Softwareupdate

Das Wort "Softwareupdate" ist ja in Zeiten von Abgasskandalen in aller Munde. Aber neben Dieselfahrzeugen gibt es natürlich auch noch eine ganze Menge anderer Dinge, die mit Software betrieben werden und bei denen ein Update derselben von Zeit zu Zeit nötig wird. Da wäre zum Beispiel unser Navigationsgerät zum Motorradfahren, ein Tomtom Rider 400.

Die Firma Tomtom verfolgt dabei nun die nicht immer anwenderfreundliche Strategie, solche Updates nur in Verbindung mit einem Computer über spezielle Kommunikationssoftware zu ermöglichen. Und diese Software gibt es leider lediglich für die Betriebssysteme Windows und Macintosh, jedoch nicht für Linux, mit welchem ich schon seit ca. 20 Jahren meinen häuslichen Rechner betreibe. Zwar gab es darauf bis vor einem Jahr auch noch ein Windows im Dual Boot, aber nachdem Microsoft den Support für das XP eingestellt hat, hatte ich es vom Internet abgeklemmt, und ohne Netzverbindung läuft diese Software natürlich auch nicht.

Ich persönlich habe damit auch gar kein ganz großes Problem. Routen plane ich eigentlich immer direkt am Gerät, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass es mit importierten Routen nicht selten noch Probleme gibt. Und dass die Karte im Gerät im Laufe der Zeit neu gebaute Straßen nicht kennt, finde ich relativ verschmerzbar. Da sieht jedoch meine liebe Frau etwas anders. Sie liebt es, Touren am Rechner zu planen, dessen signifikant größerer Bildschirm die Sache zugegeben deutlich vereinfacht. Und sie sagt nicht zu unrecht, da wir mit diesem Gerät ein Recht auf Kartenupdates mitgekauft haben, sollten wir das auch nutzen. Nachdem ich, begleitet von gelegentlichen Ermahnungen, einiges versucht habe, das Ganze doch irgendwie zum Laufen zu bringen (aber im Windows-Emulator Wine habe ich das nicht geschafft, und zum Aufsetzen einer VM musste ich erst einmal Plattenplatz schaffen - was übrigens für das alte XP den endgültigen Tod bedeutete), habe ich, als ich bei einem Kundentermin zufällig in einen Verkauf ausgedienter Rechner geraten bin, mir ein Geburtstagsgeschenk gemacht und ihr für kleines Geld ein gebrauchtes Notebook mit Windows 10 mitgebracht.

So kam der Tomtom schließlich zu seinem Softwareupdate, und bei der Anreise zu einem Forumstreffen im Thüringer Wald über Himmelfahrt hatte ich Gelegenheit, das Ergebnis zu testen.

Neben einigen kleinen Änderungen in Design und Layout der Bedienoberfläche, an die man sich bestimmt in kurzer Zeit gewöhnt haben wird, fiel mir vor allen Dingen eine Anpassung im Verbindungsverhalten zum Headset im Helm auf. Wenn ich nämlich früher an einer Baustellenampel den Motor ausgemacht hatte, verlor über die ausgeschaltete Zündung auch das Navi am Lenkerhalter seine Stromversorgung und ging dann automatisch nach 5 Sekunden in den Ruhemodus. Das war dann immer mit einem Verlust der Connection zum Headset verbunden, die sich mit Starten des Motors (und automatischer Reaktivierung des Navis) nicht automatisch bereinigte - ich musste stets das Headset nach dem Losfahren einmal aus- und wieder einschalten. Das hat sich nun behoben, jetzt wird zuverlässig wieder neu verbunden. Finde ich prima!

Aber an anderer Stelle ist man mit dem Update nicht ganz so glücklich gewesen. Sie haben nämlich auch (und das stand sogar in den Releasenotes) die Sprachansagen bei Kreisverkehren überarbeitet. Das ging bisher immer nach dem Muster "Biegen Sie im Kreisverkehr links/rechts ab, erste/zweite/dritte Ausfahrt", und "Fahren Sie geradeaus über den Kreisverkehr" gab es natürlich auch. Die Zahl der Ausfahrt war eigentlich immer korrekt, ich erinnere mich nicht, da schon einmal echte Fehler erlebt zu haben. Mit dem "links", "rechts" oder "geradeaus" hingegen war das öfters mal so eine Sache. Natürlich gibt es auch dabei unklare Fälle, wo man sich streiten könnte, ob das jetzt geradeaus oder links bzw. rechts weitergeht. Aber mir sind etliche Fälle im Gedächtnis, wo das schlicht falsch angesagt wurde, bis hin zu einem Mal, wo ohne den Kreisverkehr das "geradeaus" in Wahrheit fast eine 180°-Kehre nach rechts gewesen wäre.

Nun gibt es ja in der Softwareentwicklung Situationen, in denen man einen alten Algorithmus überarbeiten muss, diesen aber partout nicht versteht, die ursprünglichen Autoren haben das Unternehmen längst verlassen, und was immer man daran verändert, macht die Sache nur schlimmer statt besser. In solcher Lage kann man dann schon einmal auf die Idee kommen, ob man dieses Feature denn tatsächlich noch benötigt oder nicht besser die Funktion einfach abschaltet. In diesem Fall würde man sich vielleicht damit behelfen, die Richtung einfach wegzulassen und nur noch so etwas ansagen zu lassen wie: "Nehmen Sie im Kreisverkehr die erste/zweite/dritte Ausfahrt".

Es scheint, als hätten sie bei Tomtom zu einer solchen Notlösung Zuflucht genommen. Sie haben es dann aber komplett verrissen, indem sie die einzige Ansage genommen haben (es gab sie vorher auch schon, sie kam aber naturgemäß nur selten), die alles noch schlimmer macht:

"Fahren Sie um den Kreisverkehr herum, erste/zweite/dritte Ausfahrt."

31.05.2018


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