Unser diesjähriger Motorradurlaub sollte uns 2 ½ Wochen in die Bretagne führen. Wir sind ja inzwischen schon ein paar Tausend Kilometer mit den neuen Motorrädern gefahren, dies sollte nun die erste große Reise damit werden.
Um 1030 Uhr fuhren wir los, von Hamburg aus auf die Autobahn A1, auf der es sich bei bestem Wetter und ohne Stau prima fahren ließ. Auf dem Rasthof Münster machten wir Mittagspause. Im Ruhrgebiet gab es eine längere Baustellenstrecke, wo wir aber auch gut durchkamen, obwohl alle 200 Meter ein Schild mit dem Text "Ihr Standort: A1 km 61,200 Richtung Köln" den Schluß nahelegte, daß wir hier normalerweise wohl im Stau stehen müßten, denn sonst hätte das ja nicht Standort heißen dürfen...
Hier zogen nun auch langsam Wolken auf. Bei Köln war es bedeckt, hinter Aachen sah es so aus, als ob es jeden Moment zu regnen anfangen wollte, aber wir hatten Glück, es blieb trocken.
Bis hinter Liège (Lüttich) blieben wir auf der Autobahn, dann fuhren wir ab, um uns am Ufer der Maas für die Nacht einen Campingplatz zu suchen. Das erwies sich jedoch als ein aussichtsloses Unterfangen. Die Gegend war so wenig reizvoll - ein Ort hinter dem anderen, dazwischen immer wieder mal tote, mal lebendige Industrie - daß wir uns kaum vorstellen konnten, daß hier jemand freiwillig seinen Urlaub verbringen möchte. Ein Campingplatz war tatsächlich ausgeschildert, der Platz war jedoch eine einzige Baustelle und ganz offensichtlich nicht in Betrieb. Schließlich erreichten wir die Stadt Huy, als es schon dunkel war, und entschlossen uns, ein Hotelzimmer zu nehmen. Unsere Motorräder konnten in einer Garage nächtigen, und wir bekamen in einem italienischen Restaurant nebenan noch etwas zu essen.
Tagesstrecke: 626 km.
Beim Frühstück regnete es, das hörte jedoch auf, noch während wir am Packen waren, so daß wir um 1030 Uhr (das ist so unsere übliche Zeit, wenn wir kein Zelt abbauen müssen, sonst dauert das etwa eine Stunde länger) ohne Regenzeug aufbrachen. Nach einem kurzen Stück Landstraße nahmen wir wieder die Autobahn. Eigentlich eher eine langweilige Sache, wurde es plötzlich ganz spannend, als Ulrike vor mir über eine Dachlatte fuhr, die jemand auf der Autobahn verloren hatte und die wegen dem vorausfahrenden Verkehr natürlich erst in letzter Sekunde zu sehen war. Das Ding wirbelte danach auf einer Seite in die Höhe, und ich hatte einiges Glück, daß der Prügel gerade wieder annähernd auf der Straße lag, als ich an der Reihe war, darüberzufahren, an Ausweichen war überhaupt nicht zu denken. Da war ich dann wieder richtig wach.
Einen Regenschauer bekamen wir auch noch ab, auf der Autobahn kann man ja nicht einfach überall anhalten, um sich die Regensachen überzuziehen, aber nach 5 Minuten war der Guß auch schon wieder vorbei, das hat das Leder noch ausgehalten. Und an der Grenze nach Frankreich kam die Sonne hervor, und das Wetter wurde richtig gut.
Hier verließen wir die Autobahn, denn erstens wurde sie bald gebührenpflichtig, und zweitens wollten wir ja auch etwas sehen von Frankreich. Schließlich sind wir in dieser Ecke von Frankreich noch nie gewesen. Auf einem mit Tisch und Bank versehenen Parkplatz mitten zwischen zwei Orten machten wir Mittagsrast mit unseren üblichen Pausenkeksen. In Amiens machten wir den Fehler, nicht die Umgehungsstraßen, sondern die Ortsdurchfahrt benutzen zu wollen, das brauchte am frühen Montagnachmittag etwas Zeit. Gleiches galt für den Ort Gisors, hier war gerade Markt. Ein paar Dörfer weiter standen wir vor einer roten Ampel, und mir fielen an der kleinen Zusatzampel ein paar Smileys auf, die jemand mit einem Edding daraufgemalt hatte. In Les Andelys wollten wir eine weitere Pause einlegen und dachten an ein Eis, aber in dem Supermarkt an der Strecke gab es das nur in der Super-Mega-Familienpackung, und wir fuhren ja beide keine Honda Gold Wing und hatten somit auch keinen Kühlschrank dabei.
Kurz hinter Evreux fiel mein Blick nach längerer Zeit mal wieder auf meine Tankanzeige, und die blinkte, das bedeutete, der Tank war fast leer. Nun hatte die CB 1300 ja diese moderne LCD-Anzeige, die mit 6 Balken und dem Blinken nur genau 7 Zustände angeben kann. Auf dem alten Analoginstrument der XJ 900 konnte man anhand der Zeigerstellung jederzeit recht genau abschätzen, wieviel Sprit noch drin war, hier konnte das alles bedeuten zwischen "gerade umgesprungen" und "so gut wie trocken", und eine Reservestellung des Benzinhahns gibt es bei modernen Maschinen natürlich auch nicht mehr. Aber selbst Schuld, ich wollte ja unbedingt etwas Neues haben... So wurden im nächsten Dorf ein paar herumhängende Jugendliche nach der nächsten Tanke befragt, das war glücklicherweise nicht allzu weit. 18,10 Liter gingen hinein, da kann nicht viel mehr als ein Schluck noch dringewesen sein, und ich nahm mir vor, in Zukunft besser aufzupassen. Beim Bezahlen nutzte ich die Gelegenheit, mich gleich nach einem Campingplatz in unserer Richtung zu erkundigen, nicht wissend, daß ich dabei dunkle Machenschaften begünstigte. Denn als wir draußen wieder aufpackten, kam die Besitzerin, die mir eben noch aus dem Telefonbuch den nächsten Terrain de Camping herausgesucht hatte, heraus und fragte uns, ob wir uns die Nummer von dem BMW eben gemerkt hätten, die hatten nämlich nicht bezahlt. Ulrike war das Gebaren der Typen zwar komisch vorgekommen, hatte aber auch nicht auf das Kennzeichen geachtet, und eine Videoüberwachung gab es hier nicht.
Unseren Zeltplatz fanden wir Dank der freundlichen Auskunft in Verneuil. Es war überhaupt nichts mehr los, die Saison war offenbar schon ziemlich um. Wir konnten uns unseren Platz aussuchen und bauten in Ruhe unser Zelt auf. Hektisch wurde es wieder, nachdem Ulrike feststellte, dass sich die Zuckerdose in ihrem Seitenkoffer geöffnet hatte. Da mußte ich mich alleine um das Kochen kümmern, während sie in beginnender Dunkelheit versuchte, die Körner allesamt zu entfernen.
Tagesstrecke: 481 km.
Beim Aufwachen hörten wir deutlich: Es regnete. Also drehten wir uns noch einmal um. Und siehe da: Eine Stunde Schlaf später (930 Uhr) hat der Regen aufgehört, und die Sonne kam hervor. Gestern abend hatte ich noch gleich ein Baguette bestellt, das wir genüßlich frühstückten, bevor es wieder auf die Straße ging.
Zunächst hielten wir uns wieder an kleinere Straßen. Insbesondere die Strecke zwischen Sées und Carrouges war empfehlenswert schön mit viel Wald. Dann folgte ein Abschnitt auf einer größeren Nationalstraße am Mont St. Michel vorbei (da waren wir schon mal vor 15 Jahren, nachdem wir auf der Loire ein Kajak zerbrochen hatten, aber das ist eine andere Geschichte). Hinter Pontorson fuhren wir wieder ab, hier waren auf unserer großen Frankreichkarte gar keine kleinen Straßen mehr verzeichnet, aber wir hatten es auch nicht mehr weit. In dem Dorf Seil fanden wir einen schönen Wohnmobil-Stellplatz mit Tischen und Bänken, wie geschaffen für unsere Kekspause. Die Freude darüber wurde nur ein wenig getrübt durch eine Handvoll Tomatenscheiben, die jemand einfach unter dem Tisch entsorgt hatte.
Schließlich erreichten wir die Stadt Dinan. Zunächst fuhren wir über eine Brücke mit schöner Aussicht über den Fluss Rance, danach teilte sich die Straße. Meine spontane Entscheidung, nicht der Hauptstraße nach links zu folgen, erwies sich als nicht so glücklich, es ging nicht wie gedacht hinunter ans Ufer, sondern steil über Kopfsteinpflaster hoch durch den mittelalterlichen Stadtkern. Aber wir kamen durch, die Tour war auch empfehlenswert, aber nur ohne Fahrzeug. Schließlich fanden wir die gesuchte Ausschilderung eines Campingplatzes, wir wurden wieder aus dem Ort herausgeführt und landeten auf dem Camping de La Hallerais, wo wir für 7,60 € per Zelt, 3,45 € per Person und 0,40 € Taxe de Séjour (Kurtaxe?) pro Tag eine Weile bleiben konnten. Vorne am Eingang des Platzes gab es neben einem zum Ende der Saison fast leergekauftem Laden auch ein Restaurant, wo wir uns den Luxus eines leckeren Menüs leisteten.
Tagesstrecke: 278 km.
Relativ spät um 930 Uhr standen wir auf, der Himmel war bedeckt, und es schien ziemlich windig zu sein, aber unser Platz lag ganz geschützt. Beim Frühstücken kam auch die Sonne heraus. Ich hatte mich nach dem Weg in die Stadt erkundigt, und das sollte gar nicht so weit sein, wie es uns gestern auf der Straße schien, aber die machte wohl auch einen gehörigen Umweg. Neben dem Sanitärgebäude war ein Tor im Zaun, dann ging es steil durch den Wald hinunter zum Flußufer, wo man auf einem alten Treidelpfad nach Dinan kam. An einer Fabrik, wo man Körbe und Schachteln aus Holzspänen herstellte (ich hatte als Schlosserazubi mal mit Sägewerksmaschinen zu tun, aber im Vorbeigehen konnte man nicht viel gucken) dauerte das ca. 20 Minuten.
Zuerst erkundigten wir uns nach einer Fahrt auf der Rance nach St. Malo. Da gab es eine Möglichkeit am Freitag, das Schiff ging um 930 Uhr (das hieß früh aufstehen), zurück konnten wir uns dann einen von mehreren möglichen Bussen aussuchen. Das passte ganz gut, dann konnten wir morgen noch eine Tour ins Inland machen.
Dann galt es die schöne mittelalterliche Stadt zu besichtigen. Das bedeutete wieder steile kopfsteingepflasterte Gassen, aber die Anstrengungen lohnten sich. Es gab hier jede Menge alter Häuser, viele auch mit Fachwerk, zwar in ganz anderem Stil als in Deutschland, aber sehr schön. Wir guckten auch in zwei Kirchen rein und bestiegen trotz Gebühr den Glockenturm, von dem aus man einen sehr schönen Rundblick hatte. Und inzwischen war der Himmel auch richtig blau geworden. An einem Platz fanden wir eine Crêperie, wo wir nach bretonischer Art speisten: Erst eine Galette (eher herzhaft), dann einen Crêpe als Süßigkeit hinterher, dazu Cidre getrunken, so ließ sich das aushalten.
Irgendwann wurden uns die Füße schwer, und auf dem Rückweg war uns ganz schön warm, so passierte den Rest des Nachmittages nicht mehr viel, schließlich hatten wir ja Urlaub. Am Abend gab es diesmal schmalere Kost mit Brot und Tee.
Tagesstrecke: 0 km.
Beim Aufstehen schien die Sonne diesmal sofort, aber es war noch windiger als gestern. Heute fuhr Ulrike vor, wir wechseln uns dabei gerne ab. Zunächst fuhren wir aber in die falsche Richtung, sie hatte nämlich Dinard mit Dinan verwechselt. Nachdem wir die Tankstelle, die wir eigentlich in Dinan gesucht hatten, wieder verlassen hatten, zirkelten wir mindestens siebenmal um drei nahe beieinanderliegende Kreisverkehre umher, bis wir den Ausgang aus dem Vorort fanden. Das hätte ich wohl auch nicht besser gekonnt, da war wirklich überhaupt nichts ausgeschildert.
Dann wurde es aber eine schöne Tour über kleine Straßen zum Forêt de Paimpont, einer der Gegenden, von denen behauptet wird, die Ereignisse der Artus-Sage hätten hier stattgefunden. Wir machten Pause beim Val sans Retour, von dem es heißt, die Liebhaber der Fee Morgane hätten sich hierdrin reihenweise verirrt. Als Liebhaber schöner Landschaften war es uns erlaubt, den Ort wieder zu verlassen, und zwar über noch kleinere Straßen Richtung Westen.
Wir wollten von hier aus zum Lac de Guerledan, aber das war ein ziemlich weites Stück. Also beschloß ich (bei der Pause hatten wir gewechselt), bei Gomené auf die N164 zu gehen, die war hier autobahnähnlich ausgebaut, um zwischendurch etwas Strecke zu machen. Dort bekam jedoch Ulrike Probleme mit dem immer stärker gewordenen Wind (schon vorher lagen immer wieder Äste und unreife Kastanien auf der Straße) und fiel weit nach hinten. Mit den alten Motorrädern hatte ich immer mehr Schwierigkeiten bei Seitenwind gehabt als sie, nun war das wohl umgekehrt. Jedenfalls fuhren wir zwecks Beratung zu einem "Maggdoh" (so nennen die Franzosen die bekannteste amerikanische Fast-Food-Kette, das ist die Kurzform von "Maggdohnall", Betonung wie immer auf der letzten Silbe). Der Abbruch wurde beschlossen, die Rückfahrt sollte wieder über kleine Straßen und mit eher Rückenwind stattfinden. Das klappte auch ganz gut. An einer Stelle juckelten wir ganz gemütlich mit 80 km/h längs, als ich deutlich merkte, daß die Windbö mich schieben wollte. In der Rezeption des Campingplatzes hing ein Wetterbericht, die dort angekündigten 26 km/h Windgeschwindigkeit wurden also mit Sicherheit weit übertroffen. Dabei war es aber immer angenehm warm, die CB hatte ja ein eingebautes Thermometer, das zeigte während der ganzen Tour stets 26-27 Grad bei blauem Himmel.
Erst abends zogen Schleierwolken auf. Während wir uns auf ein paar Bier in das Restaurant begeben hatten, muß da noch einiges dazugekommen sein, denn als wir wieder zurück wollten, regnete es. Auch war es wohl keine gute Idee, unter dem Vordach noch etwas mit einem kleinem niedlichem Kätzchen zu spielen, denn das Tier folgte uns zu unserem Platz und tobte noch die halbe Nacht in unserem Außenzelt herum.
Tagesstrecke: 275 km.
Um 730 Uhr ließen wir uns durch eines unserer Mobiltelefone wecken. Es war noch fast dunkel, aber wir konnten ohne Regen frühstücken und kamen auch trocken nach Dinan zum Quai. Doch bald nachdem das Boot abgelegt hatte, ging es wieder los. Mir schien, die Rance als Paddelrevier könne man ungefähr mit der Schlei vergleichen. Es gab breitere Abschnitte und schmalere Durchfahrten, allerdings waren die umliegenden Berge deutlich höher, die Fahrt somit geschützter. Wenn man also mal mit dem Seekajak in der Nähe ist und es draußen zu doll kachelt, dann wäre es eine lohnende Sache, in Dinan einzusetzen und zu gucken, wie weit man kommt. Von Dinan nach St. Malo sind es 28 Kilometer, das ist genug Potential für eine lange Tour, insbesondere, wenn man wieder zum Ausgangspunkt zurückfährt.
Die Dauer genau dieser Fahrtstrecke war anscheinend erforderlich, um sich auszuregnen, wir konnten trocken am Rande der Altstadt aussteigen. An einem Kai gleich neben der Altstadt lag die Belem, eine 110 Jahre alte Dreimastbark, auf der man zwar als zahlender Matrose mitfahren kann (siehe www.fondationbelem.com), die aber während der Hafenliegezeit nicht besichtigt werden konnte.
Die Häuser der Altstadt waren (abgesehen davon, daß sie zu großen Teilen nach 1945 wiederhergestellt werden mußten) deutlich jünger als die von Dinan, aber durchaus nett, der Besuch lohnend. Wir durchstreiften das Viertel kreuz und quer, gönnten uns auf einem Marktplatz wieder Galettes und Crêpes zum Mittag, und ein Regenschauer zwischendurch war mir ein willkommener Vorwand, ein Antiquariat zu betreten (für das dort erworbene Buch über Schiffsmodellbau konnte das Wetter jedoch nicht verantwortlich gemacht werden). Später dann saßen wir auf der Seeseite auf der Stadtmauer und genossen die zurückgekehrte Sonne und die Aussicht auf das Meer und die vorgelagerten Inseln (der Kapitän hatte auf der Fahrt viel von der Ile de Cézembre erzählt, die den einzigen Südstrand an der Nordküste besaß).
Auch die Busfahrt zurück erinnerte mich etwas an die Schlei, es ging durch hügeliges Gelände, wenn auch die Höhen hier wieder deutlich größer waren. Endstation war im Zentrum von Dinan, so mußten wir also noch ein ganzes Stück laufen zum Zeltplatz, womit unser Bedarf an Fußmärschen vorerst gedeckt war.
Zum Abendessen gab es eine einfache Nudelmahlzeit aus dem Trangiakocher und anschließend wieder Bier aus dem Zapfhahn.
Tagesstrecke: 0 km.
Der Himmel war wieder blau heute morgen, und die Sonne schien, aber alles war triefend naß. Nebenan baute ein älteres englisches Ehepaar den Wohnwagen ab, und wir bekamen ihre Rangiereinrichtung vorgeführt. Man konnte dort zwei motorgetriebene Reibräder an die Reifen des Caravans klappen, dann ließ sich der Wagen per Fernbedienung ganz langsam über den Platz dirigieren. Er (natürlich hat er das Teil bedient und auch erklärt) konnte die Pfanne der Deichsel exakt über der Kugel der Anhängerkupplung positionieren und brauchte dann nur noch das Stützrad hochzukurbeln. Wir haben ja schon hin und wieder mal gedacht, daß wir, wenn wir zum Zelten zu alt werden, dann vielleicht über einen Wohnwagen nachdenken könnten, aber wenn wir für diesen Wohnwagenantrieb alt genug sind, sind wir dann möglicherweise nicht schon zu alt zum Autofahren? Aber technisch gesehen eine interessante Sache.
Um 1115 Uhr hatten auch wir unser Zeug zusammengepackt und aufgeladen (aus eigener Kraft, aber man könnte ja vielleicht die Koffer mit einem Modellhubschrauber...), und unser nächstes Ziel war das Cap Fréhel, auch wenn das Parken dort einen Euro pro Maschine kostete. Aber die Aussicht war den Preis wert, wir saßen lange dort und genossen den Blick auf das Meer im Sonnenschein. Von Osten kamen zwei Schiffe unter Segel, die das Kap runden wollten, das eine war die Belem, das andere ein Nachbau eines Korsarenschiffs. Natürlich holte ich als Segelschiffsfan sofort das Teleobjektiv hervor, um eine Reihe Bilder zu machen, und Ulrike begann zu lästern, wir würden aus der Bretagne mehr Aufnahmen von Segelschiffen als Landschaften mit nach Hause bringen. Und was soll ich sagen: Sie sollte Recht behalten. Ich mußte nämlich zuhause feststellen, daß sich die Kamera verstellt hatte, ohne daß ich das bemerkt hatte (mit einer Digitalkamera wäre das nicht passiert, da sieht man das Ergebnis ja sofort), und zufällig (ehrlich!) sind die Schiffsbilder so ziemlich die einzigen gewesen, wo die Einstellung gerade gepaßt hatte.
Nachdem die Schiffe vorübergezogen sind, fiel mein Blick auf eine kleine Maus, die zu meinen Füßen über das Gestrüpp des Abhanges lief. Diese zeigte ich zwei französischen Kindern, die hinter uns standen, und ich kam mit dem Vater ins Gespräch, der uns zu bewundern schien für die "Leistung", den weiten Weg von Hamburg um diese Jahreszeit mit Motorrädern zurückgelegt zu haben.
Die weitere Strecke durch die heidebewachsenen Dünen an Kap nach Sables-d'Or-les-Pins war wirklich schön. Weiter entlang der Küste und insbesondere um an St.-Brieuc vorbeizukommen, benutzten wir doch lieber die große Straße. Irgendwo unterwegs sahen wir am Straßenrand ein totes Wildschwein liegen. In Binic gab es zum Mittag wieder bretonisches Essen in einer Crêperie am Hafen, daran konnten wir uns wirklich gewöhnen. In Lanloup bogen wir wieder ab auf die Suche nach dem Meer. Dazu sind wir zwar scheinbar endlos durch besiedelte Gebiete gekurvt (möglicherweise haben wir uns da auch leicht verfahren), wurden aber an der Pointe de Minard durch einen tollen Aussichtspunkt belohnt.
In Paimpol machten wir uns auf die Suche nach der Jugendherberge. Ich habe ein Buch über Seekajakpaddeln, welches von der Jugendherberge in Paimpol herausgegeben wurde und worin die Autoren schrieben, sie hätten unter anderem auch eine Sammlung mit Literatur aufgebaut, und das wollte ich mir anläßlich einer Übernachtung mal angucken und vielleicht ein paar Kontakte knüpfen. Aber wir fanden sie nicht. Auf dem großen Stadtplan im Zentrum, wo allerhand wichtige und weniger wichtige Stätten angeführt waren, war keine Jugendherberge verzeichnet. Aber mein Buch war auch von 1993, in der Zwischenzeit kann manches passiert sein. Also fuhren wir noch ein ganzes Stück weiter. Hinter Lannion bekamen wir auch von der Hauptverkehrsstraße einen schönen Blick auf eine Meeresbucht, dann bogen wir ab Richtung Plougasnou, an dessen Ortsrand wir einen Campingplatz fanden. Der Eigentümer schien gerade nicht da zu sein, Campinggäste sahen wir auch keine, und wir wollten uns schon, wie in Frankreich in solchen Fällen üblich, irgendeinen Platz suchen, da kam ein Engländer und bat uns, ein wenig weiter hinten aufzubauen. Dieser Engländer war der Besitzer des Platzes, und als wir ihn fragten, ob wir uns die hölzerne Tisch-Bank-Kombination, derentwegen wir den vorderen Platz gewählt hatten, heranholen dürfen, organisierte er uns 2 Gartenstühle und einen Tisch aus Plastik.
So war das Abendessen natürlich richtig schön. Wir saßen dann noch lange nach Essen und Tagebuchschreiben bei einer Flasche Rotwein am Tisch und beobachteten, wie langsam die Dämmerung einsetzte, da fiel uns ein leichtes Flackern am Himmel auf. Von der Straße aus, wo keine hohen Hecken das Sichtfeld begrenzten, konnten wir das Schauspiel besser beobachten: Von Westen kam eine imposante Gewitterfront auf uns zu, langsam zwar, aber durchaus beeindruckend. Also wurde im letzten Licht alles weggeräumt und sturmfest gezurrt, und irgendwann nachts zog das Unwetter dann über uns hinweg, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten.
Tagesstrecke: 227 km.
Gestern hatten wir lange das Wetterleuchten bewundert, und die Nacht war etwas unruhig, darum standen wir erst um 930 Uhr auf, und im Urlaub soll man ja auch nicht hetzen. In aller Ruhe frühstücken, und das Zelt sollte ja auch wenigstens einigermaßen trocken werden, da kann das schon mal 1230 Uhr werden, bevor man auf die Straße kommt. Heute sollte es wieder einen Abstecher ins Landesinnere geben. Ich hatte mir vom Campingplatzbesitzer, der in seiner Jugend auch Motorrad gefahren war, den Weg beschreiben lassen: In Morlaix hinunter zum Hafen, den Einbahnstraßen folgen und direkt hinter einem aufgegebenen Motorradladen links abbiegen, dort sei evtl. der Ort Carhaix ausgeschildert. Trotz seiner englischen Aussprache der Ortsnamen ("Mòrlay", "Càrhay" mit Betonung auf der ersten Silbe) war das leicht zu finden, und wir kamen auf die D769, die uns äußerst schön in leichten Schwüngen durch ausgedehnte Waldgebiete führte. Die Freude wurde allerdings durch einige Regenschauer etwas getrübt.
In Huelgoat stellten wir unsere Maschinen ab und machten uns zu Fuß auf den Weg zu La Roche Tremblante, dem zitterndem Felsen. Der ist annähernd quaderförmig, hat eine stattliche Größe von geschätzt 4 x 4 x 10 Metern, und wenn man an einer bestimmten Ecke in richtiger Richtung drückte, konnte man ihn tatsächlich zum Wackeln bringen. Gut gefallen hat uns auch das Chaos, wild verstreute Felsen im Tal des kleinen Flusses ganz in der Nähe. Nicht ganz so gut gefallen hat uns der Regenschauer, der uns auf dem Rückweg zwang, in einer Crêperie Schutz zu suchen, aber was soll ich sagen, das Essen dort hat das wieder wettgemacht.
In der Zwischenzeit war auch eine große französische Motorradgruppe von etwa 20 Maschinen eingetroffen. Die Leute haben sich nicht so lange bei den Sehenswürdigkeiten aufgehalten, und so fuhren wir zeitgleich wieder los. Versehentlich bin ich zunächst mit der Truppe den gleichen Weg gefahren, weiter Richtung Carhaix, was wir eigentlich gar nicht geplant hatten, aber die Strecke hat sich gelohnt. Dann machten wir noch einen Abstecher auf ganz kleine Straßen, weil dort ein Menhir ausgeschildert war, aber wir fuhren mehrere Kilometer, ohne ihn zu finden.
So entschlossen wir uns, für den Rückweg an die Küste die gut ausgebaute D764 zu nehmen. In Plouescat wollten wir tanken. Aber es war Sonntag, da haben viele Tankstellen geschlossen. Wir versuchten es an einer Automatentankstelle, wie sie überall bei den Supermärkten zu finden sind, aber dort funktionierten offenbar nur französische Karten, weder EC- noch Visa/Mastercard brachten die Benzinquelle zum Sprudeln. Also erkundigte ich mich in einer Boulangerie nach bemannten Benzinstationen in der Gegend, es folgte ein Abstecher nach Lesneven, das aber eigentlich sowieso grob in unserer Richtung lag.
Eine Weile später führte uns unsere Route hinunter in ein schönes Tal an den Aber Wrac'h, und ich entdeckte unten links eine offizielle Ausschilderung eines Campingplatzes. Da es so langsam an der Zeit dafür war, folgten wir dem Hinweis 5,5 km lang bis in den nächsten Ort Plouvien. Dort fand sich jedoch kein weiterer Hinweis und noch weniger ein Campingplatz, also fuhren wir wieder zurück. Ulrike meinte, sie hätte vor kurzem auch einen Hinweis, aber zu einem anderen Campingplatz und in anderer Richtung, gesehen. Also ging es nun über die Kreuzung gerade hinweg, schön aus dem Tal hinaus die Anhöhe hoch, und in Plouguerneau fanden wir tatsächlich weitere Hinweise. Diese waren keine offiziellen Schilder, sondern gedruckte Plakate, auf eine Pappe geklebt und irgendwo hingehängt, und die Gegend war voll davon, an jeder Kreuzung fand sich eines. Nach unserer vorigen Erfahrung fanden wir, effizientes Marketing dürfe belohnt werden, und folgten den Tafeln über eine gefühlt mindestens ebensolange Distanz, denn der Ort Plouguerneau zog sich elend lang hin bis ans Meer. Auf dem Camping de la Grève blanche konnten wir unser Zelt mit Blick aufs Meer aufbauen (Schatten hätte es hier allerdings keinen gegeben, aber es war ja nicht mehr Hochsommer und damit auch nicht ganz so wichtig) und bekamen sogar noch vier Dosen eiskaltes Bier aus dem Laden mit, bevor die Betreiber gingen und wegen der Nachsaison erst am folgenden Nachmittag wiederkommen wollten. Der Platz war auch fast leer, es wurde ein schöner ruhiger Abend. Im Stockdunkel gingen wir noch einmal hinunter ans Meer, in der Ferne konnte man einige Seezeichen blitzen sehen.
Tagesstrecke: 234 km.
Auch in dieser Nacht hatte es einmal kurz geregnet, und auch diesmal ließen wir uns Zeit mit Aufstehen, Frühstücken und Abbauen. Das Zelt sollte schließlich einigermaßen trocken werden, und wir mußten den Platz ja auch nicht bis 1100 Uhr verlassen haben.
Ulrike führte uns immer an der Küste entlang zu ein paar schönen Pausenplätzen, teilweise mit netter Dünenlandschaft (da ist sie ein absoluter Fan von). Von der Pointe St. Mathieu aus fuhren wir jedoch nach St. Renan zum Einkaufen, um dann auf der Schnellstraße Brest zu umgehen und zügig nach Douarnenez zu kommen. Dort wollten wir ein paar Tage bleiben und Tagestouren machen.
Auf dem Campingplatz Trézulien fanden wir eine von Bäumen beschattete Terasse ganz für uns alleine. Bei den Vorbereitungen für das Abendessen kamen wir mit einem Krefelder Paar ins Gespräch, das mit einem Wohnmobil auf der Terasse über uns stand. Es endete damit, dass wir eingeladen wurden zu Würstchen und Schnitzel vom Grill, das hätten weder unsere Vorräte noch unsere Gerätschaften hergegeben, und natürlich auch nicht den Tisch und die zwei Stühle, die sich für uns noch fanden. Ich spielte eine Weile mit deren Hündin Anka Fangen (sie fing Kastanien im Flug), und wir klönschnackten sehr nett bei Cidre und Wein in den Abend hinein.
Tagesstrecke: 199 km.
In der letzten Nacht könnte das schon wieder geregnet haben, jedenfalls war meine CB vollkommen nass, als ich losfuhr, um Croissants zu holen. Damit konnten wir uns wenigstens ein kleines Bißchen für das Fleisch gestern abend revanchieren. Die Krefelder brachen ab und verlegten ihren Standort nach Camaret, wir brachen lediglich auf zu einer kleinen Tour Richtung Pointe du Raz.
Auf dem Hinweg machten wir Halt in Confort, um uns den berühmten Calvaire dort anzusehen. Ein Calvaire (auf deutsch "Kalvarienberg", aber das Wort finde ich schrecklich) ist eine Darstellung des Kreuzestodes Jesu Christi auf einem Steinsockel. Diese Monumente wurden in der Zeit der "bretonischen Renaissance" (zwischen 1450 und dem 17. Jahrhundert) errichtet.
An der Pointe du Raz hätten wir für das Parken pro Motorrad 3 € (mit PKW 5 €) zahlen müssen, das war uns eindeutig zuviel für einen Blick auf das Meer. Den bekamen wir umsonst an den zahlreichen Aussichtspunkten entlang der Küste zurück Richtung Osten, und wir besuchten etliche von ihnen: Pointe du Van, Pointe de Brézelles, zwischendurch hinunter zum Strand von Pors-Piron, Pointe du Milier...
Am frühen Nachmittag zurück in Douarnenez hielten wir unten im Hafen, denn der Museumshafen dort sollte einer der größten in Europa sein. Davon war leider nur wenig zu sehen, möglicherweise waren die Traditionsschiffe alle gerade irgendwo unterwegs. Lohnend fanden wir jedoch den Besuch des Musée de la Mer nebenan.
Am späten Nachmittag wurde eine Waschmaschine angeworfen und dann lecker gekocht, der Abend klang aus bei einer Flasche Rotwein.
Als wir uns ins Innenzelt verzogen hatten und uns gerade in die Schlafsäcke wickeln wollten, hörten wir, daß sich im Vorzelt irgendein Tier an unseren Sachen zu schaffen machte. Das war prinzipiell nichts neues, seit ich einmal mit dem Wurf einer leeren Bierflasche ein paar Ratten vertreiben mußte, packen wir unsere Essensvorräte immer gut weg, beim Paddeln in verschließbare Tonnen, beim Motorradfahren in die Koffer. Hier war das Problem offenbar der Müllbeutel, also stand ich noch einmal auf und hing ihn draußen an den Lenker der Suzuki. Kurz vorm Einschlafen wurde jedoch offenbar, daß diese Maßnahme nicht hinreichend war. Also wieder hoch, die Plastiktüte lag auf dem Boden, der Inhalt war zerstreut. So sammelte ich alles wieder zusammen und befestigte den Büdel nun an einem herabhängenden kleinen Zweig in der Hoffnung, jetzt schlafen zu können. Jedoch begannen dieselben Geräusche nach kurzer Zeit von neuem. Also noch einmal raus. Im Licht der Stirnlampe sah ich zuerst zwei Katzenaugen leuchten, dann wurde klar, daß ich das Objekt der Begierde, den kleinen Tetrapak mit dem Grundstoff der Nudelsoße, beim Aufsammeln übersehen haben mußte. Nie hätte ich gedacht, daß ein Tier mit solch einer kleinen Schachtel so einen Krach machen kann. Aber nachdem auch diese der am Zweig baumelnden Mülltüte zugeführt wurde, war endlich Ruhe im Karton.
Tagesstrecke: 97 km.
Auch heute morgen fuhr ich wieder los, um frisches Baguette zu holen. Als ich zurückkam, war auch Ulrike aufgestanden und hatte festgestellt, daß die Katze gestern Nacht mit total dreckigen Pfoten über ihre Maschine spaziert war und darauf deutliche Spuren hinterlassen hatte. Beim Reinigen von Tank und Sitzbank schimpfte sie wie ein Rohrspatz, ließ sich aber durch ein Frühstück besänftigen.
Gleich beim Aufbruch zur Tour fuhr Ulrike erstmal in eine Sackgasse im Wohngebiet. Sie hatte neulich schon einmal leichte Enttäuschung geäußert, daß wir noch keine Hinkelsteine gesehen haben (der Grund für meinen Abstecher letzten Sonntag), und hier war nun ein "Lotissement du Menhir" ausgeschildert, daß das soviel bedeutete wie "Hinkelstein-Siedlung", wußte sie nicht, merkte sie aber bald.
Deutlich interessanter war der Ort Lochronan, ein mittelalterliches Dorf im Nordosten von Douarnenez. Die Durchfahrt durch den Ortskern war für Kraftfahrzeuge verboten, also machten wir einen kleinen Spaziergang. Mit den dunklen Granitwänden wirkten die Häuser etwas düster, aber die Straßen (eigentlich kaum mehr als eine Straße und ein Platz) waren großzügig angelegt und wären gut von Autos befahrbar gewesen. Und einen Geldautomaten fanden wir hier auch.
Weiter ging es auf die Halbinsel nördlich von Douarnenez. Sehr hübsch auf der D887 der "Col" Menez-Hom mit einer beeindruckenden Höhe von 211 Metern, aber immerhin direkt aus dem Meer ansteigend. Von Camaret aus fuhren wir auf einer kleinen Straße das Nordende der Küste ab, schön durch Heide, Farn und Ginster. Hin und wieder konnte man an weniger gut getarnten olivgrünen Fahrzeugen sehen, daß das Militär die Ecke hier auch sehr schön fand. An der Pointe des Espagnols machten wir Pause an einem Parkplatz, dort führten auch ein paar Pfade durch die Landschaft. Bald danach fing die Gegend auch wieder an, bewohnter zu werden.
Später entdeckten wir noch eine sehr schöne Strecke durch den Wald im Verlauf der D60 und D47, frischer Rollsplitt trübte die Freude allerdings ein wenig.
In Plomodiern wurde eingekauft, damit wir am Abend wieder lecker kochen konnten. Während des Kochens begann es allerdings zu regnen, aber da eine meiner Anforderungen an ein Zelt lautet, daß man in der Apsis einen Trangiakocher betreiben können muß, konnten wir uns nach drinnen verziehen und unser Mahl und den darauffolgenden Rotwein in Ruhe genießen.
Tagesstrecke: 163 km.
Zwar sind wir um 900 Uhr aufgestanden, aber nach ein paar Tagen Standlager dauert das Einpacken doch etwas länger, und nach dem nächtlichen Regen gelang es uns auch nicht, das Zelt trocken zu bekommen. So kamen wir erst um 1210 Uhr los, zunächst auf die D143 nach Süden. Ulrike suchte eine Weile lang auf ganz kleinen Straßen nach der Kapelle von St. Évy, die einsam auf einer Wiese mitten in den Weiden lag, ohne irgendeinen Ort drumherum, in der Nähe der älteste Calvaire der Gegend. Während ich noch den Fotoapparat hervorholte, kam von irgendwoher ein Hund und hob plötzlich das Bein am Vorderrad von Ulrikes Motorrad. Trotz unmittelbarer und heftiger Verwarnung (ich kann auch auf französisch fluchen, das muß er verstanden haben) schlich er weiterhin um die Maschinen herum, so daß wir die Stätte wechselseitig besichtigten, während der jeweils andere über die Unbeflecktheit der Motorradreifen wachte.
Wieder auf größere Straßen zu kommen, dauerte ähnlich lange, wie die Kapelle zu finden, aber schließlich kamen wir doch an die Pointe de Penmarc'h, um dort den Phare d'Eckmühl zu besteigen. Die Aussicht von oben fand ich zwar nicht so berauschend wie in unseren Reiseführern geschildert, das kann aber daran gelegen haben, daß es an dem Tag recht diesig war. Nachdem wir die über 300 Stufen wieder hinabgegangen waren, brauchten wir eigentlich eine Stärkung, aber in den Bars in der Nähe des Turms war nichts zu Essen zu bekommen. Also stiegen wir wieder auf die Maschinen und fuhren bis La Forêt-Fouesnant, wo wir eine traditionelle Crêperie fanden, deren Besitzerin die gewünschten Speisen vor unseren Augen zubereitete. Hier entdeckten wir auch eine sehr schöne Nebenstrecke nach Concarneau. Der Ort selbst gefiel uns nicht so besonders, Pont-Aven (wo unter anderem Paul Gaugin eine Weile gelebt hatte) fanden wir bedeutend hübscher.
Unser Nachtlager fanden wir nördlich von Clohars-Carnoët auf einem Campingplatz, der wieder von Engländern betrieben wurde. Sie fuhren uns mit einem Elektoauto über den Platz und schlossen uns ein Waschhaus auf, denn um diese Jahreszeit seien nur noch ganz wenige Leute (auch alles Engländer) mit Mobile Homes da, die alle ihre eigenen Sanitäranlagen eingebaut hätten.
Tagesstrecke: 159 km.
"He, jo, spann die Moppeds an,
denn der Wind treibt Regen übers Land..."
(Eigentlich geht dieses Lied ja leicht anders)
Mehrere Schauer verhinderten ein Frühstücken im Freien, und das Zelt bekamen wir so natürlich auch nicht trocken zusammengelegt. Angesichts dessen fuhren wir gleich im Regenzeug los, an etlichen Schildern vorbei, welche die Kundschaft beim Verlassen des Platzes mahnten, auf der rechten Straßenseite zu fahren, und nach weniger als 10 km Richtung Meer wurde der Himmel blau! So konnten wir die zahllosen schönen Ausblicke von der D152 auf das Meer richtig genießen.
Die anschließende Durchfahrt durch die Stadt Lorient gestaltete sich dank einer ausgebauten Schnellstraße problemlos, und nach einer Weile erreichten wir die Halbinsel Quiberon. In St. Pierre-Quiberon führte eine kleine Straße nach Westen zur Côte Sauvage, der "Wilden Küste", und diese trug ihren Namen nicht ganz zu Unrecht, gab es doch immer wieder Plätze, von denen aus man an die Felskante herangehen und hinunter auf das Meer gucken konnte, welches unten gegen die Felsen patschte. Ein Aussichtspunkt anderer Art fand sich an einem Tisch vor einer Crêperie in Quiberon, hier galt unsere Aufmerksamkeit einerseits den Erzeugnissen der Küche, andererseits dem Treiben auf der Hafenpromenade. Beim Bezahlen drinnen an der Theke kam ich kurz mit einem Motorradfahrer ins Gespräch, der ein T-Shirt mit "Dnjepr"-Aufschrift trug, aber mit einer BMW da war, da sein Russenfahrzeug (der kundige Leser wird es geahnt haben) gerade nicht fahrbereit war.
Mit gefüllten Mägen ging es die gleiche Strecke wieder zurück, das ging gar nicht anders, machmal konnte man an beiden Seiten gleichzeitig das Meer sehen, und wenn nicht, dann lag das oft nur an ein paar Dünen. Ein paar Kilometer weiter kam Ulrike endlich dazu, ihre Menhire zu sehen, und zwar gründlich, denn in der Nähe von Carnac stehen über 3000 davon in der Gegend herum. Die haben wir natürlich nicht alle gezählt, aber immerhin einen langen Spaziergang entlang des größten Hinkelsteinparks gemacht.
Die Suche nach einem Campingplatz führte uns an Auray vorbei bis kurz hinter Le Bono an der D101. Auch dieser Platz war schon beinahe verlassen, und auch hier begann es nach dem Abendessen zu regnen.
Tagesstrecke: 148 km.
Ziemlich früh für unsere Verhältnisse fuhr ich los, um Brot zu holen, die Straßen waren noch feucht vom nächtlichen Regen. Beim Frühstücken kam die Sonne heraus, heute waren wir sensationell schnell fertig mit dem Einpacken und warteten eigentlich nur noch darauf, daß das Zelt ganz trocken wurde, da kam ein Gewitter. Also wurde das Zelt wieder naß, und wir kamen zu unserer üblichen Zeit los. Zuerst war ich noch optimistisch und ließ das Regenzeug im Tankrucksack, aber noch vor Vannes belehrten mich drohend finstere Wolken eines Besseren, und kurze Zeit später wurde offenbar: Das wollte sich einregnen. Da unser Urlaub sowieso fast zuende war und wir bei dem Wetter an Sightseeing doch keine rechte Freude gehabt hätten, beschlossen wir, statt dessen lieber Strecke Richtung Heimat zu machen.
Der Ort Rochefort-en-Terre an der D777 sah sehr hübsch aus und hätte bei trockenem Wetter bestimmt einen schönen Spaziergang durch altertümliche Gassen ergeben. 50 km weiter empfand ich den Ortsnamen Bain de Bretagne fast schon als Hohn, hatten wir doch gerade zuvor einen Abschnitt besonders üblen Regens über uns ergehen lassen müssen. Auch an der Burg von Vitré hoch oben auf einem Berg sind wir nur unten vorbeigerauscht.
Erst bei Alençon wurde es langsam trockener, die Regensachen behielten wir aber sicherheitshalber an. In Noancourt mieteten wir uns in einem Gasthof ein. Das Zimmer war nicht billig und das Essen unten im Restaurant auch nicht, aber ich bekam hier eine der leckersten Entrecôtes meines Lebens.
Tagesstrecke: 403 km.
Frühstück gab es hier erst ab 900 Uhr. Der Himmel war immer noch bedeckt, aber es schien trocken zu bleiben. Zwischen Les Andelys und Beauvais mußten wir doch noch einmal das Regenzeug hervorholen, danach kam jedoch bald wieder die Sonne durch. Mittagspause machten wir bei einem von Algeriern geführtem Routier zwischen Roye und Péronne.
Hinter Cambrai fuhren wir auf die Autobahn, die hier keine Gebühren mehr kostete, dafür aber auch reichlich Verkehr aufwies, das besserte sich aber schlagartig an der Grenze. In Belgien waren die Fahrbahnen streckenweise reichlich naß trotz heiterem Himmel. Hinter Liège nahmen wir uns ein Zimmer in einem Etap-Hotel und vernichteten dort unsere letzten Essensvorräte.
Tagesstrecke: 506 km.
Der Frühstücksraum im Etap-Hotel ging direkt in den Eingangsbereich mit dem Empfangstresen über. Wir saßen um 815 Uhr beim Essen, als ein Pärchen, beide Anfang 20, hereinkam und nach einem Zimmer fragte. Die Rezeptionistin erwiderte, Zimmer gäbe es erst ab 12, da gingen sie wieder.
Der Rest der Heimfahrt verlief unspektakulär bei trockenem, mit 17 Grad gefühlt kühlem Wetter, im Laufe des Tages wurde es zwar wärmer, aber auch windiger. Die Heimat empfing uns mit Stau am Buchholzer Dreieck, den wir umgingen, indem wir gerade noch rechtzeitig Richtung Elbtunnel abbogen und durch Harburg auf die B75 fuhren. Um 1600 Uhr waren wir zuhause und hatten noch einen ganzen Tag Zeit, alles auszupacken, Wäsche zu waschen und unser Zelt zu trocknen.
Tagesstrecke: 541 km.
Gesamtstrecke: 4338 km.
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