navi sehen, wenn unsere Serpentinen seinen Verlauf kreuzten.
Unsere Entscheidung, sofort in vollem Regenornat loszufahren, führte immerhin dazu, dass es die erste Stunde trocken blieb, auch wenn die Bergspitzen um uns herum in Wolken verborgen blieben. Das änderte sich bei der Auffahrt auf den Klausenpass, da mussten wir nämlich in die Wolken hinein. Die Straße war hier sowieso schon recht eng, stellenweise gab es Warnungen vor gefährlichen Abschnitten, das machte bei der zusätzlichen schlechten Sicht nun gar keinen Spaß mehr. Immerhin hing die Suppe nur an der einen Seite, bei der Abfahrt drüben hatte man verhältnismäßig freie Sicht, und ich konnte sogar ein paar Fotos machen.
Dafür setzte bald ein feiner Regen ein, der uns die meiste folgende Zeit begleiten sollte. Und die Wolken hingen weiterhin recht tief, so dass wir kaum je einen richtigen Eindruck von dem Gebirgspanorama um uns herum bekamen. Lediglich die grünen Wiesen rechts und links der Route erfreuten das Auge. Wir folgten nicht dem Walensee, sondern nahmen die Straße nördlich davon. Bei der Planung hatte ich Vaduz zwar explizit umgangen, wir müssen aber trotzdem kurz in Liechtenstein gewesen sein. Das war aber nur daran zu merken, dass vor den Häusern eine Zeit lang viele Autos mit merkwürdigen schwarzen Kennzeichen standen. Der Grenzübergang (keine Kontrolle) vor Feldkirch war als Schweiz-Österreich ausgeschildert.
Und an dieser Grenze holte uns die Wettervorhersage endgültig ein, jetzt fiel ordentlicher Dauerregen. Nun rächte es sich, dass wir schon wieder die Unterkunft schon am Vorabend gebucht hatten, denn bis hinter Gaschurn mussten wir noch etliche Kilometer fahren, die uns recht sauer ankamen. Aber im Partenerhof wurden wir freundlich empfangen, konnten die Motorräder in eine kleine Garage schieben und uns selbst trockenlegen. Zum Abendessen gab es wieder feiste Portionen, und dann kam ein Mann in Tracht, der live auf einer Zither spielte, was wir immerhin angenehmer fanden als die Schlager aus dem südlichen deutschen Sprachraum, die zuvor aus den Lautsprechern drangen.
Tagesstrecke 247 km, km 118160
Das Wetter zeigte sich heute früh nur geringfügig besser als gestern. Und die Wetter-App zeigte uns, dass im Laufe des Tages weitere Regengebiete über Österreich ziehen sollten. Der Trend war: Im Norden besser als im Süden, im Osten besser als im Westen. Spontane Entscheidung: Dann fahren wir nach Thüringen. Und damit meinten wir nicht den Ort gleichen Namens am Ausgang dieses Tales, sondern das deutsche Bundesland. Also das Navi straight nach Norden ausgerichtet, Regenzeug an (die Handschuhe waren noch nicht wieder trocken innen) und los.
Immerhin hatten wir ein üppiges Frühstück im Bauch, und es regnete diesmal nicht ganz so doll wie gestern, so dass ich wenigstens registrieren konnte, dass es in diesem Tal kaum einen Meter ohne Geschwindigkeitsbeschränkung gibt. Bei dem Regen gestern war das eigentlich egal gewesen. Von dem Bergpanorama sahen wir aber auch diesmal kaum etwas, bis das Tal offener wurde, dann allerdings wurde es langsam trocken. Und hinter Dornbirn wagten wir es, die Regensachen auszuziehen.
Die Route durch das Allgäu war natürlich nicht vergleichbar mit unseren Fahrten der letzten Tage, aber doch nett, auf nicht allzu großen Straßen kamen wir ganz gut voran. Irgendwann wurde der Kurs dann etwas ostwärts korrigiert. Aber man muss immer aufpassen! Ich bin mir nicht sicher, ob es an einer Umleitung wegen Straßensperrung oder einmal Neuberechnen nach verpasster Abbiegung lag, aber später beim Einkehren fiel uns auf, dass die verbleibende Reststrecke doch unerwartet hoch angezeigt wurde. Der Sache nachgegangen stellte sich heraus, dass das gemeine Gerät uns jetzt eigenmächtig mitten durch Augsburg und Nürnberg leiten wollte (ich hatte natürlich bei der Abfahrt kontrolliert, dass uns derartiges erspart bleiben möge), zum Erreichen dieser "Wohltat" war die Strecke auch mal eben um gut 40 Kilometer länger geworden. Durch Setzen eines weiteren Wegpunktes westlich von Nürnberg konnte dem Ding aber klargemacht werden, dass wir damit keineswegs einverstanden waren.
Die Strecke bis nach Thüringen war aber für heute zu weit. Gegen 16:30 fuhren wir in Gunzenhausen auf den Hof vom Hotel Adlerbräu. Der Parkplatz war gesteckt voll mit Autos, aber das Buchungsportal hatte freie Zimmer angezeigt. Und wir bekamen auch eines, und es war sogar günstiger als auf dem Portal (darauf hatten wir ehrlich gesagt auch spekuliert).
Nach dem Abpacken war bei Ulrike mal wieder Kettenpflege angesagt, mein Part dabei war es, die Maschine auf dem Seitenständer gekippt zu halten, damit sich das Hinterrad drehen kann, denn einen Hauptständer hat die SV leider nicht. Während dieser Prozedur hörten wir aus einem vorbeifahrenden Auto eine Frauenstimme rufen: "Das ist Uli, die kenne ich!" Das war Kirsten, ehemals von Ulrikes Frauenmotorradstammtisch Kazenoko, mit ihrem Partner schon vor ein paar Tagen hier abgestiegen, und wir haben uns gleich zum gemeinsamen Abendessen verabredet. Da dem Hotelessen keine besondere Qualität nachgesagt wurde, sind wir in den Ort zu einem Biergarten gegangen, das war aber kulinarisch auch kein Highlight. Jedoch der anschließende Spaziergang durch die Altstadt war nett, in Gunzenhausen sollten sich derzeit zig Störche aufhalten, und wir haben einige davon sitzen oder fliegen gesehen.
Tagesstrecke 348 km, km 118508
Heute früh sollte noch ein Regengebiet über uns herziehen. Deshalb Frühstück erst um 9:00 Uhr. Hier herrschten mal wieder einige Corona-Maßnahmen, deren Sinn uns fragwürdig erschien. Erst einmal nichts auszusetzen wäre daran, dass man bei der Ankunft in Speiseraum eine Schlange bildet, einen Tisch zugewiesen bekommt und dabei gleich seine Getränkewünsche abgibt. Den Rest gab es vom Buffet. Dort hieß es dann: 1) Hände desinfizieren 2) Plastikhandschuhe anziehen. Mindestens eines von beiden hätte man sich meiner Meinung nach sparen können. In meinem Fall den Plastikmüll, die angebotenen Dieselhandschuhe waren für meine Hände nämlich mal wieder viel zu klein. Mit dem gefüllten Teller musste man sich dann wieder mitten durch den Empfangsbereich quetschen. Das führte dann dazu, dass ich mir etwas mehr aufgetan habe, als ich das sonst wohl getan hätte, weil ich so nicht zweimal hingehen (und noch ein Paar Handschuhe zerfetzen) wollte.
So ging es dann gut gesättigt los in der Absicht, das Regengebiet vor uns herzutreiben. Das hat auch gut geklappt, allerdings kam noch ein zweites hinterher, dem wiederum wir nicht davonfahren konnten. Fahr- und landschaftstechnisch war der Tag lange Zeit ohne jeden Höhepunkt. Bamberg kannten wir von unserer Paddeltour auf dem Main als nette kleine Stadt, heute bekamen wir mit seinen Industriegebieten die nicht so schöne Seite gezeigt.
Erst eine Weile später wurde die Landschaft wieder schöner, das Wetter hingegen wieder schlechter. Das bunt angemalte Werk von Faber-Castell in Geroldsgrün passierten wir im Regen.
In Katzhütte zogen wir die Regensachen wieder aus, als eine Sirene ertönte und daraufhin Leute hektisch über die Straße liefen. Ich fuhr dann ca. 500 Meter zurück, um noch ein Foto von einem alten Haus zu machen (auch die Kamera war ja vor Regen geschützt und nicht griffbereit gewesen), und als ich wiederkam, rückte auch schon die Feuerwehr aus, eine beeindruckende Leistung.
Den Thüringer Wald haben wir am Ende des Tages wieder sehr genossen. Teilweise konnte man sehen, wie sich der Dunst des Regens in Schleiern hob, das sah toll aus. Allerdings war heute kein Fotografentag, denn zuerst gab es keine Motive, danach war die Kamera wie bereits erwähnt wasserdicht verpackt, und wenn man sonst gerade einen zockelnden Kleinlaster überholt hat, dann hält man nicht gleich danach wieder an, denn sonst müsste man ihn danach noch einmal überholen, und die Gelegenheiten dazu sind rar im Thüringer Wald.
Das Ende des Tages fand uns im Landgasthof Falkenstein in Tambach-Dietharz. Nach dem wieder einmal reichhaltigen Abendessen kam mir der Gedanke, am Ende dieses Urlaubes höchstwahrscheinlich stolz behaupten zu können, mein Weihnachtsgewicht jetzt schon erreicht zu haben.
Tagesstrecke 381 km, km 118889
Unsere heutige Unterkunft können wir durchaus empfehlen - freundlich, gutes Essen, prima Matratzen, preiswert, geeignet als Standlager für Touren im Thüringer Wald. Da können wir uns durchaus vorstellen, noch einmal wiederzukommen. Für diesmal hatten wir aber aufgrund der immer noch nicht optimalen Wetterlage entschieden, schon einen Tag früher nach Hause zurückzukehren.
Am Rande des Gebirges waren wir schon, vor uns lag somit eine wenig interessante Ebene. Wenn wir uns noch etwas länger Zeit gegeben hätten, hätte ich die Route stattdessen von hier aus nach Nordwesten über Rhön, Werra- und Weserbergland gelegt. Auch den Kyffhäuser hatte ich nicht berücksichtigt, heute am Sonnabend trieben sich dort nach meinem Geschmack zu viele Möchtegern-Rennfahrer herum, welche naturgemäß anderes Volk wie etwa Verkehrskontrolleure anziehen, welchen wir trotz normalerweise sinniger Fahrweise doch auch gerne aus dem Weg gehen wollten.
Den Harz hingegen haben wir schon mitgenommen. An dessen Eingang standen wir an einer Ampel hinter einem Wagen, auf dem stand: "Home is, where my Harz is", solche Wortspiele gefallen mir. Und am Netzkater haben wir die erste Pause eingelegt. Hier treffen sich gerne allerhand Motorradfahrer, aufgefallen ist uns insbesondere eine Gruppe MZ-Fahrer, und gleich daneben standen mehrere alte Roller aus den 50ern, einer davon mit Beiwagen.
Der Harz war nach wie vor schön, auch wenn wir wieder durch den Bereich kamen, wo der ganze Wald aufgrund von Borkenkäferbefall abgestorben und alles eher grau statt grün war. Interessanterweise liefen hier immer noch die meisten Wanderer herum, so dass wir uns fragten, in welchen Zeitintervallen die einschlägigen Wanderführer wohl aktualisiert werden mögen.
Auf der anderen Seite des Harzes fast schon wieder in der Ebene machte Ulrike mich auf eine kleine Motorradwerkstatt aufmerksam, wo sie die Hoffnung hatte, neues Kettenspray kaufen zu können, ihres war gerade alle geworden. Beim Wenden sah ich einen Bund mit Autoschlüssel mitten auf der Kreuzung liegen. Den hob ich auf und wollte ihn dem Mechaniker (der leider kein Spray zu verkaufen hatte) in die Hand drücken. Er zögerte kurz, bis ich meinte, wir würden jetzt direkt nach Hamburg fahren, ich könne die Schlüssel natürlich auch da zum Fundbüro bringen, aber das wäre wohl nicht sehr zielführend. Da gab er mir Recht und hat sie genommen.
Der Rest der Fahrt war nun landschaftlich natürlich wieder wenig spannend. Größere Orte wie Braunschweig, Peine, Celle usw. hatte ich versucht, zu umgehen. Bei Salzgitter ist das aber generell schwierig, aber auch nicht unbedingt nötig, denn das nennt sich zwar Stadt, ist aber eigentlich eine Ansammlung von Dörfern, die sich über eine große Fläche verteilen. Da fährt man durch Salzgitter-Blachenstedt, dann kommen ein paar Felder, dann Salzgitter-Sauingen, wieder ein paar Felder, es folgt Salzgitter-Üfingen und so weiter.
Später die B4 war reichlich voll, ein Auto nach dem anderen so weit man gucken konnte, da war es schon nicht ganz leicht, sich überhaupt einreihen zu können. Und in Jelmstorf musste noch einmal getankt werden, und die Tankstelle war natürlich auch auf der falschen Seite. Das machte aber insofern nichts, als dass über Lüneburg gerade ein ordentlicher Regen niederging, das konnte man sowohl voraus am Himmel wie auch in der Wetter-App sehr deutlich sehen.
So haben wir es noch eine Weile gewartete und es mit etwas Geduld tatsächlich geschafft, ohne viel Regen noch vor dem Geschäftsschluss unseres Supermarktes zuhause anzukommen und sogar unseren leeren Kühlschrank wieder aufzufüllen.
Tagesstrecke 444 km, km 119333
Gesamtstrecke 5068 km, durchschnittlich 316 km je Fahrtag
In Österreich sagt man | Ich würde sagen |
---|---|
leiwand | toll, großartig, fantastisch |
Erdäpfel | Kartoffeln |
Obers | Sahne |
Schlagobers | Schlagsahne |
Schwammerl | Pilze |
Eischwammerl | Pfifferlinge |
Topfen | Quark |
Motorrad Powerkarten Alpen und Gardasee, 1:250.000, Good Vibrations, ISBN 393741823-7
zugehörige Bildergalerie | Inhaltsverzeichnis |