Die Rückfahrt war diesmal etwas unruhiger als die Hinfahrt, das Schiff rollte deutlich von Backbord nach Steuerbord und wieder zurück, aber es war noch nicht so schlimm, daß jemand hätte die Fische füttern müssen. Und unsere Maschinen waren ja gut angebunden und außerdem an wechselnde Schräglagen gewöhnt. Lästiger fand ich den Wasserhahn auf der Herrentoilette, der sich schloß, sobald man ihn losließ. Wie sich der Konstrukteur vorgestellt hat, daß man sich die Seife abwaschen soll, wenn man ununterbrochen mit einer Hand den Griff oben festhalten muß, wird mir zeitlebens ein Rätsel bleiben.
In Wellington angekommen dachten wir, den Krängungswinkel unserer Maschinen wieder selbst bestimmen zu können, aber es gab hier einigen Seitenwind. Der war aber letztlich auch nicht ganz so schlimm, und wir fuhren diesmal auch die Straße Nr. 1 an der Westküste entlang, wo uns die Berge Windschatten gaben.
Nach einer Weile war die Strecke gesperrt, vermutlich in Paremata, und wir wurden nach rechts in die Berge abgeleitet. Das hat sich landschaftlich durchaus gelohnt, allerdings war hier auf der kleinen Straße nun so viel Verkehr, daß es sich ganz schön hinzog. Oben ging es zunächst parallel zur Küste, dann hatten wir an einer Stelle einen wunderschönen Ausblick auf das Meer, bevor es recht steil wieder abwärts ging und wir bei Paekakariki wieder auf der Hauptstraße landeten.
In Wanganui bogen wir ab in die Berge (bzw. die Küste bog ab nach Westen, aber schon ein Stück vorher), und wir bekamen wieder Landschaft zum Genießen. Recht spät am Abend erreichten wir das YHA Ohakune, das fast menschenleer war, und wir hatten auch keine Lust zum Kochen, sondern gingen im Ort (im Winter ein äußerst touristischer Skiort) in ein Restaurant.
Tagesstrecke: 322 km.
Heute morgen war der Himmel strahlend blau. Beim Frühstück besuchte uns eine junge Katze (nach Auskunft der Angestellten 8 Monate alt), ganz schwarz mit einer rasierten Stelle am Bauch. Sie ließ sich gerne von uns streicheln, aber noch lieber hätte sie es gehabt, wenn wir ihr was von unserem Frühstück abgegeben hätten, was wir aber natürlich nicht taten. Dabei entstand dieser Text in Anlehnung an ein altes Kinderlied:
Miau, miau, ich will dir sagen,
miau, miau, mir knurrt der Magen.
Bald werd' ich mit scharfen Krallen
hinterrücks dich überfallen.
Mi-au, laß mich nich mehr waaten,
mi-au, rück schon 'raus den Braten!
Beim Aufladen klönten wir noch etwas mit der Angestellten, sie fuhr früher mal eine 400er Honda Custom.
Bei dem grandiosen Wetter heute hatten wir eine tolle Sicht auf die Vulkane, und auch sonst empfanden wir die Strecke nach Taupo ganz anders als "letztes Jahr", der Ginster blühte allerdings inzwischen nicht mehr.
Kurz hinter Taupo war wieder mal ein Lookout ausgeschildert, und da es gerade Zeit für eine Pause war, bogen wir ab. Jedoch fehlte bei der Ankündigung das Wort "Scenic", was uns zunächst nicht besonders aufgefallen war, aber wir sahen bald, warum: Uns bot sich der Blick auf eine riesige Industrieanlage zur Wärmegewinnung aus heißen Quellen. Sehenswert war das allemal, auf einem weitläufigen Areal verliefen eine Masse Rohrstränge zwischen den einzelnen Anlagen.
Überhaupt war hier die Region der Geysire und heißen Quellen. Unser nächster Halt war das Waiotapu Thermal Wonderland. Mich faszinierte das Schauspiel am Hot Mud Pool, wo es fortwährend blubberte und große Schlammtropfen hochspritzten, und ich versuchte, davon Fotos zu machen, aber Ulrike zog mich fort mit den Worten: "Das stinkt bestialisch", und damit hatte sie nicht ganz unrecht.
Ein kleines Quentchen von diesen schwefligen Düften hing hier fast überall in der Luft, das kann der Grund gewesen sein, warum wir den Imbiß in Rotorua, wo wir einen Regenschauer abwetterten, als nicht so appetitlich empfanden. Am Ortsausgang stiegen Dämpfe aus dem Straßengraben, man kann die Gegend getrost als anrüchig bezeichnen.
Doch diese unappetitlichen Erscheinungen sind nur regional begrenzt, in Tauranga mochten wir wieder Lebensmittel einkaufen, und ab Waiki befanden wir uns dann wieder im Motorradfahrerparadies, grüne Hügel mit viel Buschwerk und Wald und Kurvenempfehlungen von 45 bis 35, manchmal sogar nur 25 km/h.
In Whangamata fanden wir ein Zimmer in der Garden Tourist Lodge, dieses Etablissement war gleichzeitig Backpacker und Motel. Nach dem Abendessen (heute wieder selbstgekocht) fanden wir, daß Ulrikes Kette wieder nachgespannt werden müsse, das war aber auch mit dem uns jetzt zugänglichen Bordwerkzeug nicht ganz einfach.
Tagesstrecke: 422 km.
Da wir heute unsere Maschinen wieder abgeben mussten, nahmen wir nicht die Küstenstraße obenrum (sollte inzwischen vollständig asphaltiert sein), sondern durchquerten den Coromandel auf der 20A. Das war noch einmal eine ultraschöne Route, und hier auf der Halbinsel schien es auch eine Masse lohnender Wanderwege zu geben.
Auf der anderen Seite angekommen, fuhren wir doch noch ein Stück die Küste hoch. Hinter Thames verlief die Route direkt am Meer entlang, das hier fast wie Milch aussah. Irgendwann drehten wir um, um festzustellen, daß unmittelbar hinter uns ein heftiger Regenschauer niedergegangen sein mußte, die Straße war ganz naß. Tief unten in der Bucht gab es eine kleine Ebene, dann schwang sich die Route wieder in die Berge. In Kawakawa machten wir Pause und beneideten die Keksschachtel: Die durfte nämlich hierbleiben!
Schließlich kamen wir irgendwann über einen kleinen Berg, und Zack! Vor uns dehnte sich ein Häusermeer in der Ebene, jetzt war Schluß mit Lustig. Prompt mußten wir erst ziemlich lange nach dem Motorway suchen und uns dann an der Auffahrt unter einem Tankstellendach unterstellen. Der Pächter kam heraus, sah meine 900er und sagte: "Plenty of these araund. My last was one. Whish I hadn't sold it." Nun, verstehen konnte ich das gut, vielleicht sollte er sich wieder eine zulegen?
Das Bamber House war anhand des Mount Eden gut zu finden, die Hostelkatze saß auf einem Autodach und leckte sich die Innenseite eines Hinterbeins, welches sie dabei auf äußerst drollige Weise in die Höhe streckte. Wir bekamen ein Zimmer und unsere Koffer wieder und konnten somit die der Motorräder leermachen. Auf der Brücke über den Sund arbeitete wieder die Mittelstreifenversetzmaschine, die uns schon am Anfang so fasziniert hatte. Bei Te Waipounamu trafen wir John wieder, der uns die Maschinen abnahm und uns durch seine Frau nach Hause fahren ließ.
Dann machten wir noch einen kleinen Spaziergang. In dem Viertel gab es etliche schöne alte Häuser, und es lohnte sich, den Mount Eden zu besteigen, von dort hatten wir einen schönen Ausblick über Auckland. Oben gab es einen etwa 50 Meter tiefen Krater, und wir beobachteten einen Mann, der seinen Terrier hinter einem Frisbee herlaufen ließ, den er dort hinunterwarf. Da hatte das Tier dann richtig Auslauf, es schien aber, daß der Hund zwar Lust am Laufen hatte, aber nicht gewillt war, die Scheibe den ganzen Weg wieder hochzutragen. Wir haben aber nicht solange gewartet, um zu sehen, ob der Besitzer schließlich noch hinunterlaufen mußte.
Zu guter Letzt guckten wir noch in das Internet, um uns wieder auf Zuhause einzustimmen. Für Hamburg wurden dort Temperaturen von -7 bis -15 Grad genannt, brrrr, das ließ uns wieder wehmütig an unsere Keksverpackung denken.
Tagesstrecke: 270 km.
Gesamtstrecke 8501 km.
Es regnete. Den Regen hatten wir schon die ganze Nacht gehört. Da heute abend unser Rückflug ging, packten wir schon mal unsere Koffer und begaben uns dann in die Stadt, anscheinend sollte das heute einmal ein Museumstag werden. Das Museum of Technology and Transport, das uns Ingenieure natürlich brennend interessiert hätte, lag jedoch ziemlich weit außerhalb, also gingen wir ins Zentrum, kauften noch ein paar T-Shirts als Andenken und gingen dann am Hafen in das National Maritime Museum. Das war sehr interessant, es wurden die Themen
behandelt. Außerdem gab es im Hafen einen Dampfkran zu besichtigen (ja, hier kommen die Ingenieure schon wieder durch) und ein paar alte Traditionsschiffe sowie auch moderne große Segelyachten zu sehen, eine davon mit auf Hochglanz polierten Kupferbeschlägen überall. Und die Amerigo Vespucci war auch gerade hier.
Das Taxi zum Flughafen kostete 33 NZ$ (statt 25 auf der Herfahrt), und am Flughafen mußten wir noch 25 NZ$ Departure Fee berappen (am 1. Januar eingeführt), bevor wir uns ins Flugzeug setzen durften. Der Rückflug verlief ebenso unspektakulär wie der Hinflug, ohne Halt auf Fiji, aber mit ähnlich langem Aufenthalt in Seoul. Das koreanische Bordpersonal war auch diesmal nicht besser zu verstehen, sie kamen mit dem Essen durch und fragten: "Sefuh o Tschickehn?", und wenn man Huhn schon gehabt hatte, begriffen sie wiederum nicht sofort, daß man "nicht das Huhn" haben wollte (es war Fisch, Seafood). Das Filmprogramm hatten sie auch geändert, ich hatte mir auf dem Hinflug einen ausgeguckt, aber den gab es nicht mehr. Aber ich konnte diesmal nach Gusto schlafen und hatte so gut wie keine Probleme mit der Zeitumstellung.
Wir hatten vor dem Urlaub einen Postlagerantrag gestellt, damit in der Zwischenzeit unser Briefkasten nicht überquoll. Und das hat zu unserer großen Freude diesmal perfekt funktioniert, nicht eine einzige Sendung hat den Weg am Lagerfach vorbei in unseren Briefkasten gefunden. Wir hatten das in der Vergangenheit schon ganz anders erlebt, einmal betrug die Quote der Irrläufer ca. 70 %...
So hatten wir nun also dieses Schreiben, welches man standardmäßig von der Post erhält und in dem sinngemäß steht: "Bitte bringen Sie nach Ablauf der Lagerzeit dieses Schreiben sowie Ihren Personalausweis mit und holen Sie die gelagerten Sendungen ab." Und wörtlich: "Eine Zustellung der gelagerten Sendungen ist nicht möglich."
Damit stapfte Ulrike also am Freitag früh, während ich schon wieder arbeiten durfte, durch den Schnee zum Postamt, legte Perso und Brief vor und bat um unsere gelagerte Post. Der Mann am Schalter meinte jedoch, das ginge nicht.
"Ja, aber hier steht doch, ich soll das abholen."
"Ja, das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Die Sendungen werden jetzt zugestellt. Hoffentlich sind Sie dann da."
"Hmm, weiß nicht. Wann werden die denn zugestellt?"
Er klemmte sich an das Telefon und meinte dann: "Der Bote ist damit gerade unterwegs."
"Ja, dann bin ich also dann nicht da, denn ich bin ja jetzt hier!"
Nach einer Weile ließ sich zuerst der Mann am Schalter überzeugen, daß die Verfahrensweise so ja nicht ganz richtig ist, und sodann der reguläre Postbote überreden, auf seiner zweiten Tour den ganzen Packen mitzunehmen, so daß wir schließlich auch noch unsere Post bekamen.
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