Infos zum Motorradfahren in Neuseeland

Verkehrstechnische Besonderheiten

Linksverkehr

An den Linksverkehr muß man sich natürlich erst einmal gewöhnen. Das geht aber relativ schnell, insbesondere, wenn man sich auf zweispurigen Straßen mit Mittellinie bewegt. Beim Abbiegen muß man sich schon etwas mehr konzentrieren, damit man am anderen Ende wieder auf der richtigen Seite herauskommt. Richtig übel wird es, wenn man sich auf Tankstellen oder Industriehöfe begibt, wo keine festgelegten Wege existieren, da mußten wir auch nach Wochen immer noch höllisch aufpassen.

Auch wenn man nach längerer Pause irgendwo wieder losfährt, sollte man an den Linksverkehr denken. An einigen Parkplätzen an touristischen Höhepunkten gibt es deswegen entsprechende Richtungspfeile auf der Straße.

Rechts vor Links

In Neuseeland gilt wie in Deutschland die Regel "Rechts vor Links", was an einer Stelle einen gewöhnungsbedürftigen Effekt hat:

Wenn ich (1) auf der Vorfahrtstraße fahre und links (um das kurze Eck) abbiegen möchte, dann muß ich demjenigen (2), der mir auf der Haupstraße entgegenkommt und in die gleiche Straße einbiegen will, Vorfahrt gewähren (weil er von rechts kommt), obwohl jener den dritten (3), der rechts neben mir fährt und geradeaus weiter will, durchlassen muß!

Skizze zum Rechts vor Links

In der eben beschriebenen Konstellation kommt das zum Glück selten vor, aber man muß aufpassen, wer in Deutschland um die kurze Ecke abbiegt, muß nur auf Fußgänger achten, drüben ist das nicht so einfach. (In England scheint diese Regel übrigens nicht zu gelten.)

Geschwindigkeit

In Neuseeland werden Entfernungen im Gegensatz zu England in Kilometern gemessen, und es gilt generell eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Das ist auch weiter gar nicht schlimm, weil man oftmals wegen Kurven etc. gar nicht so schnell fahren mag und kann. Innerhalb von Orten gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h, was aber anscheinend nicht durch ein Ortsschild impliziert wird, sondern immer extra ausgewiesen ist.

Für LKW gibt es keine besonderen Einschränkungen, und wenn sie können (in der Ebene), dann fahren sie auch 100, so daß man sich nicht gleich Gedanken um's Überholen machen muß, wenn man weit vor sich einen Laster sieht.

Sehr angenehm empfand ich auch den Umstand, daß Geschwindigkeitsbeschränkungen unter 100 km/h immer nur aufgrund von Ortschaften verhängt werden, nie wegen gefährlicher Kurven oder ähnlichem. In Neuseeland gilt halt außerdem (wie in Deutschland ja auch) der Grundsatz, daß man seine Geschwindigkeit den Verhältnissen anpassen muß, und man meint offenbar, daß das reicht (und ich frage mich, warum das in Deutschland nicht reicht?).

Dafür gibt es in Neuseeland durchaus auch Kontrollen auf freier Strecke, was ich bei uns noch nie gesehen habe (auf Landstraßen darf man bei uns ja auch nur 100 fahren...).

Vor Kurven gibt es dafür oft Geschwindigkeitsempfehlungen von 85, 75, 65, ... bis hinunter zu 15 km/h, an die man sich zwar nicht halten muß, aber von der Größenordnung her schon sollte. Verlassen sollte man sich allerdings auch nicht darauf, aber meistens kann man auf großen Straßen mit 100 km/h fahren, wenn nichts anderes dransteht. Auch haben wir festgestellt, daß wir oft auf die Empfehlung noch 10% aufschlagen konnten. Aber es gab einen Fall, wo die Empfehlung um 30% zu hoch lag!

Kreisverkehr

Viele Deutsche habe große Angst vor Kreisverkehren im Linksverkehr. Das kann ich gar nicht richtig verstehen, wenn man auf der richtigen Seite ankommt, fährt man automatisch auch richtig herum und kommt auch richtig wieder heraus, das geht meist gar nicht anders.

Es herrscht allerdings im Kreisverkehr die Sitte, so zu blinken, als handele es sich um eine einfache Kreuzung; Man blinkt also schon vor der Einfahrt in den Kreis rechts, wenn man beabsichtigt, einen Dreiviertelkreis zu fahren, das können dann alle anderen prima einschätzen.

Auch gibt es zuweilen Kreuzungen, auf die ein Kreis aufgemalt ist, hier gilt dann die Vorfahrt so, als handele es sich um einen Kreisverkehr.

Autobahnen

Es gibt wenige Autobahnen in Neuseeland, aber es gibt sie, und auch wenn die Neuseeländer gerne damit kokettieren, daß die Staus in ihrem Land durch Schafherden verursacht werden, so haben wir doch in Auckland auch richtige Staus auf der Autobahn erlebt.

An Auffahrten hat nicht der bereits auf der Strecke befindliche Verkehr Vorrang, sondern beide Spuren sind gleichberechtigt (so wie z. B. in Dänemark), und Abfahrten können auch schon mal nach rechts (zur Mitte hin) abgehen.

Einspurige Brücken

Brücken sind bei der geringen Verkehrsdichte oft einspurig ausgeführt, dies wird mit dem Schild "One lane bridge" angekündigt, immer wird dabei auch eine Fahrtrichtung als wartepflichtig ausgewiesen, und das klappt im Allgemeinen auch ganz gut, weil an solchen Stellen halt nie viel los ist.

Überholspuren

Auf größeren Landstraßen werden hin und wieder "Passing lanes" eingerichtet, hier wird dann eine dritte Spur eingerichtet, wo man langsamere Fahrzeuge überholen kann, wie man das in Frankreich auch oft sieht. Auf manchen Strecken werden sie sogar mehrere Kilometer im Voraus angekündigt.

Furten

Trifft man auf ein Warnschild mit dem Text "Ford", so bezieht sich das nicht etwa auf die Automarke ("Achtung, hier treibt sich ein wildgewordener Escort-Fahrer herum, dem wir schon längst den Führerschein abgenommen hätten, wenn er uns nicht immer wieder entwischen würde!"). Vielmehr handelt es sich um eine Furt.

Das kann einem auch auf großen Straßen begegnen, z. B. auf dem Highway Nr. 1 zwischen Kaikoura und Blenheim. Dafür handelt es sich an dieser Stelle aber auch nicht um eine Flußdurchquerung, die ein Motorrad mit hochgezogenen Luftansaugschläuchen erfordert, sondern man hat es lediglich nicht für nötig gehalten, einem Bach, der meistens eh kein Wasser führt, extra eine Brücke zu spendieren.

Immerhin muß man mit einer Menge auf die Straße gespülten Steinen rechnen, und wenn es im Augenblick tatsächlich mal ganz doll regnet...

Allgemein

Reparaturen am Straßenbalag gehen eigentlich immer mit Rollsplitt einher, oft angekündigt, manchmal jedoch auch nicht, also aufpassen muß man halt immer.

Hingegen hat kaum ein Neuseeländer ein Problem damit, schnellere vorbeizulassen, oft wird extra links an die Seite gefahren, damit man überholen kann. Auch beim Abbiegen nach rechts wird in der Regel noch vor der Abbiegerspur über die Sperrfläche gefahren, wenn dahinter jemand kommt, der evtl. geradeaus weiterfahren möchte.

Besonderheiten für Motorräder

Es gibt für Motorräder viel weniger Beschränkungen als in Deutschland, insbesondere was technische Umbauten angeht. Spezielle Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Fahrverbote für Motorräder haben wir nicht gesehen. Es gibt auch deutlich weniger Motorräder in Neuseeland als in Deutschland. Wenn man einen anderen Motorradfahrer trifft, grüßt man sich mit der linken Hand über die Verkleidung hinweg (im Gegensatz zu England, wo das Grüßen oft nur in einem leichten Kopfnicken besteht).

In Neuseeland besteht Helmpflicht, jedoch muß man nicht am Tage mit Licht fahren (das ist jedoch erlaubt und bekanntlich auch sinnvoll).

Wenn man am Straßenrand anhält, steht man ja an der linken Seite, beim Absteigen bewegt man sich also nicht zurück auf die Straße in den Verkehr, was ganz angenehm ist. Dafür steht die Maschine auf dem Seitenständer noch schräger, weil die Straße ja nach links hin abfällt.

Literatur

Nelles Map New Zealand 1:1.250.000

Nelles Verlag, München

Ausgabe 2001

Gibt auch Auskunft über den Straßenzustand (Schotterstrecken!), diese haben sich aber hier und da als falsch erwiesen (in beiden Richtungen), man sollte sich immer noch mal vor Ort erkundigen.

Mitchell, Peter:

"A Guide to Motorcycle Touring in New Zealand"

Longacre Press, Dunedin, 2000

ISBN 1 877135 45 3

Eine Sammlung von Streckenbeschreibungen von Tages- und Wochenendtouren.

Wurde uns von Te Waipounamu kostenlos nach Deutschland geschickt zur Vorbereitung.


zum zugehörigen Reisebericht: Teil 1, 2, 3 Inhaltsverzeichnis